Originaltitel: The Botanic Garden Episodennummer: 3x08 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 26. Dezember 2022 (HBO) Erstausstrahlung D: 27. Dezember 2022 (Sky) Drehbuch: Francesca Gardiner Regie: Harry Wootliff Besetzung:
Dafne Keen als Lyra Silvertongue,
Amir Wilson als Will Parry,
Kobna Holdbrook-Smith als Balthamos,
Ruta Gedmintas als Serafina Pekkala,
Val Adams als Josephine,
Chipo Chung als Xaphania,
Simone Kirby als Mary Malone,
Nina Sosanya als Elaine Parry,
Jamie Ward als Father Gomez,
Tuppence Middleton als Father Gomez's Daemon,
Patricia Allison als Kirjava,
Kate Ashfield als Atal,
Kit Connor als Pantalaimon u.a.
Kurzinhalt:
Nach dem Sieg über Metatron verschlägt es Lyra Silvertongue und Will Parry in jene paradiesische Welt, in der auch Mary Malone verweilt. Von ihr erfahren sie, dass diese vor dem Untergang steht, da sich der Staub langsam verflüchtigt. Als sie den beiden zudem von einer früheren Liebe von sich erzählt, erfüllt sie damit genau jenen Zweck, den die Hexe für sie – die "verführerische Schlange" – vorgesehen hatten. Es ist der letzte Auslöser, damit sich Lyra und Will ihre gegenseitigen Gefühle gestehen, und ihrer Liebe freien Lauf lassen. Dies wiederum ist jenes Ereignis, welches dazu führt, dass Staub wieder in alle Welten strömt. Allerdings sind damit allein noch nicht alle Welten gerettet. Dafür müssen vielmehr alle vom magischen Messer geöffneten Fenster zwischen den Welten geschlossen werden. Dies bedeutet nicht nur, dass Lyra und Will wieder in ihre eigenen Welten zurückkehren, sondern auch, dass sie sich für immer voneinander trennen müssen…
Review (kann Spoiler enthalten):
Nach der hochdramatischen letzten Folge freute ich mich auf einen netten kleinen, gerne auch emotionalen Epilog. Insofern hat mich die Ankunft von Father Gomez im ersten Moment doch ziemlich beunruhigt, und offen gestanden auch etwas irritiert – da ich dachte, dass diese dafür da wäre, dass sich Lyra und Will auch hier nochmal einer Bedrohung gegenübersehen. Eine Befürchtung, die sich rasch als falsch herausstellen sollte; vielmehr führt dies nämlich zu einem letzten Auftritt von Balthamos, mit dem auch sein Handlungsstrang einen bewegenden Abschluss findet. Neben seinen wunderschönen Worten an Gomez ("You who judge are just afraid") hatte es mir dabei nicht zuletzt die bittere Ironie angetan, dass hier ein Engel das Leben eines Menschen nimmt – und wohl auch genau deshalb auch seine eigene Existenz verwirkt. Jedenfalls war ich froh, dass es hier nicht mehr zu einer Konfrontation zwischen Gomez und Lyra bzw. Will kam, und dies nicht etwa darauf hinausgelaufen wäre, dass sich Will opfert, um Lyras Leben zu retten. Nicht dass das, was sich stattdessen zutrug, weniger dramatisch und/oder berührend gewesen wäre.
Eine der schönsten Momente von "The Botanic Garden" gehörte für mich Mary, die hier den beiden von ihrer großen Liebe erzählt – die dann auch der Grund war, dass sie den Orden verließ, gehört diese doch einer anderen Frau; und das ist nun mal mit den Werten jener Kirche, in deren Dienst sie stand, nicht vereinbar. Die hier wieder deutlich mitschwingende Kritik an der Intoleranz religiöser Institutionen, sowie dem klaren Plädoyer für die Liebe (egal in welcher Ausprägung), lag "His Dark Materials" wieder einmal genau auf meiner Wellenlänge. Ungemein angetan hatte es mir auch das Zitat "Love is never small to those who discover it for the first time."; selten so einen wahren Spruch gehört. Aber auch die wieder deutlichen religiös-biblischen Anspielungen – nicht zuletzt mit "Adam" und "Eva" im Garten Eden – hatten es mir angetan. Was nun die Idee betrifft, dass die Liebe zwischen Lyra und Will hier die Welt rettet: Ich verstehe jedem, dem das zu kitschig ist. Zudem könnte man kritisch hinterfragen, was an ihrer Liebe so besonders ist, immerhin verlieben sich bestimmt jeden Tag in allen möglichen Welten Personen ineinander. Mich persönlich hat das jedoch nicht gestört; ich fand die Idee vielmehr irrsinnig schön. Umso mehr, als den beiden letztendlich, so sehr man es ihnen auch wünschen würde (Dafne Keen und Amir Wilson haben es im Verlauf der Serie sehr gut verstanden, die zunehmende Anziehung zwischen ihnen glaubhaft zu vermitteln), kein Happy End vergönnt ist. Dies ist dann auch insofern der eine Kritikpunkt, der für mich die Höchstwertung verhindert, als die Idee, dass man nicht lange/ewig in einer anderen Welt leben kann, erst ziemlich knapp davor zum ersten Mal vorgestellt wurde (nämlich in "The Abyss"), die Serie davor dieser Aussage jedoch eher zu widersprechen scheint (immerhin war Will's Vater sehr lange in Lyras Welt, ohne dass negative Auswirkungen gehabt zu haben schien). Insofern hätte ich es vorgezogen, wenn man sich diese "Ist halt so"-Regel gespart, und einen anderen Grund gefunden hätte, warum Lyra und Will nicht zusammen bleiben können. Wie eben, dass die Fenster zwischen den Welten geschlossen werden müssen – aber weder Lyra ihre (vielleicht, um gegen das Magisterium zu kämpfen?) noch Will seine Welt (um für seine Mutter da zu sein) für immer und ewig und ohne Möglichkeit, jemals zurückzukehren, verlassen will. Das hätte ich persönlich stimmiger und überzeugender gefunden.
Von diesem Manko abgesehen schenkt man uns mit "The Botanic Garden" aber einen wunderschönen, emotionalen Ausklang der Serie, und verabschiedet sich für mich diese generell (in Verbindung mit "The Clouded Mountain", und etwas davor auch schon mit "No Way Out") an ihrem qualitativen Höchststand – und ist damit irgendwie der genaue Gegenentwurf zu "Game of Thrones"; eine Serie, die ich mir eben wegen des enttäuschenden Finales wohl nie wieder ansehen werde (und wenn, höre ich wohl zum Ende der sechsten Staffel auf). Demgegenüber ist es "The Botanic Garden" vielmehr gelungen, meine Vorfreude auf einen früher oder später definitiv folgenden Rewatch zu schüren. Die zweite Hälfte der dritten Staffel war wirklich großartig, und auch das unmittelbare Serienfinale war wieder voller wunderschöner und teils emotionaler Momente, sei es das Gespräch zwischen Mary und dem Engel, wie sie zum ersten Mal ihren Daemon erblickt, wie sich Will und Lyra auf ihre Trennung vorbereiten, ihr Abschied, und nicht zuletzt die Montage am Ende, die zeigt, dass die beiden ihrem Versprechen treu geblieben sind. Einfach nur wunderschön!
Fazit:
Ich sage es immer wieder: Bei einer Serie mit einer fortlaufenden Handlung hängt enorm viel vom Ende ab. Weiß dieses nicht zu überzeugen und/oder gefallen, hält sich zumindest meine Motivation, mir selbst die möglicherweise noch grandiosen Episoden davor nochmal anzusehen, in sehr argen Grenzen. Demgegenüber kann ein wunderschöner Abschluss eine Serie nochmal deutlich aufwerten, und meine Vorfreude darauf, sie mir eines Tages nochmal zur Gänze vorzuknöpfen, erhöhen. "His Dark Materials" ist mit der zweiten Hälfte der dritten Staffel im Allgemeinen, und "The Botanic Garden" im Besonderen, nun eben dies gelungen. Mein einziger – die Höchstwertung knapp verhindernder – Kritikpunkt ist die für mich irgendwie ziemlich aus dem Nichts kommende Regel, dass man nicht länger/ewig in einer fremden Welt leben kann. Möglich, dass es dem Roman gelingen wird, dies besser zu vermitteln, aber mir schien das nicht zur bisherigen Darstellung in der Serie zu passen. Insofern hätte ich es vorgezogen, wenn man einen anderen Grund für die unvermeidliche Trennung von Lyra und Will gefunden hätte. Davon abgesehen war "The Botanic Garden" aber ein wundervoller und höchst emotionaler Abschluss der Geschichte von "His Dark Materials"!