Mit: Mia Goth, Jenna Ortega, Brittany Snow, Scott Mescudi, Martin Henderson, Owen Campbell, Stephen Ure, James Gaylyn, Simon Prast u.a.
Kurzinhalt:
Eine Filmcrew bricht ins ländliche Texas auf, um einen Porno zu drehen. Die Tänzerin Maxine Minx erhofft sich von ihrem Auftritt dort den Durchbruch; zumal ihr sowohl der Regisseur und Drehbuchautor R.J., als auch ihr Freund – und Produzent des Films – Wayne versichern, dass sie zwar einen Hardcore-Film mit echten Sexszenen, aber trotzdem mit künstlerischen Anspruch, drehen und damit die schmuddeligen Grenzen des Pornos durchbrechen wollen. Ebenfalls mit von der Partie sind das Darsteller-Pärchen Bobby-Lynne und Jackson, sowie die Tontechnikerin Lorraine. Gemeinsam erreicht man jenes abgelegene Farmhaus, dass man übers Wochenende für die Dreharbeiten gemietet hat. Dem älteren Ehepaar, von dem man es gebucht hat, haben sie dabei natürlich nichts von ihren nicht jugendfreien Plänen verraten; die glauben, dass sie einfach nur ans Land gefahren ist, um ein bisschen zu feiern und Urlaub zu machen. Doch nach einem ersten, erfolgreichen Drehtag mehren sich die beunruhigenden Ereignisse – bis dem jungen Filmteam schließlich klar wird, dass es jemand auf sie abgesehen hat…
Review (kann Spoiler enthalten):
Ti West hat sich seit dem Ende der 0er-Jahre zunehmend einen Namen im Horrorgenre gemacht, sei es mit Filmen wie "The House of the Devil", "The Innkeepers" und "The Sacrament", von ihm zu diversen Anthologie-Filmen wie "V/H/S" oder "The ABCs of Death" beigesteuerten Kurzfilmen, oder seiner Regie-Arbeit für TV-Serien wie "Scream", "Der Exorzist" und "Them". Mit "X" legt er nun eine Hommage an die (Teenie-)Slasher vor, die das Horrorkino ab dem Ende der 70er dann für einige Zeit zunehmend dominieren sollten – wenn auch mit einigen charmanten Änderungen (Modernisierungen?) im Vergleich zum damals bekannten Muster, beispielsweise was die Figurenkonstellation betrifft. So stellt sich die vermeintliche "Jungfrau" im Bunde, nämlich die Tontechnikerin Lorraine, als deutlich verruchter heraus, als dies anfänglich den Anschein hat. Mit Maxine fährt "X" zudem ein Final Girl auf, dass nicht wirklich ins damalige Konzept der keuschen Heldin passt. Und generell sind die Figuren nicht ganz so eindimensional und in ihren jeweiligen Schubladen gefangen, als das bei (klassischen) Slashern sonst der Fall ist. Aber auch die zarten anspruchsvolleren Elemente – in der Art und Weise, wie "X" unsere Obsession mit Jugend thematisiert – sticht hervor.
Leider aber lassen all diese originell(er)en Elemente den generischen Slasher-Teil, der dann insbesondere das letzte Drittel dominiert, nur umso abgedroschener und abgestandener erscheinen. Bezeichnend: Rückblickend fand ich eigentlich den "Porno"-Teil deutlich spannender, als die slasherige zweite Hälfte (wobei an dieser Stelle daran erinnert sei, dass ich von jeher nicht zu den größten Slasher-Fans zähle; mein Eindruck mag durchaus auch damit zusammenhängen). Ich fand einfach die Dynamik zwischen den Figuren cool. Zudem war der Einblick in diesen Indie-Porno-Dreh interessant; zumal Ti West diesen insofern super umsetzt, als die betreffenden Szenen tatsächlich so aussehen, als wären sie Ende der70er gedreht worden. Ich hätte jedenfalls nichts dagegen gehabt, sie einfach weiter beim Dreh zu verfolgen, und zu sehen, wie sich die Dynamik innerhalb des Teams in weiterer Folge noch entwickelt hätte – und hätte dementsprechend den generischen Slasher-Teil eigentlich nicht wirklich gebraucht, ja empfand diesen tendenziell sogar fast als störend. Zumal es leider trotz der langen Einführung und der netten Betrachtung der Figuren nicht gelingen wollte, mich so wirklich eine Bindung zu ihnen aufbauen zu lassen, so dass ich wenn dann das Morden losgeht so richtig mit ihnen mitgefiebert hätte. Zumal die Identität des klassischen "final girls" keine große Überraschung war. Immerhin: Ein paar nette Kills waren da am Ende schon dabei. Und auch die Besetzung – darunter u.a. die beiden schon Horror-erfahrenen Mia Goth und Brittany Snow, sowie Jenna Ortega, die im jüngsten "Scream" (Review folgt im Zuge des Specials!) zu sehen war – wertet den Film zweifellos auf; wobei ich auch gleich sagen muss, dass mir eine ganz bewusste Doppelbesetzung ohne Blick auf die Credits nicht aufgefallen wäre, und der dahinterliegende "Gag" die Wirkung bei mir somit verfehlte. Nachdem es mir bewusst war, fand ich es aber definitiv besser, interessanter und deutlich gelungener als beim "Suspiria"-Remake, wo es einfach nur sinnlos war. Und nicht zuletzt gab es Ti West die Möglichkeit, Pearls Vorgeschichte in einem Prequel zu erzählen, welches in Kürze unsere Lichtspielhäuser unsicher machen sollte. Und auch wenn ich von "X" nicht ganz so begeistert gewesen sein mag, war er doch gut genug, um mein Interesse an der Vorgeschichte zu wecken.
Fazit:
Mit "X" lässt Ti West den Slasher der 70er und 80er wieder aufleben, während er die übliche Formel da und dort etwas abwandelt, um sie zumindest etwas zu modernisieren und somit, trotz des Settings im Jahr 1979, in die Gegenwart zu bringen. Die Krux dabei ist allerdings, dass mir persönlich eigentlich alles rund um den Pornodreh am besten gefallen konnte; nicht zuletzt, als es mir die Dynamik zwischen den Figuren wirklich angetan hatte. Es war auch dieser Teil, der am originellsten und damit interessantesten war. Wenn dann in zweiter Hälfte die klassisches Slasher-Elemente Einzug erhalten, wird er hingegen sehr generisch. Da es zudem, so gut mir die Charaktere grundsätzlich gefallen haben mögen, während der langen Einführung nicht gelang, mich einen Bezug zu ihnen aufbauen zu lassen, hielt sich dann auch die Spannung in Grenzen. Zumal Horror-Liebhaber das "final girl" im Ensemble wohl rasch ausgemacht haben dürften. Immerhin, die Besetzung kann ebenso gefallen, wie die Inszenierung, die vor allem mit dem Retro-Look der Aufnahmen des Filmteams besticht. Und auch der zarte Hauch von Anspruch, der sich hier eingeschlichen hat, konnte mir gefallen. Letztendlich ist "X" aber doch eher "nur" ein solider Vertreter, denn die glorreiche Rückkehr, des Slasher-Genres.