Mit: Peter Ustinov, Jean Stapleton, Jonathan Cecil, Tim Pigott-Smith, Nicollette Sheridan, Constance Cummings, Kenneth Cranham, Susan Wooldridge, Christopher Guard, Jeff Yagher, Ralph Arliss, Caroline Langrishe u.a.
Kurzinhalt:
Die berühmte amerikanische Krimiautorin Jean Stapleton trifft während ihres Besuchs in London zufällig auf Hercule Poirot, und lädt ihn dazu ein, an einer fingierten Mörderhatz teilzunehmen. Diese soll auf dem Anwesen von Sir George Stubbs – als Teil des Jahrmarkts – stattfinden. Nachdem Poirot – in Begleitung von Captain Hastings – den etwas schroffen Hausherrn und seine hübsche Frau Hattie kennengelernt hat, geht es dann schließlich los. Aufgrund seiner Erfahrung und der "kleinen grauen Zellen" hat Hercule kein Problem, den von Jean gestreuten Hinweisen zu folgen. Er ist gerade dabei, das nächste Rätsel zu entschlüsseln, als eine erschütterte Jean ihn zu sich ins Bootshaus ruft. Denn: Jenes Mädchen, dass damit beauftragt wurde, die Leiche zu spielen, wurde tatsächlich mit seinem Seil erwürgt. Damit wird aus dem vermeintlich unterhaltsamen Spiel blutiger Ernst. Hercule Poirot nimmt im nun realen Mordfall die Ermittlungen auf…
Review:
Nach einem sehr schwachen Auftakt mit "Mord á la Carte" konnte mir der zweite TV-Film mit Peter Ustinov als Hercule Poirot (sowie Jonathan Cecil als sein treuer Begleiter Hastings) schon wesentlich besser gefallen. Hauptverantwortlich dafür ist der Fall an sich, der deutlich ausgeklügelter und vor allem auch die Auflösung längst nicht so eindeutig war. "Mord á la Carte" hatte für mich ja fast schon etwas von einer "Columbo"-Folge. Hier hingegen musste ich insbesondere damals bei der Erstsichtung doch ordentlich mitraten, und wäre wie ich gestehen muss auf die Lösung auch nicht gekommen. Das allein macht ihn dem ersten TV-Film schon mal deutlich überlegen. Aber auch das Setting fand ich wesentlich interessanter. Die Idee, dass bei einer solchen inszenierten Mörderhatz dann ein echter Mord stattfindet, hatte schon irgendwie seinen ganz eigenen Reiz. Der Aufbau ist dem ersten TV-Film ebenfalls deutlich überlegen, nicht zuletzt, da wir hier aufgrund der Vorstellung durch Ariadne Oliver alle "Spieler" gleich zu Beginn näher kennenlernen. Die Hinweise sind zudem gut verstreut, und zudem unterschiedlich deutlich. Manches wird man gleich erkennen (bei mir war's z.B. Eddies Verwunderung, dass ihm Hattie nicht geantwortet hat), anderes hingegen wohl erst, wenn Poirot den Fall am Ende in klassischer Manier aufrollt.
Darüber hinaus ist das mit dem Gaststar-Effekt diesmal nicht ganz so gravierend, da der ganz große, alle anderen überstrahlende Name fehlt (wenn auch Nicollette Sheridan aus heutiger Sicht, dank "Desperate Housewives", sicherlich das bekannteste Gesicht aus der Gastriege ist). Und so bedauerlich das Setting in der Gegenwart auch hier wieder war, aber da der Großteil des Films auf dem Anwesen spielt, sticht es diesmal eigentlich nur zu Beginn unangenehm ins Auge. Andere Stärken teilen sich die beiden Filme indes. Hier ist natürlich insbesondere Peter Ustinov zu nennen, den ich als Hercule Poirot wieder einmal absolut wundervoll fand. Neben seiner wieder sehr charmanten und süffisanten Spielweise stachen dabei für mich auch vor allem wieder jene Momente hervor, wo seine Menschlichkeit zum Vorschein kommt – wie z.B., wenn er am Ende im Hinblick auf den Täter oder die Täterin keinen Hehl aus seiner Abscheu macht. Auch die Dialoge waren teilweise wieder sehr fein, und boten zwischendurch auch immer wieder einiges an Humor, wie z.B., wenn Eddie South Hercule Poirot anbietet, ihn beim Vornamen zu nennen, und dieser bei "Mr. South" bleibt. Neben den Stärken gibt es aber natürlich auch ein paar Schwächen, die "Mord mit verteilten Rollen" von "Mord á la Carte" quasi übernommen hat. Neben der schon erwähnten Verlegung der Story in die Gegenwart (wenn es auch wie gesagt hier immerhin weniger auffällig war) betrifft dies insbesondere die Produktionsqualität, die mit Poirots Kinoeinsätzen naturgemäß nicht mithalten kann. Ein bisschen billig wirkt das Ganze hier halt schon. Zuletzt muss ich aber noch auf ein Manko hinweisen, welches ich dem Film zwar nicht vorwerfe, das meinen Genuss aber doch erheblich reduzierte: Auf der deutschen DVD von Pidax ist eine 16:9-Version enthalten, bei der einfach ins 4:3-Bild hineingezoomt wurde – was zu einer völlig ruinierten Bildkomposition und Fehlern wie abgeschnittene Köpfe führt. Das hätte nun echt nicht sein müssen.
Fazit:
Produktionstechnisch schenken sich die beiden TV-Filme nichts – wobei "Mord mit verteilten Rollen" das zeitgenössische Setting, abseits des Einstiegs in London, besser versteckt, und dieses somit hier nicht ganz so negativ ins Auge sticht. Der Hauptgrund, warum der zweite TV-Film besser abschneidet als "Mord á la Carte" ist jedoch der deutlich bessere Fall. Dieser ist um einiges ausgeklügelter, und vor allem auch längst nicht so absehbar – und lädt somit den geneigten Krimi-Fan so richtig zum Miträtseln ein. Was "Mord mit verteilten Rollen" im Vergleich zu Peter Ustinovs erstem TV-Einsatz als Hercule Poirot um einiges unterhaltsamer macht. Mit seinen Kinoauftritten kann allerdings auch dieser leider nicht wirklich mithalten.