Die schlechtesten Filmleistungen des VorjahresKategorie: DVD & Kino - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 14 Januar 2023
FilmRückblick 2022 – Der flotte 3x3er
Wie jedes Jahr sei auch diesmal wieder darauf hingewiesen: Die Angewohnheit, mir bewusst vermeintlich schlechte Filme anzusehen, nur um diese Aufstellung repräsentativer zu machen, habe ich nun schon seit längerem aufgegeben. Lebenszeit ist für mich das kostbarste Gut überhaupt; und diese ist mir für solch eine Beschäftigung halt einfach zu schade. Dementsprechend behaupte ich nicht, dass die nachfolgenden neun Flop-Einträge den absoluten Bodensatz dessen bilden, was das Filmjahr 2022 zu bieten hatte. Sie sind einfach nur das Schlechteste, was mir persönlich – aus meinem von vornherein um vermeintliche Nieten bereinigten Programm – untergekommen ist. Mit diesen Wissen im Hinterkopf ist es nun also an der Zeit, sich den filmischen Untiefen des Jahres 2022 zu widmen:
Die 3 schlimmsten Filmmomente 2022
Normalerweise erwähne ich an dieser Stelle ja, dass bloß weil ein Film hier enthalten ist, es nicht zwangsläufig bedeutet, dass er auch schlecht sein muss. Heuer hätte ich mir das aber insofern fast sparen können, als zwei Filme spätestens durch die hier erwähnten Szenen dann leider ziemlich grottig wurden. Einzig der "Augenverdreher des Jahres" war als Film insgesamt jetzt nicht soooo mies – wobei ich persönlich mit ihm deutlich weniger anfangen konnte als viele andere. Wichtig ist jedoch, wie jedes Jahr auch hier wieder darauf hinzuweisen, dass die nachfolgenden drei Einträge teils wichtige Momente aus den jeweiligen Filmen vorwegnehmen, und dementsprechend als Spoiler zu betrachten sind. Ihr wurdet gewarnt!
Aufreger des Jahres – Die frustrierendste Szene 2022
Es ist jetzt nicht so, als wäre "Bull" bis zum Twist am Ende ein grandioser Film gewesen, der eben dadurch dann ruiniert wurde; aber geholfen hat ihm diese Wendung in meinem Fall definitiv nicht. Bis dahin war er nämlich zwar absolut nichts Besonderes, aber doch ein halbwegs brauchbarer Rachethriller. Der zwar darunter litt, dass mir Bull von vornherein nicht wirklich sympathisch war, die beiden Zeitebenen verwirrten (warum ihm in den Flashbacks z.B. nicht ohne Bart auftreten lassen?), und es bereits einzelne meinen "suspension of disbelief" strapazierende Momente gab (wie z.B., wenn Bull angeblich vor dem Haus im Auto schläft, und der Handlanger nachdem – bzw. noch besser wäre natürlich davor gewesen – er ihn vermeintlich erschossen hat checkt, ob er es denn auch wirklich ist). Den Vogel schoss dann aber die Wendung am Ende ab, die "Bull" statt als Rachethriller vielmehr als waschechten Horrorfilm offenbarte. Das Problem dabei ist nicht nur, dass dies ohne jegliche Vorwarnung kam, und mich somit doch ziemlich vor den Kopf stieß, sondern vor allem auch, dass Paul Andrew Williams uns damit der Twist funktioniert die komplette Laufzeit hinweg anlügen musste. Was eben genau das Gegenteil dessen ist, was eine gelungene überraschende Wendung (siehe z.B. den meisterlichen Twist aus "The Sixth Sense") ausmacht.
Augenverdreher des Jahres – Die lächerlichste Szene 2022
Zwar werdet ihr "RRR" weder unter den schlechtesten Filmen noch den größten Enttäuschungen (weil ich einfach, trotz der allgemeinen Vorschusslorbeeren, von vornherein skeptisch geblieben bin) finden, aber ich muss sagen: Das war leider einer jener 2022 gehypten Filme, die für mich größtenteils nicht funktioniert haben. Der hier als lächerlichste Szene des Jahres 2022 prämierte (?) Moment bringt meine Probleme mit ihm dabei perfekt auf den Punkt: Bheem wird öffentlich ausgepeitscht – und trällert dabei ein fröhlich-aufpeitschendes Liedchen. Und ja, ich weiß eh: Der Film kommt vom ersten Moment an mit einem ordentlichen Augenzwinkern daher, und will dementsprechend nicht ernst genommen werden – während er zugleich aber sehr wohl versucht, uns zu berühren. Eine Kombination, die den Daniels bei "Everything Everywhere All At Once" auf (neuerlich) bestechende Art und Weise gelungen ist – hier jedoch leider (möglicherweise auch, weil ich mit Bollywood-Kino generell nicht viel anfangen kann) für mich so gut wie gar nicht funktioniert hat. Und eben diese sehr eigenwillige Mischung würde für mich an eben dieser Stelle des Films auf die Spitze getrieben.
Weggucker des Jahres - Die schlechteste Szene 2022
Zugegebenermaßen hätte der abschließende Twist aus "The Vanished" auch die anderen beiden Kategorien würdig ausfüllen können, war er doch sowohl frustrierend als auch lächerlich. Letztendlich halte ich ihn hier aber insofern am besten aufgehoben, als er für mich rückwirkend einen bis dahin soliden Film leider völlig ruinierend. Weil, es tut mir leid, aber die Idee, dass sich Paul und Wendy ihre Tochter in einer Art kollektiver – traumabedingter - Halluzination nur eingebildet haben, ist mit Abstand das bescheuerste, was mir seit langem bei einem Film untergekommen ist. Und ich habe "Moonfall" gesehen! (Von dem lest ihr übrigens auch gleich noch.) Da konnten letztendlich leider selbst die guten schauspielerischen Leistungen von Thomas Jane und Anne Heche (RIP) nichts mehr retten.
Die 3 enttäuschendsten Filme 2022
Enttäuschung setzt natürlich immer einen gewissen Grad an Erwartungshaltung voraus – was einerseits bedeutet, dass das Endergebnis nicht zwingend schlecht sein muss, und andererseits die schwankende Wertung der drei aufgelisteten Filme erklärt. Denn Platz 1 ist eben nicht der schlechteste der drei Filme, sondern jener, wo für mich die Kluft zwischen meiner persönlichen Erwartungshaltung und dem von mir dann begutachteten Endergebnis am größten war.
Platz 3: Pinocchio
Dass ich im Vorfeld ihm gegenüber schon eher skeptisch eingestellt war, ist der einzige Grund dafür, dass sich "Pinocchio" hier nicht überhaupt gleich die Krone holt. Seit einigen Jahren hat Disney ja die Angewohnheit, ihren großen Zeichentrickklassikern Realfilm-Adaptionen angedeihen zu lassen. Das Endergebnis war dabei zwar aus meiner Sicht zwar (bislang?) noch nie so gut wie die Vorlage, manchmal gelang es aber, zumindest einen Teil des Zaubers auch in die Realverfilmung oder – im Falle von "Der König der Löwen" 3D-Animation zu übertragen. Nicht so bei "Pinocchio", der für mich einer kreativen Bankrotterklärung entspricht. Robert Zemeckis entzieht der zauberhaften Vorlage jegliche Chemie, die CGI-Puppe sieht eher gruselig als charmant aus, es mangelt an Spannung, und auch narrativ leistet man sich einige grobe Schnitzer (Wortspiel nicht beabsichtigt), wie z.B. dass Pinocchio größtenteils nicht aus einer bewussten Entscheidung heraus in die diversen Bredouillen gerät, sondern als passiver Mitläufer – teilweise sogar gegen seinen Willen – mitgeschleppt wird. Was der Message, die zumindest der Originalfilm im Hinblick auf Entscheidungen und ihre Konsequenzen vermitteln wollte, zuwiderläuft. Aus meiner Sicht war das jedenfalls das bisher schwächste – und seelenloseste – dieser "Realmakes". 3/10
Platz 2: Black Panther: Wakanda Forever
Ich habe es in meinen einleitenden Worten zum FilmRückblick ja schon erwähnt: Meinem Empfinden nach durchlebt das MCU in seiner vierten Phase ein bisschen eine Flaute. . Während sich der zweite Doctor Strange-Film noch wacker schlug (und uns dann noch in den Top-Kategorien begegnen wird), und mich "Thor: Love and Thunder" trotz aller Schwächen gut unterhalten konnte, war "Black Panther: Wakanda Forever" für mich leider eine weitere Enttäuschung aus der sehr unrunden Phase IV. Dabei ist mir natürlich bewusst, dass man hier aufgrund von Chadwick Bosemans vorzeitigem Tod vor einer ganz besonderen kreativen Herausforderung stand. Aus meiner Sicht hat man aber auf eben diese keine gute Antwort gefunden. Der Film hätte für mich wohl deutlich besser funktioniert, wenn man sich die ganze – wohl ursprünglich für den zweiten Teil geplanten (wobei ich bislang keine Verbindung zu den anderen aktuellen MCU-Storylines ausmachen könnte, die es unbedingt erforderlich machte, diesen Plot hier zu bringen, statt auf einen dritten Teil zu verschieben) – Geschichte rund um die Unterwasser-Zivilisation gespart, und stattdessen auf das Ableben von T'Challa und dessen Auswirkungen konzentriert, und dabei insbesondere auf Shuris Mühen nicht nur mit seinem Tod an sich, sondern vor allem auch der Verpflichtung, seine Nachfolge anzutreten (wobei man auch im Hinblick auf diese Entscheidung geteilter Ansicht sein kann; ich hätte mir für diese nämlich auch Lupito Nyong'os Nakia sehr gut vorstellen können). Stattdessen erhalten wir einen wilden Mischmasch, der aus meiner Sicht nie so recht wusste, wo er hin wollte, und vor allem auch kein stimmiges Gesamtbild ergab. Trotz der Herausforderung rund um Chadwick Bosemans Ableben – von Ryan Coogler hätte ich mir da nun wirklich deutlich mehr erwartet. 5/10
Platz 1: Avatar: The Way of Water
Ja, ich gebe es zu: Meine Vorfreude auf "Avatar: The Way of Water" war relativ gering. Ich fand einfach, dass sich das Kino seit der Veröffentlichung von "Avatar" weiterbewegt hat, und Pandora Schnee von gestern wäre. Und doch hatte ich die Hoffnung, dass mich James Cameron – nicht zum ersten Mal in seiner langen Karriere – wieder eines Besseren belehren würde. Was das Einspielergebnis betrifft, gelingt ihm das ja gerade auch. Ich habe definitiv nicht damit gerechnet, dass "The Way of Water" derart absahnen würde. Ich freue mich auch für jeden, der diese Rückkehr nach Pandora herbeigesehnt, und bei dem vor allem auch eben diese die darin gesetzten Erwartungen erfüllt hat. Ich hingegen verließ den Saal – nach meinem letzten Kinobesuch 2022 – sehr ernüchtert. Wie in meinem Review schon ausführlich dargelegt, war mir das einfach viel zu viel Remake, und zu wenig Fortführung des ersten Films. Dabei hat es Cameron in meinen Augen was die Länge des Films betrifft einfach deutlich übertrieben, was ihn für mich stellenweise doch ordentlich zäh und mühsam machte. Es hilft auch nicht, dass er aus meiner Sicht auch was die Figuren die im Mittelpunkt stehen betrifft die falsche Entscheidung getroffen hat. Und nicht zuletzt das HFR – welches auch verhinderte, dass "Avatar: The Way of Water" je in Verdacht geriet, es dem Vorgänger gleich tun und den Preis für die imposanteste Szene des Jahres abstauben zu können – hat ihm in meinen Augen enorm geschadet, da dieses nicht nur der tricktechnischen Brillanz zuwiderlief, sondern für mich auch die Immersion verhinderte. Mehr noch als der Film an sich enttäuscht mich aber, dass James Cameron auf ihn über zehn Jahre seines Lebens – und seiner Filmkarriere – verschwendet hat; der Erfolg mag ihm zwar recht geben, bedeutet aber halt wohl auch, dass wir von ihm bis zu seiner Pension keine anderen Filme abseits des "Avatar"-Universums mehr erwarten dürfen. Und das finde ich halt echt enorm schade. 4/10
Die 3 schlechtesten Filme 2022
Jeder Film kann mal im einen oder anderen Aspekt misslungen sein. Aber um hier genannt zu werden, müssen die Beteiligten schon richtig Mist gebaut haben. Hierbei sei neuerlich darauf hingewiesen, dass ich mittlerweile davon abgegangen bin, mir bewusst vermeintliche Nieten anzusehen. Ich behaupte somit nicht, dass die nachfolgenden drei Filme auch wirklich den absoluten filmischen Bodensatz darstellen, den das abgelaufene Jahr zu bieten hatte. Aber es sind halt die drei schlechtesten Filme aus 2022, die mir persönlich untergekommen sind.
Platz 3: A Little Love Package
Wohl der obskurste Film, den ich in diesem FilmRückblick erwähne. Von mir bei der Viennale gesehen, wohl aufgrund des Schauplatzes – er ist größtenteils in Wien angesiedelt – gab es zudem kurz darauf einen regulären Kinostart in Österreich. Wie ihr sowohl meiner Wertung als auch der Nennung in dieser Liste entnehmen könnt: Wirklich empfehlen, ihn aufzuspüren, kann ich leider nicht. Das beginnt schon dabei, dass "A Little Love Package" keine traditionelle Geschichte erzählt, sondern es sich eher um eine Ansammlung von Vignetten handeln, die trotz der Figuren die wir dabei begleiten nur sehr lose zusammenhängen, und für mich auch bis zuletzt kein stimmiges Gesamtbild ergeben wollten. Der Film hat zudem für mich weder als Portrait des zeitgenössischen Wien, noch der hier gezeigten Figuren funktioniert. Vor allem aber litt er unter einem furchtbaren Voice Over-Kommentar, der nicht nur gelegentlich Dinge ausspricht, die ein Film eigentlich über die Bilder, die Dialoge, die schauspielerischen Leistungen und die Inszenierung vermitteln sollte (ein Beispiel: "Two women wander through the city, one trying to show the other something she is unable to understand."), sondern der mir stellenweise echt den letzten Nerv raubte. Trotz der überschaubaren Laufzeit von 81 Minuten habe ich mich 2022 mit keinem anderen Film ähnlich gelangweilt, wie mit "A Little Love Package". Absolut nicht meins. 2/10
Platz 2: The Vanished
"The Vanished" stellt mich vor die Herausforderung, dass er sich über den zweiten Platz in erster Linie aufgrund jenes Kritikpunkts "freuen" kann, über den ich mich oben beim schlechtesten Filmmoment des Jahres 2022 schon ausgiebig ausgelassen habe. Was kann/soll ich darüber hianus noch groß erwähnen? Für mich ist der Film einfach in dem Moment, wo man uns diesen Twist präsentierte (den ich noch dazu davor schon langsam aber sicher zu erahnen/befürchten begann, somit war es in meinem Fall noch nicht Mal eine sonderlich große Überraschung – und ein Schock nur in der Hinsicht, dass ich die Idee einfach völlig lächerlich fand), völlig in sich zusammengefallen. Dass sich die beiden ihre Tochter nur einbilden und dann im gleichen Moment wieder damit aufhören, deshalb glauben, sie sei verschwunden, und daraufhin auf ein echtes Verbrechen an diesem Campingplatz stoßen, ist derart bescheuert und konstruiert, dass es selbst die diesbezügliche "Leistung" der Drehbuchautoren von "Star Trek: Discovery" in den Schatten stellt. Und das will nun echt was heißen. 2/10
Platz 1: Moonfall
Zugegebenermaßen kann man "Moonfall" in rein handwerklicher Hinsicht nicht wirklich etwas vorwerfen. Allerdings hat mich der Film mit dem faulen Eindruck, den er bei mir hinterließ, echt geärgert. Roland Emmerich spielt hier ein weiteres Mal einen absolut durchschnittlichen Katastrophenfilm nach dem Schema F durch, mit allen Klischees, die das beinhaltet. Was bei "The Day After Tomorrow" (ein Film, an den ich angesichts der arktischen Kältewelle in den USA zum Jahreswechsel wieder einmal denken musste; auch wenn der Supersturm dort natürlich nochmal um einiges heftiger war) in meinen Augen noch wunderbar funktioniert hat, zeigte in "2012" dann erste, deutliche Abnützungserscheinungen. Hier nun fiel er in meinen Augen mit einem Projekt, wo ich das Gefühl hatte, dass er sich nach dem Semi-Flop mit "Independence Day: Wiederkehr" geradezu hineingeflohen hat, so nach dem Motto "das kann ich im Schlaf" (und das Endergebnis wirkt dann auch so, als hätte er genau das getan), ordentlich auf die Schnauze gefallen. Neben dem allgemeinen uninspirierten Eindruck, denn dieses Machwerk bei mir hinterließ, störte ich mich vor allem auch am mangelnden Augenzwinkern. "Moonfall" scheint von allen Beteiligten, Emmerich eingeschlossen, durch und durch ernst gemeint zu sein. Da fragte ich mich teilweise echt, ob die uns trollen wollen. Letztendlich ist "Moonfall" ein im wahrsten Sinne des Wortes Katastrophenfilm, an dem für mich leider so gut wie gar nichts funktioniert hat. 2/10