Mit: Peter Ustinov, Lauren Bacall, Jenny Seagrove, Carrie Fisher, Piper Laurie, Hayley Mills, John Gielgud, David Soul, Nicholas Guest, Valerie Richards, John Terleskey, Amber Bezer, Douglas Sheldon u.a.
Kurzinhalt:
Emily Boynton trifft sich mit ihrem Anwalt Jefferson Cope, um den Nachlass ihres kürzlich verstorbenen Gatten zu besprechen. Sie ist erzürnt, zu erfahren, dass dieser kurz vor seinem Tod ein neues Testament aufgesetzt hat, welches sie aus dem Erbe ausschließt, und vielmehr alles ihren gemeinsamen Kindern vermacht. Sie erpresst Jefferson dazu, das Testament zu verbrennen. Gegenüber ihren Kindern gibt sie sich daraufhin großzügig, und lädt sie alle auf eine Reise durch Europa ein. Während dieser treffen sie dann zufällig auf Hercule Poirot. Während der Fahrt mit einem Kreuzfahrtschiff wird er nicht nur Zeuge, wie einige von ihnen sich darüber unterhalten, ihre Mutter zu ermorden – wissen sie doch, dass es ein anderes Testament gegeben hat – sondern auch, wie Emily durch Glück einem Giftanschlag entkommt. Schließlich landet die Familie – mit Poirot sowie seiner befreundeten Ärztin Dr. Sarah King im Schlepptau – bei einer Ausgrabung. Als man von einem Ausflug zurückkehrt, ist Emily tot. Aufgrund der vorangegangenen Vorkommnisse, ist sich Poirot sicher, dass es sich nicht um einen Unfall, sondern um Mord handelte. Und an Verdächtigen mangelt es dem belgischen Detektiv nicht. Sein befreundeter Colonel Carbury gibt ihm zwei Tage Zeit, um den Fall zu lösen…
Review:
Nach drei TV-Filmen kehrte Peter Ustinov ein drittes und letztes Mal als Hercule Poirot auf die Kinoleinwand zurück. Zu verdanken ist dies der in den 80ern Cannon Group, die sich die Rechte für die Vorlage sicherte (nachdem sie ein paar Jahre zuvor bereits "Tödlicher Irrtum" verfilmt, und im darauffolgenden Jahr schließlich "Tödliche Safari" ins Kino bringen sollten). Da diese jedoch überwiegend im Low-Budget-Segment beheimatet war (und oftmals ganz gezielt den Videomarkt bespielte), muss man im Hinblick auf "Tod auf dem Nil" und "Das Böse unter der Sonne" gewisse Abstriche hinnehmen. Denn trotz einiger namhafter Stars, kann sich "Rendezvous mit einer Leiche" weder was wie Besetzung noch die Inszenierung betrifft mit ihnen messen. Die TV-Filme hingegen lässt er wiederum in beiden Aspekten klar hinter sich. Damit reiht sich der Cannon-Film was die Produktionsqualität betrifft irgendwie zwischen den ersten beiden Kinoabenteuern und den drei TV-Filmen ein.
Dies gilt letztendlich auch für den Fall. Dieser ist keinesfalls schlecht, kommt aber nicht ganz an "Tod auf dem Nil" oder auch "Das Böse unter der Sonne" heran. Dies liegt in erster Linie daran, dass die Ermittlungen diesmal irgendwie nicht so gut, interessant und nachvollziehbar geschildert sind, wie dort – was es auch schwerer macht, mitzuraten. Auch was den Unterhaltungswert betrifft, kommt "Rendezvous mit einer Leiche" an die Vorgänger nicht heran. Wo die schrulligen Figuren sowie die teils köstlichen Dialoge dort von Beginn an – und ganz abseits des Kriminalfalls – für beste Unterhaltung sorgten, hält sich beides hier doch eher in Grenzen. Da und dort mag es zwar durchaus ein bisschen Humor und amüsante Interaktionen geben, im Vergleich zu den ersten beiden Poirot/Ustinov-Kinofilmen jedoch in deutlich reduzierter Dosis. Seltsam auch, dass der Mordanschlag auf dem Schiff mit dem Gift im Glas nie wieder aufgegriffen wird. Und dass am Ende die Aufrollung des Falls unterbrochen wird, ist auch eher ungewöhnlich, und sorgt doch auch ein bisschen für Frust. Last but not least gibt es eine Szene, wo ich das Verhalten von gleich mehreren Personen nicht wirklich nachvollziehbar fand – allerdings müsste ich, um genauer darauf einzugehen, spoilern, weshalb ich es bei dieser vagen Kritik belasse. Trotz dieser Schwachpunkte ist "Rendezvous mit einer Leiche" insgesamt ein durchaus gelungener Film. Die Besetzung wartet u.a. mit Carrie Fisher, Lauren Bacall und Piper Laurie auf; doch auch abseits so bekannter Namen und Gesichter können die schauspielerischen Leistungen größtenteils gefallen, wobei es mir neben dem wieder einmal wunderbaren Peter Ustinov als Hercule Poirot insbesondere noch Jenny Seagrove mit ihrer charmanten Performance als Dr. Sarah King angetan hatte. Positiv auch, dass man sich wieder ausreichend Zeit nimmt, um die Figuren vorzustellen, und dementsprechend ein relativ langer Zeitraum vergeht, ehe der Mord passiert (wenn auch der Weg dorthin bei den früheren Filmen zugegebenermaßen unterhaltsamer war). Und die Auflösung fand ich dann grundsätzlich ebenfalls sehr fein, wenn es auch hier einen Kritikpunkt gäbe, den ich jedoch wiederum aus Spoilergründen nicht näher ausführen will. Insgesamt war "Rendezvous mit einer Leiche" jedenfalls schon ganz nett, und definitiv ein würdigerer Abschied Ustinovs von der Rolle des Hercule Poirot, als es seine drei TV-Auftritte gewesen wären.
Fazit:
Nach drei doch eher nur mittelmäßigen TV-Fällen ermöglichte es die Cannon Group Peter Ustinov Ende der 80, doch noch für ein letztes Kinoabenteuer als Hercule Poirot auf die große Leinwand zurückzukehren. Mit seinen ersten beiden Auftritten "Tod auf dem Nil" und "Das Böse unter der Sonne" kann das Endergebnis dabei leider recht deutlich nicht mithalten. Dies ist der nicht ganz so hochkarätigen Besetzung ebenso geschuldet, wie dem hier im direkten Vergleich doch eher verhalten eingesetztem Humor und den nicht ganz so schrägen Figuren – alles Aspekte, welche die auch hier wieder lange Laufzeit bis zum Mord (grundsätzlich ja etwas Positives) längst nicht so unterhaltsam machen, wie es bei den zuvor genannten Filmen der Fall war. Aber auch was Poirots Ermittlungen betrifft, kommt "Rendezvous mit einer Leiche" an die beiden Kino-Vorgänger nicht heran. Und doch ist er definitiv eine würdigere Abschiedsvorstellung für Peter Ustinov als Hercule Poirot, als es die drei TV-Filme gewesen wären. So mag die Produktionsqualität nicht an die ersten beiden Kinofilme heranreichen, ist den TV-Abenteuern aber natürlich klar und deutlich überlegen. Peter Ustinov konnte mir als Poirot ebenfalls wieder sehr gut gefallen. Der Fall an sich mag nicht ganz so clever und ausgeklügelt sein wie "Tod auf dem Nil" und "Das Böse unter der Sonne" (geschweige denn "Mord im Orient-Express"), weiß jedoch durchaus zu gefallen. Die gut aufgelegte Besetzung tut dann ihr Übriges, um "Rendezvous mit einer Leiche" zu einem gelungenen und empfehlenswerten Vertreter des Krimi-Genres – und einen würdigen Abschied für Ustinovs Poirot – zu machen.