Mit: Chris Pine, Gillian Jacobs, Kiefer Sutherland, Nina Hoss, Ben Foster, Eddie Marsan u.a.
Kurzinhalt:
Kriegsveteran James Harper wird unfreiwillig aus der U.S. Army entlassen. Er steht vor dem finanziellen Ruin und wird durch seinen Kumpel Mike an den privaten Militaristen Rusty Haynes vermittelt. Sein erster Auftrag führt ihn nach Berlin, wo er zum Zweck der nationalen Sicherheit brisante wissenschaftliche Daten aus einem Labor entwenden soll. Dort eskaliert die Situation jedoch, James und Mike müssen fliehen und verstecken sich zunächst in einem Abwasserkanal. Nachdem sie sich getrennt haben, erkennt James schrittweise, dass hinter der Mission eine Verschwörung steckt, und dass er nur unter größter Lebensgefahr zu seiner Familie zurückkehren kann…
Review:
"The Contractor" ist kein schlechter Film. Er ist aber auch nicht gut. Dem Drehbuch aus der Feder des bis dato relativ unbekannten J.P. Davis gelingt schwerlich, aus der an sich durchaus interessanten Prämisse etwas Nachhaltiges herauszuholen. Er führt einen Protagonisten vor, der unfreiwillig aus der U.S. Army entlassen wird, sich einem privaten Militaristen anschließt und desillusioniert wird, als sich sein Auftrag, die angeblich die nationale Sicherheit gefährdende Daten aus einem Labor zu entwenden, als Lüge und Verschwörung entpuppt. Daraufhin flieht er und versucht, zu seiner Familie zurückzukehren, wobei er von mehreren Anhängern seines Auftraggebers verfolgt wird, die ihn zu eliminieren versuchen. Auch wenn dieser Plot nicht sonderlich originell ist, hätte man aus ihm doch einen gelungenen Film schneidern können. Doch stattdessen arbeitet er sich lediglich an einer Station nach der nächsten ab, manche Wendung ist vorhersehbar, über die Motive der Beteiligten erfährt man im Grunde genommen gar nichts.
Was genau hat es mit den Daten auf sich? Welche Beweggründe hat Rusty als Auftraggeber? Welche Rolle spielt James' Freund Mike in dem Doppelspiel? Hätte der Film etwas mehr Background geschaffen, hätte all dies vielleicht eine gewisse Relevanz erhalten, mit der es dann gelungen wäre, den Zuschauer zu fesseln. Doch so, wie er ist, steht man ihm sowie den Figuren ziemlich gleichgültig gegenüber. Umso mehr irritieren die Rückblicke in James' Kindheit, denn der dargestellte "Vaterkomplex" ist für seine Entscheidungen und sein Handeln nahezu ohne Belang. Viel eher bremsen diese Intermezzi die Handlung permanent aus. Bedauerlich ist auch, dass die Nebenfiguren durchweg blass bleiben. Ich gestehe, dass mir nicht einmal der Name von James' Ehefrau in Erinnerung geblieben ist. Asche auf mein Haupt. Und ärgerlich ist, dass Rusty, immerhin prominent besetzt mit Kiefer Sutherland, bis zum Schluss so trivial bleibt. Es ist beispielhaft, dass der große Showdown aus einer wilden Schießerei besteht, die den Zuschauer völlig kaltlässt, obwohl er doch für James eine signifikante Tragweite hat. Beinahe wirkt es so, als würde Regisseur Tarik Saleh damit seinem eigenen Film den Gnadenschuss versetzen wollen. Der Epilog, in dem James aus der Ferne seine Frau und seinen Sohn beobachtet, missrät völlig, da Saleh sich nicht entscheiden kann, ob er das Ende offen lässt oder ob er die brennende Frage, ob James zu seiner Familie zurückkehrt, beantworten will. Es sind nur die letzten zwei gesprochenen Worte, die das Ende völlig ruinieren!
Doch trotz all dieser Kritikpunkte ist "The Contractor" kein Reinfall. Chris Pines Performance gefällt mir ausgesprochen gut. Auch, dass sich das Drehbuch vergleichsweise viel Zeit nimmt, um James' Zweifel und Gewissen herauszustellen. Darüber hinaus behandelt der Film explizit die Situation der Kriegsveteranen, die nach ihren Einsätzen mit körperlichen und seelischen Gebrechen zu kämpfen haben. Er kommt ohne genretypische One-Liner aus, er nimmt seine Figuren sowie seine Thematik ernst und verzichtet weitestgehend auf Effekthaschereien, die ihn unter dem Strich angenehm reserviert wirken lassen. Die Inszenierung ist gefällig, der Blick in die wohl dreckigsten Plätze Berlins betont die trübe Grundstimmung, die soliden Actionszenen sprudeln zu keinem Zeitpunkt über, sondern zeigen sich bodenständig. In der Summe ergibt all das ein stimmiges Gesamtbild.
Fazit:
Dass "The Contractor" von mir nur eine durchschnittliche Wertung erhält, bedeutet nicht zwangsläufig, dass er keinen Blick wert ist. Chris Pine erweist sich als bodenständiger Recke, die Inszenierung ist stimmig, der Film nimmt sich ernst. Das Element, dass viele Kriegsveteranen nach ihren Einsätzen ausgemustert und mit ihren körperlichen und seelischen Schäden zurückgelassen werden, wertet ihn noch einmal auf. Erzählerisch schwächelt der Film jedoch: Sowohl Story als auch Nebenfiguren haben nicht den notwendigen Background um fesseln zu können, der der Hauptfigur angedichtete Vaterkomplex ist für die Handlung völlig unerheblich. Kurzweilig ist der Film jedoch allemal.