Mit: Barbara Bach, Claudio Cassinelli, Mel Ferrer, Romano Puppo, Geneve Hutton, Silvia Collatina, Richard Johnson u.a.
Kurzinhalt:
In einer abgelegenen, paradiesischen Inselregion in Afrika hat der Unternehmer Joshua – nicht unbedingt zur Freude der indigenen Bevölkerung – ein Urlaubsresort aufgebaut. Nun wird dieses feierlich eröffnet, und begrüßt man die ersten Touristen. Fotograf Daniel dokumentiert den Anlass, und freundet sich mit Alice an, die für die Betreuung der Gäste verantwortlich ist. Dann jedoch zeichnet sich eine Wolke am Horizont dieses paradiesischen Resorts ab– eine Wolke in der Form eines Mörderkrokodils. Deren erstes Opfer sind ein Model und ein Ureinwohner, die sich beide für ein romantisches Stelldichein auf eine der nahegelegenen Inseln zurückgezogen hatten. Die Indigenen sehen darin einen Beweis für den Zorn ihres Gottes, der die Form dieses riesigen Mörderkrokodils angenommen hat, um seinen Zorn über die Eindringlinge auf seinem Land zum Ausdruck zu bringen. Und so finden sich die Touristen bei einer Schiffsparty schon bald umzingelt, mit dem Krokodil, dass im Wasser lauert, und den Ureinwohnern, die am Land auf sie warten, um sich an jenen Eindringlingen die ihren Gott erzürnt haben zu rächen…
Review:
"Der Fluss der Mörderkrokodile" ist einer jener – relativ billig entstandenen – italienischen Filme, die im Fahrwasser von "Der weiße Hai" entstanden sind, um an der dadurch aufkommenden Popularität an (Wasser-)Tierhorror-Filmen mitzunaschen. Regie führte hier Sergio Martino, der im Laufe seiner aktiven Karriere immer wieder von einem Genre zum nächsten wechselte, je nachdem, was gerade angesagt war. So war sein Langfilmdebüt ein Spaghettiwestern ("An den Galgen, Hombre" bzw. "Der Tod sagt Amen"), dann war er längere Zeit im Giallo recht umtriebig (und steuerte u.a. so Klassiker wie "Der Killer von Wien" und "Der Schwanz des Skorpions" bei), und nach seinem Ausflug in den Tierhorror sollte er in den 80ern dann unter anderem auch im SF-Genre herumwildern (u.a. mit dem "Mad Max"-Verschnitt "Fireflash – Der Tag nach dem Ende", sowie dem von "Terminator" inspirierten "Paco – Kampfmaschine des Todes". Für "Der Fluss der Mörderkrokodile holte er sich u.a. Claudio Cassinelli und Mel Ferrer an Bord (bzw. auf die Insel), mit denen er zuvor bei "The Suspicious Death of a Minor" gearbeitet hatte. Der prominenteste Name in der Besetzung ist aber zweifellos Barbara Bach, die zwei Jahre zuvor mit ihrem Auftritt als Bond-Girl in "Der Spion, der mich liebte" weltweite Berühmtheit erlangen sollte.
Der Film an sich bietet dabei ziemlich genau das, was man von einem solchen italienischen Abklatsch sowohl in diesem als auch in anderen Genres zu erwarten gelernt hat: Billig, trashig, aber trotz allem (oder gerade deshalb?) nicht ohne einen gewissen Charme. Was dabei u.a. hervorsticht, ist die deutliche Kritik am Kolonialismus, die "Der Fluss der Mörderkrokodile (im Übrigen ein fragwürdiger Titel, erstens gibt es nur eins, und zweitens wird es ja vielmehr als Alligator identifiziert; insofern ist der englische Titel "The Great Alligator" deutlich passender) doch etwas mehr Anspruch verleiht, als man dies im Genre sonst gewohnt ist. Davon abgesehen erfreut man sich allerdings zugegebenermaßen in erster Linie am Auftritt von Barbara Bach. Der Spannungsaufbau ist hingegen leider nicht wirklich optimal, und insbesondere die erste Hälfte noch ziemlich zäh. Hier tut sich einfach noch nicht wirklich viel, sind die Krokodilangriffe noch zu selten, während es andererseits nicht wirklich gelang, mich eine große Bindung zu den (Haupt-)Figuren aufbauen zu lassen. Es hilft auch nicht, dass ich mir mittlerweile mit diesen "gefälschten" Nachtaufnahmen, wo eindeutig ein entsprechender Kamerafilter zur Anwendung kam, man aber im Hintergrund z.B. die weißen Wolken, den blauen Himmel, und insbesondere natürlich die Schatten erkennen kann, sehr schwer tue. Und dann ist da noch die Umsetzung des Alligators an sich: Während die Schnauze ziemlich gut gelungen ist und überzeugend zur Anwendung kommt, ist die Gummiattrappe die man einfach so durchs Wasser geschubst hat derart billig, dass man eher zum Lachen als zum Fürchten animiert wird. Trotz dieses nicht unerheblichen Mankos reißt dann insbesondere der Showdown in der letzten halben Stunde doch noch einiges heraus. Vor allem die Idee, dass die Touristen von zwei Seiten bedroht werden, und quasi in der Mitte festsitzen – im Wasser das Krokodil, an Land die Ureinwohner – war nett, und sorgt für einiges an Spannung. Wie das Chaos am Ende dann generell durchaus Laune macht. Und auch die Art und Weise, wie man sich des Monsters dann schließlich entledigt, war ganz nett. Echte Spannung kam bei "Der Fluss der Mörderkrokodile" aber halt leider – selbst beim Showdown – keine auf.
Fazit:
"Der Fluss der Mörderkrokodile" ist keinesfalls zu den besten Tierhorror-Filmen zu zählen, und fällt selbst im Vergleich mit ähnlichem Italo-Trash wie "Der weiße Killer", "Der Polyp" und nicht zuletzt "Der Mörder-Alligator" ab. Dies nicht zuletzt auch deshalb, als der Alligator in der ersten Stunde viel zu selten angreift, und sich daher zunehmend Langeweile breit macht. Erst im letzten Drittel dreht der Film dann nochmal halbwegs auf, und überzeugt nicht zuletzt mit der originellen Idee, dass den Touristen neben dem Monster auch von Seiten der Kumas Ungemach droht. Leider aber verpufft jegliche im Ansatz aufkommende Spannung, sobald sich die leblose Gummiattrappe durchs Wasser bewegt; diese kann einfach, im Gegensatz zu den akzeptablen Aufnahmen der Schnauze, überhaupt nicht überzeugen. Was bleibt, sind die gelungenen Auftritte von Barbara Bach, Claudio Cassinelli und Mel Ferrer, die fürs Genre unübliche Kolonialismus-Kritik, sowie eben der dann recht kurzweilige Showdown. Insgesamt ist "Der Fluss der Mörderkrokodile" aber definitiv einer der schwächeren Filme von Sergio Martino, und eher nur den Liebhabern des (italienischen) Horror-Trash-Kinos zu empfehlen.