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Dreibeinige Monster auf Erdkurs Drucken E-Mail
Drei Teenager fliehen in die Alpen Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 21 März 2023
 
Titel: "Dreibeinige Monster auf Erdkurs"
Originaltitel: "The Tripods: The White Mountains "
Bewertung:
Autor: John Christopher
Übersetzung: Wolfgang Schaller & Sabine Rahn
Umfang: 272 Seiten (E)
Verlag: Piper (D, Sammelband), Aladdin (E)
Veröffentlicht: 1967 (E)
ISBN: 978-3-49270-349-6 (D, Sammelband), 978-1-4814-1477-7
Kaufen: Taschenbuch (D, Sammelband), Taschenbuch (E, Sammlung), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: In der Zukunft wurde die Menschheit von dreibeinigen Monstern aus Metall, Tripoden genannt, unterjocht. Jedem Jungen und Mädchen wird nach dem vierzehnten Geburtstags eine Metallkappe in den Schädel eingesetzt, die den freien Willen unterdrückt. Doch nicht alle sind mit dieser Tradition einverstanden. Die beiden Cousins Will und Henry Parker beschließen kurz nach ihrem dreizehnten Geburtstag, reißaus zu nehmen. Hilfe erhalten sie dabei von Ozymandias, einem Wanderer, der sie darauf hinweist, dass in den Alpen freie Menschen leben. Kurz nach ihrer Ankunft in Frankreich lernen die beiden Jean-Paul kennen, den sie kurzerhand Beanpole bzw. Bohnenstange nennen. Zusammen macht man sich auf dem so gefährlichen wie beschwerlichen Weg zu den Weißen Bergen…

Review: Praktisch unmittelbar, nachdem ich mit der ersten Staffel der TV-Adaption fertig war, begann ich mich über "Dreibeinige Monster auf Erdkurs" zu stürzen (ich habe vor ziemlich genau sieben Jahren bei der mittlerweile ausverkauften Sammelausgabe des Piper-Verlags zugeschlagen, die aktuell – gebraucht – zu mehr als dem fünffachen Preis gehandelt wird, den ich damals bezahlt habe). Ähnlich wie zuvor bei "His Dark Materials" ergibt sich somit hier für mich die Ausgangssituation, die Verfilmung (bewusst) zuerst gesehen zu haben, und somit nun unweigerlich die Vorlage mit dieser zu vergleichen. Dabei zeigt sich insofern ein spannendes Bild, als solche Adaptionen üblicherweise ja deutlich kürzen und komprimieren müssen. Hier war es aber vielmehr umgekehrt: So wurde die relativ knappe Vorlage ja auf eine Staffel mit dreizehn Folgen ausgewälzt, und obwohl die Episoden jeweils nur etwas mehr als 20 Minuten lang waren, bot der Roman letztendlich zu wenig Stoff, weshalb Alick Rowe vieles vertiefte, ausbaute, und teilweise auch neue Handlungsstränge hinzufügte. So vermisst man als Kenner der Serie die Begegnung mit den Jugendlichen in Paris ebenso, wie den Besuch Weingut, wo die drei Jungs in Form von gleich mehreren hübschen Töchtern in Versuchung geführt werden, ihre Reise für längere Zeit zu unterbrechen. Viel mehr als in der Vorlage hat man auch im Hinblick auf die Liebesgeschichte zwischen Will und Eloise gemacht. Im Roman erfährt Will sehr früh, dass sie geweiht wurde, und scheinen somit nie wirklich echte Gefühle zwischen den beiden aufzukommen; Will hat nie vor, bei ihr zu bleiben, und wartet mit dem Aufbruch eigentlich nur, damit die Familie nicht zu früh Verdacht schöpft. Ich bin gespannt, welche Auswirkungen dies dann aufs zweite Abenteuer haben wird, denn in der Serie scheint Eloise ja ein ganz wesentlicher Antrieb für Will zu sein, um in die goldene Stadt der Tripoden zu kommen. In jedem Fall muss ich rückblickend sagen, dass die Adaption in vielerlei Hinsicht eine Verbesserung im Vergleich zur Vorlage darstellte, da sie einiges mehr an packenden Momenten und generell mehr Spannung und Dramatik bot.

Doch kommen wir vom Vergleich nun zum Roman an sich. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass John Christopher die Reihe ganz bewusst für junge Erwachsene geschrieben hat – dies also eine "Young Adult"-Reihe ist, lange, bevor dieser Begriff geprägt wurde, ist "Dreibeinige Monster auf Erdkurs" soweit ok. Vom Grundkonzept her erinnert es ein bisschen an H.G. Wells Klassiker "Krieg der Welten", insbesondere im Hinblick darauf, dass eine technologisch rückschrittliche Menschheit gegen (vermeintlich) außerirdische Invasoren antritt – nur, dass das Geschehen hier nicht in der Vergangenheit, sondern der Zukunft angesiedelt ist, und die Menschheit den Kampf eigentlich schon verloren hat. Gemein ist ihnen dafür nicht zuletzt die Erzählperspektive – aus der Sicht einer einzelnen, "zivilen" Person – und zumindest hier im ersten Teil der Reihe, dass es eigentlich gar nicht so sehr um den Kampf gegen die Unterdrücker geht, sondern einfach nur ums Überleben. Will, Henry und Bohnenstange möchten einfach nur nicht geweiht werden, sondern in Frieden und Freiheit aufwachsen. Dafür begeben sie sich auf eine Reise von England nach Frankreich, die mit einigen netten Momenten aufwartet, was die Spannung betrifft für mich aber an ähnliche Erzählungen leider bei weitem nicht mithalten konnte. Abstriche muss man zudem bei der Charakterisierung machen, die doch recht oberflächlich daherkommt. Zudem wirken die Konflikte zwischen den drei Jungs teilweise etwas gar kindisch. Vor allem aber darf man sich bezüglich des Schreibstils nicht zu viel erwarten. "Dreibeinige Monster auf Erdkurs" ist in sehr einfacher Sprache gehalten, und würde selbst kleinere Kinder die gerade erst zu Lesen gelernt haben vor keine große Herausforderung stellen. Das ist zwar auf der einen Seite ok, und angesichts der angestrebten Hauptzielgruppe verständlich, allerdings haben andere Autoren – und da zähle ich, so wenig ich mit seinen Inhalten oftmals anfangen kann, u.a. auch einen C.S. Lewis dazu – gezeigt, dass es sehr wohl möglich ist, Jugendbücher zu schreiben, und trotzdem ein bestimmtes sprachliches Niveau zu halten. Last but not least ist die Handlung – eben auch im Vergleich zur Serie – doch etwas dünn. Pluspunkte gibt es in erster Linie für das spannende Grundkonzept, einzelne nette Momente, die Andeutungen im Hinblick auf die Tripods, die Perspektive des Ich-Erzählers, sowie das hohe Tempo, welches keine Langeweile aufkommen lässt. Im direkten Vergleich halte ich Alick Rowes Adaption aber für (leicht) überlegen.

Fazit: "Dreibeinige Monster auf Erdkurs" lebt für mich in erster Linie vom interessanten Grundkonzept einer von den Tripoden eroberten Welt, welche die Menschen unterdrücken. Diese Situation wirkt doch ziemlich aussichtlos, und ein Kampf gegen sie eigentlich ausgeschlossen. Das Beste, was man manchen kann, ist scheinbar, sich in einen Bereich zurückzuziehen, den sie nicht aufsuchen, und so der Weihe zu entkommen, und in Frieden und Freiheit leben zu können. Eben das streben Will, Henry und Bohnenstange an. Leider plätscherte ihre Reise für mich überwiegend doch ziemlich vor sich hin; Spannung stellt sich nur sehr sporadisch ein. Auch sprachlich muss man hier in meinen Augen mehr Abstriche machen, als dies trotz der angestrebten jungen Zielgruppe unbedingt notwendig gewesen wäre. Und im direkten Vergleich zur TV-Adaption fehlte mir doch so manche Entwicklung, bzw. fand ich generell, dass man dort – wie z.B. alles rund um Will und Eloise – besser gemacht hat. Als Jugendroman, der die jungen Leserinnen und Leser abholen und ihre Fantasie anregen will, ist "Dreibeinige Monster auf Erdkurs" aber solide.

Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2014 Aladdin)





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