Mit: Sam Rockwell, Saoirse Ronan, Adrien Brody, Ruth Wilson, Reese Shearsmith, Harris Dickinson, Charlie Cooper, Pippa Bennett-Warner, Pearl Chanda, Sian Clifford, Jacob Fortune-Lloyd, David Oyelowo, Shirley Henderson u.a.
Kurzinhalt:
Der amerikanische Regisseur Leo Kopernick wurde angeheuert, um eine Filmadaption von Agatha Christies Theaterstück "Die Mausefalle" zu drehen, welches gerade die hundertste Aufführung gefeiert hat. Dann wird er jedoch auf der Bühne des Theater ermordet aufgefunden. Die Ermittlungen führt Inspector Stoppard, dem dafür die junge Constable Stalker – die im Gegensatz zu ihm ein großer Fan vom Krimis im Allgemeinen und Agatha Christie im Besonderen ist – zur Seite gestellt. Zusammen machen sie sich daran, den Mord an Kopernick aufzuklären. An Verdächtigen mangelt es dabei nicht: Fast jeder rund um den alles andere als beliebten Regisseur scheint einen Grund gehabt zu haben, ihn zu ermorden. Ein Besuch des Theaterstücks soll Licht in die Angelegenheit bringen – hinterlässt jedoch stattdessen ein weiteres Opfer. Am Ende finden sich dann schließlich alle – eingeladen vom Mörder – im Haus von Agatha Christie ein…
Review:
Als großer Fan von Krimis im Allgemeinen und den Werken (oder sollte ich besser sagen: Verfilmungen) von Agatha Christie im Besonderen hatte ich auf "See How They Run" nun schon länger ein Auge geworfen. Er wäre es mir auch sicher wert gewesen, für ihn ins Kino zu pilgern – wenn ich die Chance dazu erhalten hätte. Leider aber ist der Film – was zuletzt aus mir unerfindlichen Gründen immer häufiger vorkommt – zwar in Deutschland, nicht aber in Österreich ins Kino gekommen. Da er aber – in diesem Fall zu Glück – im Verleih der Walt Disney Studios ist, bekam ich nun pünktlich zu Weihnachten dank dem Release auf Disney+ endlich Gelegenheit, ihn mir anzusehen. Und auch wenn er meine (hohen) Erwartungen zugegebenermaßen nicht ganz erfüllt haben mag, so hat er mich doch sehr gut unterhalten. Beginnen wir gleich mit meinem größten Kritikpunkt: Die Auflösung fand ich sehr schwach. Man könnte argumentieren, dass das bis zu einem gewissen Grad Absicht war. Und ich will natürlich nicht ins Detail gehen, um nichts zu verraten. Aber mich erinnerte das in erster Linie an schlechte (deutsche) TV-Krimis. Von den Werken von Agatha Christie, denen hier ja Tribut gezollt wird, bin ich da deutlich besseres gewohnt. Somit war das ein Aspekt, wo "See How They Run" für mich an das Vorbild nicht herankam.
Davon abgesehen hat er mich aber gut unterhalten. "See How They Run" funktioniert dabei als ernsthafter Krimi ebenso gut wie als Parodie auf diese klassischen Whodunits im Allgemeinen und das Schaffen von Agatha Christie im Besonderen. Nicht zuletzt dreht sich der Film um die Theateraufführung von "Die Mausefalle" – und bekommt die Grande Dame des Krimis am Ende sogar (dargestellt von Shirley Henderson, der maulenden Myrte aus den "Harry Potter"-Filmen) selbst zu einem Auftritt. Man zieht aber auch generell einige typische Krimi-Elemente durch den Kakao. Aber auch was Filme an sich betrifft, ganz vom Genre abgesehen – erlaubt sich "See How They Run" da und dort seinen Spaß mit uns; wie z.B., wenn sich eine Figur über "faule" Flashbacks und "Drei Monate später"-Einblendungen beschwert, unmittelbar bevor der Film selbst eine ebensolche verwendet, oder auch beim Showdown, der dann fast 1:1 so abläuft, wie auf den von Leo Kopernick zuvor präsentierten Storyboards. Was die Besetzung betrifft, mag der Film zwar nicht mit den allerbesten Krimis bzw. Christie-Verfilmungen mithalten können, mit u.a. Sam Rockwell, Saoirse Ronan, Adrien Brody, Ruth Wilson und David Oleyowo ist diese aber jedenfalls mehr als solide. Zumal sie sich hier allesamt auch gut aufgelegt präsentieren, wobei mir insbesondere das Zusammenspiel von Rockwell und Ronan gefiel. Die Inszenierung durch Tom George ist zudem sehr stilvoll, und fängt insbesondere das historische Setting sehr gut und überzeugend ein. Und Daniel Pemberton steuert hier – wie schon bei den "Enola Holmes"-Filmen – einen leichtfüßig-beschwingten Score bei, der die Stimmung des Films perfekt einfängt und verstärkt. Zugegebenermaßen sucht man hier die große Spannung vergeblich, und ist der Film auch eher amüsant als zum Brüllen komisch. In der Art und Weise, wie er Krimi- und Comedy-Elemente zu seicht-gemütlicher Unterhaltung vereint, hat mich "See How They Run" aber in bester Hinsicht an die charmanten Miss Marple-Filme mit Margaret Rutherford erinnert.
Fazit:
"See How They Run" mag jetzt nicht unbedingt etwas Besonderes sein, und kommt zweifellos nicht an jüngste Krimi-Highlights wie "Knives Out" heran. Wenn einem der Sinn nach seichter Krimi-Unterhaltung mit humoristischem Einschlag steht, trifft man mit ihm in meinen Augen jedenfalls eine gute Wahl. Zwar hat mich die Auflösung des Falls ein wenig enttäuscht, davon abgesehen gelingt "See How They Run" die Mischung aus Krimi und Komödie aber ausgesprochen gut. Die gut aufgelegte Besetzung trägt dabei ebenso das ihre dazu bei, wie Tom Georges stilvolle Inszenierung, und die charmante Musik von Daniel Pemberton. Zusätzlich aufgewertet wird der Film für mich vom historischen Setting, den Referenzen auf "Die Mausefalle" und Agatha Christie, sowie den parodistischen Elementen rund um Filme im Allgemeinen und Krimis im Besonderen. Für mich ist "See How They Run" jedenfalls der ideale Film für einen kalten Winterabend, in den man sich einwickeln kann wie in eine warme, kuschelige Decke.