Mit: Michael Caine, Katharine Ross, Richard Widmark, Richard Chamberlain, Olivia de Havilland, Ben Johnson, Lee Grant, José Ferrer, Patty Duke, Slim Pickens, Bradford Dillman, Fred MacMurray, Henry Fonda u.a.
Kurzinhalt:
Als man den Kontakt zu einer Air Force-Basis verliert, rückt das Militär aus, um nach dem Rechten zu sehen. Doch der Großteil der dort stationierten Männer und Frauen sind tot. Dr. Bradford Crane, einer der wenigen Überlebenden, kann schließlich Licht ins Dunkel bringen: Die Basis wurde von einem Schwarm afrikanischer Killerbienen gestochen. Offenbar wurden diese von einem der ausgehenden Signale der Basis angelockt. Nun fürchtet man, dass sich diese in der Nähe einnisten und in weiterer Folge über die menschliche Bevölkerung im Großraum Texas herfallen könnten. Major Baker drängt darauf, die Bedrohung mit allen erforderlichen Mitteln zu beseitigen, Dr. Crane warnt jedoch davor, dass solche auch die lokale Bienenpopulation treffen und so das Gleichgewicht der Natur durcheinanderbringen könnte. Der Präsident stimmt ihm zu, und so sucht man nach einem Weg, um gezielt nur diesen Stamm zu vernichten. Doch die Bienen breiten sich zunehmend aus, und kommen dabei auch den bewohnten Gegenden immer näher…
Review:
Die 70er waren die Blütezeit des großen Katastrophenfilms aus Hollywood. Filme wie "Erdbeben", "Flammendes Inferno" oder "Poseidon Inferno" warteten dabei neben dem zentralen Desaster zumeist auch mit einer hochkarätigen und umfangreichen Starriege auf. Nachdem er zwei der gerade genannten produzierte, und damit maßgeblich dazu beitrug, die entsprechende Welle loszutreten, setzte sich Irwin Allen zu einem Zeitpunkt, als diese dann eher wieder im Abflauen war, selbst auf den Regiestuhl, um Arthur Herzogs Roman über einen Schwarm afrikanischer Killerbienen zu verfilmen. Das Ergebnis war sowohl bei den Kritikern als auch an den Kinokassen ein ziemlicher Flop. Manche sahen ihn ihm sogar eine Zeit lang einen der schlechtesten Filme aller Zeiten. Nun, so weit würde ich zwar nicht gehen, ich stimme aber zu, dass sich "Der tödliche Schwarm" zweifellos weder mit den besten Katastrophen- noch den besten Tierhorror-Filmen messen kann.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich mir die US-Blu-Ray importiert habe, auf der (nur) die von Irwin Allen präferierte Langfassung enthalten ist. Diese geht nicht "nur" mehr als zweieinhalb Stunden, sie zieht sich vor allem auch ordentlich dahin. Ich habe jetzt keinen Check gemacht, welche Szenen – oder potentiell sogar ganze Handlungsstränge – hier dazugekommen sind, hätte aber durchaus einige Ideen, wo ich selbst die Schere angesetzt hätte. Wie z.B. beim Subplot um die beiden alten Männer, die um die Schuldirektorin werben. Das alles steht völlig für sich – und geht noch dazu letztendlich komplett ins Leere. Aber auch von solchen überflüssig wirkenden Handlungssträngen abgesehen hat man das Gefühl, dass der Film teilweise in viel zu vielen und viel zu langen Dialogen ertränkt wirkt. Darüber hinaus wirkt so manche Aktion – wie z.B. wenn sich Dr. Krim unbeaufsichtigt das Bienengift spritzt, um sein Heilmittel zu testen – doch eher dämlich. Und ob die Nebenwirkungen des Stichs rund um die Halluzination von Riesenbienen unbedingt sein musste, darüber kann man zweifellos auch geteilter Meinung sein. Schade sind diese misslungenen Elemente insofern, als das Grundkonzept alles andere als unspannend ist, und die Szenen rund um die Angriffe der Bienen sehr gut umgesetzt sind. Man hat hier zweifellos einiges an Aufwand betrieben, und was man damals beim Kinostart vielleicht nicht (mehr) so zu schätzen wusste, da diese Art der Blockbuster-Unterhaltung nach der Revolution des Popcorn-Kinos mit "Krieg der Sterne" vergleichsweise veraltet wirkte, besitzt heute wiederum durchaus einen unbestreitbaren Retro-Charme. Möglicherweise war es aber auch einfach die ungewöhnliche Kombination aus Tierhorror und Desasterfilm. Die Zuschauer von letzteren waren doch etwas andere Bedrohungen gewohnt, seien es technische Defekte oder Naturkatastrophen. Killerbienen erinnern aber halt von vornherein an die B-Monsterfilme der 50er. Insofern kann ich bis zu einem gewissen Grad verstehen, dass es damals Fans von z.B. einem "Erdbeben" vergleichsweise schwer gefallen sein könnte, sich darauf einzulassen. Für mich hat aber irgendwie gerade auch diese ungewöhnliche Kombination ihren Reiz.
Was für mich ebenfalls hervorstach ist, wie vergleichsweise kompromisslos "Der tödliche Schwarm" ist; müssen im Verlauf des Films doch unter anderem auch einige Kinder (die sonst im Genrekino meist verschont werden) daran glauben. Auch das zeichnet ihn aus. Weiters wird er von der – für solche Katastrophenfilme ja typische – namhafte Besetzung aufgewertet, die neben Michael Caine als zentraler Dreh- und Angelpunkt u.a. noch mit Katharine Ross, Richard Widmark, Richard Chamberlain, José Ferrer, Olivia de Havilland und Henry Fonda aufwartet. Vielleicht nicht ganz so hochkarätig wie ein "Flammendes Inferno", aber dennoch zweifellos beachtlich. In erster Linie war es aber das dann wirklich gefällige Chaos am Ende, wo der Film dann endgültig vom Tierhorror in den Katastrophenfilm umschlägt, wo mich "Der tödliche Schwarm" wirklich gut unterhalten konnte. Schade halt, dass er sich (viel zu) lange Zeit nimmt, um diesen Punkt zu erreichen.
Fazit:
Irgendwie überrascht es nicht, dass so mancher Fan der in den 70ern populären Katastrophenfilmen angesichts des nicht zu bestreitenden B-Movie-Einschlags von "Der tödliche Schwarm" die Nase rümpfte – die damals teilweise vertretene Einschätzung eines der schlechtesten Filme aller Zeiten hat sich Irwin Allens Fusion von Katastrophen –und Tierhorror-Film aber nicht verdient. Ja, der Film ist sicherlich kein Highlight – schon gar nicht in der überlangen 2-1/2 Stunden Fassung, die von zu vielen (und langen) Dialogen ebenso geplagt ist, wie unnötigen Subplots, die ins Nichts laufen. Der Leerlauf zwischen den – gefälligen – Angriffsszenen der Bienen ist einfach zu groß. Aber: Eben diese Momente können wiederum durchaus überzeugen, und beeindrucken nicht zuletzt mit den offensichtlichen Aufwand, der damals betrieben wurde. Zudem hat Allen hier den Mut, mit damals gängigem Tabus wie dem Tod von Kindern zu brechen. Und vor allem die letzte halbe Stunde, wo das Chaos Überhand nimmt und der Film dann endgültig in klassisches Katastrophenfilm-Territorium vordringt, ist dann überaus launig. Dass der Weg dorthin kürzer – und kurzweiliger – hätte gestaltet werden sollen, steht aber außer Streit.