Kurzinhalt:
Ein paar Wochen nach der Zerstörung des Todessterns hat Han Solo die Rebellion eigentlich wieder verlassen. Doch irgendwie hat er bei allen Aufträgen die ihm angeboten werden ein ganz mieses Gefühl. Bis eines Tages doch erst recht wieder die Rebellen vor seiner sprichwörtlichen Tür stehen. Prinzessin Leia höchstpersönlich bittet ihn darum, drei Informationen der Rebellion, die vor kurzem aufgeflogen sind, von drei unterschiedlichen Planeten zu bergen. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen, soll die Teilnahme am sagenumwobenen Dragon Void-Rennen, bei dem genau diese drei Planeten als Zwischenstopp dienen werden, als Vorwand herhalten. Han nimmt den Auftrag an; doch wenn er schon am Rennen teilnimmt, will er dieses natürlich auch gewinnen. Doch der erste Informant, den man an Bord holt, befürchtet schon bald, dass Hans Bestreben, das Rennen als Sieger zu beenden, die gesamte Operation gefährden könnte…
Review:
Gerade auch im Vergleich zum Comic über Prinzessin Leia stach bei "Han Solo" nicht zuletzt die künstlerische Gestaltung hervor. Die Illustrationen von Mark Brooks sind großartig, und fangen die Figur – so wie sie in der Original-Trilogie von Harrison Ford dargestellt wurde – perfekt ein. Han ist wirklich auf jedem Bild klar und deutlich als solcher zu erkennen. Aber auch davon abgesehen gefielen mir seine Zeichnungen ausgesprochen gut. Komplettiert wird der positive optische Eindruck von Sonia Obacks kräftigen Farben. Zusammen haben sie mit "Han Solo" einen Comic geschaffen, der auf jeden Fall mal überaus hübsch anzusehen ist. Aber auch inhaltlich war ich von ihm durchaus angetan – wenn er auch aus meiner Sicht stärker beginnt, als er aufhört. Denn nicht zuletzt das Setup rund um das Rennen, und die Rebellen-Agenten, die er retten soll, hatte mir ausgesprochen gut gefallen – externalisiert Marjorie Liu damit doch auf anschauliche und gefällige Art und Weise Hans inneren Zwiespalt zwischen seinen eigenen Interessen, und jenen der Rebellion. Aber auch der Verlauf des Rennens gefiel mir; wie Han, Loo Re Anno und Delan Vook als Konkurrenten starten, und schließlich zu Verbündeten werden. Dass Han am Ende dann sogar Anno gewinnen lässt, gibt ihm zudem eine weitere Gelegenheit, seine Selbstlosigkeit – und damit den unter seiner rauen Schale schlummernden weichen Kern – unter Beweis zu stellen. Lediglich mit drei Aspekten war ich nicht ganz so glücklich: So scheint mir Liu hier mit Loo Res Worten im Hinblick aufs Alleinsein andeuten zu wollen, dass er daraus eine wichtige Lektion mitnahm; nur ist Han zu dem Zeitpunkt bereits seit über zehn Jahren nicht mehr allein, hat er mit Chewie doch einen treuen Freund und Begleiter an seiner Seite. Und wenn überhaupt, so kam sein entscheidender Sinneswandel in "Eine neue Hoffnung". Dem Film diesen Moment quasi wegzunehmen, und ihn nun vielmehr hier platzieren zu wollen, erschien mir fehlgeleitet. Zweitens: Dass Annos Volk doch noch nicht tot ist, sondern sich nur in einer anderen Dimension versteckt hielt, machte den Ausgang des Geschehens für mich dann doch etwas zu glücklich. Vor allem aber fand ich die Identität des Verräters an Bord des Millenium Falken leider sehr offensichtlich. Wie ich generell der Ansicht bin, dass "Han Solo" diesen Verräter-Subplot nicht gebraucht hätte; war doch mit dem Rennen, der Bedrohung durch das Imperium usw. eigentlich schon genug los. Insgesamt war das aber sehr kurzweilig.
Fazit:
Auch wenn "Han Solo" in meinen Augen stärker beginnt als er aufhört, hat mir dieser Comic insgesamt gut gefallen. Und das eben nicht nur auf der künstlerischen Seite, wo er mich mit schönen Illustrationen (in denen Han Solo auch jederzeit klar erkennbar ist; im Gegensatz zu beispielsweise "Prinzessin Leia" zuletzt) und satten Farben begeisterte, sondern auch inhaltlich. Marjorie Liu schafft hier einen ansprechenden Spagat zwischen packender, unterhaltsamer Story und Charakterbetrachtung. Gut, ok, was Hans Entwicklung betrifft legt mir die Autorin etwas zu viel Bedeutung auf ihre eigene Geschichte, zu Lasten von "Eine neue Hoffnung". Zudem war die Story teilweise ziemlich vorhersehbar. Und das Happy End war wie ich finde auch etwas zu viel. Davon abgesehen hat mir alles rund ums Rennen, und wie sich Han, Loo Re und Delan Vook in weiterer Folge zur Seite stehen, aber sehr gut gefallen. Da hier nicht wirklich wesentliche Kontinuitätslücken geschlossen werden, zwar kein "Must Read", aber definitiv eine gelungene Lektüre, für "Star Wars"-Fans im Allgemeinen, und Han Solo-Fans im Besonderen.
