Kurzinhalt:
Zwanzig Jahre nach der Ankunft der Besucher steht die Erde nach wie vor unter ihrer Kontrolle. Der Widerstand ist zwar nach wie vor aktiv, musste jedoch im Jahr 1999 nach einer groß angelegten Säuberungsaktion einen enormen Rückschlag hinnehmen. Nun jedoch reagiert ein außerirdisches Volk auf jenen Notruf, den Julie Parrish und Elias Taylor vor zwanzig Jahren ins All hinausgeschickt haben. Drei Vertreter der insektenartigen Zedti sind als Späher auf die Erde gekommen, und neben mit den Anführern des Widerstands in San Francisco Kontakt auf. Damit schöpft die Gruppe, die nach wie vor von Julie Parrish angeführt wird, nach längerem wieder Hoffnung. Doch die Zeit drängt: Mittlerweile haben die Besucher rund die Hälfte des Wassers der Erde abgepumpt. Zudem arbeiten sie an Waffen, mit denen sie eben die Zedti, die sich als gefährliche Widersacher erwiesen haben, gezielt bekämpfen wollen. Als sich dann schließlich der Anführer der Besucher für einen Besuch auf die Erde ankündigt, wird dem Widerstand klar, dass sie sich nun ins Endspiel begeben und alles riskieren müssen, um ihren Planeten zu retten…
Review:
Mit "V: Die Außerirdischen Besucher kommen" – und damit ist jetzt dezidiert die erste Miniserie gemeint – hat Kenneth Johnson einen der Serien-Events der 80er-Jahre geschaffen (insbesondere natürlich, soweit es das SF-Genre betrifft). Doch trotz des Erfolges der ersten Miniserie, erwies es sich für ihn als schwierig, daran anzuknüpfen. Mitten in der Entwicklung von "The Final Battle" kam es dann schließlich zum Bruch zwischen Johnson und den Studioverantwortlichen von Warner Television, die daraufhin die Verantwortung für die zweite Miniserie sowie die dieser nachfolgenden TV-Serie an andere kreative Köpfe abgab. Ausgelöst durch die Vorbereitungen zur DVD-Veröffentlichung der Miniserie(n) Anfang der 0er-Jahre begann sich Kenneth Johnson neuerlich mit dem von ihm geschaffenen V-Universum auseinanderzusetzen. Ihm schwebte eine Fortsetzung vor, die den Aufhänger vom Ende der ersten Miniserie rund um das ausgeschickte Signal, welches frühestens in zwanzig Jahren Verbündete im Kampf gegen die Besucher zur Erde bringen würde, aufgreift – und dabei die Ereignisse von "The Final Battle" und der nachfolgenden TV-Serie, die eben ohne seine Mitwirkung entstanden, weitgehend ignorieren würde. Mehrere Jahre versuchte er, Interesse für eine entsprechende TV-Fortsetzung zu wecken, und arbeitete parallel an der betreffenden Story; letztendlich entschied man sich jedoch vielmehr für einen kompletten Reboot (den ich persönlich für größtenteils misslungen halte). Und so beschloss Kenneth Johnson, die von ihm ausgearbeitete Fortsetzung in Romanform zu veröffentlichen. Anfang Februar 2008 erblickte diese dann schließlich im Verlag Tor Books das Licht der Welt.
Zu Beginn macht es Kenneth Johnson dem geneigten Leser dabei nicht unbedingt leicht. So lässt er uns auf das Wiedersehen mit den aus der Miniserie bekannten Figuren einige Zeit warten, und stellt hier vielmehr neue Charaktere vor – und diese noch dazu in Hülle und Fülle. Dabei den Überblick zu bewahren, ist stellenweise schon eine Herausforderung. Zumal es zumindest mir so geht, dass ich mir damit in Buchform, sprich wenn wir nur die Namen lesen, immer noch einmal deutlich schwerer tue, als wenn ich eine Serie oder einen Film verfolge, wo man zusätzlich zum Namen eben auch ein Gesicht und/oder eine Stimme hat. Jedenfalls fand ich es insbesondere zu Beginn etwas schwierig, mich zu orientieren, bzw. im Figurendschungel den Überblick zu bewahren. Zudem ist die Story aufgrund der vielen verschiedenen Figuren, die wir hier kennenlernen, insbesondere im ersten Drittel doch recht zerfahren. Auch die Charakterisierung ist ein bisschen eine durchwachsene Angelegenheit. Einige, wie die den Besuchern treu ergebene Popsängerin Emma, die im Verlauf des Romans die Seiten wechselt, lernen wir durchaus näher kennen, andere hingegen werden nur sehr oberflächlich beleuchtet. Und dann ist da eben noch die Tatsache, dass uns zu den neuen Charakteren anfänglich noch jeglicher Bezug fehlt. Erst im weiteren Verlauf des Romans gibt es dann ein Wiedersehen mit bekannten Figuren, wie eben auch Julie Parrish; wer sonst noch mit dabei ist (oder eben nicht), soll an dieser Stelle aber natürlich nicht verraten werden. So oder so, es hat jedenfalls zugegebenermaßen doch ein wenig gebraucht, bis ich so richtig in "The Second Generation" hineingefunden hatte.
Davon abgesehen hat mir diese Fortsetzung aber sehr gut gefallen; tatsächlich würde ich sie auch noch eine Spur stärker einstufen als die auch noch sehr gute "Final Battle". Was hier zweifellos so wie beim Original wieder besticht, ist der Blick auf ein totalitäres Regime. Zugegebenermaßen war die damit verbundene warnende Aussage dort insofern noch die Spur prägnanter, als wir dort die schleichende Entstehung des Regimes mitverfolgen konnten; aber auch die hier nun folgende nähere Betrachtung der Auswirkungen davon, insbesondere im Hinblick auf die Meinungsfreiheit, Intoleranz gegenüber Randgruppen (da solche Regime einfach immer ein gewisses Feindbild brauchen, gegen dass sie die Massen aufbringen können), sowie (die einfach immer ein gewisses Feindbild brauchen) Intoleranz, die ständige Überwachung, die Denunzination von Nachbarn, Mitschülern, ja teilweise sogar engsten Familienmitgliedern, das Schaffen von Organisationen wie den Teammates um junge Menschen durch das damit verbundene Gemeinschaftsgefühl zu manipulieren, die Propaganda, und so weiter. All dies kommt auch hier wieder auf erschreckende Art und Weise zur Geltung. Wie auch der hohe Preis, der mit dem Kampf gegen solche Regime leider immer verbunden ist. Neben diesen ganzen Parallelen insbesondere zum Dritten Reich reichert Kenneth Johnson den Roman auch noch mit ein paar weiteren historischen Anleihen an; so erinnert ein bestimmter Plan an das Stauffenberg-Attentat. Vor allem aber profitiert "The Second Generation" davon, dass der Roman nach einem noch etwas zähen und zerfahrenen Beginn im zweiten Drittel dann zunehmend an Tempo gewinnt. Und vor allem im letzten Drittel dreht die Geschichte hier nochmal so richtig auf. Das Finale ist dann höchst packend geschildert, und hätte sich zweifellos auch auf dem TV-Schirm prima gemacht. Und auch wenn ich grundsätzlich kein Fan von "selective sequels" bin, aber diese Fortsetzung zu "V" hätte ich echt gerne gesehen (und jedenfalls um einiges lieber als das schwache Remake).
Fazit:
Während ich "The Final Battle" noch durchaus mochte, war (nicht nur) ich von der nachfolgenden Serie doch ziemlich enttäuscht (wobei sie insgesamt trotzdem noch besser war, als der grauenhafte Reboot). Insofern war ich auf die unmittelbare Fortsetzung der Miniserie, aus der Feder von deren Schöpfer, schon sehr gespannt. Und tatsächlich hat "The Second Generation" gehalten, was ich mir von ihm versprach. Zugegeben, der Einstieg ist noch etwas zäh, und erfordert vom Leser mindestens so viel Geduld wie Aufmerksamkeit, bei den ganzen (neuen) Figuren, mit denen wir hier konfrontiert werden. Mit der Zeit laufen diese Handlungsstränge dann aber zunehmend zusammen, es gibt vermehrt Wiedersehen mit altbekannten Charakteren, und vor allem das letzte Drittel ist dann sehr packend, und mündet in einem hochdramatischen Finale, dass ich wirklich gerne auf dem Fernsehschirm gesehen hätte. Insgesamt ist Kenneth Johnson damit definitiv die (bislang?) beste Fortsetzung zur ursprünglichen Miniserie geglückt, die für mich selbst die auch noch gelungene "Final Battle" aussticht.