Kurzinhalt:
Vor zwanzig Jahren hat der mit gottgleichen Fähigkeiten ausgestattete Kevin Uxbridge, der einzige Überlebende der Kolonie auf Rana-Vier, das komplette Volk der Husnocks als Vergeltung für ihren Angriff auf den Planeten und den Tod seiner Frau mit einem Schlag ausgelöscht. Seither sind ihr Heimatplanet, ihre Raumstationen und ihre Schiffe verlassen. Da diese über fortschrittliche Technologie und mächtige Waffen verfügen, ist das Interesse groß daran, sie näher zu erforschen. Bislang ist man aber aufgrund der Verschlüsselung der Systeme, sowie der unbekannten Sprache, daran gescheitert. Nun jedoch ist der Forschungsabteilung der Sternenflotte diesbezüglich ein Durchbruch gelungen. Es dauert jedoch nicht lange, bis sich diese Informationen auch in anderen Händen wiederfinden – und ein Wettlauf um die Technologie der Husnock entbrennt. Während also Piraten, Waffenhändler und der Typhon Pakt versuchen, die Schiffe zu erobern und so die mächtigen Waffensysteme in ihre Gewalt zu bekommen, ist es an der U.S.S. Titan unter dem Kommando von Captain Christine Vale, sowie der Aufsicht von Admiral William Riker, eben dies zu verhindern…
Review:
"Kriegsglück" hatte ich bislang verpasst, weshalb ich nun – nachdem diese komplette Saga ja eigentlich mit "Coda" schon einen (zwar schönen, aber doch irgendwie auch traurigen) Abschluss gefunden hat – nochmal für ein kleines Nachspiel (welches sich in Kürze auch mit dem Sammelband zu den "New Frontier"-Novellen "Rückkehr" befassen wird) in diese Ära an "Star Trek"-Romanen zurückgekehrt bin. In den USA wurde "Kriegsglück" vor knapp fünf Jahren veröffentlicht, es sollte der letzte Band der Titan-Reihe werden. Am Steuer saß hier mit David Mack ein Autor, den ich grundsätzlich sehr schätze, der jedoch in meinen Augen eh in etwa zu dieser Zeit einen kleinen Durchhänger hatte – was auch dieser Roman für mich teilweise wieder bestätigte. Doch beginnen wir mit dem Positiven: Was Mack nämlich zweifellos sehr gut kann, und er auch hier wieder unter Beweis stellt, ist, sich einerseits originelle Taktiken zu überlegen, welche die Action sehr interessant machen, und andererseits eben diese generell packend zu schildern. Dies macht seine Romane zumeist sehr kurzweilig, und auch wenn ich andere Bücher von ihm stärker als "Page-Turner" empfand als "Kriegsglück", findet sich diese Stärke grundsätzlich auch hier wieder. So wie die meines Erachtens besten "Star Trek"-Autoren versteht er es zudem, verschiedene Elemente aus dem Kanon zu nehmen und zu einer neuen Geschichte zu verknüpfen. Mit der Auslöschung der Husnocks baut "Kriegsglück" zum Beispiel stark auf die TNG-Episode "Die Überlebenden von Rana-Vier" auf, es gibt aber auch davon abgesehen Gastauftritte einiger bekannter Figuren; und mit der noch aktiven Bedrohung durch den Typhon-Pakt war "Kriegsglück" damals auch sehr gut in die entsprechende (epische, mehrere unterschiedliche Reihen umfassende) fortlaufende Handlung, die für mich definitiv eine der größten Stärken dieser "Star Trek"-Romanära war (die eben dann mit "Coda" ihr Ende fand), eingebunden.
Mir persönlich (und da kann man sicherlich auch anderer Meinung sein) gefiel zudem, dass Admiral Riker hier nicht wirklich im Fokus stand. Mit ihm als Captain mag die "Titan"-Reihe begonnen haben, aber ich finde es gut, wenn man zu im Laufe der Reihe vollzogenen Status Quo-Änderungen auch wirklich steht, und konsequent bleibt. Und das bedeutet eben auch, dass Riker und Troi hier zwar noch auf der Titan stationiert sein mögen und die Mission begleiten, das "Tagesgeschäft" aber seiner Nachfolgerin Christine Vale obliegt, die dieses hier mit ihrer Crew meistert. Schön auch, wie sich Riker im Laufe der Geschichte hier im Hinblick auf seine eigenen, früheren Erfahrungen mit sich einmischenden und eher Schaden als Nutzen anrichtende Admiräle während seiner Zeit auf der Enterprise zurückerinnert, und sich daraufhin zunehmend selbst an der Nase nimmt. Klingt ja alles soweit mal nicht so schlecht. Leider aber, wo "Kriegsglück" doch ziemlich schwächelt, ist – just – beim Plot, den ich als ziemlich ausgelutscht empfand. Der Wettlauf rund um die mächtigen Waffen der Husnock ist letztendlich ein klassischer McGuffin-Plot. Wie sich die einzelnen Gruppierungen teilweise gegenseitig eins auswischen, und die Informationen von einer Hand in die nächste wandeln, sollte wohl mitreißend sein, holte mich aber leider nicht wirklich ab. Tatsächlich fand ich das in erster Linie mühsam. Eher ein persönlicher Kritikpunkt, und bis zu einem gewissen Grad zum zuvor ausgesprochenen Lob im Hinblick auf das Einbinden von Kanon-Elementen und/oder Figuren: Ich war noch nie ein Fan von Brunt, und hätte damit auch auf seinen Auftritt hier gut und gerne verzichten können. Last but not least: Ich schätze vieles an David Mack; aber humortechnisch sind er und ich scheinbar nicht wirklich kompatibel. So ziemlich alles, was von ihm wohl lustig gedacht war, verfehlte die gewünschte Wirkung bei mir leider. Auch das zog "Kriegsglück" ein bisschen nach unten.
Fazit:
"Kriegsglück" sollte der letzte Roman der "Titan"-Reihe werden – wenn er auch wohl ursprünglich nicht als solcher gedacht war. Angesiedelt während der Typhon Pakt-Krise, erzählt David Mack hier ein grundsätzlich kurzweiliges Abenteuer, welches jedoch inhaltlich leider doch eher auf Sparflamme köchelt. Es hilft auch nicht, dass es ähnliche Intrigen-Geschichten damals zuhauf gab; wenn es etwas gibt, dass ich an dieser ansonsten wohl Blütezeit der "Star Trek"-Romane – nämlich vom Auftakt der "2nd Decade" bis zu "Coda" – kritisieren würde, dann dass man sich etwas zu sehr auf solche Stories verlagerte, und das "to boldly go" zu sehr aus den Augen verlor. "Kriegsglück" passt hier leider genau ins Bild. Generell wirkt der Roman da und dort etwas klischeehaft. Und Macks Humor ist leider auch überwiegend nicht meiner. Demgegenüber steht sein unbestreitbares Gefühl für die Figuren, die (überwiegend) netten Rückgriffe auf den Kanon, das klare Bekenntnis zur Weiterentwicklung des Status Quo (wie z.B., dass Admiral Riker hier nur eine Nebenrolle im Geschehen zukommt, und die Mission selbst in erster Linie von Captain Vale und ihrer Crew bestritten wird), sein Einfallsreichtum im Hinblick auf originelle Taktiken, sowie sein Talent für packende Action. Insgesamt ist "Kriegsglück" ein zwar kurzweiliger, aber halt leider auch ziemlich belangloser Roman.
Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel
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