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Resurrection Drucken E-Mail
Schwierige Thrillerkost von Andrew Semans Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Mittwoch, 12 Oktober 2022
 
Halloween-SPECiAL

 
Resurrection
Originaltitel: Resurrection
Produktionsland/jahr: USA 2022
Bewertung:
Studio/Verleih: Square Peg/IFC Films/Shudder
Regie: Andrew Semans
Produzenten: U.a. Lia Buman, Tim Headington, Drew Houpt, Lars Knudsen, Tory Lenosky & Alex Scharfman
Drehbuch: Andrew Semans
Filmmusik: Jim Williams
Kamera: Wyatt Garfield
Schnitt: Ron Dulin
Genre: Thriller/Drama
Kinostart Deutschland: Noch nicht bekannt
Kinostart USA: 29. Juli 2022
Laufzeit: 103 Minuten
Altersfreigabe: Noch nicht geprüft
Trailer: YouTube
Kaufen: Noch nicht verfügbar
Mit: Rebecca Hall, Tim Roth, Grace Kaufman, Michael Esper, Angela Wong Carbone, Josh Drennen u.a.


Kurzinhalt: In ihrer Jugend war Margaret Opfer von schwerem körperlichem und psychischem Missbrauch. Dann gelang es ihr jedoch, ihrem Peiniger David zu entfliehen, und sich in Amerika ein völlig neues Leben aufzubauen. Mittlerweile sind zwanzig Jahre vergangen, und ist sie sowohl erfolgreiche Karrierefrau als glückliche – alleinerziehende – Mutter. Bis zu jenem Moment, als sie in einem Vortrag sitzt, und glaubt, im Publikum David zu erblicken. Offenbar ist es ihm gelungen, sie nach all der Zeit ausfindig zu machen. Und obwohl man glauben könnte, dass er in den zwei Jahrzehnten das Interesse an ihr verloren haben sollte, drängt er sich langsam aber sicher zunehmend in ihr Leben. Für Margaret bedeutet es, sich einer traumatischen Vergangenheit zu stellen, von der sie glaubte, sie schon längst überwunden und hinter sich gelassen zu haben…

Review (kann Spoiler enthalten): Szenenbild. "Resurrection" ist definitiv ein schwieriger Film. Einerseits aufgrund seiner Thematik, und einigen überaus beklemmenden Szenen, die sich daraus ergeben. Margaret hat in ihrer Jugend ein schweres Trauma, ausgelöst von physischem und psychischem Missbrauch, erlitten. Sie dachte, sie hätte all dies mit ihrer Flucht hinter sich gelassen – insbesondere, als seither zwanzig Jahre vergangen sind, in denen sie sich ein Leben als erfolgreiche Karrierefrau und glückliche Mutter aufgebaut hat. Dann jedoch erblickt sie in einem Kurs plötzlich ihren damaligen Peiniger David (famos gespielt von Tim Roth) – und erlebt eine Panikattacke. All dies, was sie überwunden dachte, bricht plötzlich wieder über sie herein. Zu sehen, wie sie zunehmend wieder in seinen Einflussbereich gerät, ist einfach nur erschütternd, und nicht zuletzt die Szene, wo sie ihrer jungen Kollegin schildert, was ihr damals wiederfahren ist (in einer schauspielerischen Tour de Force von Rebecca Hall ohne Schnitt dargebracht), brennt sich ins Gedächtnis. "Feel Good"-Movie ist "Resurrection" jedenfalls keins.

Der andere Aspekt, wo es Andrew Semans den Zuschauern nicht leicht macht, sind die zunehmend absurden Töne, insbesondere dann am Ende. Da gab es im Saal doch einiges an Gelächter, und auch wenn ich persönlich in dieses nicht einfiel, kann ich doch niemandem der insbesondere auf eine bestimmte Szene dann so reagierte einen Vorwurf machen. Zumal diesem Finale die eine oder andere frustrierende Entscheidung seitens Margaret vorausging. Andererseits machte "Resurrection" für mich zunehmend klar, dass wir ihn nicht wortwörtlich nehmen, sondern als Allegorie verstehen sollen; dahingehend, wie solch ein Trauma lange schlummern kann, ehe es wieder "neugeboren" wird. Wichtiger noch: Die fantastische letzte Szene zwingt uns dazu, vieles von dem was wir zuvor gesehen haben zu hinterfragen, und bietet generell einiges an faszinierendem Interpretationsspielraum. Was war real, was nur Einbildung? So kann man den Film – zugegebenermaßen mit ein bisschen gutem Willen, da es doch die eine oder andere Szene gab, die dieser Sichtweise zu widersprechen scheint – auch so lesen, dass letztendlich selbst Davids Rückkehr nur Einbildung war, und die Wiedergeburt dieses alten Traumas vielmehr vom Unfall ihrer Tochter ausgelöst wurde. 100%ig sicher bin ich mir zwar nicht, ob diese absurden Elemente die richtige Entscheidung waren; als geradlinigeres Thrillerdrama hätte er wohl mehr Zuschauer abgeholt. Zudem ist er – mit Ausnahme der letzten Einstellung, mit dem fantastischen Schwenk von Fantasie zu Wirklichkeit – inszenatorisch nichts besonders (ich wäre fast dazu geneigt, das Wort "altbacken" in die Finger zu nehmen). Die fesselnde Grundthematik, die zunehmend bedrückende Stimmung, sowie die starken darstellerische Leistungen von Rebecca Hall und Tim Roth machen "Resurrection" – unter der Voraussetzung, dass man sich ihn einlassen kann – aber definitiv zu einer so herausfordernden wie lohnenden Erfahrung.

Fazit: Szenenbild. Mit seinem psychologischen Thrillerdrama "Resurrection" macht es Andrew Semans dem geneigten Zuschauer alles andere als leicht. Dies andererseits aufgrund der schwierigen Thematik, die noch dazu hier auf durchaus herausfordernde und nahegehende Art und Weise umgesetzt ist – da uns Semans dazu zwingt, mitanzusehen, wie Margaret zunehmend wieder unter Davids Einflussbereich gerät. Man will sie förmlich anschreien, sich gegen ihn aufzulehnen, und muss stattdessen – so wie sich Margaret in dieser Situation fühlen muss – hilflos mit ansehen, wie sie dieses längt überwunden geglaubte Trauma neuerlich einholt. Definitiv keine leichte Kost. Erschwerend kommen die zunehmend absurden Töne hinzu, wobei hier insbesondere das Finale zu nennen ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass "Resurrection" spätestens dort dann viele verlieren wird. Für mich machte er aber allerspätestens dort deutlich, dass er eben nicht wortwörtlich, sondern in erster Linie allegorisch verstanden werden will. Gelingt es einem, dies zu akzeptieren und sich darauf einzulassen, wird man mit einem zwar anstrengenden und zugegebenermaßen keinesfalls perfekten, aber jedenfalls denkwürdigen Film belohnt.

Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2022 Shudder)


Weiterführende Links:
Halloween-SPECiAL 2022





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