Originaltitel: Babylon's Ashes Episodennummer: 6x06 Bewertung: Weltweise Internet-VÖ: 14. Januar 2022 (Amazon Prime) Drehbuch: Naren Shankar, Daniel Abraham & Ty Franck Regie: Breck Eisner Hauptdarsteller:
Steven Strait als James Holden,
Dominique Tipper als Naomi Nagata,
Wes Chatham als Amos Burton,
Frankie Adams als Roberta 'Bobbie' Draper,
Nadine Nicole als Camina Drummer,
Cara Gee als Clarissa Mao,
Keon Alexander als Marco Inaros,
Jasai Chase Owens als Filip Inaros,
Shohreh Aghdashloo als Chrisjen Avasarala.
Gastdarsteller:
Kathleen Robertson als Rosenfeld Guoliang,
Anna Hopkins als Monica Stuart,
Joanne Vannicola als Nico Sanjrani,
Ted Dykstra als Gareth,
Stuart Hughes als Liang Walker,
Brian George als Arjun Avasarala,
Vanessa Smythe als Michio,
Samer Salem als Josep,
Alex Armbruster als Assault Team Soldier #1,
Beau Dixon als Martian Prime Minister,
Bobby Brown als Belter Soldier #2,
Conrad Coates als Admiral Sidiqi,
Daniel Jun als Gary,
Dianne Aguilar als Dot,
Dylan Taylor als Admiral Duarte,
Emma Ho als Cara,
Emmanuel John als Pella Officer,
Felipe Aukai als Martian Diplomat,
Hannah Gallant als MCRN Fleet Liaison,
Ian Ho als Xan u.a.
Kurzinhalt:
Die Flotten der Inneren und Äußeren haben sich für den Kampf gegen Marco Inaros verbündet. Dessen Flotte hat sich in drei Teile aufgespalten, die nun jeweils von den Schiffen der Erde, dem Mars sowie Camina Drummers freien Gürtler angegriffen und aufgehalten werden soll. Zugleich fliegt die Rocinante zur Ringstation, um das dort von Inaros installierte und kontrollierte Geschütz zu erobern. Doch die Angriffe verlaufen nicht nach Plan. Drummers Flotte kann die Paella zwar beschädigen, aber nicht zerstören. Und der Roci gelingt es zwar, das Geschütz auszuschalten, eigentlich wollte man dieses aber erobern, um es gegen Marco Inaros einzusetzen. So hingegen ist man der Paella, die unaufhaltsam Kurs auf den Ring nimmt, waffenmäßig unterlegen…
Review:
Aus dreierlei Gründen bin ich ans Finale der Serie doch etwas mit Sorge herangegangen. So befürchtete ich, dass eine einzige Folge zu wenig sein könnte, um die offenen Handlungsstränge auf befriedigende Art und Weise und ohne sich zu sehr hetzen zu müssen abzuschließen (erst kürzlich habe ich ja zum ersten Mal "Fringe" beendet, wo mir eben dies das Finale doch etwas verdorben hat). Generell gehe ich nach einigen enttäuschenden Serienenden (nicht zuletzt "Game of Thrones" gerade auch bei Serien, die ich sehr schätze, mittlerweile mit ein bisschen Unbehagen an eine solche letzte Folge heran. Insbesondere auch, wenn eine fortlaufende Geschichte erzählt wird; weil wenn einem das Ende einer Story nicht gefällt, ist es halt – egal ob Film, Roman oder Serie – so sehr einem das davor auch gefallen haben mag halt schon eher unwahrscheinlich, dass man sie sich noch einmal vorknöpft. Vor allem aber hatte ich die Angst, dass nicht alle von ihnen – die ich im Verlauf der sechs Staffel doch sehr zu schätzen gelernt habe – das Finale lebend überstehen würde. Avasaralas "Es ist ein Wunder, dass sie noch nicht tot sind" an Holden, sowie der Eindruck eines letzten Abendmahls, den die Essensszene mir vermittelte, trugen auch nicht gerade dazu bei, mich diesbezüglich zu beruhigen.
Letztendlich sollte sich nur eine dieser Befürchtungen bewahrheiten, und selbst das nur zu halb. Denn übermäßig gehetzt, so dass ich den Eindruck hatte, dass die Episode wesentlich verliert, war "Babylons Asche" nicht zuletzt aufgrund der extralangen Laufzeit eh nicht. Trotzdem: Die "Beltalowda"-Rufe in Richtung Marco Inaros wären (auch von der Laufzeit her) der ideale Zeitpunkt gewesen, um die Episode zu beenden, und die restlichen zwanzig Minuten in ein dann nochmal um die gleiche Länge erweitertes Serienfinale auszulagern. Dann hätte man vielleicht den Showdown mit der Paella noch etwas ausbauen, sich mit den Verhandlungen rund um die Transportunion näher und länger widmen, und vor allem den Epilog noch etwas mehr ausdehnen können. Trotzdem würde ich jetzt nicht sagen, dass das Finale unter dieser sehr flotten Erzählweise unbedingt gelitten hätte. Insgesamt war ich von "Babylons Asche" jedenfalls wirklich begeistert; sie war definitiv die beste Folge der letzten Staffel, und sorgte für einen hochdramatischen, spektakulären und wundervollen Abschluss der – zumindest bis letzten Freitag – besten noch laufenden Science Fiction-Serie (wobei ich die Hoffnung auf ein Spin-Off, welches die Bücher 7-9 behandelt, noch nicht ganz aufgegeben habe). Die Episode profitierte dabei nicht zuletzt von meiner zuvor erwähnten Befürchtung, dass einer oder mehrere von ihnen beim Showdown mit Marco Inaros das Leben verlieren könnten. Einerseits, weil es das Serienfinale ist, und andererseits aufgrund des mir schon bekannten Zeitsprungs ab dem siebenten Buch. Tatsächlich hätte ich sogar einiges Geld gewettet, dass nicht alle hier heil herauskommen werden, gerade auch im Hinblick auf Chekov's Atomsprengkopf, der nun doch unbenutzt auf der Wand geblieben ist. Die Unsicherheit, ob sie alle überleben würden, trug enorm dazu bei, die Spannung zu erhöhen, sei es beim Angriff von Drummers Flotte auf die Paella, oder insbesondere auch dem Angriffsflug der Roci auf das von Inaros auf der Ringstation angebrachte Geschütz.
Letzteres war dann auch dafür hauptverantwortlich, dass "The Expanse" zum Abschluss nochmal mit einem ordentlichen Augenöffner aufwarten konnte, war das doch ungemein spektakulär. Kurz darauf konnte dann Bobbi glänzen, als sie sich mit Hilfe ihres Kampfanzugs dem Geschütz allein entgegenstellt, und dieses vernichtet. Aber auch der darauffolgende Plan von Naomi, die Ringwesen zu reizen, erfüllte mich mit Sorge. Ich fand es auch wichtig, dass sie es war, die dann den entsprechenden Knopf drückte. Und der Epilog hatte dann auch noch ein paar wunderschöne Momente zu bieten, angefangen dabei, wie Holden und Drummer Avasarala austricksen (seine Amtszeit als Präsident der Transportunion war ja sogar kürzer als jene eines durchschnittlichen österreichischen Bundeskanzlers in diesem Jahrtausend – und das will was heißen!). Dann gab es diese wunderschöne Montage, perfekt unterlegt mit einem traumhaften Abschlussmonolog von Naomi (sowie einer melancholischen Interpretation des Hauptthemas), wo wir dann auch sahen, wie Filip die Paella eben doch noch rechtzeitig verließ, um als Filip Nagata ein neues Leben zu beginnen (was Naomis Worte perfekt untermauerte). Bis hin zur wunderbaren letzten Einstellung der Rocinante, die den Sternen entgegenfliegt, bis ihr Antrieb selbst nur ein weiterer, immer kleiner werdender Stern in den unermesslichen Weiten des Alls ist. Gänsehaut!
Fazit:
In den letzten Jahren habe ich zunehmend gelernt, mich vor dem Finale moderner Serien mit fortlaufender Handlung doch ein wenig zu fürchten; nicht zuletzt dank "Game of Thrones", lange einer meiner Lieblingsserien, wo ich nach der letzten Staffel leider kaum Lust verspüre, sie mir jemals in meinem Leben nochmal anzusehen. Bei "The Expanse" hätte mich das wohl im Hinblick darauf, dass ich halt trotz allem der Science Fiction noch einmal stärker verbunden bin als der Fantasy, umso mehr geschmerzt. Insofern bin ich wirklich froh, dass sich "Babylons Asche" als hochdramatisches, spektakuläres, überaus zufriedenstellendes und damit mehr als würdiges Finale der bis vor kurzem besten noch laufenden SF-Serie erwiesen hat. Zwar denke ich nach wie vor, dass eine etwas langsamere Erzählweise bei gleichzeitiger Vertiefung der Handlung nicht geschadet hätte. Und das Finale hätte sich ebenfalls sehr gut auf zwei Episoden aufteilen und damit erweitern lassen. Von diesem Punkt abgesehen war ich von "Babylons Asche" aber von Anfang bis Ende begeistert. Das Finale profitierte dabei nicht zuletzt davon, dass ich eben deshalb, weil es ein Finale war, den Tod von praktisch jedem in Betracht zog, was für enorme Spannung sorgte. Zudem gab es, nicht zuletzt mit dem Angriff auf die Ringstation, ein paar wirklich spektakuläre Szenen. Vor allem aber gelang es "Babylons Asche", praktisch jede Hauptfigur eine wichtige Rolle im Geschehen spielen zu lassen. Und die letzten drei Minuten waren dann einfach nur perfekt. "Babylon 5" wird zwar für mich immer unantastbar bleiben, mit "The Expanse" hat sich nun aber ein harter Verfolger auf den sicheren zweiten Platz meiner ewigen SF-Serien-Rangliste gesetzt.