Star Trek: Strange New Worlds - 1x03: Ghosts of Illyria
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Originaltitel: Ghosts of Illyria Episodennummer: 1x03 Bewertung: Erstausstahlung USA: 19. Mai 2022 (Paramount+) Erstausstahlung D: noch nicht bekannt Drehbuch: Akela Cooper & Bill Wolkoff Regie: Leslie Hope Stammbesetzung:
Anson Mount als Captain Christopher Pike,
Ethan Peck als Science Officer Spock,
Jess Bush als Nurse Christine Chapel,
Christina Chong als La'an Noonien-Singh,
Celia Rose Gooding als Cadet Nyota Uhura,
Melissa Navia als Lt. Erica Ortegas,
Bruce Horak als Hemmer,
Rebecca Romijn als Number One.
Gaststars:
Sage Arrindell als Rukiya,
Andre Colquhoun als Probasco,
Daniel Gravelle als Ensign Lance,
Alex Kapp als USS Enterprise Computer,
André Dae Kim als Chief Kyle,
Curtis Legault als Carter u.a.
Kurzinhalt:
Die Enterprise untersucht die Ruinen einer verlassenen Kolonie der Illyrianer. Dabei handelt es sich um ein humanoides Volk, welches sich der Gentechnik bedient, um die eigenen Körper zu optimieren. Da solche Anpassungen in der Föderation – aufgrund der menschlichen Geschichte der eugenischen Kriege – verpönt ist, gelten sie als Ausgestoßene. Auf Hetemit IX versuchten die Illyrianer offenbar, ihre genetischen Optimierungen zurückzunehmen, um so einen Antrag auf Aufnahme in die Föderation stellen zu können. Mittlerweile fehlt von der dortigen Zivilisation aber jede Spur. Dem Landetrupp bleibt indes nicht lange Zeit, um nach Hinweisen auf ihrem Verbleib zu suchen, nähert sich doch ein Ionensturm. Zwar gelingt es der Enterprise, einen Großteil des Außenteams hochzubeamen, Pike und Spock bleiben dabei jedoch allein auf dem Planeten zurück, und müssen sich Unterschlupf suchen. An Bord der Enterprise beginnt sich indes schon bald eine Krankheit auszubreiten, die dazu führt, dass sich die Besatzungsmitglieder – so wie Motten – zum Licht hingezogen fühlen. Wie Chefarzt Dr. M'Benga herausfindet, dürfte ein plötzlicher Mangel an Vitamin D dafür verantwortlich sein. Als immer mehr Mitglieder der Crew der geheimnisvollen Krankheit zum Opfer fallen, bleibt Nummer Eins keine andere Wahl, als die Wahrheit über ihre Herkunft zu offenbaren…
Review:
In "Ghosts of Illyria" widmet man sich nun Nummer Eins, aka Una. Was mir dabei unter anderem sehr gut gefiel ist, dass man sich tatsächlich an der zuvor von D.C. Fontana im Buch "Vulkans Ruhm" etablierten Herkunft der Figur orientierte. Da die Romane (wenn man nicht mal eine gute Idee von ihnen klaut – siehe die Sektion 31-KI "Control") sonst ja eher für sich stehen und nicht zum Kanon gehören, fand ich das schon sehr nett. Zumal es mir die Idee dahinter halt auch wirklich angetan hatte, und in weiterer Folge auch zu einigen starken Momenten zwischen Una und La'an führt. Letztere hat ja eine, aus Sicht der Föderation, doch eher problematische Abstammung, ist sie doch (wie man auch hier nochmal thematisiert) eine Nachfahrin von Khan Noonien-Singh, der wiederum ein genetisch optimierter Mensch war. Eben solche Veränderungen sind aufgrund der eugenischen Kriege auf der Erde – und damit in weiterer Folge auch der Föderation – verboten. Und generell war La'al eben aufgrund ihrer Abstammung Spott, Hohn und Ablehnung ausgesetzt – etwas, dass Una dadurch, dass sie über ihre Herkunft bislang gelogen hat (denn nur so war es ihr möglich, zur Sternenflotte zu gehen), vermied.
Sehr schön war in diesem Hinblick auch die Logbuchaufzeichnung am Ende – die von Una dann natürlich gelöscht wird – wo sie zum Ausdruck bringt, das Gefühl zu haben, eben aufgrund ihrer Herkunft quasi mit einer Art Malus zu starten, welches sie im Vergleich zu anderen mit umso besserer Leistung ausgleichen muss. Sorry, wenn das jetzt sehr lokalpolitisch wird, aber es ist schon ein beachtlicher Zufall, dass erst in dieser Woche die Leistung die man erbringen muss, um sich als Einwanderer die österreichische Staatsbürgerschaft zu verdienen, in den österreichischen Medien und der Innenpolitik teils heftig diskutiert wurde; eben daran musste ich jedenfalls unweigerlich denken. So oder so: Jeder von uns sollte nur nach seinen Taten, jedoch nie seiner Herkunft, sexuellen Orientierung oder so etwas gemessen werden; eben dieser Wunsch kommt in Unas abschließendem Monolog auf wunderbare Art und Weise zum Ausdruck. Zugleich muss ich allerdings sagen, dass ich abseits der überaus netten Behandlung ihrer Herkunft, den Plot rund um den Ausbruch der Krankheit nicht übermäßig prickelnd fand. Kein Freund war ich auch von der Offenbarung rund um M'Bengas Geheimnis. Nicht nur drängte sich mir dabei unweigerlich die Frage auf, warum er seine Tochter nicht einfach in eine Stasiskammer steckte (ich meine mich aus TOS daran zu erinnern, dass die Enterprise mit solchen ausgestattet ist), das mit dem Musterpuffer in "Besuch von der alten Enterprise" schien mir ja eher ein besonders genialer Einfall von Scotty gewesen zu sein (der auch einiges an Herumprogrammierung usw. erforderte). M'Benga machte eher den Eindruck, dass das im Prinzip immer und überall problemlos möglich wäre (solange man den Transporter halt nicht upgradet). Und generell, problemgebeutelte Figuren in allen Ehren, aber muss wirklich jeder an Bord irgendein großes Geheimnis und/oder Trauma mitbringen?! (An dieser Stelle sei als Randnotiz erwähnt, dass ich schon gespannt bin, ob die Serie zum Ende hin thematisieren wird, warum M'Benga zu Kirks Zeiten dann nur mehr "normaler", aber nicht mehr Chefarzt an Bord der Enterprise war.)
Bleibt noch alles rund um Pike und Spock auf dem Planeten. Hier sei zuerst gesagt, dass mir dieses Gespann nach wie vor enorm gut gefällt. Zumal jedes zusätzliche gemeinsame Abenteuer von ihnen einen weiteren Grundstein für den TOS-Zweiteiler "Talos IV – Tabu" legt. Zudem gefällt mir Ethan Peck wirklich von Folge zu Folge besser als Spock, was sowohl daran liegt, wie seine Dialoge geschrieben sind, als auch, wie er sie vorträgt. Sowohl Drehbuch als auch Performance fangen Spock für mich einfach auf eine Art und Weise ein, wie das in meinen Augen seit Leonard Nimoy nicht mehr gelungen ist. Die Offenbarung rund um die titelspendenden Geister von Illyria mag zwar wenig überraschend gewesen sein – dementsprechend hätten Spock und Pike die Idee auch ruhig schon früher haben können – mündete dann aber in einer schönen Szene, in der sie die beiden vor dem Sturm beschützen. Vor allem aber schwingt in dieser tragischen Entwicklung subtile Kritik an Ausgrenzung jedweder Art mit. Die Illyrianer wurden von der Föderation nicht so akzeptiert, wie sie sind – woraufhin sie (aufgrund ihres Wunschs, ihr beizutreten) dazu gezwungen waren, zu versuchen, den Vorstellungen zu entsprechen, und ihre genetische Optimierung umzukehren; mit letztendlich tragischen Konsequenzen. Dass die Episode nicht mit dem Holzhammer auf diese Message hinweist, machte sie für mich nur umso effektiver.
Fazit:
"Ghosts of Illyria" ist die wohl klassischste ("reale") "Star Trek"-Folge seit einer halben Ewigkeit. Zwei Crewmitglieder auf einem unwirtlichen Planeten, an Bord der Enterprise breitet sich indes eine Krankheit aus, wir erfahren im Zuge der Episode mehr über eines der Besatzungsmitglieder, es wird uns eine wichtige sozialkritische Message mitgegeben, und am Ende mündet alles in einem netten kleinen Faustkampf im Maschinenraum. Wunderbar fand ich darüber hinaus, dass man im Hinblick auf Unas Herkunft auf Ideen aus D.C. Fontana's Roman "Vulkans Ruhm" zurückgriff. Darüber hinaus hatten es mir insbesondere ihre gemeinsamen Szenen mit La'an Noonien Singh angetan; nicht zuletzt, als die beiden wie sich hier herausstellt mehr verbindet, als zumindest La'an bisher dachte. Und auch das Zusammenspiel zwischen Anson Mount und Ethan Peck fand ich wieder toll. Die Story rund um den Ausbruch der Krankheit an Bord der Enterprise war zwar in meinen Augen nur bedingt packend. Und die Offenbarung von M'Bengas Geheimnis sehe ich leider auch eher mit kritischen Augen. Trotz leicht fallender Tendenz bot aber auch die dritte "Strange New Worlds"-Folge wieder gelungene "Star Trek"-Unterhaltung!