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Tödlicher Irrtum Drucken E-Mail
Gerechtigkeit für einen Toten Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 16 Dezember 2022
 
Advent-SPECiAL

 
Tödlicher Irrtum
Originaltitel: Ordeal by Innocence
Produktionsland/jahr: UK 1984
Bewertung:
Studio/Verleih: London-Cannon Films/Cannon Film Distributors
Regie: Desmond Davis
Produzenten: Jenny Craven, Michael J. Kagan, Yoram Globus & Menahem Golan
Drehbuch: Alexander Stuart, nach dem Roman von Agatha Christie
Filmmusik: Dave Brubeck
Kamera: Billy Williams
Schnitt: Timothy Gee
Genre: Krimi/Thriller
Kinostart BRD: 22. Juni 1989
Kinostart USA: 07. April 1989
Laufzeit: 86 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 18 (Director's Cut: Ab 16)
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray (Kinofassung), Blu-Ray (Director's Cut)
Mit: Jean-Claude Van Damme, Deborah Richter, Cinvent Klyn, Alex Daniels, Dayle Haddon, Blaise Loong, Ralf Moeller, Haley Peterson, Terrie Batson u.a.


Kurzinhalt: Dr. Calgary war zwei Jahre lang auf einer Expedition. Bevor er aufbrach, hatte er eine zufällige Begegnung mit Jack Argyle. Dabei hat dieser sein Adressbuch zurückgelassen. Nun möchte er es ihm wieder zurückgeben – nur um zu erfahren, dass Jack verstorben ist. Mehr noch: in der gleichen Nacht, wo Jack von Arthur Calgary aufgelesen wurde, wurde dessen Mutter ermordet. Ohne jemanden, der sein Alibi bestätigen konnte, sprachen ihn die Geschworenen schuldig; kurz darauf wurde er gehängt. Dr. Calgary ist erschüttert, dass seine lange Abwesenheit zum Tod dieses unschuldigen Mannes führte. Und auch wenn er diesem nicht mehr helfen kann, möchte er zumindest posthum seinen Ruf wieder herstellen, und Jacks Unschuld beweisen. Damit macht er sich jedoch weder bei der Familie – wenig überraschend, da sich unter ihr aller Wahrscheinlichkeit nach auch der wahre Mörder befindet – noch der Polizei – die über den Vorwurf, zu lasch ermittelt zu haben, ebenfalls wenig begeistert ist – Freunde. Trotzdem hält Dr. Calgary an seinem Entschluss fest, und beginnt, mit Hilfe des Adressbuchs auf eigene Faust zu ermitteln…

Review: Szenenbild. "Tödlicher Irrtum" besitzt – insbesondere unter Fans von Agatha Christies Büchern – nicht gerade ein hohes Ansehen. Wie im Verlauf dieses Specials schon mehrmals erwähnt, sind mir bislang leider nur sehr wenige Romane von ihr bekannt (eine Lücke, die ich definitiv in den nächsten Jahren zu schließen gedenke; vielleicht dann ja sogar mit Reviews). Ohne Kenntnis der Vorlage konnte ich dies nach meiner Erstsichtung des Films allerdings wie ich gestehen muss nur bedingt nachvollziehen. Ein Kritikpunkt der sich fast in jedem Review das mir untergekommen ist wiederfindet ist die Musik von Dave Brubeck. Was ich zwar grundsätzlich verstehen kann. Seine musikalische Untermalung ist definitiv sehr eigenwillig, und man kann durchaus argumentieren, dass die an Noir-Filme angelehnten jazzigen Töne besser passen würden, wenn "Tödlicher Irrtum" in den USA spielen würden, sich jedoch mit dem britischen Schauplatz etwas spießen. Und doch, einen gewissen Reiz hatte das für mich schon. Vor allem aber passt es insofern, als der Film ohnehin deutliche Noir-Töne aufweist, und das sowohl von der Atmosphäre, inhaltlich, als auch inszenatorisch her.

Überhaupt, die Inszenierung. Desmond Davis (der wenn man den IMDB-Credits glauben darf hier ein bisschen Hilfe von Alan Birkinshaw hatte) spendiert uns hier ein paar sehr schöne Bilder, wobei insbesondere die Nachtaufnahmen sehr atmosphärisch geraten sind; wie z.B., wenn Dr. Calgary allein durch eine enge, menschenleere Gasse geht. Mit dem Nebel drohen sie es zwar fast schon zu übertreiben; vor allem zu Beginn könnte man den Eindruck gewinnen, dass alle Nebelmaschinen Englands (braucht man dort solche überhaupt?) angeschafft wurden. Aber es gibt schon vielen Szenen einen sehr stimmungsvollen Touch, und passt letztendlich auch sehr gut zur doch recht düsteren Story. Diese ist für mich ein weiteres ganz großes Plus. Das beginnt schon vom wieder einmal sehr guten Setup. Man fragt sich unweigerlich, wie man selbst in Arthurs Situation auf die Neuigkeit reagieren würde, dass seine Abreise die Hinrichtung eines unschuldigen Mannes zumindest mitverursacht hat. Kein Wunder, dass dies schwer auf seinem Gewissen lastet. Die Tatsache, dass Jack zwar den Mord nicht begangen haben mag, nichtsdestotrotz aber auch alles andere als unschuldig war, geben dem Ganzen zudem eine herrliche Ambivalenz. Vor allem aber mochte ich die am Ende über dem Geschehen schwebende Frage: War es das wert? Denn auch wenn es gelingen mag, am Ende die Wahrheit aufzudecken, ist diese doch mit einem Preis verbunden. Wäre es vielleicht doch besser gewesen, die Vergangenheit ruhen zu lassen? Das fand ich wirklich spannend. Die deutliche Kritik an der Todesstrafe – die keinen Raum für Fehler lässt – rundet das inhaltlich überaus gefällige Gesamtbild ab.

Szenenbild. Last but not least kann sich auch die Besetzung sehen lassen (was ich zugegebenermaßen im Vorfeld angesichts der Tatsache, dass es sich hier um eine Cannon-Produktion handelt, und bei denen das Geld üblicherweise nicht gerade locker saß, so gar nicht erwartet hatte). Angeführt von Donald Sutherlands schwermütiger Performance als schuldgeplagter Dr. Argyle, fährt "Tödlicher Irrtum" unter anderem auch noch mit Christopher Plummer, Ian McShane und (in einer Mini-Rolle) Faye Dunaway auf. Damit mag sich der Film mit dem großen Staraufgebot der Poirot-Filme nicht messen können, präsentiert sich aber dennoch durchaus anständig. Zumal auch die Performances durch die Bank gefallen können. Doch auch wenn mein Urteil insgesamt deutlich milder ausfällt als bei vielen anderen, ultimatives Highlight ist "Tödlicher Irrtum" keins. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass sich die Ermittlungen trotz des interessanten Setups doch etwas schleppend gestalten, und nur sehr sporadisch mitzureißen vermögen. Zudem ist die vorzeitige Offenbarung des Täters schon auch etwas eigenwillig, weil sonst bei Agatha Christie-Verfilmungen ja gerade auch das Miträtseln einen wesentlichen Reiz ausmacht. Und die Vielzahl an Figuren in Verbindung mit einer überschaubaren Laufzeit sorgt dafür, dass wir sie im Vergleich zu anderen Christie-Filmen doch eher nur oberflächlich kennenlernen. Nicht zuletzt das starke Finale tröstet dann aber über diese Schwächen nochmal deutlich hinweg.

Fazit: "Tödlicher Irrtum" mag davon profitieren, dass er für mich ihn im Gegensatz zu den meisten anderen Filmen des heurigen Advents-SPECiALs neu war. In jedem Fall kann ich aber die dominierende, kritische Meinung zu ihm nicht wirklich nachvollziehen. Ja, Dave Brubecks Musik ist schon sehr eigen, und würde besser in einen Film passen, der in Amerika angesiedelt ist, letztendlich fand ich den Jazzklang angesichts der Noir-Atmosphäre von "Tödlicher Irrtum" aber durchaus passend. Die Inszenierung durch Desmond Davis (oder doch Alan Birkinshaw?) ist zudem sowohl optisch als auch atmosphärisch überaus fein. Vor allem aber mochte ich den sehr ambivalenten Ausgang des Films, der die Frage offen lässt, ob Dr. Calgarys Suche nach der Wahrheit letztendlich mehr Schaden als Nutzen angerichtet hat. Zwar schafft der Film das Kunststück, zugleich zu kurz (da wir die Figuren teilweise nur sehr oberflächlich kennenlernen) und zu lang (da sich die Ermittlungen insbesondere im Mittelteil doch etwas ziehen) zu wirken, und kann auch besetzungstechnisch trotz einiger namhafter Stars mit den großen Poirot-Kinofilmen nicht mithalten. Und möglich, dass ich meine Meinung nach Sichtung der TV-Adaption mit Bill Nighy nochmal revidieren werde (müssen). Ohne jegliche Vorkenntnis war ich persönlich von "Tödlicher Irrtum" aber durchaus angetan.

Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1984 Cannon Film)


Weiterführende Links:
Advent-SPECiAL 2022





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