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James Bond 007: Mit der Absicht zu töten Drucken E-Mail
Knüpft an "Der Mann mit dem goldenen Colt" an Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 09 Januar 2023
 
Titel: "James Bond 007: Mit der Absicht zu töten"
Originaltitel: "James Bond - With a Mind to Kill"
Bewertung:
Autor: Anthony Horowitz
Übersetzung: Stephanie Pannen
Umfang: 336 Seiten
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: 07. November 2022
ISBN: 978-3-96658-964-2
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Nur dank der weisen Voraussicht seiner Vorgesetzten war James Bond, der einer Gehirnwäsche unterzogen wurde, mit dem ihm aufgetragenen Anschlag auf M nicht erfolgreich. Danach wurde er – vermeintlich – von dieser geheilt, und mit einer Mission auf die Probe gestellt, in der er sich in Jamaika mit dem erfolgreichsten Auftragskiller der Welt, Paco Scaramanga, messen musste. Nur kurz nach seiner Rückkehr nach England erfährt er, dass der MI-6 Informationen erhalten hat, nach denen der russische Geheimdienst eine Aktion plant, mit der sie hoffen, den Lauf der Geschichte zu beeinflussen. James Bond erscheint ihnen als der ideale Kandidat, um den Gegner zu infiltrieren. Dafür lässt man es so aussehen, als wäre 007 – spät aber doch – mit seinem Anschlag auf M erfolgreich gewesen, und inszeniert dessen Begräbnis, sowie die Festnahme von James Bond. Wie erwartet wird er vom russischen Geheimdienst befreit und nach Moskau gebracht. Dort steht er mit Colonel Boris schon bald jenem Mann gegenüber, der für die Gehirnwäsche verantwortlich war – und den er davon überzeugen muss, dass er nach wie vor unter deren Kontrolle steht. Sonst droht ihm ein Wiedersehen mit dem "Zauberraum" – in dem es schon einmal gelungen ist, seinen Willen zu brechen…

Review: "Mit der Absicht zu töten" schließt nun Anthony Horowitz' Bond-Trilogie ab. Nachdem "Trigger Mortis" in etwa zur Mitte und damit der Blütezeit von Bonds Karriere als Doppelnull-Agent angesiedelt war, ehe er mit "Ewig und ein Tag" ein Prequel zu "Casino Royale" präsentierte und erzählte, wie James Bond zur Figur aus Ian Flemings Romanen wurde, knüpft er hier nun an dessen letztes Bond-Abenteuer "Der Mann mit dem goldenen Colt" an, und greift einige dort vorgestellte Elemente – insbesondere rund um die Gehirnwäsche und den Plan der Russen, M durch Bond ermorden zu lassen – auf. Eben dieses Konzept dahinter, hier Ian Flemings James Bond (der sich eben von der Interpretation von Flemings Nachfolgern, insbesondere von John Gardner, ja doch ziemlich unterschied) seine mögliche Abschiedsvorstellung geben zu lassen, bzw. eben generell seine Trilogie in den Fleming-Kanon einzugliedern, auf dass sie als Prolog, Intermezzo und Schlusspunkt dienen können, war für mich eine der größten Stärken seiner 007-Bücher im Allgemeinen, und "Mit der Absicht zu töten" im Besonderen. Eines fernen Tages (es gibt einfach noch zu viele Bücher, die mich interessieren, die ich überhaupt noch nie gelesen habe) werde ich mir die James Bond-Romane nochmal vorknöpfen, und dabei genau diese Reihenfolge wählen – und ich bin jetzt schon sehr gespannt, wie dies dann auf mich wirken wird. Was man Horowitz jedenfalls auch hier wieder attestieren kann ist, dass es ihm wie bislang keinem anderen (wobei man fairerweise erwähnen muss, dass diese es möglicherweise erst gar nicht versucht haben, da sie James Bond eben ganz bewusst modernisieren wollten) gelang, Ian Flemings unvergleichlichen Stil einzufangen. Was natürlich nur für jene etwas Positives ist, die diesen – so wie ich – schätzten. Insofern war das für mich, wie schon bei Horowitz' vorangegangenen Bond-Romanen, wieder mit das größte Plus. Darüber hinaus fängt er aber auch die Epoche, in der "Mit der Absicht zu töten" angesiedelt ist, sehr gut ein. Klar kann man als nach 1964 geborener und nicht an diesen Orten lebender Leser den Wahrheitsgehalt der hier enthaltenen Beschreibungen von Straßen usw. nicht beurteilen; er gab mir aber eben auch keinen Grund, an diesen zu zweifeln. Insofern machte auch die damit verbundene Zeitreise für mich einen Reiz des Romans aus.

Inhaltlich war ich von seinen beiden früheren Büchern allerdings deutlich mehr angetan. Die Idee, an "Der Mann mit dem goldenen Colt" anzuknüpfen, ist zwar zweifellos interessant und faszinierend, die sich daraus entspinnende Story war jedoch weder sonderlich spannend noch mitreißend, und nicht zuletzt auch etwas dünn, weshalb sich der Roman trotz der überschaubaren Seitenzahl da und dort ein wenig zu ziehen begann. Auffällig ist zudem, dass es "Mit der Absicht zu töten" sehr an der für die Reihe typischen Action vermissen lässt. Bis auf eine kurze, wenig spektakuläre Auseinandersetzung bei seiner Flucht aus London, einen kurzen, Erinnerungen an "Liebesgrüße aus Moskau" erinnernden Kampf im Zug, sowie den Showdown, muss man als Leser nämlich auf entsprechende Einlagen fast vollständig verzichten. Colonel Boris ist zudem zwar insofern ein außergewöhnlicher Bösewicht, als er James Bond statt in physischer in psychischer Hinsicht herausfordert, hinterließ bei mir insgesamt aber wenig Eindruck. Enttäuschend fand ich zudem die Entwicklung, die Katya Leonova im Verlauf des Romans vollzieht. Sie beginnt als eigenständige und selbstbewusste Persönlichkeit, und das Problem ist weniger, dass sie daraufhin James Bonds Charme tatsächlich verfällt, statt nur so zu tun, als vielmehr, dass sie Horowitz in weiterer Folge zu einem ziemlichen Fräulein in Nöten verkommen lässt. Vor allem aber: Mit "Mit der Absicht zu töten" macht sich Anthony Horowitz daran, zu erklären, wie James Bond letztendlich den Entschluss gefasst hat, seine Lizenz zum Töten an den sprichwörtlichen Nagel zu hängen. Von der Idee her ist das ungemein reizvoll – die Umsetzung hat mich allerdings leider nicht wirklich überzeugt. Nichts, was ihm hier widerfährt, scheint wesentlich anders oder gar schlimmer zu sein als das, was Bond in den Romanen zuvor erduldete. Zwar versucht Horowitz, uns den Entscheidungsprozess durch zahlreiche innere Monologe näher zu bringen, mir persönlich hat da aber irgendwie die entscheidende Initialzündung gefehlt, die Bond dann endgültig den Entschluss fassen lässt, in Pension zu gehen. Vorausgesetzt natürlich, er bekommt dazu überhaupt Gelegenheit – was Horowitz letztendlich, in einem bewusst offen Ende, der Fantasie des Lesers überlässt.

Fazit: "Mit der Absicht zu töten" gefiel mir leider letztendlich vom Konzept her besser als in der Ausführung. Grundsätzlich halte ich die Idee, mit seinem dritten Buch an Ian Flemings letzten James Bond-Roman anzuknüpfen, und damit nach seiner ersten nun auch seine vermeintlich letzte Mission zu beschreiben, nämlich für eine der größten Stärken des Romans. Anthony Horowitz gelingt es zudem wieder sehr gut, Ian Flemings sehr eigenen Stil einzufangen, und damit eine Fortsetzung zu seiner offiziellen Buchreihe vorzulegen, die sich wie ein Teil von ihr anfühlt. Mir gefiel zudem, wie uns Horowitz in die Gedanken- und Gefühlswelt der Hauptfigur eintauchen lässt. Und ohne es persönlich beurteilen zu können schien er mir auch das historische Setting sehr gut einzufangen; in jedem Fall gibt auch dieses "Mit der Absicht zu töten" einen zusätzlichen Reiz. Leider aber ist es Horowitz in meinem Fall nicht gelungen, Bonds Entscheidung, den Dienst zu quittieren und in den Ruhestand zu gehen, plausibel zu vermitteln. Nichts, dass hier passiert, schien mir gravierend genug zu sein, um diesen Schritt zu erklären. Sehr enttäuscht war ich zudem von der weiteren Entwicklung von Katya Leonova. Und trotz der Art und Weise, wie er Bonds Geist herausfordert, empfand ich Colonel Boris als vergleichsweise uninteressanten und austauschbaren Bösewicht. Letztendlich lieferte Anthony Horowitz in meinen Augen mit "Mit der Absicht zu töten" einen Roman auf Niveau von "Der Mann mit dem goldenen Colt" vor. Dies ist zwar ein durchaus ansprechendes Endergebnis; wenn es jedoch das Ziel war, James Bond einem würdigeren Abschluss zu verschaffen, als er ihn von Ian Fleming erhielt, so ist ihm dies leider in meinen Augen nicht wirklich gelungen.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel





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