Mit: Hywel Bennett, Hayley Mills, Britt Ekland, Per Oscarsson, George Sanders, Aubrey Richards, Ann Way, Patience Collier, Peter Bowles, Lois Maxwell u.a.
Kurzinhalt:
Michael Rogers ist ein nicht gerade wohlsituierter Junggeselle mit großen Träumen. Eines Tages lernt er, als er wieder einmal jenes Stück Land besucht, in das er nun schon länger verliebt ist – er sich jedoch niemals leisten könnte – zufällig auf Ellie Thomsen. Die beiden verbringen einen schönen gemeinsamen Tag zusammen, und man beschließt, sich in einer Woche wieder zu treffen. In der Zwischenzeit erfährt Michael, dass das Stück Land von einer reichen Familie gekauft wurde. Und dann scheint ihn Ellie bei ihrer Verabredung auch noch sitzen zu lassen. Stattdessen hat sie eine Überraschung für ihn: Sie ist Teil genau jener reichen Familie, und Gibsy's Acre wurde auf ihre Initiative hin gekauft – für sie beide. Kurz darauf scheint das junge Glück perfekt zu sein: Die beiden heiraten, und lassen von einem Freund von Ellies Familie ein modernes, luxuriöses Anwesen errichten. Dann jedoch wird ihre Idylle durch die Ankunft von Ellies aufdringlicher besten Freundin Greta gestört. Ein paar Tage später wird Ellie tot aufgefunden. Die Polizei glaubt an einen Unfall, doch Michael ist davon überzeugt, dass seine Frau ermordet wurde – und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln…
Review:
Noch vor Hercule Poirots Rückkehr und zugleich filmischen Neuerfindung mit "Mord im Orient-Express" wagte man sich 1972 – mit etwas Respektabstand – nach dem "Die Morde des Herrn ABC"-Debakel mit "Mord nach Maß" an eine weitere Agatha Christie-Adaption. Hauptverantwortlich dafür war Sidney Gilliat, der hier sowohl – basierend auf den Roman – das Drehbuch schrieb, und als Regisseur fungierte. Vom Aufbau her unterscheidet sich "Mord nach Maß" dabei insofern stark von anderen, klassischeren Christie-Whodunnits, wie z.B. den Marple- oder auch Poirot-Filmen, als bis zum Mord knapp eine Stunde – und damit 2/3 der Laufzeit – vergeht. Die Zeit bis dahin wird dafür genutzt, uns das Setup ausreichend vorzustellen. Dies mag zwar etwas ungewohnt sein, und manchen mag es generell etwas zu lange dauern, bis dann endlich der Mord passiert. Letztendlich handelt es sich hier ja aber "nur" um eine Verschiebung, insofern, als sonst halt nach den Ermittlungen die Hintergrundinformationen aufgerollt werden, wir hier aber eben quasi "live" und chronologisch mitverfolgen, wie es zum Mord kam.
Wenn es dann soweit ist, bleibt uns natürlich in klassischer Whodunit-Manier der Mörder erstmal verborgen. Oder sollte es zumindest sein. Ich habe in meinen mittlerweile über 42 Jahren, und als großer Fan des Genre, halt doch eine ziemliche Krimi-Spürnase entwickelt, die in diesem Fall dann auch völlig richtig lag – was jedoch für mich den Reiz der Auflösung nicht reduzierte; zumal diese dann auch ein Element enthielt, welches auch ich in dieser Form nicht hatte kommen sehen. Ein wichtiger Aspekt sind auch die Figuren, die hier zwar nicht ganz so schrullig sein mögen, wie in manch anderer Christie-Verfilmung, dafür aber größtenteils sympathisch sind, weshalb man insbesondere mit Michael und Ellie durchaus mitfiebert. Aber auch Greta hat, trotz ihrer aufdringlichen Art, ihren Charme. Die Besetzung trägt ebenfalls viel zum Gelingen des Films bei, insbesondere das zentrale Trio Hywel Bennett, Hayley Mills und Britt Ekland. Was die Nebenrollen betrifft, sticht in erster Linie das Wiedersehen mit "Miss Moneypenny" Lois Maxwell hervor. Die Inszenierung von Sidney Gilliat ist solide; wenn sie auch die ganz große Spannung vermissen lässt. Was dafür in jeden Fall besticht, ist das Set vom Inneren des Hauses, welches vom Design her an die besten Arbeiten von Ken Adam erinnert. Und Bernard Hermanns Score ist sehr klassisch, und lässt den Film teilweise wie ein Werk aus den 50ern oder frühen 60ern wirken; was sich dann zugegebenermaßen auch ein bisschen mit dem damals zeitgenössischen Setting spießt. Wenn ich schon beim Kritisieren bin: Eine spätere Sterbeszene fand ich etwas gar übertrieben dick aufgetragen. Vor allem aber: Auch wenn ich in diesem ungewöhnlichen Aufbau durchaus einen gewissen Reiz erkennen kann, aber – es dauert halt schon ein bisschen, ehe "Mord nach Maß" so richtig Fahrt aufnimmt. Die erste Hälfte ist einer eine Romanze mit kleinerem Drama-Einschlag, lässt es aber an jedwedem Suspense vermissen. Zudem fand ich den Aufbau, mit teilweise Flashbacks innerhalb von Flashbacks, teilweise unnötig verschachtelt. Erst zum Ende hin dreht er dann eben nochmal halbwegs auf. Und ich kann mir vorstellen, wenn man die Auflösung nicht so wie ich schon kommen sieht, hat der Film auch nochmal eine etwas größere Wirkung. Insgesamt ist "Mord nach Maß" aber immerhin solide, und für Christie-Fans durchaus einen Blick wert – solange man sich nicht erwartet, dass er mit den besten Adaptionen ihrer Werke mithalten kann.
Fazit:
"Mord nach Maß" ist insofern ein etwas ungewöhnlicher Krimi, als es bis zum Mord fast eine Stunde dauert. Es auf diese Weise chronologisch aufzurollen, hatte zwar durchaus ebenfalls seinen Reiz, und war mal etwas anderes – dennoch versteht man am Ende dann, warum die meisten Krimis den Mord üblicherweise voranstellen, und erst danach aufrollen, wie es dazu kam: Man wird als Zuschauer (oder Leser) einfach viel früher vom Geschehen gepackt, und es nachträglich mitzuverfolgen und schon nach Hinweisen zu suchen, ist dann deutlich mitreißender, als wenn man noch nicht so recht weiß, wo sich das Ganze eigentlich hinbewegt. Trotz dieses Kritikpunktes will ich "Mord nach Maß" aber keinesfalls schlecht reden. Zumal die Auflösung (auch wenn sie für mich nur in Teilbereichen überraschend war) durchaus gefallen kann, und sich aus dieser heraus dann noch einmal ein nettes Drama entspinnt. Insgesamt kann man also sagen: Ja, "Mord nach Maß" braucht ein bisschen, ehe er so richtig Fahrt aufnimmt – aus meiner Sicht wird man als Zuschauer hier für die aufgebrachte Geduld aber durchaus belohnt.