Mit: James Marsden, Jim Carrey, Ben Schwartz, Tika Sumpter, Idris Elba, Natasha Rothwell, Adam Pally. Shemar Moore, Lee Mojdoub, Colleen O'Shaughnessey u.a.
Kurzinhalt:
Sonic lebt bei Tom und Maddie Wachowski in Green Hills. Nachts jagt er als Superheld Kriminelle, stiftet dabei jedoch meist Chaos und Zerstörung. Derweil entkommt Dr. Robotnik mithilfe von Knuckles, einem äußerst schlagkräftigen Ameisenigel, vom Pilzplaneten und sucht Sonic auf, um sich an ihm zu rächen. Er wird vom zweischwänzigen Fuchs Tails gerettet. Als Robotnik vom Master Emerald erfährt, einem geheimnisvollen Relikt, das grenzenlose Macht verleiht, begibt er sich mit Knuckles auf die Suche. Gemeinsam mit Tails versucht Sonic, ihnen zuvorzukommen. Dank einer magischen Karte und einem Kompass erreichen sie in Sibirien einen verlassenen Tempel. Dort gelingt es Robotnik, den Kompass zu stehlen und den Master Emerald schließlich an sich zu bringen. Zurück in Green Hills erschafft er einen riesigen Roboter, den er mit seinen Gedanken steuert, und beginnt, alles in Schutt und Asche zu lege…
Review:
Nach dem Erfolg von "Sonic the Hedgehog" 2020 dürfte es niemanden überrascht haben, dass Paramount dem blauen, rasenden Sega-Maskottchen ein weiteres Abenteuer spendiert hat. Und nach dem Erfolg dieser Fortsetzung (aktuell belegt "Sonic the Hedgehog 2" mit Einnahmen von 401,9 Mio. US-Dollar Platz 9 der erfolgreichsten Filme 2022.) dürfte es auch niemanden überraschen, dass das Franchise in absehbarer Zeit noch weiter wächst. So wurde bereits der 3. Teil im Abspann angeteasert und mittlerweile auch offiziell bestätigt, weiterhin befindet sich die Serie "Knuckles" in Arbeit, die im Januar 2023 auf Paramount+ anlaufen soll. Nach heutigem Stand wäre ich wieder mit dabei: "Sonic the Hedgehog 2" ist ein originelles, rasantes, witziges Action-Abenteuer, das in keiner Minute langweilt. Klar, dass man davon gerne mehr sehen möchte. Es sind zum einen die vielen Ortswechsel, die den Film so kurzweilig machen. Kaum hat sich Sonic eine nächtliche Verfolgungsjagd geliefert, geht es weiter ins eisige Sibirien, dann sprengt er eine Hochzeitsfeier auf Hawaii, prescht weiter über den tosenden Ozean bis zu einem mystischen Tempel, ehe es wieder in Green Hills zum gewaltigen Bosskampf kommt. Verschnaufpausen gibt es dabei kaum - weder für Sonic noch für den Zuschauer.
Zum anderen sorgt das vielfältige Figurenensemble für reichlich Abwechslung. Die Debüts des zutiefst loyalen zweischwänzigen Fuchs Tails und des knurrigen, schlagkräftigen Ameisenigels Knuckles sorgen für einige Diversität und sind statt schlichter Sidekicks echte Schlüsselfiguren, die die Handlung mit in Schwung halten. Doch nichts übertrifft den diabolischen Oberschurken Dr. Robotnik, der einmal mehr von einem grandios aufspielenden Jim Carrey auf einzigartige Weise zum Leben erweckt wird. Durchaus könnte man anmarkern, dass Sonics Ziehfamilie Tom und Maddy vergleichsweise zu kurz kommen, wohingegen ich allerdings meine, dass das Thema Familie im ersten Teil zur Genüge abgehandelt wurde, und es der Fortsetzung keineswegs schadet, dass sie andere Schwerpunkte setzt. Es ist ja nicht so, dass die Wachowskis zu scheinlosen Randfiguren degradiert werden, tragen sie doch entscheidend zur Jagd auf Dr. Robotnik bei, und sind sie es, die in einigen Szenen für den einen oder anderen rührenden Moment sorgen. Weiterhin punktet der Film mit seinen größtenteils gelungenen Pointen, seiner Situationskomik und seinen flotten Sprüchen. Diese sitzen zwar nicht immer, doch damit geht der Film selbstironisch um, indem er sie von Knuckles dementsprechend kommentieren lässt. Darüber hinaus ist unverkennbar, mit wie viel Liebe zum Detail der Film realisiert wurde. So wurden zahlreiche Elemente bzw. Levels direkt aus früheren Videospielen übernommen, auch die Figuren orientieren sich, was ihr Äußeres, ihre Fähigkeiten und ihren Charakter angeht, dicht an ihren Vorlagen. Zweifelsfrei wirkten hinter den Kulissen echte Fans mit ganz viel Herzblut für das Sonicversum mit, diese Leidenschaft entgeht auch nicht dem Zuschauer.
So weit, so gut; doch selbstverständlich ist der Film nicht ohne Tadel. Mittlerweile werden eigentlich in jeden Animationsfilm populäre Rock- und Popsongs eingebaut, um die Stimmung aufzulockern oder um – vermeintlich – besonders komische Situationen zu kreieren. Hier ist es z.B. in den Szenen, in denen Sonic von Seattle nach Green Hills zurückkehrt oder in denen er das Haus der Wachowskis hütet, nicht anders. Die Musik wirkte auf mich allerdings deplatziert. Nicht unbedingt wegen der Auswahl der Songs, sondern vielmehr, da dieses Stilmittel in solchen Filmen geradezu inflationär Verwendung findet. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Animationen, die zwar im Wesentlichen ausgesprochen kreativ gestaltet sind, denen man ihre Herkunft zum Teil jedoch deutlich ansieht. Insbesondere die Szenen, in denen Realbilder mit CGI-Aufnahmen kombiniert oder Hintergründe eingefügt wurden – wie die schneebedeckten Berge, oder der Strand – wirken relativ synthetisch. Die Illusion, dass animierte Figuren durch die reale Welt wandeln, wurde anderswo schon besser geschaffen. Sei's drum.
Fazit:
"Sonic the Hedgehog 2" ist ein tempo- und actionreiches Filmvergnügen mit überdrehten Figuren und fidelem Humor, an dem insbesondere die Fans der Videospielreihe großen Spaß haben dürften. Aber auch der unbedarfte Zuschauer, der weder mit den Spielen noch mit dem ersten Film vertraut ist, kommt voll und ganz auf seine Kosten. Abzüge gibt es in der B-Note: Die Animationen überzeugen nicht an jeder Stelle, zudem empfand ich den beinahe krampfhaften Versuch, eine lockere Atmosphäre zu schaffen, indem man einzelne Sequenzen mit Rock- und Popsongs unterlegt, eher störend.