Kurzinhalt:
Angeführt von Captain Reed und der U.S.S. Pioneer setzt die Sternenflotte ihren Feldzug gegen die Ware-Technologie fort, welche weniger fortschrittliche Zivilisationen zu ihrem eigenen Wohl ausbeutet. Dann jedoch treffen sie auf die sogenannte Partnerschaft, eine Gemeinschaft von Völkern, die behaupten, mit der Ware in einer symbiotischen Beziehung zu leben. Ihre Bewohner melden sich freiwillig zum Dienst, und verbringen jeweils immer nur einen begrenzen Zeitraum als Prozessor der Ware – kurz genug, um neurologische Schäden zu vermeiden. Auf diese Weise können die der Partnerschaft angehörigen Völker von der fortschrittlichen Technologie der Ware profitieren, ohne dafür Leben zu opfern. Captain Reed und seine Einsatztruppe sind anfänglich skeptisch, und beschließen, weiterhin an Plänen gegen die Ware zu arbeiten, während sie die Behauptungen der Partnerschaft überprüfen. Zugleich stößt der abtrünniger klingonische Captain Lokog auf Vabion, der seine Forschung der Ware fortsetzen will. Lokog will mit Hilfe dieser Technologie eine Revolte anzetteln, und dafür sorgen, dass die geächteten QuchHa', zu denen auch er gehört, die Kontrolle über das klingonische Imperium erobern. Gelingt ihm dies, droht ein Krieg mit der Föderation. Auf Denobula wird indes die Hochzeit von Phlox' Tochter mit einem Antaraner von einem Anschlag überschattet, für den sein eigener Sohn Mettus verantwortlich ist…
Review:
"Prinzipientreue" knüpft inhaltlich direkt an "Zweifelhafte Logik" an, und setzt den dort begonnenen Handlungsstrang rund um die Ware-Technologie – mit der wir in der Serie in der Episode "Die Todesstation" Bekanntschaft gemacht haben – fort. Dementsprechend hilft es zweifellos, wenn man sie so wie ich unmittelbar hintereinander liest, oder aber sich zumindest noch ganz gut an den Inhalt des Vorgängers erinnern kann. Spannend fand ich dabei nicht zuletzt den veränderten Ansatz im Hinblick auf die Ware. Waren wir im Vorgänger Zeuge davon, wie diese die eine oder andere Zivilisation zerstörte, bzw. dazu führte, dass eine Elite ihr eigenes Volk ausbeutet, um von der fortschrittlichen Technologie zu profitieren, präsentiert man uns hier mit der Partnerschaft eine Gemeinschaft, der es tatsächlich gelungen ist, einen Weg zu finden, um mit der Ware in Harmonie zu leben. Angesichts ihrer bisherigen Erfahrungen ist es natürlich verständlich, dass Reed, Trip, Mayweather usw. auf diese Behauptung erstmal mit Skepsis reagieren, mir gefiel allerdings, dass Bennet diesbezüglich keinen Rückzieher macht, und tatsächlich einen Weg aufzeigt, mit dem es theoretisch auch all den anderen Zivilisationen gelungen wäre, in eine für beide Seiten vorteilhafte Symbiose mit der Ware zu treten. Umso tragischer ist dann der Ausgang des Geschehens: Denn der parallel von der Sternenflotte entwickelte Abschaltcode ist – mit Hilfe von Sektion 31 – den Klingonen in die Hände gefallen, die ihn daraufhin aktivieren, und so die Ware vermeintlich galaxisweit ausschalten. Die Welten der Partnerschaft werden somit lernen müssen, ohne die Ware zurecht zu kommen. Damit hatte die Einmischung durch die Sternenflotte, auch wenn sie mit den besten Absichten erfolgte, negative Konsequenzen. Dieser Handlungsstrang hat mir wirklich gut gefallen; einzig den aufopfernden Heldentod der Vol'Rala-Crew fand ich etwas klischeehaft und aufgesetzt. Schön fand ich dafür den Ursprung der Ware, den man hier nun ergründet: Dass diese ursprünglich von einer Firma geschaffen wurde, und sich diese dann quasi verselbständigte, und die ursprüngliche Zivilisation ihr zum Opfer fiel, war ziemlich genau das, worauf ich gehofft hatte. Ein mahnendes Beispiel dafür, dass wir uns, so praktisch, sinnvoll und mittlerweile wichtig es auch ist, nie zu sehr von Technologie abhängig machen sollten (schrieb er auf seinem Computer, um sein Review im Internet hochzuladen).
Kombiniert wird der Handlungsstrang rund um die Ware mit einer Rückkehr der Klingonen – wo man auch die Ereignisse aus dem Arik Soong-Dreiteiler der vierten "Enterprise" Staffel wieder aufgreift, mit dem (endlich) eine Erklärung für das veränderte Aussehen der Klingonen aus der Original-Serie geliefert wurde. Kurz dachte ich sogar, Christopher L. Bennett würde hier nun erklären, warum wir in TOS nur solche menschlich aussehende Klingonen zu Gesicht bekamen, nämlich durch eine Machtübernahme von Lokog und den anderen QuchHa', ganz so weit treibt er das Spiel dann aber doch nicht. So oder so, ich fand es jedenfalls nett, dass die Klingonen hier nach längerer Pause wieder mal eine größere Rolle spielten. Zumal wir aufgrund des Todes ihres Kanzlers auch einen Einblick in die damaligen Machtverhältnisse auf der klingonischen Heimatwelt erhielten. Bleibt als letzte Storyline alles rund um die Hochzeit von Phlox' Tochter Vaneel. Diese machte auf mich vor allem aufgrund des Auftritts ihres Bruders Mettus Eindruck, wo Bennett rassistische Ideologien jeglicher Art an den Pranger stellt. Zumal er mit seiner späteren Tat auch aufzeigt, wohin so ein Gedankengut im schlimmsten Falle führen kann. Einzig der abschießende Besuch von Phlox fiel für meinen Geschmack doch etwas zu versöhnlich aus. Natürlich sollte sich "Star Trek" in meinen Augen immer durch einen hoffnungsvollen Grundton auszeichnen, mir ging hier aber Mettus Entschuldigung nicht weit genug, bzw. war auch einfach noch nicht genug Zeit verstrichen, als dass ich es plausibel fand, dass ihm Phlox so früh schon dafür quasi verzeihen kann. Positiv aber die neuerlichen, tieferen Einblicke in die spannende denobulanische Kultur. Mir gefällt auch weiterhin, wie verstreut die "Enterprise"-Crew mittlerweile ist und bleibt, und wir ihnen hier im Verlauf der "Rise of the Federation"-Reihe auf ihrem weiteren Lebensweg folgen. Dass dies zugleich bedeutet, dass einzelne Personen – wie nicht zuletzt Jonathan Archer – im eigentlichen Geschehen nur mehr eine untergeordnete Rolle spielen, hat mich persönlich dabei überhaupt nicht gestört. Veränderung ist nun mal Teil des Lebens, und in dieser Abkehr vom alten Resetknopf-Ansatz sehe ich eine der größten Stärken dieser Romane, die in den 0er-Jahren begannen, an die diversen Serien anzuknüpfen, und die dortigen Geschichten weiterzuerzählen – und das gilt eben auch für "Rise of the Federation".
Fazit:
Den direkten Vorgänger "Zweifelhafte Logik" fand ich zwar noch eine Spur besser, dennoch setzt Christopher L. Bennett jedoch mit "Prinzipientreue" die dort begonnen und nicht zu ende geführten Handlungsstränge auf gelungene Art und Weise fort. Vor allem der Abschluss der Ware-Handlung hatte es mir dabei angetan. Gleiches gilt für die gefällige Offenbarung ihrer Herkunft. Nett auch der Auftritt der Klingonen, die zuletzt in der Reihe doch etwas zu kurz gekommen waren. Und auch in der Nebenhandlung rund um die Hochzeit von Dr. Phlox' Tochter gab es ein paar starke Momente. Dessen Ende hat mich dann zwar nicht 100%ig überzeugt, und der aufopfernde Heldentod einer Schiffsbesatzung war etwas gar klischeehaft, und verfehlte mangels Bezugs zur Crew die angestrebte emotionale Wirkung leider überwiegend. Insgesamt war aber auch der Eindruck von "Prinzipientreue "wieder rein überwiegend positiver; nicht zuletzt auch deshalb, weil Christopher L. Bennett eben nicht im Stillstand verharrt, sondern über die Reihe hinweg den Status Quo immer wieder – und konsequent – voranbringt.
Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel
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