Originaltitel: Under the Night Episodennummer: 1x01 Bewertung: Erstausstrahlung US: 02. Oktober 2000 Erstausstrahlung D: 05. September 2001 Drehbuch: Robert Hewitt Wolfe Regie: Allan Kroeker Besetzung:
Kevin Sorbo als Captain Dylan Hunt,
Lisa Ryder als Beka Valentine,
Keith Hamilton Cobb als Tyr Anasazi,
Laura Bertram als Trance Gemini,
Brent Stait als Rev Bem,
Gordon Michael Woolvett als Seamus Harper,
Lexa Doig als Andromeda Ascendant,
Steve Bacic als Gaheris Rhade,
John Tench als Gerentex,
Emy Aneke als Thompson,
Elizabeth Thai als Refractions of Dawn,
Yvonne Myers als Courier Pilot,
Gavin Buhr als Gunnery Sergeant,
Johnny Mah als Stam,
Shawn Stewart als Brexos,
Lori Stewart als Varastaya u.a.
Kurzinhalt:
Die Andromeda Ascendant unter dem Kommando von Captain Dylan Hunt ist ein Schiff des sogenannten Commonwealth, eine friedliche Vereinigung verschiedenster Sternensysteme und Völker. Als man auf einen vermeintlich routinemäßigen Notruf reagiert, stellt sich dieser als Falle heraus. Die Andromeda steht einer Flotte der Nietscheaner gegenüber, einem Ableger der Menschheit, die sich genetisch optimiert haben, und sich nun für überlegene Übermenschen halten. Einige von ihnen tun auch auf der Andromeda Dienst – darunter auch Dylans guter Freund und erster Offizier Gaheris Rhade. Doch auch dieser ist Teil des Komplotts, und wendet sich seine Kameraden. Schließlich bleibt Dylan keine andere Wahl, als die Andromeda auf der Flucht vor der feindlichen Flotte in Richtung eines schwarzen Lochs zu steuern. Dabei gerät das Schiff in deren Ereignishorizont – und die Zeit verlangsamt sich, bis sie schließlich still steht. Dreihundert Jahre später nähert sich ein Bergungsschiff dem schwarzen Loch. Deren bunt zusammengewürfelte Crew wittert den Coup ihres Lebens. Langsam zieht man die Andromeda aus dem Einflussbereichs des schwarzen Lochs – und Dylan Hunt sowie die künstliche Intelligenz der Andromeda erfahren nicht nur, dass zwischenzeitlich drei Jahrhunderte vergangen sind, sondern auch, dass das Commonwealth den Krieg gegen die Nietzscheaner verloren hat…
Review (kann Spoiler enthalten):
Nach dem Erfolg von "Mission Erde" machte man sich auf die Suche nach weiteren Serienentwürfen von Gene Roddenberry, die man nach seinem Tod verwirklichen könnte. Das Ergebnis davon ist "Andromeda", welche von Robert Hewitt Wolfe entwickelt wurde, ehe er im Verlauf der zweiten Staffel aufgrund der berühmt-berüchtigten kreativen Differenzen von den Senderverantwortlichen gefeuert wurde. Trotz dieses Rückschlag sollten es die beiden auf Roddenberrys Entwürfe zurückgehenden Serien kurioserweise auf je fünf Staffeln mit genau der gleichen Episodenanzahl von 110 Folgen schaffen. Geht man nach dem Auftakt, überrascht mich das zugegebenermaßen bei "Andromeda" doch etwas mehr als bei "Mission Erde" (und es zeigt sich auch daran, dass ich dort zumindest bis zur zweiten Staffel drangeblieben bin, während ich bei "Andromeda" schon mitten der ersten ausstieg; zudem war es in diesem Fall eher eine bewusste Entscheidung, als dass es sich halt einfach eher zufällig so ergeben hätte).
Dem gerade erwähnten Robert Hewitt Wolfe ist dabei noch der geringste Vorwurf zu machen, denn das Drehbuch würde ich definitiv zu den Stärken von "Die lange Nacht" zählen. Es ist natürlich schwer zu sagen, wie viel davon auf Gene Roddenberrys Idee zurückgeht, in jedem Fall weiß aber nicht zuletzt das interessante Setup (dem sich dann ja rund zwei Jahrzehnte später schließlich auch "Star Trek" selbst bedienen sollte, als sich die "Discovery" nach einem Zeitsprung in einer Welt wiederfand, in der die Föderation untergegangen ist) zu gefallen. Dylan Hunt und sein mit einer künstlichen Intelligenz ausgestattetes Schiff sind die letzten Überbleibsel einer vermeintlich besseren Vergangenheit. Dabei muss sich Dylan nicht nur damit abfinden, all seine Freunde, seine Familie, und nicht zuletzt seine Verlobte in der Vergangenheit zurückgelassen zu haben, sondern sich auch damit auseinandersetzen, dass das idealistisch-philanthropische Commonwealth untergegangen ist. Er selbst hat die ersten Momente dieses Untergangs – mit der aussichtslosen Schlacht – selbst miterlebt, sein Möglichstes gegeben, und auf dem Schiff selbst gegen den Verräter Gaheris Rhade den Sieg davongetragen – doch die Niederlage für die Organisation selbst konnte er damit nicht abwenden. Man kann sich vorstellen, dass er unweigerlich Schuldgefühle empfinden wird, weil er – wenn auch ungewollt – den Kampf verpasst hat. So unwahrscheinlich es auch ist, dass er und die Adromeda den Ausschlag gegeben hätten, wird natürlich die Frage in seinem Kopf herumspucken, ob es anders gekommen wäre, wenn die Andromeda nicht in den Einflussbereich des Schwarzen Lochs geraten wäre. Dies ist aber vorerst noch Zukunftsmusik, denn hier geht es in erster Linie mal darum, das Setting zu etablieren, und die Figuren – wenn auch noch sehr rudimentär – vorzustellen. Letztendlich kamen mir jedoch diese beiden Elemente fast ein wenig zu kurz; zumal "Die lange Nacht" doch sehr actiondominiert ist.
Besetzungstechnisch sticht natürlich in erster Linie Kevin Sorbo hervor. In den letzten Jahren ist der bei mir zwar ziemlich in Ungnade gefallen, das ändert jedoch nichts daran, dass er ein charismatischer Darsteller war und ist, und sich zudem Ende der 90er/Anfang der 0er-Jahre dank "Hercules" (eine Rolle, auf die man hier in einem ironischen Kommentar auch anspielt) am Höhepunkt seiner Popularität befand. Man kann wie gesagt von ihm menschlich halten was man will, aber hier macht er seine Sache zweifellos gut, und hat auch die nötige Ausstrahlung, um die Serie zu tragen, bzw. als ihr Leitwolf zu fungieren. Aber auch Lexa Doig war zu diesem Zeitpunkt, dank Rollen bei (unter anderem) "TekWar" sowie dem kurzlebigen 90er-Jahre-Revival von "Flash Gordon", keine Unbekannte, und war auch in weiterer Folge im Genre immer wieder gern gesehener (Stamm-)Gast. Mit Lisa Ryder ergibt sich wiederum eine nette Überschneidung zu "Mission Erde", wo sie – zumindest in der ersten Folge – als William Boones Frau Kate zu sehen war. Keith Hamilton Cobb wirkt ein bisschen wie ein Jason Momoa für Arme (wobei man fairerweise erwähnen muss, dass dieser seinen Durchbruch erst kurz darauf mit "Stargate: Atlantis" schaffen sollte). Und die Figuren von sowohl Brent Stait als auch Laura Bertram machen hier erstmal einen recht klischeehaften Eindruck, wobei sie ihre Rollen grundsätzlich ebenfalls gut spielen.
Leider aber merkt man "Andromeda" an allen Ecken und Enden an, dass das Geld nicht gerade locker saß. Zwar schließe ich nicht aus, dass man hier sogar mehr Budget zur Verfügung hatte wie bei "Mission Erde", dass diese aber auf der Erde der damaligen Gegenwart angesiedelt war, reduzierte aber natürlich von vornherein die Kosten. Hier hingegen brauchte man Sets (solide), Kostüme (in Ordnung), gleich mehrere Masken für Außerirdische (die einen doch eher durchwachsenen Eindruck machen), sowie vor allem natürlich CGI-Effekte. Es sind vor allem letztere, die zumindest teilweise überhaupt nicht gut gealtert sind. Am besten schlägt sich noch die Andromeda selbst, die tatsächlich sehr gut aussieht. Ich weiß zu wenig über die Produktion der Serie, könnte mir aber vorstellen, dass man zumindest dieses Modell gebaut und eingescannt hatte. Es fällt nämlich auf, dass alles rund um dieses Schiff – wie z.B. die Raketen – vergleichsweise billig aussieht. Was leider auch dafür sorgt, dass diese Elemente und die Andromeda selbst oftmals kein stimmiges Bild ergeben. Demgegenüber ist die Inszenierung soweit in Ordnung. Allan Kroeker hat sowohl davor als auch danach einige "Star Trek"-Episoden gedreht, und war zu dem Zeitpunkt ebenfalls bereits bei "Mission Erde" im Einsatz gewesen. Hier inszeniert er zwar teilweise fast ein bisschen überdramatisch, dafür stach der Moment mit dem "Zeitlupenkampf" aber durchaus hervor. Zumal es weniger eine künstlerische Entscheidung war, als sich vielmehr aus der Handlung selbst ergab. Doch leider, trotz einzelner durchaus netter Qualitätsmerkmale durchzieht "Andromeda" von Beginn an ein extrem trashiger Touch, der ihm beispielsweise einem "Lexx" näherbringt als dem vermeintlichen Vorbild "Star Trek". Einen nicht unwesentlichen Anteil daran hat die Musik von Matthew McCauley, die leider den billig-trashigen Eindruck der gesamten Produktion nochmal deutlich verstärkt. Es ist aber nicht nur das allein, sondern irgendwie die ganze Umsetzung, der Ton, und zumindest in Teilbereichen sowohl die Masken (wie z.B. der Rattenkerl) als auch das CGI. Teilweise hatte ich das Gefühl, dass man hier versucht hat, "Star Trek" mit "Farscape" zu kombinieren; geglückt ist das, zumindest in der Auftaktfolge, doch eher nur bedingt.
Fazit:
Die erste Episode von "Andromeda" ist doch ziemlich hektisch, und vor allem sehr actionorientiert. Das mag sie zwar kurzweilig machen, sorgt aber halt auch dafür, dass wir in den etwas mehr als vierzig Minuten kaum Zeit bekommen, um die Figuren kennenzulernen, weshalb wir beim Abspann erstmal nur einen sehr rudimentären Eindruck von ihnen gewonnen haben. Auch was das Setup betrifft, wurde hier gerade erst Mal nur an der Oberfläche gekratzt. Dennoch fand ich diese Idee grundsätzlich interessant, und zählt sie zusammen mit einem gut geschriebenen Drehbuch von Robert Hewitt Wolfe, der nett designten und getricksten Andromeda, sowie dem gut aufgelegten Kevin Sorbo, zu den größten Stärken der Pilotfolge. Demgegenüber stehen die durchwachsenen CGI-Effekte, die jegliche Stimmung im Keim erstickende Musik, sowie nicht zuletzt der trashige Eindruck, den das Gesamtpaket hinterlässt. Insofern wundert es mich nicht, dass ich damals bei der TV-Ausstrahlung nach rund zehn Folgen ausgestiegen bin. Und doch bin ich gespannt, ob – und hoffe ich natürlich, das – es "Andromeda" gelingen wird, sich nach diesem durchwachsenen Start zu steigern.