Originaltitel: Alloyed Episodennummer: 1x08 Bewertung: Weltweite Internet-VÖ: 14. Oktober 2022 (Amazon Prime) Drehbuch: Gennifer Hutchison, John D. Payne & Patrick McKay Regie: Wayne Yip Besetzung:
Morfydd Clark als Galadriel,
Daniel Weyman als The Stranger,
Markella Kavenagh als Nori Brandyfoot,
Robert Aramayo als Elrond,
Charles Edwards als Lord Celebrimbor,
Charlie Vickers als Halbrand,
Trystan Gravelle als Pharazôn,
Ken Blackburn als Tar-Palantir,
Ema Horvath als Eärien,
Leon Wadham als Kemen,
Benjamin Walker als High King Gil-galad,
Lenny Henry als Sadoc Burrows,
Megan Richards als Poppy Proudfellow,
Sara Zwangobani als Marigold Brandyfoot,
Alex Tarrant als Valandil,
Lloyd Owen als Captain Elendil,
Cynthia Addai-Robinson als Queen Regent Míriel,
Will Fletcher als Finrod,
Thusitha Jayasundera als Malva,
Maxine Cunliffe als Vilma,
Dylan Smith als Largo Brandyfoot,
Beau Cassidy als Dilly Brandyfoot,
Bridie Sisson als The Dweller,
Edith Poor als The Nomad,
Kali Kopae als The Ascetic,
Josh Metcalfe als Elven Loremaster u.a.
Kurzinhalt:
Die drei Mystiker, die sich als Anhänger Saurons herausstellen, glauben, im vom Himmel gefallenen Wanderer ihren Fürsten gefunden zu haben. Als jedoch die kleine Gruppe von Harfüßen, angeführt von Nori, ihren Freund erreicht, wird deutlich, dass sie sich in dieser Annahme getäuscht haben. Galadriel ist indes, in Begleitung des schwer verletzten Halbrand, in Eregion angekommen. Dort sind Gil-Galad, Elrond und Celebrimbor am Verzweifeln: Denn ohne das Mithril droht den Elben in Mittelerde der Untergang. Ihre letzte Hoffnung ist nun die Rückkehr nach Valinor. Doch Celebrimbor und Elrond können Gil-Galad davon überzeugen, ihnen eine dreimonatige Frist für einen allerletzten Versuch zu geben. Die rettende Idee kommt dann just von Halbrand: Was wäre, wenn man die kleine Probe Mithril mit einem anderen Edelmetall verbinden, und zu einem Gegenstand verschmelzen würde? Ein Zepter oder eine Krone, mit der sich die darin verbundene Kraft kanalisieren lassen würde? Celebrimbor macht sich sofort an die Arbeit. Doch Galadriel wird ob ihres Gefährten zunehmend misstrauisch – bis ihr schließlich ein schrecklicher Verdacht kommt…
Review (kann Spoiler enthalten):
Gleich zu Beginn habe ich mich für einen kurzen Moment geschreckt – bis mir klar wurde, dass das einfach nicht wahr sein kann. Einerseits, weil du solch eine Wendung nie in dieser Form – und noch vor dem Intro – offenbaren würdest. Aber auch, weil man den Twist dann ja schon im Trailer vorweggenommen hätte, und das macht nun wirklich niemand. Insofern war ich mir dann umso sicherer, dass es sich beim "Du bist Sauron" in Richtung des Wanderers um eine Finte handeln muss. Was sich dann ja letztendlich auch bewahrheiten sollte. Trotzdem war dieser Moment letztendlich mein einziger Kritikpunkt an diesem Staffelfinale, einfach da ich nicht finde, dass dieser Täuschungsversuch notwendig war. Zudem hätte ich es schön gefunden, wenn man nicht nur im Hinblick auf Sauron, sondern auch die Identität des Wanderers, das Verwirrspiel zum Ende der Staffel definitiv aufgelöst hätte. Natürlich gab es auch diesmal wieder unzählige Andeutungen, nicht zuletzt den "Immer der Nase nach"-Sager. Da ich aber halt einfach echt hoffe, dass es Gandalf ist, da alles andere an diesem Punkt einfach nur mehr eine herbe Enttäuschung wäre, hätte ich es schön gefunden, man hätte uns hier bereits definitive Gewissheit gegeben.
Stattdessen muss ich im Hinblick auf seine wahre Identität nun also leider weiterzittern – und kann nur hoffen, dass sich die Macher nicht von jenen Fans beirren lassen, die lautstark "Das widerspricht Tolkiens Lehre!" schreien (als ob das für andere Aspekte der Serie nicht mindestens genauso gelten würde), und deren Zustimmung sie ohnehin nie (oder zumindest nicht mehr) gewinnen werden. Zumal für mich alles andere als Gandalf mittlerweile eine herbe Enttäuschung wäre, mit den ganzen wunderschönen – teils auch subtilen – Anspielungen. Diese Chance, uns die Vorgeschichte einer beliebten Figur zu offenbaren, und dabei u.a. auch zu erklären, warum Gandalf just die Halblinge so sehr schätzte, bloß deshalb fallen zu lassen, um uns mit einem Twist überraschen zu können – und am Ende zu offenbaren, dass es doch nur einer der blauen Zauberer war, zu denen wir überhaupt keine Verbindung haben, und von denen wohl 98% derjenigen die sich die Serie anschauen noch nicht mal gehört haben – wäre nun wirklich eine fürchterliche Entscheidung. Die ich den Autoren nach dieser erzählerisch überwiegend sehr gelungenen ersten Staffel auch eigentlich nicht mehr zutraue. Und doch, eine gewisse Unsicherheit bleibt. Meh. Aber ja, wie gesagt, davon abgesehen fand ich "Gebunden" größtenteils wirklich fantastisch. Bleiben wir gleich bei (hoffentlich) Gandalf und den Harfüßen: Letztere müssen hier nämlich mit den Tod von Sadoc einen hohen Preis für ihre Unterstützung des Wanderers zahlen. Seine Sterbeszene fand ich sehr "schön" und doch ansatzweise emotional umgesetzt. Deutlich mehr traf mich dann allerdings das Ende, wo sich Nori von ihrer Familie und ihrer besten Freundin Magsame verabschiedet. Das war wirklich wunderbar inszeniert, gespielt und vertont. Und so traurig die Szene für sich genommen auch gewesen sein mag, freute ich mich doch darüber, dass uns Nori somit nun auch in der zweiten Staffel erhalten bleibt.
Jedenfalls: Statt dem Wanderer sollte sich dann schließlich vielmehr Halbrand als Sauron herausstellen. Zuerst einmal sei ganz grundsätzlich erwähnt, dass ich es sehr positiv fand, dass die Frage nach seiner Identität zum Ende der ersten Staffel beantwortet wurde, und man uns damit nicht noch bis (mindestens) der zweiten Staffel warten ließ. Die Auflösung an sich war dabei wenig überraschend; und damit meine ich jetzt nicht nur mich, immerhin hatte Halbrand in den Umfragen die ich im Vorfeld zu "Gebunden" gesehen hatte im Hinblick auf die Frage, wer Sauron sein könnte, zumeist die Nase vorn. Mir selbst kam der Gedanke das erste Mal bei "Treibgut", wobei zu diesem frühen Zeitpunkt fast jeder noch in Verdacht war, Sauron zu sein. Bei "Die Große Woge" nährte die Art und Weise, wie man dort scheinbar versuchte, ihn als Aragorn-Verschnitt zu präsentieren, meinen entsprechenden Verdacht. Und "Udûn" bestätigte mir diesen dann förmlich; ich konnte es ja schon damals nicht genau beschreiben, aber irgendwas an der Art und Weise, wie er sich als der König der Südlande feiern ließ, fühlte sich falsch an. Rückblickend zeigt sich: Da haben die Macher damals echt ganze Arbeit geleistet.
Was für mich auch für die Auflösung an sich gilt. Denn allerspätestens hier nun verhielt sich Halbrand zunehmend verdächtig. Charlie Vickers hat das, die komplette Staffel hinweg, wirklich großartig gespielt, und eine der größten Errungenschaften war es für mich rückblickend, dass wir als Zuschauer der Figur bis zu einem gewissen Grad genauso auf den Leim gegangen sind, wie Galadriel, und all die anderen. Besser kann man "Sauron den Verführer" gar nicht umsetzen, als dafür zu sorgen, dass man selbst als Zuschauer in seinen Einflussbereich gerät. So richtig dreht Halbrand diesbezüglich aber eh erst jetzt auf. Die komplette Vision zwischen ihm und Galadriel war einfach nur wunderbar, und richtiggehend fies. Wie sie zuerst die Gestalt ihres Bruders annimmt, und versucht, ihr Lügen einzuimpfen. Als dies nicht gelingt, zeigt er sich wieder als er selbst, und versucht, sie mit schönen Worten auf seine Seite zu ziehen. Die endgültige Offenbarung (auch wenn es zu dem Zeitpunkt natürlich eh jeder schon wusste) mit der Spiegelung im Wasser war auch grandios. Und dann erst die ganzen Zitate zum "Herrn der Ringe", insbesondere natürlich, wenn Sauron sie mit fast den gleichen Worten, die Galadriel sprach, als Frodo ihr den Ring anbot, doch noch auf seine Seite zu ziehen versucht! Das war wirklich klasse. Kritischer kann man zweifellos sehen, dass Galadriel die anderen nicht gleich in ihre Entdeckung einweiht, ich persönlich konnte es aber nachvollziehen. Immerhin war sie es, die Halbrand nach Mittelerde zurückgeholt hat. Es ist verständlich, dass sie den anderen ihre Schuld nicht gleich eingestehen will, sondern erstmal Zeit braucht, um all dies zu verarbeiten. Zumal Halbrand ja mittlerweile weg und die Gefahr somit vorerst gebannt ist. Vor allem aber mag sie ihnen zwar nicht die Wahrheit über ihn sagen, warnt sie aber doch davor, ihm zu trauen. Damit war aus meiner Sicht der Pflicht genüge getan. Das Schmieden der Ringe war dann ebenfalls ein wunderschöner Moment (wenn ich es auch zugegebenermaßen schade fand, dass diese im Vergleich zur "Der Herr der Ringe"-Trilogie anders aussehen; aber an den dortigen Designs hatte man halt leider keine Rechte) – und leitete schließlich in einen (sehr an Emiliana Torrinis "Gollums Lied" erinnernden) Credits-Song über, mit dem man sich wieder einmal an Peter Jacksons Trilogie anlehnte, und ihr doch irgendwie auch Tribut zollte. Super!
Fazit:
Ich war in den letzten Jahren allzu oft auf der Seite der Kritiker (das Wort "Hater" kommt mir diesbezüglich definitiv nicht in die Finger), gerade auch wenn es um die neuen "Star Trek"-Serien geht. Ich kenne somit das Gefühl, wenn andere etwas abfeiern, man selbst jedoch damit nicht viel anfangen kann. Insofern will ich – abseits der rassistischen Spinner – niemand einen Vorwurf draus machen, wenn er/sie mit "Die Ringe der Macht" nicht viel anfangen kann; nicht zuletzt auch, weil man über die zahlreichen Änderungen an der Vorlage (die es aber natürlich bei "Der Herr der Ringe" auch schon gab) nicht wohlwollend hinwegsehen kann. Ich freue mich aber, zumindest diesmal in den meinem Empfinden nach dominierenden Jubel mit einstimmen zu können. Die "Herr der Ringe"-Trilogie war ein bestimmender Faktor meiner (frühen) 20er, und es ist einfach nur wunderbar, mit "Die Ringe der Macht" nun nach Mittelerde zurückkehren zu können. "Gebunden" sollte sich dabei in meinen Augen als großartiger Abschluss des ersten (von fünf) "Bänden" erweisen. Es gab zahlreiche sowohl dramaturgische als auch emotionale Höhepunkte, ich war sehr erleichtert, dass der Wanderer nicht Sauron war (und hoffe jetzt nur noch auf eine baldige definitive Bestätigung seiner Identität), und fand den Twist rund um diesen – über die komplette Staffel betrachtet – wirklich gut gemacht. Auch optisch, inszenatorisch, darstellerisch, produktionstechnisch und musikalisch war "Gebunden" wieder großartig. Kritisch sehe ich lediglich den in meinen Augen völlig überflüssigen roten Hering direkt vor dem Intro. Wie sagte Yoda einst so schön: "Nötig haben du hast das nicht". Davon abgesehen war das aber ein wunderbares Finale einer großartigen ersten Staffel, und ich freue mich jetzt bereits darauf, mir die acht Folgen bei Gelegenheit (eventuell zu Weihnachten?) nochmal am Stück anzuschauen, und kann die zweite Staffel (die ja leider gerade erst gedreht wird) jetzt schon nicht mehr erwarten!