Mit: Margaret Rutherford, Stringer Davis, Robert Morley, Flora Robson, Charles 'Bud' Tingwell, Gordon Harris, Robert Urquhart, Katya Douglas, James Villiers, Noel Howlett, Finlay Currie, Duncan Lamont, Kevin Stoney u.a.
Kurzinhalt:
Miss Marple und Mister Stringer sind gerade dabei, Spenden für geläuterte Verbrecher zu sammeln, als der alte und reiche Mr. Enderby vor ihren Augen von der Treppe stürzt und stirbt. Offenbar hat er einen Herzinfarkt erlitten. Inspector Craddock sieht keinen Grund, von Mord auszugehen; es ist bekannt, dass Mr. Enderby Angst vor Katzen hatte, und eine eben solche hat er kurz vor seinem Tod gesehen. Der Schreck scheint ihn umgebracht zu haben. Jane Marple ist sich jedoch sicher, dass die Katze nicht zufällig in sein Haus gelangt ist, sondern diese vielmehr von jemandem bewusst dort platziert wurde, damit der Schreck ihn umbringt. Als sich die Familie bei der Verlesung des Testaments versammelt, gelingt es Miss Marple, übers offene Fenster zu lauschen. Wie sich herausstellt, wird die Familie für ein paar Tage im von Hector Enderby betriebenen Gallop-Hotel unterkommen, welches auch eine Pferde-Ranch betreibt. Ein verdächtiger Schuhabdruck, den Marple vor dem Haus des Verstorbenen gefunden hat, stammte von einem Reitstiefel. Nun gilt es, den Besitzer jenes Stiefels zu finden, dessen markante Schuhsole mit dem Abdruck übereinstimmt…
Review:
Für Margaret Rutherfords zweiten filmischen Einsatz als Miss Marple griff man zwar wieder auf eine Vorlage von Agatha Christie zurück. "Der Wachsblumenstrauß" war allerdings eigentlich ein Fall von Hercule Poirot – der hier nun auf Miss Marple umgemünzt wurde. Im Zuge dessen wurde auch – wieder – der englische Originaltitel verändert; nachdem "4.50 from Paddington" in "Murder She Said" umgetitelt wurde, machte man hier aus "After the Funeral" nun "Murder at the Gallop". Für die deutsche Veröffentlichung wollte man davon nichts wissen, und blieb beim deutschen Titel der Romanvorlage. Was beim ersten Film sehr gut gepasst hat, ist hier nun insofern etwas verwirrend, als der für das Buch titelspendende Wachsblumenstrauß bei der Filmadaption keine Rolle mehr spielt. Sei's drum: Abseits dieses ohnehin nur in der deutschen Fassung relevanten Kritikpunkts bietet auch "Der Wachsblumenstrauß" wieder sehr gute Krimi-Unterhaltung für Jung und Alt, und findet genau die richtige Mischung aus Mystery und Humor.
Was letzteres betrifft, ist dafür nicht zuletzt wieder die versammelte Darstellerriege verantwortlich. In erster Linie natürlich die wundervolle Margaret Rutherford, deren Zusammenspiel mit ihrem Real-Life-Ehemann Stringer Davis hier wieder einmal zu gefallen weiß. Darüber hinaus gibt man ihr mit Robert Morley, wie schon beim ersten Film, wieder einen Widersacher, der als Reibebaum fungiert. Morley findet sich hier in einer deutlich dankbareren Rolle wieder, als zwei Jahre später im misslungenen "Die Morde des Herrn ABC", und trägt ebenfalls viel zum Gelingen des Films bei. Köstlich sind zudem die Versuche von Miss Marple, ihren Gipsabdruck mit den Reitstiefeln abzugleichen. Und auch mit der Tanzeinlage zum Ende hin habe ich mich köstlich amüsiert. Doch trotz allen Humors wird eben auch hier wieder nicht darauf vergessen, dass es (in weiterer Folge sogar mehr als) einen Mord aufzuklären gilt. Dank Miss Marples Besuch des Hotels gewinnen wir von allen Verdächtigen einen Eindruck, und können dementsprechend miträtseln. Am Ende stellt Miss Marple dem Täter dann schließlich wieder eine Falle. Was die Auflösung betrifft, gefiel mir in erster Linie die Doppeltäuschung, die ich als sehr effektiv empfand. Mehr soll an dieser Stelle aber natürlich nicht verraten werden. Zuletzt sei noch erwähnt, dass "Der Wachsblumenstrauß" der Autorin insofern direkt Tribut zollt, als sich Miss Marple auf einen (erfundenen) Kriminalroman von ihr bezieht, und meint, der Polizei würde ein bisschen mehr Konsum von Agatha Christies Büchern gut tun. Was wie ich finde eigentlich für uns alle – und neben den Romanen nicht zuletzt auch für die wundervollen Filme mit Margaret Rutherford als Miss Marple – gilt.
Fazit:
Auch Margaret Rutherfords zweiter Einsatz als Miss Marple mischt wieder Krimi- und Komödien-Elemente auf gelungene Art und Weise. Zwar erreicht "Der Wachsblumenstrauß" nicht mehr ganz die Spannungsspitzen des ersten Films, der zudem mit der originellen Grundidee rund um den Mord im gegenüberliegenden Zug auftrumpfte. Davon abgesehen steht ihr zweiter Fall "16 Uhr 50 ab Paddington" aber in nichts nach. Rutherford selbst trägt hierbei auch diesmal wieder viel zum Erfolg bei. Einerseits aufgrund ihres komödiantischen Talents und der wieder sehr schrulligen Interpretation der Figur, dem vollen Körpereinsatz, den sie hier beweist (u.a. wenn sie zum Fenster hinaufkraxelt, oder zum Ende hin eine heiße Sohle aufs Parkett legt), sowie im Zusammenspiel mit ihren Schauspiel-Kollegen, wobei neben den Veteranen Stringer Davis und Charles Tingwell vor allem ihre Szenen mit Robert Morley hervorstachen. Dank eines interessanten Falls voller potentieller Verdächtiger lädt der Film dabei aber eben nicht nur zum Mitlachen, sondern auch Miträtseln ein. Zumindest, ehe Miss Marple den Täter am Ende dann wieder eine Falle stellt, und so das Handwerk legt. Insgesamt bietet jedenfalls auch "Der Wachsblumenstrauß" wieder beste Unterhaltung für die ganze Familie.