Mit: John Hargreaves, Briony Behets, Mike McEwen, Roy Day, Michael Aitkens u.a.
Kurzinhalt:
Die Lage zwischen Peter und Marcia ist nach einigen Ereignissen in der jüngeren Vergangenheit überaus angespannt. Mit einem gemeinsamen Wochenende wollen die beiden ihre Sorgen so gut als möglich hinter sich lassen, und einen letzten Versuch unternehmen, ihre Beziehung vielleicht doch noch zu kitten. Dafür begeben sich die beiden Stadtbewohner zu einem abgelegenen Strand an der australischen Küste. Dass Marcia eigentlich lieber ein gemütliches Wochenende in einem bequemen Hotel verbringen würde, statt neben einem Strand zu campen, ist der Stimmung zwischen den beiden ebenso wenig zuträglich, wie dass Peter gegen ihren Willen seinen Hund Cricket mitgenommen hat. Erschwerend kommt dann noch hinzu, dass sich die beiden im Hinblick auf die Natur teilweise alles andere als respektvoll verhalten – und diese schließlich beginnt, zurückzuschlagen, und die beiden Camper zu terrorisieren…
Review:
"Long Weekend" gilt als Klassiker des "Ozploitation"-Genres – und das in meinen Augen, trotz einzelner Schwächen, auch völlig zu recht. Dabei hebt er sich im Hinblick auf den üblichen Naturhorror insofern ab, als hier einerseits nicht nur ein bestimmtes Tier im Fokus steht, sondern vielmehr die Natur als Ganzes zurückschlägt. Noch wichtiger erscheint mir jedoch die Art und Weise, wie sie das tut: Ja, es gibt vereinzelte körperliche Angriffe auf die beiden, und hierbei insbesondere Peter (der sich das in den Augen der Zuschauer – nicht nur wegen der Art und Weise, wie er die Natur, sondern auch, wie er Marcia behandelt – auch absolut verdient hat), letztendlich dominiert hier jedoch eher der psychologische Terror. Und das ist definitiv ein außergewöhnlicher und dementsprechend interessanter Ansatz. Nach einigen diesbezüglich sehr effektiven Szenen findet der Zugang dann schließlich in jener Szene seinen Höhepunkt, als Peter, von Marcia zurückgelassen, allein am Lagerfeuer sitzt, und ihn alle möglichen Geräusche um ihn herum verstören. Man muss ihn absolut nicht mögen, um sich in diese Situation hineinversetzen und seine Angst nachvollziehen zu können.
Mit dem "Man muss ihn nicht mögen" sind wir übrigens schon beim nächsten Punkt, wo sich "Long Weekend" vom Zugang her von klassischen Monster- bzw. Tierhorror-Filmen unterscheidet. Dort sollte man ja nämlich eigentlich auf Seite der Figuren stehen, und hoffen, dass sie von den Biestern nicht erwischt werden. Ob das dann im Endeffekt auch immer so funktioniert, sei dahingestellt, aber es ist doch zumindest üblicherweise das Ziel. Auch hier weicht "Long Weekend" von der üblichen Formel ab: Insbesondere Peter erweist sich bereits in den ersten Minuten als regelrechtes Arschloch, dessen Tod man (im Kontext einer fiktiven Erzählung, versteht sich) eigentlich gar nicht mehr erwarten kann. Der Clou an der Sache ist: Marcia ist zwar im Hinblick auf die Sünden, die hier an der Natur begangen werden, für die sich diese dann schließlich rächt, zwar auch nicht unschuldig, im Gegensatz zu Peter habe ich mir ihr aber durchaus mitgefiebert. Damit erreicht "Long Weekend" letztendlich beides zugleich: Auf der einen Seite feuert man die Natur an, andererseits aber eben auch Marcia, von der man hofft, dass sie dem Grauen entkommt. Zusätzlichen Reiz erhält der Film durch den echt netten Aufbau. So vermittelt einem nicht zuletzt die kurze Szene an der Tankstelle (die übrigens auch mit einem inszenatorisch coolen Einfall brilliert, als die Augen des Typen in die Scheinwerfer des Autos überblenden) den Eindruck, dass wir hier ein "Beim Sterben ist Jeder der Erste"-Szenario vor sich hätten; der am Strand stehenden blaue Van verstärkt dies nochmal zusätzlich. Eine effektive Irreführung, die den eigentlichen Horror dann umso effektiver macht. Neben dem Drehbuch von Everett De Roche ist jedoch auch die Inszenierung von Colin Eggleston zu loben. Die Scheinwerferszene habe ich ja bereits lobend erwähnt, darüber hinaus stachen für mich insbesondere noch die ganzen Szenen hervor, wo er die Kamera hinter Gräsern, Blättern usw. positioniert, und uns damit das Gefühl gibt, dass die Natur die beiden beobachten würde.
Dass der Film trotz dieser Stärken keine höhere Wertung erhält, liegt unter anderem daran, dass es zwar einzelne sehr effektive, atmosphärisch dichte Spannungsmomente gibt, insgesamt sich der Horror jedoch doch eher in Grenzen hält. Stattdessen steht hier eher die angespannte Beziehung zwischen Peter und Marcia im Mittelpunkt, und deren ständiges Gezanke geht einem mit der Zeit doch ziemlich auf die Nerven. Erschwerend kommt dann noch hinzu, dass uns erst nach und nach erschließt, worin genau die Probleme zwischen beiden bestehen, vor allem aber, dass ich den Film was ihre Vorgeschichte betrifft nicht immer stimmig fand. So meint Marcia zuerst "I didn't have to have an abortion, Peter!", und gibt der Film an dieser vermeintlich ihm die Schuld, nur dass er später im Auto dann vielmehr ihr diese Entscheidung vorwirft, so als hätte sie diese ohne sein Wissen getroffen. Das wollte für mich nicht wirklich zusammengehen. Last but not least: In einem ansonsten relativ bodenständigen Horrorfilm war mir das mit dem (vermeintlich) dahinschleichenden Seekuh-Kadaver fast schon etwas zu mysteriös. Der nette Abschlussgag, der die (vermeintlich) gewünschte erheiternde Reaktion bei mir nicht verfehlte, ließ mich dann aber trotz dieser Schwächen mehr als zufrieden zurück.
Fazit:
"Long Weekend" ist ein cooler australischer Öko-Thriller, der mich vor allem mit dem interessanten und originellen Zugang überzeugte: Einerseits, weil hier nicht nur nicht eine gewisse Sorte (Ge-)Tier angreift, sondern die Natur als Ganzes zurückschlägt. Und andererseits, weil hier trotz aller körperlicher Attacken letztendlich der Psychoterror dominiert. Das war definitiv mal etwas anderes. Für mich wurde dabei rasch deutlich, dass wir – insbesondere im Hinblick auf Peter; bei Marcia könnte man darüber diskutieren – in diesem Kampf zwischen Mensch und Natur definitiv auf Seiten letzterer stehen sollen; auch dies hebt ihn vom üblichen Monster-Horror ab. Insgesamt fand ich ihn jedenfalls sowohl von Konzept als auch Inszenierung her überaus fein. Abzüge gibt es hingegen dafür, dass sich die – wenn dann auch überaus effektiven – Spannungsmomente eher in Grenzen halten, das Gezänke zwischen den beiden teilweise etwas gar zu sehr Überhand nimmt und den Zuschauer tendenziell doch eher nervt, und sich der Film zudem in meinen Augen im Hinblick auf die problematische Vorgeschichte des Paares in Widersprüche verzettelte. Das packende, in einem launigen Abschlussgag mündende Finale half aber zusammen mit den anderen Pluspunkten dabei, über diese Stärken wohlwollend(er) hinwegzusehen.