Mit: James Whitmore, Edmund Glenn, Joan Weldon, James Arness, Onslow Stevens, Sean McClory, Christian Drake, Sandy Descher, Mary Alan Hokanson, Don Shelton, Fess Parker, Olin Howland u.a.
Kurzinhalt:
In New Mexico wird ein zutiefst verstörtes Mädchen vom Sheriff mitten auf der Straße aufgegriffen. Als man die Gegend untersucht, zeigt sich eine Spur der Verwüstung. Jedoch wurde das nahegelegene Geschäft nicht ausgeraubt, denn das Geld ist noch dazu. Zudem wurde die Wand nicht etwa eingebrochen, sondern nach außen gerissen. Was könnte dafür verantwortlich sein? Man zieht die Doktoren Harold und Patricia Medford – ihres Zeichens Vater und Tochter – zu Rate. Mit ihrer Hilfe gelingt es, das Mädchen soweit zu beruhigen und aus der Schockstarre zu befreien, dass sie zumindest eine erste Aussage machen kann. Darin spricht sie von riesigen Monstern, die angegriffen hätten. Die Medfords hegen rasch den Verdacht, dass dies mit den Atombombentests zusammenhängen könnte, die vor etwa neun Jahren in dem Gebiet stattgefunden hat. Und tatsächlich: die nukleare Strahlung hat dazu geführt, dass die dort ansässigen Ameisen zu riesigen Monstern herangewachsen sind. Nun gilt es, die Bedrohung aufzuhalten, ehe SIE sich über den gesamten Globus ausbreiten…
Review:
"Formicula" war einer der ersten Horrorfilmen, in denen ein riesiges Monster über eine Klein- oder Großstadt herfiel, und sollte gerade auch insofern, als man hier nicht etwa ein "fiktives" Monster, wie einen Dinosaurier (siehe "Panik in New York") oder Godzilla, losließ, sondern vielmehr ein real existierendes Tier hernahm, welches man jedoch zu enormer Größe anwachsen ließ. Im vorliegenden Fall boten Ameisen die Grundlage. Neben den Monstern an sich ist diesen Filmen der 50er Jahre auch der nukleare Bezug gemein. Zwar nicht alle (bei "Tarantula" war z.B. vielmehr das Experiment eines verrückten Wissenschaftlers Schuld), aber doch viele, nutzten die Gelegenheit, um ein kritisches Statement im Hinblick auf Entwicklung, Tests und Einsatz von Atomwaffen abzugeben. Den Vergleich mit dem großartigen allerersten "Godzilla"-Film mag "Formicula" dabei zwar nicht ganz standhalten, dennoch zählt er in meinen Augen definitiv zu den besseren (wenn nicht gar besten) Vertretern dieser Sorte (Horror-)Film.
Am besten gefiel mir dabei die erste Hälfte – sprich, solange wir uns noch in New Mexico befinden. Der Aufbau ist wirklich klasse, mit dem verstörten Mädchen, der Untersuchung des zerstörten Geschäfts, sowie auch dem Polizisten, den wir nachdem er ein Geräusch hört hinausgehen sehen, dann jedoch nur mehr Schüsse und einen Schrei hören. Hier gelingt es, Suspense im Hinblick auf die Monster aufzubauen. Doch so effektiv dies hier gelingt, irgendwann musst du dann natürlich die Karten auf den Tisch legen, und das bzw. die Monster offenbaren. Und im Hinblick auf die damaligen technischen Möglichkeiten gelingt es "Formicula" auch was das betrifft, in keinster Weise zu enttäuschen. Im Gegensatz zu späteren Filmen wie "Tarantula", die reale Spinnen filmten, und diese dann ins Bild einfügten, griff man hier auf mechatronische Puppen zurück. Diese sind sehr gut designt, und auch von den Bewegungsabläufen her ok. Neben der visuellen Umsetzung ist ein wesentlicher Aspekt aber auch das markerschütternde Geräusch, welches man sich für sie ausgedacht hat. Die wirklich gefällige erste Hälfte kulminiert dann schließlich mit einem Besuch ihres Nests, wo man den letzten überlebenden Riesenameisen – nachdem zuvor Cyanidgas verströmt wurde – mit einem Flammenwerfer zu Leibe rückt. Hätte man sich für diesen Handlungsstrang noch etwas mehr Zeit gelassen, und damit dann geendet, hätte ich "Formicula" echt klasse gefunden. Allerdings stellt sich dann heraus, dass zwei Ameisenköniginnen entkommen sind. Nun ist die zweite Hälfte keineswegs schlecht; irgendwie hat "Formicula" für mich mit dem Wechsel vom ländlichen Gebiet in die Großstadt von Los Angeles doch an Wirkung verloren. Zumal dies hier keine "Godzilla"-Angelegenheit ist, wo die großen Ameisen die Stadt angreifen und zerstören, sondern sie sich eh "nur" in der Kanalisation herumtreiben.
Kritisieren muss man auch, dass sich die Ameisen zwei Kinder schnappen, diese aber dann Stunden später bei der Rettungsaktion noch am Leben sind. Ich meine, war ja eh klar; Kinder in Filmen zu töten war damals ein absolutes No-Go. Es trug nur nicht dazu bei, die Spannung zu erhöhen, weshalb ich es besser gefunden hätte, man hätte sich das einfach gleich geschenkt. Und generell fand ich den Showdown dann doch ein bisschen schwach, enttäuschend und nicht zuletzt auch mutlos. Positiv allerdings, dass "Formicula" auch wirklich einen definitiven Abschluss bietet, und nicht in einem klischeehaften "Es ist noch nicht vorbei"-Ende mündet. Auch der – für mich überraschende – Mini-Auftritt von Leonard Nimoy soll nicht unerwähnt bleiben. Und auch die aktive Rolle, die Dr. Patricia Medford im Geschehen spielt, sei positiv hervorgehoben werden – das war für eine Frau in der damaligen Zeit nämlich nicht alltäglich.
Fazit:
"Formicula" ist ein cooler früher Tierhorror mit Riesenmonster, der zusammen mit dem "Vorgänger" "Panik in New York" das Genre des 50er-Jahre-B-SF-Horrors maßgeblich mitbeeinflussen sollte. Der Film kann dabei – sofern man ein Herz für ältere Filme hat – auch heute noch überzeugen, insbesondere im Hinblick auf die Umsetzung der Riesenameisen, sowie den Aufbau in der ersten Hälfte, angefangen beim verstörten Mädchen, über unseren ersten Blick auf SIE, bis hin zum Angriff auf das Nest. Nachdem man aus den ländlichen Gebieten ins urbane Los Angeles wechselte, verlor der Film in meinen Augen zwar ein bisschen an Reiz, unterhaltsam blieb er aber bis zur letzten – vor den Folgen des Tests oder gar Einsatzes von Atomwaffen warnenden – Einblendung.