Mit: Ezra Miller, Michael Keaton, Ben Affleck, Sasha Calle, Kiersey Clemons, Jeremy Irons, Michael Shannon, Ron Livingston, Maribel Verdú, Antje Traue u.a.
Kurzinhalt:
Barry Allen aka "The Flash" hadert mit Ende Zwanzig nicht nur noch immer mit dem Tod seiner Mutter, die ermordet wurde als er elf Jahre alt war, sondern auch mit der wohl nahenden Verurteilung seines Vaters, der den Mord an seiner Ehefrau begangen haben soll und im Falle einer Verurteilung bis an sein Lebensende hinter Gittern sitzen dürfte. Als er eines Tages herausfindet, dass er nicht nur mit unglaublicher Geschwindigkeit durch die Weltgeschichte reisen, sondern mit seinen Fähigkeiten auch Raum und Zeit manipulieren kann, fasst er den Plan die Vergangenheit zu ändern, seine Mutter vor dem Tod zu retten und damit gleichzeitig seinen Vater vor dem Gefängnis zu bewahren. Verändert sich die Vergangenheit, wirkt sich dies jedoch auch mit unabsehbaren Folgen auf die Zukunft aus. Und so schafft Barry aus Versehen eine Welt, die dem Untergang geweiht ist, dem sich keine Justice League entgegenstellen kann, weil in dieser Version der Welt keine Superhelden zu existieren scheinen. Keine bis auf Batman, der in dieser Gegenwart allerdings schon vor einer ganzen Weile auf Rente gegangen ist…
Review:
Am 15. Juni ist endlich "The Flash" in den deutschen Kinos gestartet und verspricht, nach allem, was man so im Internet finden kann, eine spannende Zeitreise in der Welt der Superhelden garniert mit einer bunten Mischung aus gigantischen CGI-Effekten zu werden. Und das hält "The Flash" dann auch ein. Naja, zumindest in Teilen. Jedenfalls dauert es keine fünf Minuten, bis den Zuschauern ein fantastisches Feuerwerk aus am Computer generierten Explosionen, Charakteren, Lichtern, großes Bumm und Peng geboten wird und die Filmemacher, bzw. die dahinterstehenden CGI-Studios, klarstellen, was sie auf dem Kasten haben. So weit so gut. Wie bereits erwähnt ist das aber leider nicht immer so, was an den jeweils unterschiedlichen, mit der Erstellung von Effekten beauftragten Studios liegen dürfte. Während einige der computergenerierten Effekte durchaus als überragend betitelt werden können, sehen andere in manchen Situationen leider mehr als billig oder schlicht unfertig aus.
Hier sticht insbesondere die Darstellung der Zeitreisen hervor. In "The Flash" wird dafür ein recht originelles Konzept verwendet, jedoch wirken die dargestellten Charaktere innerhalb dieser sogenannten "Chrono-Bowl" eher wie creepy Wachsfiguren, auf die man nachts nicht unbedingt treffen möchte. Als ob der Feierabend mitten in den CGI-Renderprozess gefallen wäre. Sonst ist "The Flash" im technischen Bereich aber solide. Die Kameraführung ist durchweg passend dynamisch, was besonders in den Actionszenen zur Geltung kommt. Schnell geschnitten, aber nicht so schnell, dass es dem Zuschauer auf die Nerven geht, wie es heutzutage in Actionfilmen oftmals der Fall ist, um mangelnde Stuntfähigkeiten der Darsteller zu kaschieren. Der Soundtrack von Benjamin Wallfisch passt ebenfalls gut zur Geschichte und erzeugt in den entscheidenden Momenten die richtige Stimmung. Die Handlung von "The Flash" dreht sich um Barry Allen, gespielt von Ezra Miller ("Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse" und anderen Filmen im DC-Universum), der nach den Ereignissen aus "Justice League" zwar seine Rolle als Superheld angenommen, aber im Privatleben noch so seine Schwierigkeiten hat. In einer lockeren Adaption des "Flashpoint"-Comic-Events nutzt Barry seine neu entdeckte Fähigkeit zur Zeitreise, um das traumatischste Ereignis seines Lebens rückgängig zu machen - den Mord an seiner Mutter, als er noch ein Kind war. Leider löst er damit aber auch unbeabsichtigt ein multiversales Chaos aus.
Die Story ist witzig, temporeich inszeniert und bietet jede Menge Action, vielleicht manchmal sogar etwas zu viel des Guten. Teilweise springt der Film von einer Actionszene in die nächste, ohne dem Publikum viel Zeit zum Verarbeiten des Dargebotenen zu gönnen. Hierbei bedient er sich der Regeln der Zeitreise aus "Zurück in die Zukunft" und kreiert so ein vom ursprünglichen abweichenden Universum. "The Flash" wird zur Geschichte zweier Barry Allens, zweier Batmans und zwei Versionen von DC-Filmrealitäten, die aufeinanderprallen. Wer hier aber ein bloßes Mashup der DC-Filmgeschichte vermutet liegt falsch. Vielmehr handelt es sich um ein überraschend humorvolles Moralstück, in dem Barry die Folgen seiner egoistischen und trauergetriebenen Handlungen ausbügeln muss. Dabei schafft es Regisseur Andy Muschetti ("Es", "Mama") und dessen offensichtliche Zuneigung für die Hauptfigur des Films, die zahlreichen teils originellen Actionsequenzen und die verschlungene Zeitreisehandlung zu erzählen, ohne dabei die Hauptfigur und dessen emotionalen Weg aus den Augen zu verlieren.
Ja, die Story ist ein Stück weit überladen mit Fan-Service und ja, der dritte Akt wirkt etwas unhandlich, aber das hält "The Flash" nicht davon ab, für mich tatsächlich unerwartet zu einem der besseren Filme aus dem DC-Universum seit „The Dark Knight“ zu werden. Neben den Effekten und der Handlung ist dies vor allem auch der Besetzung zu verdanken. Ezra Miller überzeugt in seiner Doppelrolle, und verleiht beiden Barry Allens eine charmante und sympathische Note. Man merkt ihm an, dass ihm das Verkörpern seines Charakters gefällt, und er macht mit seinem Wechselspiel zwischen Ernsthaftigkeit und Humor grundsätzlich ersteinmal einen ausgezeichneten Job. Allerdings ist dies, auch wenn der humorige Part seiner Darstellung maßgeblich daran beteiligt war, dass ich mich in den gut 2,5 Stunden, die der Film dauert, nicht ein einziges Mal gelangweilt habe, gleichzeitig ein Kritikpunkt meinerseits. Während der „alte“ Barry den Ernst der Lage zu erfassen weiß, kommt der „junge“ Barry oftmals wie ein Part des prominenten Bill & Ted Traumpaares rüber, dessen Figur teilweise in puren Slapstick-Humor abgleitet. Wie gesagt, unterhaltsam, aber meiner Meinung nach nicht ganz passend. Ben Affleck und Michael Keaton, der mich alten Mann als Batman zurück in meine Kindheit führt, sind als die zwei Batmans großartig. Während Affleck die gebrochene, zynische Haltung seines Batmans wunderbar zur Geltung bringt, stellt Keaton eine weisere, aber dennoch sarkastische Version des dunklen Ritters dar.
Doch auch wenn es für einen "The Flash" Film überraschend viel Batman mit dazu gibt, hat Muschetti penibel darauf geachtet, dass dabei niemals die Geschichte des Hauptcharakters aus dem Fokus gerät. Im Gegenteil: Die unterschiedlichen Perspektiven der beiden Fledermausmänner geben Ezra Millers Charakter zusätzliche Tiefe. Ansonsten erhält leider Kiersey Clemons als Barrys Romanze Iris West nicht so viel Leinwandzeit, wie sie meiner Meinung nach verdient hätte, und auch Sasha Calle als Supergirl nimmt man den gesamten Film über eher als Mittel zum Zweck, denn als vollwertigen Charakter wahr. Denkt an irgendein superheldiges Superheldenklischee - Supergirl erfüllt es. Mit viel Pathos. Abschließend sein noch festgehalten: Die vorstehenden Ausführungen beziehen sich ausschließlich auf die Qualität des Films, sowie die Leistungen seiner Darsteller, und lässt die Taten von Ezra Miller in jüngster Vergangenheit bewusst außen vor. Obwohl Miller sich für sein Tun entschuldigt hat, und nach eigenen Angaben Hilfe für seine psychischen Probleme sucht, ist er derzeit auf Bewährung wegen mehrerer schwerer Verbrechen. Letztlich muss jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden, wie er mit dieser Situation umgeht.
Fazit:
Auch wenn es sich bei "The Flash" zunächst um einen Superheldenstreifen von Vielen zu handeln scheint, ist er ein lohnenswerter Film für DC-Fans und solche, die es werden wollen. Obwohl der Streifen den einen oder anderen Kritikpunkt hat, bringt seine gelungene Erzählweise eine Menge Humor mit und der Cast, hier besonders Ezra Miller, tut sein Übriges, damit die Zuschauer sich für die Schicksale der Charaktere und deren Welt interessieren, so dass man hier auch über die teilweisen technischen Mängel oder den überbordenden Fanservice hinwegsehen kann. Ja, es ist auch "nur" ein weiterer Superheldenfilm, aber eben einer der besseren DC-Beiträge seit "The Dark Knight".