Mit: Ilenia Pastorelli, Asia Argento, Andrea Gherpelli, Mario Pirrello, Maria Rosaria Russo, Gennaro Iaccarino, Andrea Zhang, Ivan Alovisio, Fabrizio Eleuteri u.a.
Kurzinhalt:
Ein Serienmörder macht in Rom Jagd auf Prostituierte. Sein nächstes Opfer: Diana. Dieser gelingt zwar gerade noch so die Flucht, bei der nachfolgenden Auto-Verfolgungsjagd kracht sie jedoch in ein anderes Fahrzeug. Durch den Unfall verliert Diana ihr Augenlicht. Man stellt ihr Rita als Betreuerin zur Seite, die ihr dabei helfen soll, sich an ihre neuen Lebensumstände anzupassen. Darüber hinaus wird Diana insofern von Schuldgefühlen geplagt, als die Lenkerin des anderen Autos beim Unfall ums Leben kam – um einen kleinen Jungen als Vollwaisen hinterließ. Sie beginnt sich daraufhin, mit Chin anzufreunden – der jedoch noch nicht weiß, dass Diana jene Frau ist, die, verfolgt vom Serienkiller, jenen Unfall ausgelöst hat, der seiner Mutter das Leben kostete. Aber auch die Arbeit wird ihr durch die Blindheit erschwert – denn nicht jeder ihrer früheren Klienten hält ihr die Treue. Vor allem aber plagt sie das Wissen, dass die Polizei im Hinblick auf die Identität des Serienmörders nach wie vor im Dunkeln tappt – und sie befürchtet, dass es der Killer nach wie vor auf sie abgesehen haben könnte…
Review (kann Spoiler enthalten):
Dario Argento ist vermutlich der Großmeister des italienischen Horrorkinos, der insbesondere das Giallo-Genre mit seiner Anfang der 70er entstandenen "Tier"-Trilogie maßgeblich beeinflusste. Auch danach legte er noch zahlreiche Filme vor, die mindestens mal als Klassiker, und teilweise sogar als Meisterwerke des Genres angesehen werden können. Beginnend mit den 90ern gelang es ihm dann jedoch nur mehr sporadisch, an seine früheren Erfolge anzuknüpfen. Anno 2012 legte er dann seinen bis vor kurzem letzten Film vor: "Dracula 3D" war eine regelrechte filmische Katastrophe, die einen denkbar unwürdigen Abschluss seiner Karriere als Regisseur dargestellt hätte. Insofern war die Vorfreude, als "Dark Glasses" angekündigt wurde, bei seinen Fans – mich eingeschlossen – sehr groß. Umso mehr, als dieser eine Rückkehr ins Giallo-Genre versprach. Und auch wenn "Dark Glasses" meine hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen konnte, und dementsprechend leider doch ein etwas enttäuschendes Comeback nach zehnjähriger Regiepause darstellt, so wäre es für seine Filmographie immerhin definitiv ein würdigerer Abschluss, als "Dracula 3D".
Meine Enttäuschung im Hinblick auf "Dark Glasses" ist umso größer, als der Film eigentlich ungemein vielversprechend beginnt. Die erste Viertelstunde hätten einen tollen Kurzfilm abgegeben, und bewegt sich zumindest ansatzweise auf dem Niveau von Argentos besten Werken. Gut inszeniert, stimmungsvoll, und mit einem packenden Finale. Leider aber baut der Film nach diesem starken Auftakt zunehmend ab. Der Mittelteil war dabei zwar soweit eh noch ok, mit Diana, die einerseits versucht, sich an ihre neuen Lebensumstände anzupassen, und andererseits mit ihren Schuldgefühlen im Hinblick auf den verwaisten Chin umzugehen. Der Teil ist zwar nur bedingt packend, allerdings schafft es Argento durch die Gefahr des nach wie vor lauernden Killers, den Diana zudem nun nicht einmal mehr sehen würde wenn er direkt neben ihr stünde, zumindest stellenweise einzelne Spannungsspitzen zu setzen, die einen durch diesen Teil tragen. Wäre das Ganze in einem mitreißenden Showdown gemündet, hätte man ihm den recht gemächlichen und überwiegend spannungsarmen Mittelteil verzeihen, ja vielleicht sogar als wichtige Charakterentwicklung um unsere Bindung zu Diana zu stärken ansehen können. Die ersten wirklich dunklen Wolken am Horizont, die befürchteten ließen, dass der Film eben dieses Ziel nicht erreichen würde, waren einerseits einzelne eher unpassend wirkende (und noch dazu größtenteils nicht zündende) Gags, insbesondere dann aber, wie sich die Polizisten absolut dämlich verhalten müssen, um vom Killer erwischt zu werden. Das hätte man nun wirklich anders umsetzen können. Trotz dieses Misstons blieb ich an dieser Stelle aber noch optimistisch und hoffnungsfroh.
Und dann kam der Mord an Rita, und "Dark Glasses" fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Mal ganz abgesehen davon, dass Dario seine Tochter hier zum x-ten Mal den Filmtod sterben lässt (das allein hat schon einen gewissen selbstparodistischen Touch), ist der Mord dann noch derart herausgezogen, übertrieben inszeniert, und von Asia derart grauenhaft gespielt, dass sämtliche Spannung, die sich bis zu diesem Zeitpunkt aufgebaut hat mit einem Schlag verpufft. Ein katastrophaler Fehltritt, von dem sich der Film in weiterer Folge leider nicht mehr erholen sollte. Zumal der darauffolgende Showdown leider auch absolut kein Highlight war. Ein (unfreiwillig?) komischer Moment jagt den nächsten, Spannung sucht man vergeblich, es wimmelt nur so vor dämlichen Aktionen der Protagonisten, und der eigentliche Ausgang des Geschehens ist dann ebenfalls sehr enttäuschend. Und so verspielt Argento in weiterer Folge leider alles an jenem Kredit, den er sich in den ersten 15-20 Minuten mühsam aufgebaut hat. Ewig schade!
Fazit:
Es ist irgendwie schon spannend, wie "Dark Glasses" als Film quasi Dario Argentos Karriere als Regisseur widerspiegelt: So folgt ein unheimlich starker Beginn einen relativ unauffällig vor sich hinplätschernden Mittelteil, ehe es zum Ende hin dann leider zunehmend trashig bis richtiggehend peinlich wird. Was schade ist, weil der Auftakt wie gesagt noch echt gelungen war, und in mir die Hoffnung weckte, dass es Argento auf seine alten Tage doch noch gelingen würde, wieder zu alter Stärke zurückzufinden. Der Mittelteil ist dann zwar relativ spannungsarm, bietet aber durchaus ein paar nette Entwicklungen und gute Momente, und hätte somit von einem starken Finale locker wieder wettgemacht werden können. Stattdessen kippt "Dark Glasses" im letzten Drittel leider zunehmend in Richtung Selbstparodie. Ich konnte schon bald nicht mehr sagen, ob das einfach Unvermögen und die hier entstehende Komik dementsprechend ungewollt war, oder sich Dario Argentio hier letztendlich über sich selbst – und jene Filme, die seinen Durchbruch bedeuteten – lustig macht. So oder so, es hat ab diesem entscheidenden Wendepunkt praktisch nichts mehr funktioniert. Und doch: "Dark Glasses" mag zwar leider nicht jenes glorreiche Comeback des Großmeisters des italienischen Horrorkinos gewesen sein, dass man sich erhofft hat. Sollte dies jedoch tatsächlich sein letzter Film gewesen sein, so kann er sich mit ihm zumindest mit deutlich mehr Würde verabschieden, als das mit "Dracula 3D" der Fall gewesen wäre.