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Star Trek - TNG: Kristallwelt 2 Drucken E-Mail
Schwacher Abschluss der Duologie Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 25 Juli 2022
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek - TNG: Kristallwelt 2"
Originaltitel: "Star Trek - The Next Generation: Gemworld (Book Two of Two)"
Bewertung:
Autor: John Vornholt
Übersetzung: Andreas Brandhorst
Umfang: 234 Seiten (Print-Ausgabe)
Verlag: Heyne
Erstveröffentlichung: Februar 2000 (E) bzw. 2002 (D)
Deutscher eBook-Release: 25. Februar 2014
ISBN: 978-3-641-11732-0
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Die Besatzung der Enterprise möchte einen letzten verzweifelten Versuch unternehmen, um die Kristallwelt doch zu retten. Dafür müsste man jedoch jenen Schutzschirm abschalten, der den Planeten umgibt, und auch für die nötige Atmosphäre sorgt. Eine Vorstellung, mit der sich nicht jedes der sechs sehr unterschiedlichen Völker, welche die Kristallwelt bewohnen, anfreunden kann. Dies ist insofern ein Problem, als man, um den Schild auszuschalten, die Schlüssel aller sechs Chefmechaniker – grundsätzlich jeder jeweils von einem der Völker, wobei Barclay ja die Nachfolge von einem von ihnen angetreten hat – an sich bringen muss. Und so reisen Jean-Luc Picard, Deanna Troi, Reginald Barclay und Melora Pazlar von einer Siedlung zur nächsten, um die dortigen Anführer von ihrem Plan zu überzeugen. Zeitgleich werden an Bord der Enterprise die nötigen Vorbereitungen getroffen, um ihr Vorhaben dann in die Tat umzusetzen. Dann jedoch zeigt sich, dass es sich bei einem der Besucher um einen Verräter handelt…

Review (kann Spoiler enthalten): Nachdem ich den ersten Band für John Vorholt-Verhältnisse noch überraschend ok fand, entsprach "Kristallwelt 2" nun eher dem, was ich von ihm erwartet (oder befürchtet?) hatte. Denn wo der erste noch mit der Betrachtung von Melora Pazlars Figur gefiel, verliert er sie hier leider zunehmend aus den Augen. Die klischeehafte Romanze zwischen Melora und Reginald, bei der sich die gegenseitigen Gefühle zudem für meinen Geschmack dann doch etwas zu schnell entwickelten, die im ersten Band erstmal nur angedeutet war, gewinnt hier zudem zunehmend an Bedeutung. Schwer tat ich mir auch mit Pazlars weiteren Entwicklung – und mehr als das noch damit, dass sie sowohl Barclay (was ich vielleicht noch verstehen könnte, aber selbst das ist eine Pflichtverletzung) als insbesondere auch Deanna vor Captain Picard decken, was mir zu den Figuren nicht passen wollte. Wo ich schon dabei bin: Deanna hat er für mich generell nicht wirklich gut getroffen. Dies liegt nicht zuletzt daran, wie sie hier damit umgeht, dass sie ihre empathischen Kräfte verloren hat. Wohl nicht nur ich erinnere mich (leider) mit Schrecken an "Das kosmische Band" zurück, und unabhängig davon, ob ich es dort übertrieben dargestellt gefunden haben mag, wirkt es nun mal einfach seltsam, wenn Deanna der Verlust ihrer Kräfte hier scheinbar gerade mal ein Achselzucken wert ist. Schlimmer noch: Sie scheint es nicht einmal für notwendig erachten, irgendjemand – wie z.B. Jean-Luc Picard, der gelernt hat, sich auf ihre entsprechende Intuition zu verlassen – darüber zu informieren, bevor sie es dann just Barclay anvertraut. Und dann ist die Erzählung noch insofern völlig inkonsistent, als sie quasi im gleichen Atemzug wo sie sagt, sie hätte nach ihrer längeren Zeit im Koma ihre Kräfte verloren meint, sie hätte jeden Tod beim Angriff auf die Enterprise gespürt – und dann auch noch meint "jetzt fühle ich etwas Anderes, etwas Schlimmeres". Ja was denn nun? Fühlt sie was, oder fühlt sie nichts? Entscheide dich, John.

Generell lässt es Vornholt teilweise an Gespür und/oder Wissen im Hinblick auf das TNG-Universum vermissen, wie z.B. wenn er meint, Picards Heimatort sei "wirtschaftlich von der Weinkellerei abhängig" (ohne Geld?!), oder man mit einem Shuttle mit Impulsgeschwindigkeit für den Flug von einem Ort der Kristallwelt zum anderen in etwa so lang braucht, wie mit einem handelsüblichen Passagierflugzeug (wobei er sich hierfür mit der Kristalldichte zumindest eine – zwar faule, aber immerhin – Ausrede ausgedacht hat). Und warum sollten Außerirdische von einem fremden Planeten eine gewisse Zeitdauer just in irdischen Tagen messen?! Bei einem der größten Pluspunkte des ersten Teils, nämlich der fantasievollen Beschreibung der unterschiedlichen Wesen, welche die Kristallwelt bevölkern, schoss Vornholt diesmal leider auch deutlich übers Ziel hinaus. Weil sorry, aber das mit dieser Kreatur, mit der man kommuniziert in dem man in dem Moment, wo man einen Tropfen Blut gibt an eine Frage denkt, war mir dann doch zu abgefahren. Welche Drogen muss man bitte zu sich nehmen, um sich sowas auszudenken?! Und dabei bin ich noch nicht mal beim "Traum, der über den Tod hinausgeht." Sorry, aber da war's echt kurz aus mit mir. Vor allem aber: Wie kann man auf der einen Seite so viel Originalität an den Tag legen, und die Story andererseits in Klischees wie dem plumpen Verräter-Plot ertränken? (Das mit dem viel zu offensichtlichen Verräter an Bord fällt mir übrigens bei Vornholt nicht zum ersten Mal negativ auf; ich erinnere nur an "Der Test".). Aber auch der Showdown war dann eine einzige Enttäuschung. Wie das Ende dann generell ziemlich gehetzt wirkte, so als wären Vornholt auf einmal die Seiten ausgegangen. Als letzter Kritikpunkt sei dann noch Keefe Nordine erwähnt: Wozu diese Figur gut gewesen sein soll, wollte sich mir bis zuletzt nicht erschließen. Immerhin: So wie die meisten Vornholts war auch "Kristallwelt 2" flüssig zu lesen, und recht kurzweilig. Zudem gelang es ihm recht gut, den meisten Figuren der Brückenbesatzung etwas Wichtiges zu tun zu geben. Und abseits der schon erwähnten übertrieben fantastischen Ideen war das "worldbuilding" wieder ausgezeichnet. Umso bedauerlicher, dass beim zweiten Teil zunehmend deutlich wurde, dass die Story aus Vornholts Sicht offenbar nur ein notwendiges Übel war, um diesen Elementen einen Rahmen zu geben.

Fazit: Es soll ja Fans von John Vornholts Schreibe geben; die werden bei "Kristallwelt 2" sicherlich mehr auf ihre Kosten kommen, als das bei mir der Fall war – wobei ich mir vorstellen könnten, dass selbst diese vom sehr schwachen, unspektakulären und überhasteten Finale enttäuscht werden dürften. Rückblickend zeigt sich für mich jedenfalls recht deutlich, dass John Vornholt die Geschichte als Mittel zum Zweck sah, um einerseits Melora Pazlar zurückzubringen (was mich im ersten Teil, wo ihre klischeehaft-übertriebene Romanze mit Barclay noch nicht so im Mittelpunkt stand, deutlich mehr überzeugte), und andererseits seine Ideen rund um die verschiedenen Völker bzw. die Kristallwelt an sich unterzubringen (wobei mir einiges davon dann leider doch zu abgefahren war, als dass ich mich darauf hätte einlassen können). Woran es – neben einer interessanten und/oder mitreißenden Handlung, sowie einem schlüssig-gefälligen Showdown; und die Punkte allein wären schon gravierend genug – leider mangelt, ist ein Gespür für die Figuren, sowie das nötige TNG-Hintergrundwissen (siehe Trois Verhalten, nachdem sie ihre empathischen Kräfte verliert, was so überhaupt nicht zu "Das kosmische Band" passen will). Und zu allem Überfluss ist das dann zwar gewohnt flott und damit kurzweilig, zugleich aber halt auch sehr oberflächlich erzählt. Überflüssig wirkende Elemente wie Keefe Nordine – ein Wegwerfcharakter ohne Bedeutung für die Handlung – tun dann ihr übrigens. Angesichts des enttäuschenden Ausklang halte ich die "Kristallwelt"-Duologie somit leider für nichts, dass man als "Star Trek"- und/oder TNG-Fan gelesen haben muss.

Bewertung: 1.5/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2014 Heyne)






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