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Die Ringe der Macht - 1x02: Treibgut Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) Amazon Prime

Originaltitel: Adrift
Episodennummer: 1x02
Bewertung:
Weltweite Internet-VÖ: 02. September 2022 (Amazon Prime)
Drehbuch: John D. Payne & Patrick McKay
Regie: J.A. Bayona
Besetzung: Morfydd Clark als Galadriel, Markella Kavenagh als Nori Brandyfoot, Daniel Weyman als The Stranger, Megan Richards als Poppy Proudfellow, Lenny Henry als Sadoc Burrows, Thusitha Jayasundera als Malva, Sara Zwangobani als Marigold Brandyfoot, Ismael Cruz Cordova als Arondir, Nazanin Boniadi als Bronwyn, Robert Aramayo als Elrond, Charles Edwards als Lord Celebrimbor, Owain Arthur als Prince Durin IV, Dylan Smith als Largo Brandyfoot, Maxine Cunliffe als Vilma, Charlie Vickers als Halbrand, Berynn Schwerdt als Eamon, Virginie Laverdure als Abigail, Jane Montgomery Griffiths als Astrid, Sophia Nomvete als Princess Disa, Geoff Morrell als Waldreg, Tyroe Muhafidin als Theo, Peter Tait als Tredwill, Peter Mullan als King Durin III u.a.

Kurzinhalt: Nach ihrem Sprung vom Schiff nach Valinor treibt Galadriel im Meer. Sie wird von schiffbrüchigen Menschen aufgegriffen – die jedoch feindselig reagieren, als sie sehen, dass es sich um eine Elbin handelt. Kurz darauf wird das Wrack jedoch von seinem Seedrachen angegriffen. Einzig Galadriel und Halbrand überleben, und treiben auf den letzten Überresten dahin. Währenddessen wurde Elrond von Gil-Galad damit beauftragt, Celebrimbor bei seinem Projekt zu unterstützen. Ihre erste Anlaufstelle dafür ist das Zwergenreich von Kzahad-dûm. Elrond erwartet eigentlich, dort von seinem alten Freund Durin IV. mit offenen Armen empfangen zu werden – doch dieser ist dem Elben insofern überhaupt nicht wohlgesonnen, als er schon sehr lange nichts mehr von ihm gehört hat. Und so beginnt das Wiedersehen alles andere als herzlich. Nori findet indes an der Absturzstelle eine Person, die wie ein Mensch aussieht. Sie beschließt, dem geheimnisvollen Fremden zu helfen – sehr zum Missfallen ihrer vorsichtigen Freundin Poppy Proudfellow. Und während der Elben-Wächter Arondir den mysteriösen Vorkommnissen rund um Tirharad auf den Grund geht, versucht Bronwyn die Gemeinde vor der drohenden Gefahr zu warnen…


Review (kann Spoiler enthalten): Episodenbild (c) Amazon Prime Ok, beginnen wir mit der Frage, welche die Episode für mich bestimmt (und alles andere irgendwie überschattet) hat: Wer ist der mysteriöse Fremde, der vom Himmel viel, und dem Nori hier zur Hilfe eilt? Die Diskussion kam ja schon nach dem Trailer auf, und dort war mein erster Gedanke eigentlich: Das kann nur Gandalf sein. (Fast) alles was wir hier in "Treibgut" sehen scheint dies zu bestätigen, angefangen beim Aussehen des Fremden, über die sich hieraus wohl entwickelte Freundschaft zu den Vorfahren der Hobbits, bis hin zu Anspielungen auf Szenen aus den Filmtrilogien, wie z.B. rund um die seine Hand umschwärmende Glühwürmchen, oder auch die Rune, die er zeichnet (und die seinem Zeichen auf Bilbos Tür in "Eine unerwartete Reise" ähnelt). Und, ganz ehrlich: Ich würde mich wirklich darüber freuen, wenn es sich genau so herausstellen sollte. Gandalfs Ursprünge zu kennen und seine Ankunft zu sehen, würde für mich die beiden Trilogien aufwerten. Generell passt es einfach so wunderbar. Und irgendwie bin ich nach 20 Jahren überraschender Twists und schockierender Wendungen (ausgelöst nicht zuletzt von "The Sixth Sense") in Film und Fernsehen diesen Trend auch irgendwie leid. Manchmal dürfen Dinge auch einfach so sein, wie es von Anfang an den Anschein hat.

Und doch bin ich nach zwei Nächten darüber schlafen zunehmend skeptisch, weil irgendwie wirkt es fast schon etwas zu offensichtlich. Weshalb ich rückblickend immer mehr den Eindruck habe, dass uns John D. Payne und Patrick McKay hier bewusst auf eine falsche Fährte führen – und sie hoffen, dass wir aufgrund dieser sehr offensichtlichen Anspielungen die dezenteren Hinweise übersehen. Wie z.B. das letzte Bild der ersten Folge, mit dem im Krater liegenden Fremden, das verdächtig an Saurons Auge erinnerte. Galadriels Hinweis des kalten Feuers zu Beginn der ersten Folge, was sich auch hier mit Nori am Krater widerzuspiegeln scheint. Und natürlich auch, dass der Fremde den Glühwürmchen das Leben entzieht. Insofern gehe ich mittlerweile immer mehr davon aus, dass es sich eben doch um Sauron handelt – was auch erklären würde, warum Galadriel ganz Mittelerde abgesucht hat, ohne einen Hinweis auf seinen Verbleib zu finden. Persönlich würde ich zwar die Gandalf-Erklärung immer noch vorziehen (dass die Istari lt. Tolkien erst im dritten Zeitalter nach Mittelerde kommen, ist für mich ein vernachlässigbares Detail, weil, ganz ehrlich: Welchen wesentlichen Unterschied macht das bitte schön?). Und da die beiden Showrunner ja quasi Quereinsteiger sind, kann man auch überhaupt nicht abschätzen, ob sie nicht einfach vielleicht genau so geradeheraus sind, und da nicht mehr dahintersteckt. Müsste ich wetten, würde ich mein Geld aber wohl doch auf Sauron setzen. In jedem Fall muss es aber eine wichtige Figur sein; alles andere wäre nach diesen Andeutungen – und den daraus resultierenden Spekulationen – eine einzige Enttäuschung. Und auch so schon ist das bis zu einem gewissen Grad ein gefährliches Spiel – riskierst du als Erzähler doch, dass sich die Zuschauer so in ihre eigene Erklärung "verlieben", dass ihnen diese besser gefällt, als die eigentliche Auflösung, die du dann präsentierst. Aber ja, vorerst können wir eh erstmal nichts anderes tun als abwarten und Miruvor trinken.

Episodenbild (c) Amazon Prime Eines der Highlights von "Treibgut" war zweifellos unser Besuch in Khazad-dûm. "Der Herr der Ringe" haben wir die verfallenen Überreste besucht, und selbst das hat Sam schon zum Satz "Ein wahrer Augenöffner, gar keine Frage" inspiriert. Was er wohl gesagt hätte, wenn er – so wie wir und Elrond hier – das Reich der Zwerge in voller Pracht erlebt hätte? Die betreffenden Szenen waren jedenfalls wirklich spektakulär, und sollten insbesondere auch alle Tolkien-Fans begeistern. Doch es ist nicht nur die optische Umsetzung, mir gefiel auch die Darstellung der Freundschaft zwischen Elrond und Durin (eine ganz andere Situation im Vergleich zu "Der Herr der Ringe", wo die beiden Völker doch recht verfeindet waren) – aber auch der Grund dafür, warum die Stimmung zwischen ihnen zu Beginn angespannt ist. Was die Unsterblichkeit der Elben bedeutet, damit konnte man sich in "Der Herr der Ringe" und "Der Hobbit" bislang kaum widmen. Hier wird deutlich: Für Elrond waren die vierzig Jahre, die sie sich nicht gesehen haben, nichts. Für Durin hingegen entspricht es – auf ein Menschenleben umgerechnet – in etwa einem Jahrzehnt. Das ist halt schon was anderes. Dies hier thematisiert zu sehen, fand ich wunderbar.

Aber auch davon abgesehen waren die Szenen im Zwergenreich sehr nett, wobei mir insbesondere die Dynamik zwischen Durin und seiner Ehefrau Disa gefiel. Sehr interessant zweifellos auch die kurze Szene mit der Box. Soll das – im Hinblick aufs Gespräch zwischen Elrond und Celembrimbor zuvor – ein Silmaril sein, oder doch "nur" der Arkenstein? Wir werden es sehen. Sehr gut gefallen konnte mir auch wieder die Story von Galadriel. Wie sie von den Menschen auf ihrem Wrack gerettet wird, und bevor man sie aus dem Wasser holt ihre Ohren verdeckt, machte die angespannte Situation zwischen den beiden Völkern deutlich. Ob der Angriff des Seedrachens unbedingt notwendig war, darüber kann man zugegebenermaßen geteilter Ansicht sein; die daraus dann schließlich resultierenden Gespräche zwischen ihr und Halbrand fand ich dann aber wiederum durchaus nett. Und der Retter in der Not am Ende dürfte wohl Elendil gewesen sein? Insofern dürfte es uns in der nächsten Folge nun nach Numenor verschlagen – auch darauf bin ich schon sehr gespannt. Wenn es einen Handlungsstrang gibt, der für mich doch ein bisschen abfiel, dann war das alles in Tirharad. Angefangen bei Arondirs Nachforschungen, über Bronwyns Versuche, die anderen Bewohner zu warnen (auch wenn der Abschlussgag mit dem abgeschlagenen Orkkopf zugegebenermaßen nicht schlecht war) bis hin zu ihrem (und Arondirs?) Sohn Theo und dem von ihm gefundenen Schwert. Auch der Angriff in ihrem Haus war nicht ganz so packend, wie das vielleicht gedacht war – was übrigens in keinster Weise an J.A. Bayona liegt, der inszenatorisch bei diesen ersten beiden Episoden wirklich phänomenal abgeliefert hat, sondern einfach daran, dass zumindest ich mich den Figuren noch nicht verbunden genug fühle, um mit ihnen mitzufiebern. In weiterer Folge wird das hoffentlich anders sein. Nicht zuletzt, als die Serie dadurch, dass sie viele neue Charaktere aufführte, das klassisches Prequel-Problem umgeht, da uns ihr weiteres Schicksal unbekannt ist.

Fazit: Episodenbild (c) Amazon Prime Die erste Folge "Schatten der Vergangenheit" hat mich zwar eine Spur mehr geflasht, dennoch gab es auch in "Treibgut" wieder mehr als genug, dass mich begeistert und/oder mein Interesse geweckt hätte. Letzteres bezieht sich allen voran natürlich auf die Frage, um wen es sich beim mysteriösen Fremden dem Nori hier hilft wohl handelt – Wetten werden hiermit angenommen! Wunderbar zweifellos auch der Besuch Elronds in Khazad-dûm. Es war beeindruckend, das Zwergenreich in seiner Blütezeit zu erleben; zugleich gefiel mir aber vor allem auch die Darstellung ihrer Freundschaft – und wie die sehr unterschiedlichen Lebensspannen für eben diese doch teilweise eine Herausforderung darstellen. Alles rund um Galadriel gefiel mir ebenfalls wieder gut, wenn ich auch das Seeungeheuer nicht unbedingt gebraucht hätte. Lediglich alles rund um Arondir und Bronwyn hätte ich als kleineren Spielverderber verortet, weil das fand ich leider weder sonderlich spannend noch interessant. Davon abgesehen hat "Die Ringe der Macht" mit diesem Doppelschlag aber einen im wahrsten Sinne des Wortes fantastischen Start hingelegt!

Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2022 Amazon Prime)







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