Originaltitel: Two of One Episodennummer: 2x06 Bewertung: Erstausstahlung USA: 07. April 2022 (CBS) Erstausstahlung D: 08. April 2022 (Amazon Prime) Drehbuch: Cindy Appel & Jane Maggs Regie: Jonathan Frakes Hauptdarsteller:
Patrick Stewart als Jean-Luc Picard,
Alison Pill als Agnes Jurati,
Jeri Ryan als Seven of Nine,
Michelle Hurd als Raffaela Musiker,
Evan Evagora als Elnor,
Orla Brady als Tallinn,
Isa Briones als Kore Soong,
Santiago Cabrera als Cristóbal Rios.
Gastdarsteller:
Brent Spiner als Adam Soong,
Annie Wersching als Borg Queen,
Penelope Mitchell als Renée Picard,
Sol Rodriguez als Teresa Ramirez,
Alexandre Chen als Cute Waiter,
Ren Hanami als Director Lee,
Richard Leacock als Commander Musa u.a.
Kurzinhalt:
Jean-Luc und seine Mannschaft haben sich auf die Abschiedsfeier der Astronauten geschlichen, um zu verhindern, dass Renée Picard das Programm nur wenige Stunden bevor sie sich in Quarantäne begibt verlässt. Was sie nicht wissen: Agnes Jurati hat den Geist der Borg-Königin in sich aufgenommen, um ihnen so die Rückkehr in ihre eigene Zeit zu ermöglichen. Was jedoch nun auch bedeutet, dass die Königin versucht, die Kontrolle über Juratis Körper zu erhalten. Doch ihre Mission wird auch noch von einer anderen Seite aus bedroht: Q hat Dr. Adam Soong angeheuert, um sicherzustellen, dass Renée nicht an der Europa-Mission teilnimmt. Und zum Wohle seiner Tochter ist Soong jedes Mittel recht, um dieses Ziel zu erreichen…
Review (kann Spoiler enthalten):
Eine der Freiheiten der schönen neuen Streamingwelt im Vergleich zum alten, klassischen Fernsehen sind die flexiblen Episodenlängen – da man nicht länger genau eine Stunde füllen und damit auch genug Platz für Werbung lassen muss (wie es davor Jahrzehnte lang der Fall war; wobei die immer kürzer werdenden Episoden von TOS bis ENT sehr schön aufzeigen, dass im Zeitverlauf die Werbung immer wichtiger – und umfangreicher – wurde). Und so kommt es nun, dass die jüngste "Star Trek"-Episode auf eine Laufzeit von lediglich 39 Minuten kommt; rechnet man nun noch das "Was bisher geschah" und den Abspann raus (das Intro lasse ich ihnen großzügigerweise eh schon) bleiben gerade mal 35 Minuten übrig. Dies bestätigt mich wieder mal in meiner Vermutung, dass die Staffel verkrampft auf die wohl von Paramount+ geforderten 10 Episoden gestreckt wurde – und zugleich in meiner Überzeugung, dass die Serie ohne diese Vorgabe (und damit, so wie bei der Laufzeit, mit einer größeren Flexibilität auch was die Episodenzahl betrifft) besser wäre. Dann hätte man nämlich die dritte und vierte Folge zu einer zusammenkürzen, und auch "Flieg mich zum Mond" und "Zwei von Eins" zu einer fusionieren können; da ich mit Picards Unfall geendet und den Rest dann in die nächste Episode übernommen hätte, und "Flieg mich zum Mond" eh auch schon nicht sonderlich lang war, hätte man dafür nicht einmal mehr viel kürzen müssen). Für mich hätte das dramaturgisch besser funktioniert.
Denn: Diese neue, moderne Erzählweise, wo eine fortlaufende Geschichte über eine Staffel hinweg erzählt wird, funktioniert für mich tendenziell besser, wenn die Staffel in einem Aufwasch veröffentlicht wird, und man sie somit bingen und an einem Stück schauen kann. Es gibt natürlich Ausnahmen; bei "Game of Thrones" war in jeder Folge so viel los, dass die einwöchige Pause um alles zu verarbeiten fast schon willkommen war. Im Falle von "Picard" denke ich aber, dass die Serie einerseits von einer solchen Veröffentlichungspolitik, und andererseits weniger Episoden profitieren würde – was nur aber halt den Interessen von Paramount+ im Weg steht. Nun ist das natürlich insofern kein neues Phänomen, als du beim "guten alten" Serienfernsehen ja auch bestimmte Vorgaben hattest, wie eben die fixe Laufzeit, oder eine bestimmte Anzahl von Episoden. Aber: Das schlimmste, was dort passieren konnte, waren ein paar schwächere Folgen, da halt das Budget nicht mehr gereicht hat, die Zeit ausgegangen ist, es an (guten) Ideen und/oder Drehbüchern gemangelt hat, und so weiter. Schlimmstenfalls lässt man diese schwächeren Episoden halt bei einem allfälligen Rewatch halt aus. In der modernen Serienwelt leidet nun aber gleich eine ganze Staffel unter solchen Rahmenbedingungen – zumindest, sofern es den kreativen Köpfen nicht so recht gelingt, mit diesen zurechtzukommen, wie es bei "Picard" nun mal eben, insbesondere in der zweiten Staffel, der Fall ist. Aber auch davon abgesehen war ich mit "Zwei von Eins" nicht wirklich glücklich. Ich bete es ja nun schon länger herunter, insofern wird es euch nicht überraschen: Ich mag so ein zeitliches Herumgespringe á la "34 Minuten zuvor" nicht. Insofern tat ich mir mit der Folge von vornherein schwer. Es hilft auch nicht, dass sie nicht nur laufzeit- sondern auch inhaltstechnisch ziemlich dünn war. Die Agnes-Gesangseinlage hat für mich leider auch nicht so funktioniert wie sie wohl sollte (ich fragte mich da in erster Linie, wie sie auf das Lied kam, bzw. sie wusste, dass die Band das auf Knopfdruck würde spielen können). Wie ich generell sagen muss, dass ich ihr Zwiegespräch mit der Borg-Königin leider seeeeehr mühsam fand (und Endorphine verhindern scheinbar irgendwie die Assimilierung? Echt jetzt?).
Zum Glück gab es im weiteren Verlauf der Episode aber auch ein paar Momente und/oder Elemente, die mir gut gefallen konnten. Hier ist insbesondere das Gespräch zwischen Jean-Luc Picard und seiner Ururururur(?)großmutter zu nennen, dass es mir wirklich angetan hatte. Patrick Stewart war in diesen Szenen wieder einmal großartig, und wirkte auf mich hier generell wieder um einiges lebendiger und energischer, als zuletzt. Aber auch seine Begegnung mit Dr. Adam Soong kurz davor war stark; nicht zuletzt, als es nett war, Spiner und Stewart wieder mal gemeinsam vor der Kamera zu sehen. Die Offenbarung rund um Kore war zwar nicht wirklich überraschend – und es stört mich nach wie vor, dass sie unbedingt so aussehen muss wie Soji, nur damit man Isa Briones zurückbringen konnte – verfehlte die gewünschte Wirkung bei mir aber nicht, musste doch zumindest ich in diesem Moment unweigerlich mit ihr mitfühlen. Die Regie von Jonathan Frakes war wieder solide (und angenehm) klassisch, wenn auch ohne dabei groß zu glänzen. Und das Wiedersehen mit Dr. Ramirez war zwar absehbar, aber dennoch willkommen. Dennoch wirkte "Zwei von Eins" insgesamt wieder sehr wie eine Zwischenfolge, mit der man in erster Linie Zeit schinden will – und der nun scheinbar anstehende Seelenstriptease von Picard erfüllt mich im Hinblick auf die nächste Folge jetzt auch nicht unbedingt mit Zuversicht.
Fazit:
Ich würde ja im Hinblick auf "Zwei von Eins" gerne von einem kurzen Vergnügen sprechen, doch auch wenn das "kurz" zweifellos passt, tue ich mir mit der Einschätzung der Folge als "Vergnügen" schon deutlich schwerer. Ich bin nun mal bekanntermaßen kein Freund von solchen "xyz Minuten/Stunden/wasauchimmer zuvor"-Einlagen – insofern hat mich "Zwei von Eins" im Prinzip schon beim "Hallo" verloren. Aber auch die Zwiegesprächs-Einlagen zwischen Agnes und der Borg-Königin haben mich ziemlich genervt. Vor allem aber bestätigte mich die Episode – auch aufgrund ihrer Kürze – in meiner Überzeugung, dass die Story zu dünn ist, um zehn Folgen zu tragen, und deshalb künstlich gestreckt werden muss; hätte man stattdessen auf eine sechs-Episoden-Staffel wie bei Marvel/Disney gesetzt, wäre die zweite "Picard"-Staffel in jedem Fall mal besser gewesen (ob "besser" in diesem Fall auch gleich zwingend "gut" bedeutet hätte, steht auf einem anderen Blatt, und wird sich erst in vier Wochen vernünftig beurteilen lassen). Zwar gab es in weiterer Folge doch auch einiges, was mir wirklich gut gefallen konnte (insbesondere die Gespräche zwischen Picard und Soong, sowie Jean-Luc und Renée), dennoch hatte ich am Ende, als Raffi – wenn auch in ganz anderem Zusammenhang – meint "How much worse could it possibly get?" unweigerlich den Gedanken, dass wir es bitte hoffentlich nicht herausfinden werden; fand ich "Zwei von Eins" doch eigentlich schon schlimm genug.