Kurzinhalt:
Cristóbal Rios fliegt nach Sigma Iota II, um ein Schiff zu erwerben. Da er jedoch nicht genug Geld hat, um es den dort regierenden Gangstern direkt abzukaufen, leistet er erstmal nur eine Anzahlung. Zur Sicherung ihres Eigentums und der Wahrung ihrer Interessen lässt man ihn beim Versuch, das restliche Geld durch Aufträge einzunehmen, von der Buchhalterin Ledger begleiten. Doch irgendwie scheinen die beiden von einem Debakel ins nächste zu schlittern. Erst als sie die Bekanntschaft des Sammlers Kivas Fajo machen, scheint sich ihr Glück langsam zu wenden. Nicht nur kauft er ihnen zahlreiche Artefakte ab, die der Vorbesitzer der La Sirena, der Klingone Verengan, ihnen im Frachtraum hinterlassen hat, und spült so dringend benötigtes Geld in ihre Kassen. Er beauftragt sie zudem damit, nach Hinweisen des letzten Werks des sagenumwobenen Künstlers Parch zu suchen. Der Fund – und Verkauf – dieses Kunstwerks könnte Rios und Ledger mit einem Schlag reich machen. Doch die beiden sind nicht die einzigen, die es auf Parks letztes Meisterwerk abgesehen haben…
Review:
Der dritte Roman zur Serie "Star Trek: Picard" ist nun der erste, der sich nach der Titelfigur (in "Die letzte und beste Hoffnung") sowie Riker und Troi ("Der dunkle Schleier") statt mit TNG-Veteranen vielmehr mit einer der Neuzugängen der Serie beschäftigt: Den draufgängerischen Frachterpiloten Cristóbal Rios. Nun gebe ich zu, in der ersten Staffel nicht sein größter Fan gewesen zu sein; trotz seiner tragischen Vorgeschichte wirkte er auf mich wie ein ziemlicher Han Solo-Abklatsch; der klassische draufgängerische und in erster Linie (zumindest vermeintlich) auf seine eigenen Interessen bedachte Frachterpilot (und Schmuggler?). Doch trotz dieses Umstands, sowie der Tatsache, dass ich von der ersten "Picard"-Staffel in weiterer Folge doch ziemlich enttäuscht war, wollte ich "Rogue Elements" eine Chance geben. Im Nachwort schreibt John Jackson Miller, dass der Roman in erster Linie dazu gedacht war, um in den düsteren Pandemie-Zeiten für gute, unbeschwerte Unterhaltung zu sorgen. Bedauerlicherweise hat dies in meinem Fall leider so gut wie gar nicht funktioniert. Der Hauptgrund dürfte darin liegen, dass John Jackson Millers Humor mit meinem wenig kompatibel zu sein scheint. Was er offenbar lustig fand, entlockte mir im besten Fall ein müdes Lächeln, und im schlimmsten Fall ein enerviertes Augenrollen; überwiegend tat ich seine betreffenden Einlagen aber mit einem gleichgültigen Achselzucken ab. Wobei ich mir mit dem Einstieg ganz besonders schwer tat. Man sollte meinen, dass mich der Rückgriff auf die TOS-Episode "Epigonen" gefreut hätte; aber nicht nur war ich noch nie deren größter Fan, ich tat mir vor allem auch mit dem ganzen Gangster-Slang zu Beginn enorm schwer. Mir schien das alles sehr aufgesetzt, und es wollte die angestrebte amüsante Wirkung bei mir einfach nicht entfalten. Generell tat sich hier nicht wirklich etwas, und hatte ich kurzzeitig die Befürchtung, der ganze Roman würde jetzt auf dem Planeten spielen und sich um Rios' Versuche drehen, das Frachtschiff zu werben.
Zwar sollte sich dies zum Glück als Irrglauben herausstellen, leider aber wird es auch nach dem Wechsel ins All nur sehr langsam besser. Die Interaktionen zwischen Rios und Ledger fand ich nur bemüht (statt tatsächlich) witzig, und zudem teilweise ziemlich klischeehaft. Generell war der Humor, wie schon erwähnt, leider überwiegend nicht wirklich meins, wobei sich für mich neben dem sehr mühsamen Einstieg auf Sigma Iota II insbesondere alles rund um die diversen Rios-Hologramme als ziemlicher Rohrkrepierer erwies. Lange Zeit irrt "Rogue Elements" – so wie Captain Rios und seine Crew – zudem sehr ziellos umher, während sie von einem Debakel ins nächste schlittern. Sonderlich mitreißend und/oder unterhaltsam fand ich das alles nur leider nicht. Mit der Rückkehr von Kivas Fajo aus der TNG-Folge "Der Sammler" wird es dann zwar etwas besser, so wirklich begeistert war ich von "Rogue Elements" aber leider bis zuletzt nicht. Der ganze Roman ist aus meiner Sicht für die letztendlich recht dünne Geschichte viel zu lang geraten. Die besten Teile sind noch alles rund um das Kunstwerk, nach dem man sucht; wie man den Hinweisen nachgeht, überlegt und kombiniert, das konnte mir in Verbindung mit der Suche nach einem verschollenen Artefakt noch am besten gefallen. Leider aber nimmt eben dieser Aspekt nur einen Bruchteil des Romans ein, und mündet zudem in einer Auflösung, welche die gewünschte ehrfürchtige Wirkung bei mir leider auch nicht entfalten wollte. Die Action fand ich leider ebenfalls wenig mitreißend beschrieben, wobei mich insbesondere die Einlage rund um das Auto, mit dem auf der La Sirena herumgefahren wird, nicht wirklich überzeugte (weil so groß habe ich das Schiff eigentlich nicht in Erinnerung). Und so nett der Gastauftritt einer weiteren bekannten Figur ganz am Ende auch gemeint gewesen sein mag, aber ich denke, es hätte mir weitaus besser gefallen, wenn diese eine prominenter Rolle im Geschehen gespielt hätte, statt einfach nur die unbekannte Person zu sein, die im Hintergrund die Fäden zieht. Insgesamt hat mich "Rogue Elements" leider sehr enttäuscht, und war John Jackson Miller somit zumindest in meinem Fall mit seinem angestrebten Ziel, für gute und unbeschwerte Unterhaltung zu sorgen, nicht wirklich erfolgreich.
Fazit:
So leid es mir für John Jackson Miller – und mich selbst – auch tut, aber ich konnte mit "Rogue Elements" nicht wirklich etwas anfangen. Vor allem die ersten 5-10% (ja, ich las die Kindle-Edition) fand ich richtiggehend mühsam, und was darauffolgte, war zumindest mal bis in etwa dem Ende der ersten Hälfte sehr öde. In der zweiten Hälfte, wo dann mit der Suche nach dem letzten Parch-Kunstwerk endlich ein klar definiertes Ziel gibt, wird es zwar einen Hauch besser, wirklich gut gefallen konnten mir aber eigentlich nur jene Momente, wo man die Hinweise nach dessen Aufenthaltsort erforscht – und das nahm eben nur einen Bruchteil des (auch viel zu lang geratenen und dementsprechend zähen) Buchs ein. Vor allem aber leidet "Rogue Elements" darunter, dass John Jackson Millers Humor überwiegend nicht meiner ist. Trifft er euren Geschmack eher, werdet ihr den Roman wohl um einiges unterhaltsamer finden. Ich hingegen habe mich leider größtenteils durchgequält.