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Die böse Macht Drucken E-Mail
Göttlicher Showdown auf der Erde Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 28 März 2023
 
Titel: "Die böse Macht"
Originaltitel: "That Hideous Strength"
Bewertung:
Autor: C.S. Lewis
Übersetzung: Walter Brumm
Umfang: 588 Seiten (D)
Verlag: Ueberreuther (D), The Bodley Head (E)
Veröffentlicht: 1945 (E)
ISBN: 978-0-0071-5717-4 (E)
Kaufen: Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Mark Studdock studiert Soziologie am Bracton Collega in Edgestow. Dort wird gerade darüber heiß diskutiert, dass ein Forschungsinstitut, NICE genannt, ein Stück Land von der Universität gekauft hat, auf dem sich das Grab von Merlin befinden soll. Der Kauf führt auch dazu, dass die dortigen Bewohner ihre Häuser verlassen mussten. Kurz darauf wird Studdock von einem Vertreter von NICE kontaktiert, der versucht, ihn für das Institut anzuwerben. Mark wird daraufhin ohne eigentlich jemals so richtig zuzusagen – oder zu erfahren, worin genau seine Aufgabe besteht – Teil der Organisation, die sich schon bald als überaus bedrohlich herausstellt. Doch eben diese Gefahr, die von NICE ausgeht, macht es Mark schwer, den alles entscheidenden Schritt zu wagen, und es zu verlassen. Seine Frau Jane wiederum wird in letzter Zeit zunehmend von Alpträumen geplagt – die sich letztendlich vielmehr als Visionen von Ereignissen herausstellen, die kurz darauf stattfinden. Ihre betreffenden Nachforschungen führen sie schließlich zu einer Organisation, die von Ransom angeführt wird – und die NICE um jeden Preis aufhalten will. Und so entbrennt zwischen den beiden Organisationen ein Wettlauf rund um das Grab von Merlin, bei dem nicht weniger als das Schicksal der Erde auf dem Spiel steht…

Review: Der Abschluss der Perelandra-Trilogie konnte mir zumindest wieder eine Spur besser gefallen als der – in meinen Augen – katastrophale Mittelteil, sonderlich begeistert war ich aber auch von "Die böse Macht" wieder nicht. Bis zu einem gewissen Grad war das sicherlich auch hier wieder der Tatsache geschuldet, dass meine Einstellungen zu Leben, Glauben usw. mit jenen von C.S. Lewis teilweise nicht wirklich kompatibel sind. Auch der dritte Band ist wieder extrem im christlichen Glauben verwurzelt, und stellt diesen als das Maß aller Dinge dar. Dies nimmt dann teilweise so – für mich – absurde Ausmaße an, wie wenn Jane im Hinblick auf Merlin fragt, ob er denn eh Christ sei, zeigt sich aber natürlich in erster Linie darin, wie alles, was von diesem Glauben abweicht, als minderwertig bis abgrundtief böse dargestellt wird. Das muss man schon verdauen können; ich tat mir damit auch hier wieder sehr schwer. Generell vermittelt der Roman da und dort ein etwas gar archaisches Weltbild; Abtreibungen sind hier ebenso des Teufels, wie – Gott bewahre! – Polygamie. Dies mag ich ihm zwar insofern nur bedingt vorwerfen, als er halt mittlerweile auch schon wieder fast 80 Jahre auf dem Buckel hat, und sich die Zeiten – zum Glück – gewandelt haben. Und zugegebenermaßen stellt "Die böse Macht" im Hinblick auf die Rolle der Frau im Vergleich zu "Perelandra" stellenweise tatsächlich schon einen Fortschritt dar (wobei dies zugegebenermaßen mehr über den direkten Vorgänger aussagt). Dennoch stießen mir einzelne Aussagen und/oder Textpassagen wieder etwas sauer auf. Nur ein Beispiel von vielen: "That you do no fail in obedience through lack of love, but have lost love because you never attempted obedience". Ja klar, die Ehefrau, die zu Hause brav unterwürfig und gehorsam sein soll/muss. Da hat's mir halt wieder alles zusammengezogen. Gleiches gilt natürlich auch für die auch hier wieder überdeutliche Wissenschaftsfeindlichkeit, mit dem NICE-Institut als Ausgeburt des Bösen, und ordentlich faschistoidem Nazi-Anstrich.

Mit das größte Problem von "Die böse Macht" war für mich aber die ausufernde Erzählweise. Die beiden Vorgänger – wobei ich von "Jenseits des schweigenden Sterns" ja generell noch ziemlich angetan war – hatten den Vorteil, schnell ausgelesen zu sein. Zwar half selbst das "Perelandra" mit der Zeit nicht mehr viel, da ich mich mit diesem ja nicht einfach nur gelangweilt, sondern zunehmend richtiggehend geärgert hatte. Trotzdem half es dem Gesamteindruck, dass mich beide nicht übermäßig lange aufgehalten haben. Demgegenüber ist "Die böse Macht" länger als die beiden Vorgänger zusammengenommen – und strapazierte somit leider recht bald meine Geduld. Die oben angegebenen Meinungsverschiedenheiten zwischen Lewis und mir halfen hier natürlich ebenso nicht, wie die Tatsache, dass mich die Story leider nie so recht ansprechen, interessieren oder gar mitreißen konnte. Lewis erwischte aus meiner Sicht auch einen denkbar ungünstigen Einstieg, als mich die ersten zwei bis drei Kapitel mit ihren akademischen Diskussionen ungemein anödeten. Zwar gab es danach zum Glück immer wieder mal Stellen, die mir gefallen haben, insgesamt fand ich "Die böse Macht" aber halt leider doch sehr zäh, und dementsprechend mühsam. Erfreulicherweise gab es im Vergleich zum direkten Vorgänger – wo mich nur 1-2 Kapitel rund um Ransoms Ankunft auf der Venus überzeugen konnten, ehe der Roman dann für mich völlig abstürzte – diesmal zwischendurch immer wieder mal einzelne Lichtblicke. Mit am Besten gefiel mir eine Passage in etwa im Mittelteil, wo Mark so richtig in seine Aufgabe für das NICE-Institut hineingezogen wird, und freudig ihre Propaganda verbreitet. Hier prangert C.S. Lewis die betreffenden Mechaniken dahinter an, und zeigt auf sehr anschauliche Weise auf, wie schnell es passieren kann, dass man in ihren Einflussbereich gerät. Nett fand ich zudem die Anspielungen auf Tolkiens Mittelerde-Saga, sowie den Rückgriff auf die Artus-Legende. Und grundsätzlich muss ich auch "Die böse Macht" wieder zugestehen, gut geschrieben und teilweise schön formuliert zu sein. Jedoch, leider: Wenn man so wie ich nie wirklich einen Zugang zur Geschichte findet, hilft das halt herzlich wenig.

Fazit: Inhaltlich hat mich "Die böse Macht" leider nie so recht angesprochen. Der abschließende Teil der "Perelandra"-Trilogie leidet darüber hinaus darunter, dass er länger ist, als die beiden Vorgänger zusammengenommen. Vor allem die ersten 2-3 Kapitel mit ihren ausufernden akademischen Diskussionen fand ich enorm mühsam, aber auch danach hat sich "Die böse Macht" immer wieder ordentlich gezogen, und war für mich ganz insgesamt leider eine sehr zähe Angelegenheit. Immerhin gab es zwischendurch vereinzelte Lichtblicke, wobei mir nicht zuletzt 1-2 Kapitel im Mittelteil sehr gut gefallen konnten, wo C.S. Lewis beschreibt, wie Mark in den Einflussbereich des NICE-Instituts gerät, und bei der – wissentlichen – Verbreitung von Propaganda förmlich aufblüht. Im Hinblick auf faschistoide Mechaniken lassen sich aus "Die böse Macht" durchaus einige wertvolle Lehren ziehen. Leider aber aus meiner Sicht auch wirklich nur, was das betrifft; weil mit dem restlichen hier vermittelten Weltbild konnte ich wieder einmal herzlich wenig anfangen.

Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2003 Scribner)





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