Kurzinhalt:
Nach der Zerstörung des Todessterns hat Prinzessin Leia endlich Zeit, sich mit der Vernichtung ihrer Heimatwelt auseinanderzusetzen. Doch statt ob dieses unvorstellbaren Verlusts zu trauern, widmet sie ihre Energie vielmehr dem Ziel, so viele Alderaaner zu retten, wie möglich – befand sich doch beim Angriff durch den Todesstern nicht alle auf dem Heimatplaneten. Und so lange nur ein Alderaaner noch lebt, lebt auch das Erbe des Planeten weiter. Ihre Mission wird umso wichtiger, als das Imperium damit begonnen hat, die überlebenden alderaanischen Zivilisten ins Visier zu nehmen. Begleitet von einer anderen Rebellin von Alderaan, Evaan Verlaine, bricht die Prinzessin auf, und sucht eine Siedlung alderaanischer Flüchtlinge nach der anderen auf, um sie für die Rebellion zu rekrutieren…
Review:
Auf "Prinzessin Leia" war ich schon sehr gespannt – halte ich die Figur doch aus dem zentralen Trio als bislang am wenigsten beleuchtet (dies gilt für die Filme ebenso wie den "Legends"-Kanon, wo sie zwar in einigen Abenteuern durchaus prominent vertreten war, im Vergleich zu Luke und Han aber – wie eben auch in den Filmen – doch eher nur die dritte Geige spielte). Da zudem alles, was wir aus dem Expanded Universe über sie wissen, entkanonisiert wurde, war ich schon gespannt, was man sich im neuen Kanon nun für sie einfallen lassen würde. "Leia, Prinzessin von Alderaan" hatte mich diesbezüglich ja leider ein bisschen enttäuscht; insofern hoffte ich, dass es Mark Waid mit seiner fünfteiligen Comic-Reihe "Prinzessin Leia" besser machen würde. Doch leider, trotz eines vielversprechenden Setups halte ich diesen Comicband in erster Linie für eine Ansammlung verpasster Chancen und misslungener Ansätze. Gleich zu Beginn war ich enttäuscht, als das Ende der Medaillenzeremonie zugleich ja die erste Gelegenheit für Leia bot, sich dem Verlust ihrer Heimatwelt zu stellen. Leider aber macht man daraus nichts. Tatsächlich reden einige Figuren – darunter auch Evaan Verlaine – die von Alderaan stammen selbst kritisch darüber, wie kalt Leia agiert. Wäre das nun ein Aufhänger für einen späteren Moment, wo Leia Evaan, nachdem sich die beiden Frauen nähergekommen sind, ihr Herz ausschüttet (was ja nicht zwingend heißen muss, dass sie heulend vor ihr zusammenbricht; auch wenn ich vom Narrativ, man dürfe keine Gefühle zeigen um als stark zu gelten, noch nie etwas gehalten habe), wäre das ja ok. Stattdessen bleiben diese kritischen Äußerungen vielmehr bis zuletzt unwidersprochen, und wirkten generell wie ein Setup ohne Payoff. Erschwerend kommt hinzu, dass ich die Story leider wenig mitreißend fand. Und das, obwohl mir die Idee, dass sich Prinzessin Leia nach der Zerstörung Alderaans der Rettung vom Rest, der von ihrem Volk übrig geblieben ist verschreibt, eigentlich verdammt gut gefällt. Leider aber holt Mark Waid daraus in weiterer Folge nicht wirklich etwas heraus.
Es beginnt damit, dass sie die überlebenden Alderaaner nicht einfach nur finden und in Sicherheit bringen, sondern für die Rebellion rekrutieren will, was ihrer vermeintlich humanitären Mission einen üblen Beigeschmack von Eigennutz verleiht. Aber auch, warum der Prinzessin auf Sullust Skepsis bis richtiggehende Ablehnung entgegenschlägt, wollte mir nicht einleuchten, und schien mir ein reines Plotkonstrukt zu sein, damit sich alle dann nachdem sie sich gegen die Truppen des Imperiums in den Kampf geworfen hat vor ihr verbeugen (und bei ihr entschuldigen) können. Für eher misslungen halte ich auch den Versuch, Rassismus zu kritisieren. Weil der hier – vermeintlich unfreiwillig – vermittelte Ansatz, dass Wesen die unter Rassismus leiden (siehe Beon Beonel und sein Volk der Alder-Espirion-Hybriden) sich einfach nur ganz besonders anstrengen und so beweisen müssen, dass sie wertvolle Mitglieder einer Gemeinschaft sind, ist zutiefst problematisch. Vor allem aber tut mir Prinzessin Leia hier letztendlich zu wenig. Ja, sie darf ein bisschen kämpfen, und am Ende mit einer flammenden Rede, die ich bestenfalls ok fand, die Hybriden dazu überreden, sich dem Kampf gegen den Sternenzerstörer anzuschließen. Ich persönlich hätte mir für ihr Einzelabenteuer aber entweder eine größere oder aber persönlichere Mission gewünscht. Klischeehafte Elemente wie die unfreiwillige Verräterin vermindern den Gesamteindruck dann ebenso nochmal zusätzlich, wie die in meinen Augen doch eher enttäuschende künstlerische Gestaltung. Nicht nur, dass ich ganz allgemein schon weitaus schönere und optisch beeindruckendere "Star Wars"-Comics gesehen habe (egal ob nun Legends oder Kanon), nahm sich Terry Dodson bei der Darstellung aus meiner Sicht auch zu viele Freiheiten; gut getroffen fand ich Leia aka Carrie Fisher jedenfalls überwiegend nicht. Wie gesagt, es gibt ein paar vielversprechende Ansätze, und auch einzelne gute Momente und/oder Ideen. Insgesamt hat "Prinzessin Leia" aber leider wenig bis gar nichts von dem erfüllt, was ich mir von diesem Comic erhofft hatte.
Fazit:
Ich hatte mich auf diesen Comic wirklich gefreut, wurde aber letztendlich leider fast auf gesamter Linie enttäuscht. Dabei wäre das Setting, kurz nach dem Triumph gegen das Imperium, zugleich aber auch der Zerstörung ihres Heimatplaneten, sehr vielversprechend gewesen. Leider aber macht Mark Waid nichts draus. Die Story ist generell überraschend banal, nicht übermäßig gut geschrieben, und versagt insbesondere dabei, uns einen Blick ins Innenleben von Leia an diesem bedeutsamen Punkt in ihrem Leben werfen zu lassen. Die künstlerische Gestaltung war ebenfalls nicht das Gelbe vom Ei, und Leia in meinen Augen leider nicht wirklich gut getroffen. Einzelne Momente – wie ihre Reaktion, als sie Padmés Abbild während ihres kurzen Aufenthalts auf Naboo sieht – waren zwar ganz nett. Letztendlich ist "Prinzessin Leia" aber leider eine sehr belanglose Geschichte, in der die Titelheldin nur sporadisch so richtig zur Geltung kommt. Schade; "unsere" Prinzessin hätte sich mehr bzw. besseres verdient.