Mit:Alicia Silverstone, James Tupper, Deirdre O'Connell, Danny Chung, Jennifer Mudge, Kah Mai u.a.
Kurzinhalt:
Um das Trauma nach einer Fehlgeburt zu bewältigen, verbringen Jaelyn und ihr Mann Kyle einen Urlaub auf einer Schwimmhütte in Vietnam. Nach einem Tropensturm treibt die Hütte auf das offene Meer hinaus. Die Hitze und die knappen Wasservorräte bringen das Paar an seine Grenzen. Bei dem Versuch, ein Feuer zu entfachen und mit Rauchzeichen auf sich aufmerksam zu machen, brennt die Hütte nieder, Jaelyn und Kyle halten sich nur noch auf Trümmerteilen auf dem Wasser. Zu allem Überfluss wird auch noch ein Hai durch Kyles blutende Beinverletzung angelockt…
Review:
Bereits die Inhaltsangabe lässt erahnen, dass Le-Van Kiet, der 2019 mit dem brachialen Actionstreifen "Furie" aus dem Stand den bislang erfolgreichsten vietnamesischen Film aller Zeiten inszenierte, mit seiner ersten US-amerikanischen Filmproduktion "The Requin - Der Hai" nichts wirklich Neues liefert. Das muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass das Ergebnis öde gerät, denn Survival-Thriller und Hai-Horror gehen immer. Dennoch kann der Film nicht überzeugen. Und das liegt weniger am althergebrachten Plot und schon gar nicht an der halbwegs prominenten Besetzung, sondern viel mehr an seinem einschläfernden Erzähltempo und seiner billigen Machart. Aber alles der Reihe nach. Grundsätzlich ist es ja löblich, einige Zeit in die Vorstellung der Hauptfiguren zu investieren. Nur so kann der Zuschauer eine Beziehung zu ihnen aufbauen und mit ihnen mitfiebern. Und darum geht doch in einem Survival-Thriller dieser Art!
Im Fall von "The Requin" nimmt diese Phase der Einführung jedoch beinahe eine Stunde und damit gut zwei Drittel der gesamten Laufzeit ein. All das geht hier ungemein müßig vonstatten. Die endlosen, schlicht und ergreifend schlecht geschriebenen Dialoge versetzen den Zuschauer regelrecht in eine psychotherapeutische Sprechstunde. Und wenn der titelgebende Hai schließlich erstmals in Erscheinung tritt, hat man im Grunde genommen bis dahin lediglich erfahren, was es mit Jaelyns Trauma auf sich hat, dass es aufgrund dessen in der Ehe kriselt und dass ihr Liebster Kyle nicht gerade die hellste Kerze auf der Geburtstagstorte ist. Weiterhin erzürnen die mehrmaligen Versuche, den Zuschauer in die Irre zu führen. Das ist zwar eine gängige und durchaus legitime Methode, um den Nervenkitzel noch zu steigern, aber wenn man dem ersten Auftritt des Monsterhais schon seit einer gefühlten Ewigkeit entgegenfiebert und dann die erste Attacke nur von Delfinen (!) erfolgt, fühlt man sich als Zuschauer nicht ernstgenommen. Das gilt übrigens auch für Kyles und des Fischers mehrmalige Auferstehung von den Toten. Zwar scheidet Kyle nach mehreren Versuchen schließlich doch noch dahin, aber die Umstände sind einfach nur hanebüchen. Darüber hinaus hat man den Eindruck, dass die zahlreichen Naturaufnahmen wie die idyllischen Unterwasserwelten und die romantischen Sonnenuntergänge, untermalt von psychedelischen Klängen nur den Zweck erfüllen, den Film auf seine 86-minütige Laufzeit zu bringen. So werden keine Spannung und kein Thrill aufgebaut. Fazit: Ehe der Spaß richtig losgeht, ist man von den Hauptfiguren und dem Film als solchen einfach nur genervt. Schlechte Voraussetzungen also um mitzufiebern. Ebenso schwerwiegend sind die primitiven CGI-Effekte. Mir ist durchaus bewusst, dass es sich bei "The Requin" um eine Low-Budget-Produktion handelt, aber wenn man den animierten Hintergründen und selbst dem bösen Hai eindeutig ansieht, dass sie per Mausklick entstanden sind, ist das nicht dramatisch oder gar furchteinflößend, sondern lächerlich. Überdies sind so mancher Schnitt und manche Einstellung wie der Angriff des Hais aus der Tiefe, während Jaelyn durch gerade einmal kniehohes Wasser stakst oder dass sich das Fischerboot urplötzlich auf hoher See zu befinden scheint, obwohl es doch am Ufer vor Anker liegt, nicht nachvollziehbar. Von der Schlussszene ganz zu schweigen.
Also alles Pustekuchen? Nicht ganz. Hat man die erste Stunde tapfer durchgestanden, wird man schließlich doch noch mit der einen oder anderen gelungenen Szene belohnt. Insbesondere von Jaelyns Entwicklung hin zur taffen Kämpferin, die den Hai zur Strecke bringt, bin ich sehr angetan, was auch Alicia Silverstones überzeugender Performance zu verdanken ist. Sie erweist sich hier als ausgesprochen starke weibliche Hauptfigur, was im Kontrast zur Ausgangslage umso wirkungsvoller ist. Auch die Art und Weise, mit welchen Mitteln sie dem Hai nach dem Leben trachtet, ist gefällig und vergleichsweise spannend. Und mindestens eine Szene kann ich benennen, in der ich doch noch die Fingernägel in die Sofalehne gekrallt habe. Das hat mich schlussendlich mit diesem ansonsten kläglichen Film ein wenig versöhnt.
Fazit:
"The Requin - Der Hai" erfüllt kaum eine Erwartung. Der praktisch abhandene Thrill, dafür die langatmigen, zähen Dialoge und die erbärmlichen CGI-Tricksereien verderben gründlich den Spaß. Lediglich das letzte Drittel mit einer stark aufspielenden Alicia Silverstone und dem einen oder anderen originellen Einfall vermittelt einen ungefähren Eindruck davon, was hätte sein können.