Originaltitel: Imposters Episodennummer: 3x05 Bewertung: Erstausstahlung USA: 16. März 2023 (Paramount+) Erstausstahlung D: 17. März 2023 (Amazon Prime/Paramount+) Drehbuch: Cindy Appel & Chris Derrick Regie: Dan Liu Besetzung:
Patrick Stewart als Jean-Luc Picard,
Jonathan Frakes als William T. Riker,
Gates McFadden als Beverly Crusher,
Jeri Ryan als Seven of Nine,
Michelle Hurd als Raffaela Musiker,
Ed Speleers als Jack Crusher,
Michael Dorn als Worf.
Gastdarsteller:
Michelle Forbes als Ro Laren,
Todd Stashwick als Liam Shaw,
Ashlei Sharpe Chestnut als Sidney La Forge,
Kirk Acevedo als Krinn,
Stephanie Czajkowski als Lt. T'Veen,
Amy Earhart als Titan Computer,
Joseph Lee als Lt. Mura,
Grace Lee als La Sirena Computer,
Jin Maley als Ensign Esmar,
Tiffany Shepis als Dr. Ohk,
Hope Brown als Transport Officer,
Justin Dobies als Bridge Security Officer,
Alessandro Garcia als Intrepid Security Officer #1,
William Greenberg als Male Changeling Ensign,
John Pope als Young Ensign u.a.
Kurzinhalt:
Die U.S.S. Titan ist der Weltraumanomalie entkommen, und fliegt nun langsam wieder in den Raum der Föderation zurück. Dabei trifft man sich schließlich mit der U.S.S. Intrepid. Die Sternenflotte lässt ein Sicherheitsteam an Bord kommen, um Picard und Riker im Hinblick auf die jüngsten Ereignisse – ihren Diebstahl der Titan, die Rettung der Crushers, der Kampf mit Vadic, und insbesondere die feindlichen Wechselbälger an Bord – zu verhören. Dabei wird schon bald deutlich, dass das Vertrauen zwischen Jean-Luc und Laren nach deren Verrat vor dreißig Jahren, als sie zum Maquis übergelaufen ist, zutiefst erschüttert, und ihre Beziehung zueinander möglicherweise irreparabel beschädigt ist. Picard hat ihr ihre damalige Vorgehensweise immer noch nicht verziehen – und wundert sich darüber, dass es eine Verräterin zur Commanderin geschafft haben soll. Ro wiederum hält ihm vor, sie mit dem ständigen Druck, perfekt sein zu müssen, quasi aus der Sternenflotte getrieben zu haben. Immerhin erkennen jedoch schließlich beide, dass der andere kein Wechselbalg ist, und so schüttet man den tiefen Graben zu, um sich dieser Bedrohung gemeinsam zu stellen. Doch die Infiltration der Sternenflotte ist bereits weiter fortgeschritten, als befürchtet. Währenddessen wird Jack Crusher zunehmend von alptraumartigen Visionen, in denen auch immer wieder eine rote Tür vorkommt, geplagt. Und Raffi und Worf versuchen auf Matalas IV herauszufinden, was aus dem Daystrom-Institut gestohlen wurde…
Spoiler-Warnung!
Das nachfolgende Review enthält Spoiler zur Episode. Lesen auf eigene Gefahr!
Review:
Bevor wir uns dem zweifellos auffälligsten Aspekt von "Wechselbälger" zuwenden – der Rückkehr von Ro Laren – zuerst ein paar Worte zu den beiden parallelen Handlungssträngen. Zu denen fällt mein Urteil leider wenig erbaulich aus. Bei Raffi und Worf scheint man leider zunehmend Wasser zu treten, weshalb ich denke, es wäre vielleicht besser gewesen, wenn sie – wie letzte Woche – Pause gemacht hätten. Stattdessen besuchen sie wieder mal Matalas IV (*gähn*), wo sie sich dafür, dass sie für Starfleet Intelligence arbeiten, bei der Informationsbeschaffung dann letztendlich alles andere als intelligent, vor allem aber unnötig kompliziert, anstellen. Die kulminiert dann im – in meinem Fall gescheiterten – Versuch einer schockierenden Sterbeszene, als Raffi im von Krinn geforderten Zweikampf vermeintlich Worf ersticht. Bin ich ihnen keine Sekunde lang drauf reingefallen, und wirkt gerade auch im Hinblick auf die Wendung am Ende sehr erzwungen (so von wegen, zuerst ein Scheintod, dann die Freude darüber, dass er doch noch lebt, in der Hoffnung, dass dann der tatsächliche Tod am Ende der Folge noch stärker wirkt; ich fand das alles leider enorm konstruiert, und sah da wieder mal die Autoren hinter dem Laptop, statt dass sich die Story – für mich – natürlich entwickeln würde).
Alles rund um Jacks Visionen erfüllt mich indes echt zunehmend mit großer Sorge. Man bereitet hier offenbar eine große Wendung vor, und ich habe das untrügliche Gefühl, dass mich die dann überhaupt nicht überzeugen und potentiell sogar ärgern wird. Angesprochen und/oder interessiert haben mich seine Alpträume rund um die Ermordung der Crew, oder auch die Bilder der roten Tür, jedenfalls nicht. Letztendlich sind dies aber ohnehin nur Randerscheinungen: Im Mittelpunkt von "Wechselbälger" (der deutsche Titel ist leider im Vergleich zum englischen "Imposters" von der Bedeutung her längst nicht so schön mehrdeutig) um die Rückkehr von Ro Laren. Im ersten Moment habe ich mich über diese enorm gefreut – zumal es den Machern gelungen war, diese Rückkehr (im Vergleich zu den anderen, ja offiziell angekündigten Veteranen der TNG-Crew) – geheim zu halten. Ich fand es schon sehr cool, sie wieder zu sehen. Zumal die schauspielerischen Leistungen von Michelle Forbes und Patrick Steward wieder einmal über jeden Zweifel erhaben waren. Und generell, diesem aus TNG offenen Handlungsstrang einen Abschluss zu geben, war ganz grundsätzlich gesprochen eine wirklich nette Idee. Was man daraus in weiterer Folge machte, sah ich jedoch bedauerlicherweise überwiegend kritisch. Das beginnt dabei, dass Jean-Luc nach dreißig Jahren scheinbar immer noch einen Groll gegen sie hegt. Ich meine, ganz ehrlich: Wie nachtragend kann man sein? Zumal sich a) in weiterer Folge ja herausgestellt hat, dass der Maquis mit seinem Verdacht gegen die Cardassianer durchaus recht hatte, und b) Picard selbst der Sternenflotte dem Rücken gekehrt hat, nachdem er mit einer Entscheidung von ihnen nicht einverstanden war. Und ja, zugegeben, eine Organisation zu verlassen ist etwas anderes, als sie zu verraten, dennoch erschien er mir hier nicht einfach nur nachtragend, sondern zumindest auch ein bisschen heuchlerisch zu sein.
Seltsam erschien mir zudem seine Ungläubigkeit, Ro hätte es in weiterer Folge trotz ihres Verrats zum Commander in der Sternenflotte geschafft. Immerhin darf man davon ausgehen, dass es nach dem Dominion-Krieg (der wie gesagt den Maquis in vielerlei Hinsicht bestätigte) eine Art Amnestie (oder zumindest eine entsprechende Möglichkeit) für ehemalige Mitglieder gegeben hat. Chakotay hat es ja in weiterer Folge auch zum Captain geschafft. Mehr noch als all dies hat mich jedoch der Ausgang des Geschehens geärgert. Für die Macher war es wohl ein schöner, runder Abschluss der Figur, mit der Ro Laren für ihren vorhergehenden Verrat nun Wiedergutmachung leistete (etwas, dass in meinen Augen von vornherein nicht notwendig war, konnte ich ihre Entscheidung in "Die Rückkehr von Ro Laren" doch – im Gegensatz zu Picard – sehr gut nachvollziehen). Ich hingegen sehe hier nur ein weiteres Mal, wie man sich bei "Picard" – nach Icheb, Maddox, Hugh und wenn man es genau nimmt eigentlich auch Q (wenn der auch zugegebenermaßen in der zweiten Staffel eine tragende Rolle gespielt hat) einer zuvor etablierten Gastfigur auf ... Art und Weise entledigt. Möglich, dass euch gerade dies gefallen hat. Mir stieß es hingegen leider (neuerlich) sehr sauer auf – und hinterließ einen bitteren Nachgeschmack, der letztendlich die Freude über ihre Rückkehr hinwegspülte.
Fazit:
Die neuerliche – und zugleich wohl auch letzte – Rückkehr von Ro Laren hatte das Potential, zu einer der bisher besten Folge der Staffel zu werden. Ein Versprechen, dass "Wechselbälger" leider zumindest in meinen Augen absolut nicht halten konnte. Das beginnt schon damit, dass sich Picard hier aufführt wie eine beleidigte Leberwurst, und ihr immer noch ihren Verrat von vor dreißig (!) Jahren vorwirft (wie nachtragend kann man bitte schön sein?) – und das, obwohl sich in weiterer Folge ja herausstellen sollte, dass der Maquis keineswegs Unrecht hatte. Eben deshalb – und im Hinblick auf Chakotays Ernennung zum Captain – wunderte ich mich auch über Jean-Lucs Verwunderung darüber, dass sie ein Commander in Starfleet ist. Vor allem aber ärgerte ich mich darüber, dass am Ende – vermeintlich – ein weiteres Mal eine Nebenfigur nur deshalb zurückgeholt wurde, um sie sogleich ins Reich der Toten zu schicken. Ro Laren hätte Besseres verdient. Addiert man zu diesen Kritikpunkten nun noch die Platzhalter-Storyline rund um Worf und Raffi, sowie die von mir zunehmend sorgenvoll beäugten Visionen von Jack Crusher, ergibt das insgesamt eine unterdurchschnittliche Wertung – womit sich die Achterbahnfahrt von "Picard", wie ich diese auch schon in den ersten beiden Staffeln empfunden hatte, somit nun leider auch unter der Ägide des im Vorfeld mit Vorschusslorbeeren bedachten Terry Matalas fortsetzt.