HOME PROJEKTE LINKS CHAT JOBS DATENSCHUTZ ARCHIV
Startseite arrow Kolumnen & Specials arrow Tod auf dem Nil
Tod auf dem Nil Drucken E-Mail
Mein Favorit unter den Christie-Verfilmungen Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 09 Dezember 2022
 
Advent-SPECiAL

 
Tod auf dem Nil
Originaltitel: Death on the Nile
Produktionsland/jahr: UK 1978
Bewertung:
Studio/Verleih: Mersham Productions Ltd./EMI Films/Constantin Film
Regie: John Guillermin
Produzenten: John Brabourne, Richard Goodwin & Norton Knatchbull
Drehbuch: Anthony Shaffer, nach dem Roman von Agatha Christie
Filmmusik: Nino Rota
Kamera: Jack Cardiff
Schnitt: Malcolm Cooke
Genre: Krimi
Kinostart BRD: 13. Oktober 1978
Kinostart USA: 19. September 1978
Laufzeit: 140 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 12
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Peter Ustinov, Mia Farrow, Simon MacDorkindale, Jane Birkin, Lois Chiles, Bette Davis, Jon Finch, Olivia Hussey, I.S. Johar, George Kennedy, Angela Lansbury, David Niven, Maggie Smith, Jack Warden, Harry Andrews, Sam Wanamaker u.a.


Kurzinhalt: Jackie deBellefort feiert ihre Verlobung mit Simon Doyle. Dieser ist zur Zeit arbeitslos – da bietet es sich an, ihn ihrer guten Freundin Linnet Ridgeway vorzustellen. Immerhin ist diese Millionenerbin, und dementsprechend gut betucht. Tatsächlich heuert Simon ihn an – mit so ungeahnten wie insbesondere für Jackie unerwünschten Folgen: Denn Simon und Linnet verlieben sich ineinander. Dementsprechend wird die Verlobung zwischen ihm und Jackie abgesagt, und läuten schon kurz darauf vielmehr für Linnet und Simon die Eheglocken. Für ihre Hochzeitsreise begeben sich die beiden nach Ägypten. Mit dem Dampfer S.S. Karnak machen sie eine Reise zu den größten Sehenswürdigkeiten, wie der Sphinx, oder auch den Pyramiden von Gizeh. Sie staunen nicht schlecht, als dabei auf einmal Jackie vor ihnen steht. Dieser ist es trotz aller Vorkehrungen gelungen, sie aufzuspüren. Hercule Poirot befindet sich ebenfalls auf der Karnak, und verfolgt das Drama rund um das Liebesdreieck mit, er erkennt auch, dass es an Bord gleich mehrere Personen gibt, die auf Linnet alles andere als gut zu sprechen sind. Nach einem besonders dramatisch verlaufenden Abend wird Linnet dann schließlich in ihrer Kabine erschossen aufgefunden…

Review: Szenenbild. "Tod auf dem Nil" ist (bislang) mein absoluter Liebling unter den Agatha Christie-Verfilmungen (mit der Einschränkung, dass ich mich mit dieser Aussage auf Kino- oder maximal noch TV-Filme beziehe, nicht jedoch Serien/Episoden, oder auch Miniserien wie die grandiose "Und dann gabs keines mehr"-Adaption der BBC aus 2015). Einen wesentlichen Anteil daran hat natürlich der Fall. Zwar ist die Auflösung von "Mord im Orient-Express" zweifellos außergewöhnlicher und insgesamt besser, dennoch hatte es mir auch jene aus "Tod auf dem Nil" schon immer angetan. Dass ich diese mittlerweile natürlich nur zu gut kenne, und der Film dementsprechend aus der Frage, wer denn nun der Mörder oder die Mörder ist, in meinem Fall keine Spannung mehr beziehen kann – ist dabei für mich zweitrangig (auch wenn natürlich festzuhalten ist, dass einem solche Whodunit-Krimis nie mehr so gut gefallen werden, wie bei der Erstsichtung). Denn: "Tod auf dem Nil" lebt eben, so gut aufgebaut der Kriminalfall auch sein, und so überzeugend die Auflösung auch erdacht sein mag, für mich in erster Linie eben nicht von eben diesem, sondern vielmehr von den herrlich schrägen Figuren, der (wieder) hochkarätigen Starbesetzung, sowie generell dem hohen Unterhaltungswert.

Etwas, dass ich nicht zu den größten und wichtigsten Stärken des Films zählen würde, dass aber dennoch definitiv erwähnt gehört, sind die wunderschönen Aufnahmen von Ägypten, die "Tod auf dem Nil" – ähnlich den Bond-Filmen der Zeit – einen Weltenbummel-Charme verleihen; was gerade auch in den 70er, wo die Wirtschaft zwar bereits im Aufschwung war, der Wohlstand die Mittelschicht aber gerade erst zu erreichen begann, und somit nicht jeder die Möglichkeit hatte, die Welt zu bereisen, großen Reiz hatte, da man aufgrund von Filmen Orte besuchen konnte, die für einen selbst (noch?) unerreichbar waren. Klar, als Setting für einen Mord bleibt der Orient-Express unübertroffen; wo der Film dort aber mit der Zeit doch etwas eintönig wurde, bietet "Tod auf dem Nil" eben doch einiges an Schauwerten. Doch nicht nur die Augen, sondern auch die Ohren werden von ihm bestens versorgt – dann der schönen Musik von "Der Pate"-Komponist Nino Rota. Die Inszenierung von John Guillermin mag zwar wenig auffällig sein, aber er versteht es, die Story und die Figuren in den Mittelpunkt zu stellen, und beidem ausreichend Raum zu geben, um sich so richtig entfalten zu können. Womit dann eben auch schon beim ersten der ganz großen Stärken des Films sind: Die Figuren hier sind wunderbar schrullig, und größtenteils wirklich charmant. Selbst wenn es keinen Mord zu lösen gäbe, würde zumindest ich es genießen, einfach nur zwei vergnügliche Stunden mit ihnen zu verbringen. Den Figuren, bzw. der Dynamik zwischen diesen, verdankt "Tod auf dem Nil" auch seinen Humor, der für mich hauptverantwortlich für den großen Unterhaltungswert des Films ist. Doch auch abseits der Gags sind die Dialoge großartig. Hierzu sei erwähnt, dass ich die Vorlage leider noch nicht gelesen habe, und daher nicht einschätzen kann, wie viel davon direkt auf Christie selbst zurückgeht, bzw. was davon vielmehr Anthony Shaffer anzurechnen ist. So oder so gab es zahlreiche wunderschöne Dialogzeilen, die es mir wirklich angetan hatten (nicht zuletzt: "Do not allow evil into your heart. It will make a home there." "If love can't live there, evil will do just as well.").

Szenenbild. Und dann ist da noch die so namhafte wie hochkarätige Darstellerriege – mit der man dem Beispiel von "Mord im Orient-Express" folgt. Aus dem weitläufigen Ensemble möchte ich in erster Linie vier hervorheben. Da wäre Angela Lansbury, die hier Jahre vor "Mord ist ihr Hobby" eine (wohl an Agatha Christie angelehnte) Autorin spielt. Die absolut köstliche Maggie Smith, die nicht zuletzt auch im Duett mit Bette Davis begeistert. Mia Farrow, die hier als Jackie eine phänomenale Leistung zeigt. Sowie – last but not least – Peter Ustinov, der hier Albert Finney (obwohl Agatha Christie ja von diesem in "Mord im Orient-Express" sehr begeistert war) ersetzt, und hier zum ersten und beileibe nicht letzten Mal aus Hercule Poirot in Erscheinung tritt. Ähnlich wie bei Margaret Rutherford mag er nur bedingt zur Beschreibung aus den Romanen passen – drückt diesem aber durch sein Schauspiel und seinen Charme unweigerlich seinen Stempel auf. Er legt Poirot herrlich schrullig, süffisant, und vor allem auch enorm menschlich an. Es ist gerade auch diese empathisch-mitfühlende Seite, die Ustinov in der Rolle für mich – neben seinem unbestreitbaren komödiantischen Talent, sowie dem wunderbaren Zusammenspiel mit dem gesamten Ensemble – so auszeichnet.

Fazit: Auch wenn mir die Auflösung des Falls mittlerweile bestens bekannt ist, kann ich mir "Tod auf dem Nil" immer wieder ansehen. Hauptverantwortlich dafür sind die herrlich schrägen Figuren, der köstliche Humor, die hochkarätige Besetzung, die teils grandiosen schauspielerischen Leistungen (hier sei insbesondere Mia Farrow hervorgehoben), die wunderbaren Dialoge, sowie die schönen Landschaftsaufnahmen. Gemeinsam tragen sie dazu bei, dass die überlange Laufzeit von 140 Minuten jedes Mal aufs Neue wie im Flug vergeht. Aber auch wenn ich mittlerweile schon weiß, wer für den Mord verantwortlich ist, kann ich auf rein künstlerischer Ebene den großartigen Aufbau des Falls immer noch wertschätzen. Angefangen dabei, dass wir die Figuren ausgiebig kennenlernen, ehe der Mord passiert, bis hin zu Poirots spannender Ermittlungsarbeit, sowie seiner wunderbaren – und ausführlichen – Aufrollung der Ereignisse vor versammelter Mannschaft. Kurz gesagt: Ich liebe diesen Film einfach. Tue ich bereits, seit ich ihn als Kind oder Jugendlicher zum ersten Mal gesehen habe. Und werde ich immer noch, wenn ich ihn mir dereinst als alter Greis (vorausgesetzt, ich lebe solange) zum x-ten Mal wieder ansehe.

Wertung:10 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1978 EMI Films)


Weiterführende Links:
Advent-SPECiAL 2022





Artikel kommentieren
RSS Kommentare

Kommentar schreiben
  • Bitte orientiere Deinen Kommentar am Thema des Beitrages.
  • Persönliche Angriffe und/oder Diffamierungen werden gelöscht.
  • Das Benutzen der Kommentarfunktion für Werbezwecke ist nicht gestattet. Entsprechende Kommentare werden gelöscht.
  • Bei Fehleingaben lade diese Seite bitte neu, damit ein neuer Sicherheitscode generiert werden kann. Erst dann klicke bitte auf den 'Senden' Button.
  • Der vorgenannte Schritt ist nur erforderlich, wenn Sie einen falschen Sicherheitscode eingegeben haben.
Name:
eMail:
Homepage:
Titel:
BBCode:Web AddressEmail AddressBold TextItalic TextUnderlined TextQuoteCodeOpen ListList ItemClose List
Kommentar:




  fictionBOX bei Facebook   fictionBOX bei Twitter  fictionBOX als RSS-Feed

TV-Planer
Im Moment keine TV-Einträge vorhanden