FilmRückblick 2021 - Die besten Filme des Jahres: Das Verfolgerfeld
Welche Filme konnten sich die Plätze 30-11 sichern?Kategorie: DVD & Kino - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 16 Januar 2022
Die besten Filme des Jahres 2021 – Das Verfolgerfeld
Bevor ich mich über meine Top 30 stürze, seien zuerst die drei Filme erwähnt, die trotz identischer (8/10)-Wertung die Liste knapp verpasst haben: "Fear Street – Teil 1: 1994" (so gut mich der auch unterhalten haben mag, aber er ist letztendlich ein doch ziemlich gewöhnlicher Horror-Streifen), "Love Hard" (ebenfalls sehr unterhaltsam und ein gelungener, aber halt ebenso kaum hervorstechender Vertreter seines Genres), sowie "Sommer 85" (ein nettes, empfehlenswertes Coming of Age-Drama, aber auch hier fehlte mir letztendlich trotz der homosexuellen Thematik sowie einiger starker Momente das Besondere). Alle drei sehr gute, empfehlenswerte Filme – aber die nachfolgenden dreißig haben mich nun mal eben doch noch die Spur mehr beeindruckt. Wie immer gilt es dabei bitte zu beachten, dass solche Reihenfolgen immer etwas volatil und bis zu einem gewissen Grad tagesabhängig sind. Es gab glaube ich noch keinen FilmRückblick, wo ich nicht einzelne Filme mit ein paar Wochen, Monaten oder Jahren Abstand nicht etwas anders gereiht hätte. Ja nicht einmal die Wertungen müssen unbedingt immer in Stein gemeißelt sein – kommt es doch immer wieder mal vor, dass ich einen Film bei der Zweitsichtung dann um einen Punkt auf- oder abwerte. Insofern: Hängt euch nicht zu sehr an den Platzierungen auf, und seht es eher als Liste von dreißig (bzw. hier erstmal zwanzig) Filmen aus dem abgelaufenen Jahr, die ich euch ans Herz lege.
Platz 30: Strange Dreams
Den habe ich vor etwas mehr als einem Jahr noch unter dem Originaltitel "Come True" besprochen. An meiner Meinung hat sich seither nichts geändert. Er ist sicher nicht perfekt – wobei ich vor allem die Romanze als ziemlich misslungen, und letztendlich auch völlig unnötig, halte – und nicht zuletzt das Ende, über das man nun wahrlich geteilter Meinung sein kann, dürfte ihn wohl zu einer meiner kontroverseren Einträge auf der Liste machen. Mich hat seine alptraumhafte (kein Wortspiel beabsichtigt) Stimmung aber enorm angesprochen, und die betreffenden Momente waren schön schaurig-furchteinflößend umgesetzt. Ich mochte auch die ganze Idee dahinter, dass Dinge aus unseren Alpträumen beginnen, uns im echten Leben heimzusuchen. Der 80s-Touch, der den Film durchzieht, sowie der coole Synthie-Score, werteten ihn für mich ebenfalls enorm auf. Und ja, mir persönlich hat eben auch das umstrittene Ende gefallen. Sicher kein Film für jeden, eine Chance hat er sich in meinen Augen aber definitiv verdient (wobei sich insbesondere ein Double Feature mit Platz 26 meiner Liste anbieten würde). 8/10
Platz 29: A Quiet Place 2
Ganz mag "A Quiet Place 2" zwar die Qualität des Vorgängers nicht erreichen; den fand ich insgesamt dann einfach doch noch die Spur packender. Zudem kann die Fortsetzung einen gewissen "mehr vom selben"-Eindruck – auch wenn sich die Welt hier sowohl für die Protagonisten als auch für uns als Zuschauer öffnet – nicht ganz verhehlen. Und auch sonst gab es einzelne Aspekte, die mich jetzt nicht 100%ig überzeugt haben. Dennoch war auch "A Quiet Place 2" wieder sehr spannend. Das Konzept mag nicht mehr ganz (so) neu gewesen sein, ich hatte aber nicht den Eindruck, dass es sich schon übermäßig abgenutzt hätte, zumal sich durch das Verlassen der nicht mehr sicheren Farm auch neue dramaturgische Möglichkeiten auftun. Auch den anfänglichen Flashback zu Tag eins der Invasion fand ich interessant, wobei nicht zuletzt die lange Einstellung ohne Schnitt hervorstach. Und vor allem wie sich Regan hier endgültig zur Heldin der Geschichte aufschwingt, gefiel mir. Insgesamt ist die Fortsetzung zum Überraschungserfolg aus 2018 jedenfalls erfreulich gut geglückt. Da ist man von anderen Horrorreihen weitaus schlimmere und tiefere Abstürze vom Original zur Fortsetzung gewohnt. 8/10
Platz 28: Ghostbusters Legacy
Klar, an den Kultfaktor des ersten Teils kommt "Legacy" natürlich nicht heran. Er ist aber eindeutig das (bisher?) beste Sequel der Reihe. Der zweite hat ja schon in den 80ern enttäuscht, und über den Versuch eines Reboots hüllen wir besser den Mantel des Schweigens. Was übrigens nicht das Geringste mit der rein weiblichen Besetzung zu tun hat. Der Humor war einfach nicht meins; vor allem aber störte ich mich daran, wie man so tat, als hätte es die ersten beiden nie gegeben, nur um zugleich mit Gastauftritten (und natürlich der Marke) erst recht zu versuchen, von Nostalgie zu profitieren. Eben dies macht "Legacy", wie der "deutsche" Titel (weil im Original heißt er ja "Afterlife") schon ankündigt, deutlich besser. Er versteht sich tatsächlich als Fortsetzung der Geschichte, insbesondere des ersten Films, und baut inhaltlich auf diesem auf. Eben deshalb wirkte die Nostalgie, die der Film hier immer wieder verströmt, auch verdient, und nicht aufgesetzt. Mir gefiel aber auch, wie es "Legacy" gelingt, das alte mit dem neuen zu vermischen. Das hier ist kein typisches, einfallsloses "more of the same"-Sequel, sondern tonal und von der Ausrichtung her, trotz aller inhaltlicher Anleihen, sein eigenes Ding. Das Ergebnis davon ist, dass der Film trotz aller bekannter Elemente und nostalgischer Rückgriffe frisch und neu wirkt – und es ihm damit in meinen Augen gar wunderbar gelingt, sowohl ein Film für die alten Hasen zu sein, als auch für die nächste "Ghostbusters"-Generation. 8/10
Platz 27: Raya und der letzte Drache
"Encanto" war zwar auch sehr gut, der Preis für den besten Animationsfilm 2021 geht in meinen Augen aber ganz klar an "Raya und der letzte Drache". Der war nämlich nicht nur witzig und herzerwärmend, und hat eine wirklich schöne Geschichte erzählt, sondern war vor allem auch optisch ungemein beeindruckend. Das ist definitiv einer der schönsten Animationsfilme, die ich in meinem Leben gesehen habe. Traumhaft schön. Aber auch die Story, die Musik und nicht zuletzt die Figuren hatten es mir angetan – insbesondere, als auch die vermeintliche, große Konkurrentin von Raya, Namaari, keine eindimensionale Bösewichtin ist. Tatsächlich ist es am Ende sogar vielmehr Raya, die mit ihrem mangelnden Vertrauen und dem Festhalten an altem Groll eine Katastrophe heraufbeschwört. Eine bestimmte tragische Wendung verfehlte halt im Wissen, dass das nie und nimmer so bleiben wird, die gewünschte schockiert-emotionale Wirkung bei mir. Wie das Ende dann, bei aller Liebe, doch die Spur zu zuckersüß war. Und doch, insbesondere soweit es jene Animationsfilme betrifft, die sich in erster Linie an Kinder richten, landet "Raya und der letzte Drache" aus den Beiträgen der letzten Jahre ganz weit oben. 8/10
Platz 26: Possessor
"Possessor" stellt im Vergleich zu Brandon Cronenbergs Erstlingswerk "Antiviral" in allen Belangen eine Steigerung dar. Neben dem so interessanten wie erschreckenden Grundkonzept sticht dabei vor allem die visuelle Gestaltung des Films hervor. Aber auch die darstellerischen Leistungen, insbesondere von Andrea Riseborough und Christopher Abbott, hatten es mir angetan. Und auch was die Atmosphäre betrifft fand ich "Possessor" ausgezeichnet. Nun ist das zugegebenermaßen ein Film, wo man vielleicht etwas braucht hineinzufinden; und es gibt sicherlich auch jene, denen dies bis zuletzt nicht so recht gelingt. Dann wird man ihn wohl, aufgrund des nicht übermäßig hohen Erzähltempos, langweilig finden. Ich hingegen war von "Possessor" durchgehend fasziniert, und halte ihn für einen der interessantesten und verstörendsten Filme des abgelaufenen Jahres. Ein Film, mit dem der gute Brandon in meinen Augen seinem prominenten Vater alle Ehre macht! 8/10
Platz 25: Kate
"Kate" ist der Beweis dafür, dass auch ein durch und durch klischeehafter und in der Entwicklung der Story nachgerade peinlich vorhersehbarer Film trotzdem überzeugen, ja teilweise sogar richtiggehend begeistern, kann – wenn er nur gut gemacht ist. Mit Hilfe der Kampf-Koordinatoren und vermeintlich auch ihrer Stunt-Doubles rockt Mary Elizabeth Winstead dieses Ding nämlich. Der Film ist optisch enorm gelungen, mit den starken Neonfarben, die ihm einen 80er-Touch geben. Die Story ist zwar wie gesagt fast schon schmerzlich vorhersehbar, dafür aber angenehm altmodisch-schnörkellos, und geradlinig erzählt. Klar ist die Story einer Auftragskillerin, deren Gewissen sich hier plötzlich durch die Bekanntschaft mit einem jungen Mädchen regt, alles andere als neu. Aber ich habe nun mal eben ein Faible für solche "redemption"-Geschichten, vor allem wenn sie so gut erzählt werden wie hier. Die Action war zudem packend inszeniert, und der Film kurzweilig und durchgehend unterhaltsam. Es hat im abgelaufenen Jahr zweifellos originellere Filme gegeben. Und doch haben mich die fast schon altmodische Geradlinigkeit, sowie die Konsequenz, mit der man die altbekannte Story hier erzählte, enorm angesprochen. 8/10
Platz 24: Nobody
Und noch einmal Action. Was dafür sorgte, dass sich "Nobody" im internen Duell mit "Kate" ganz knapp durchsetzen konnte, war die Herangehensweise an die Action. "Kate" war so ein bisschen die Mischung der unzerstörbaren 80er Jahre-Actionsuperhelden Marke Stallone und Schwarzenegger, die sich durch Reihen von Gegnern mähen, ohne selbst eine Schramme abzubekommen, und den bodenständig-verletzlicheren Ansatz aus "Stirb langsam". "Nobody" ging was das betrifft noch einen Schritt weiter. Zwar ist auch Hutch, entgegen des Filmtitels, alles andere als ein Nobody, sondern ein früherer Auftragskiller mit entsprechender Ausbildung. Allerdings ist er nun schon seit ein paar Jahren im Ruhestand, und dementsprechend eingerostet – was sich insbesondere beim wunderbaren ersten Kampf im Bus zeigt, wo er sich deutlich schwerer damit tut, mehrere Gegner auf einmal auszuschalten, als man das sonst im Genre gewohnt ist. Nach diesem bodenständigen Beginn geht es dann zwar erst recht zunehmend wieder in die unzerstörbare Superheldenrichtung, da Bob Odenkirk aber halt jetzt nicht unbedingt die erste Person ist, an die man beim Bild eines Actionstars denken würde, hatte das trotzdem für mich bis zuletzt seinen eigenen Reiz. Insgesamt war das jedenfalls ein spaßiger Actionkracher. 8/10
Platz 23: The Last Duel
An dem gefiel mir nicht zuletzt die Erzählweise – wird die Vorgeschichte zum großen Duell doch, in bester "Rashomon"-Manier, nacheinander aus drei Perspektiven erzählt. Teilweise sehen wir zusätzliche Momente, die mehr Hintergrund zur jeweiligen Figur offenbaren. Dann wieder spiegeln sich die gleichen Szenen, laufen aber halt doch etwas anders ab. So mögen die Worte die gleichen sein, aber die Performance ist eine andere. Oder aber, eine Figur blendet bewusst früher ab, um quasi in einem besseren Licht dazustehen. Exemplarisch sei der Moment erwähnt, wo Marguerite Jean erzählt, dass sie von Jacques vergewaltigt wurde. In seiner Version der Geschichte wirkt er mitfühlend, während ihre Erzählung (im Übrigen empfand ich es als sehr netten Touch, dass in ihrem Fall bei der Einblendung "The Truth according to Marguerite de Carrouges" das Wort "Wahrheit" länger eingeblieben ist, und der Film damit klar Stellung bezieht) ein deutlich weniger schmeichelhaftes Bild zeichnet. Generell ist "The Last Duel" ein angenehm feministischer Film, der die schwierige Rolle der Frau im Mittelalter thematisiert. Letztendlich geht es im Duell zwischen Jean und Jacques nicht wirklich um sie, und darum, was sie erdulden musste, sondern um die verletzte Ehre der beiden. Letztendlich wäre es aber sie, die wenn die falsche Person gewinnt einen fürchterlichen Preis zahlen müsste. Manche mögen "The Last Duel" verächtlich als "Historienfilm für die Me Too-Ära" abtun; mir hingegen fällt schwer zu verstehen, wieso dies etwas schlechtes sein soll. 8/10
Platz 22: The Clone – Schlüssel zur Unsterblichkeit
: Ein sterbenskranker Ex-Agent soll als Bewacher eines Klons dienen, der den Schlüssel zur Unsterblichkeit in sich trägt. Was als gewöhnlicher Auftrag beginnt, entwickelt sich schon bald zu einer sehr persönlichen Angelegenheit, als Ki Heon in Seo Bok seine vielleicht letzte Chance erkennt, etwas zu bewirken, und Gutes zu tun, und sich zudem zwischen den beiden eine Freundschaft entwickelt. "The Clone" ist kein atemloser Science Fiction/Actionkracher, sondern stellenweise eine erstaunlich meditative Angelegenheit, mit einer starken philosophischen Note, rund um den Sinn des Lebens, den Tod, und so weiter. Der Film mag dabei keine großen neuen, tiefgreifenden Erkenntnisse bieten, ich fand ihn aber im weiteren Verlauf durchaus berührend. Ein Science Fiction Film mit Herz und Seele, wie sie mir in Hollywood in den letzten Jahren leider viel zu selten produziert werden. 8/10
Platz 21: Sechzehn Stunden Ewigkeit
Irgendwie scheinen Zeitschleifen-Filme – ein Konzept, dass ich grundsätzlich ja durchaus mag – gerade eine kleine Renaissance zu erleben. Auf die "Happy Deathday"-Duologie und die Netflix-Serie "Matrjoschka" folgte nun – unter anderem – eine Verfilmung von Lev Grossmans Kurzgeschichte "The Map of Tiny Perfect Things", über zwei Teenager, die den gleichen Tag immer wieder erleben. Es ist ein sehr ruhiger Film, der humorvolle, romantische und tragische Töne auf gelungene Art und Weise ineinander vereint. Einer seiner größten Pluspunkte war für mich auch die Offenbarung und der damit einhergehende Perspektivwechsel am Ende. Vor allem aber erweist sich "Sechzehn Stunden Ewigkeit" in weiterer Folge als berührende Abhandlung über Verlust und Trauer, und wie wir lernen müssen, über den Tod eines geliebten Menschen hinwegzukommen und unser Leben weiterzuleben. Eine Message, die mich zugegebenermaßen im abgelaufenen Jahr noch etwas mehr angesprochen hat, als sie es auch sonst schon getan hätte. Insofern: Bitte nicht vom Poster und der vermeintlich kitschigen Teenie-Romanze abschrecken lassen. "Sechszehn Stunden Ewigkeit" ist nämlich ein gar wundervoller Film, der auch abseits der "Young Adult"-Hauptzielgruppe zu überzeugen, und vielleicht ja sogar zu begeistern, weiß. 8/10
Platz 21: Palm Springs
Zeitschleife, die Zweite. Und ich gebe zu, die Reihung dieser beiden konzeptionell sehr ähnlichen, inhaltlich und tonal aber recht unterschiedlichen Filme ist mir echt schwer gefallen. So ist "Sechzehn Stunden Ewigkeit" ohne jeden Zweifel der tiefschürfendere Film. Aber: "Palm Springs" ist einfach so wahnsinnig unterhaltsam. Andy Samberg und Cristin Milioti sind zwei charmante Hauptfiguren, zwischen denen in weiterer Folge auch die Chemie stimmt, weshalb man ihnen die fast schon unweigerliche Romanze auch voll und ganz abkauft. Der Film ist wilder, schwungvoller und auch generell lustiger, jedoch ohne dabei die ernsteren Töne auszusparen. Und natürlich, wie fast bei jedem Film, wo sich der gleiche Tag immer wieder wiederholt, hat das Ganze auch eine gewisse philosophische Komponente rund um unser Leben an sich – in diesem Fall unter anderem, wie uns ein Fehler verfolgen kann, aber auch, wir lernen müssen, uns für diese zu vergeben und sie hinter uns zu lassen. Wie gesagt, "Sechzehn Stunden Ewigkeit" hat sicher die gewichtigere Message. Dafür hatte ich aber mit "Palm Springs" definitiv mehr Spaß. 8/10
Platz 19: Macbeth
Ich bin bei Shakespeare nicht so firm, wie mir das recht wäre. Es mag sein, dass ich in der Schule mal ein Referat zu "Macbeth" gehört hätte, oder wir ihn so in der Klasse besprochen hätten (gelesen habe ich ihn definitiv nicht), aber wenn ja, ist nichts hängen geblieben. Auch, dass ich schon mal eine filmische Umsetzung gesehen hätte, könnte ich mich nicht erinnern. Und der große Theater-Geher bin ich ja sowieso nicht. Insofern gehe ich davon aus, dass das meine erste Berührung mit diesem berühmten Stück William Shakespeares war. Und so sehr ich vom Inhalt auch angetan gewesen sein mag, aber was an "Macbeth" in erster Linie besticht, ist Joel Coens Inszenierung. Im 4:3-Format gehalten und schwarz-weiß (etwas, von dem ich den Eindruck hatte, dass er es sich von Robert Eggers "Der Leuchtturm" abgeschaut hat), und teils mit abstrakten Sets und Bildern geschmückt, ist seine Verfilmung optisch eine echte Wucht. Auch darstellerisch gibt es absolut nichts zu bemängeln, wobei nicht zuletzt Denzel Washington in der Titelrolle Eindruck hinterlässt. Sprachlich tat ich mir zwar, so gut meine Englischkenntnisse grundsätzlich auch sind, teilweise etwas schwer – und war dementsprechend dankbar für die Untertitel – und zugegebenermaßen ist seine Interpretation dann wohl doch eher was für Theater- denn für Filmfans. Mich persönlich hat seine Verfilmung aber definitiv angesprochen. 8/10
Platz 18: Dune
Zwar war auch 2021 wieder ein Scheiß-Jahr, aber zumindest eine positive Nachricht gab es: "Dune" war an den Kinokassen erfolgreich genug, dass Warner Bros. die Fortsetzung – wieder unter der Ägide von Denis Villeneuve – in Auftrag gab. Fast noch mehr gefreut habe ich mich über seine Ankündigung, gerne auch noch "Der Herr des Wüstenplaneten" zu verfilmen, und damit seine "Dune"-Trilogie zu vervollständigen; nicht zuletzt, weil das mein Lieblingsroman der Reihe war. Vor allem aber ist es sehr erfreulich, dass wir nicht etwa mit der nur halben Geschichte abgespeist werden. Zwar finde ich den Ansatz nach wie vor nicht optimal, da "Dune" so kein vernünftiges Finale/Ende aufweist, sondern eher die Handlung unterbrochen wird. Selbst im Wissen ob der Fortsetzung leidet er für mich ein bisschen darunter. Optisch war die Neuverfilmung aber mindestens so imposant wie David Lynchs viel gescholtener Film, und inhaltlich macht er letztendlich einen besseren Job als dieser, Frank Herberts Vorlage auf die Leinwand zu übertragen. Ich freue mich jedenfalls, dass dieser Film, der ja jetzt doch nicht unbedingt so massentauglich ist wie z.B. die Marvel-Filme, ausreichend Publikumszuspruch erhielt, und somit offenbar auch Leute abseits der geekigen Science Fiction-Zielgruppe (in die ich nun mal eben genau hineinfalle) anzusprechen. 8/10
Platz 17: Oxygen
So gut mir "Dune" auch gefallen hat, er war in meinen Augen nicht der beste "Science Fiction"-Film im abgelaufenen Jahr. "Oxygen" übrigens auch nicht; er konnte sich bei mir aber immerhin denkbar knapp vor "Dune" durchsetzen. Dabei haben die beiden abseits des Genres eigentlich genau gar nichts miteinander gemein. "Dune" ist eine epische Space Opera, während "Oxygen" eine auf eine Person fokussierte Geschichte auf engstem Raum erzählt. Der französische Regisseur Alexandre Aja präsentiert hier ein packendes Kammerspiel, welches nicht zuletzt mit einer phantastischen zentralen Performance von Mélanie Laurent auftrumpft. Generell gelang es dem Film aufgrund der spannenden Ausgangssituation, mich von Anfang an zu packen, und mich dann auch – nicht zuletzt aufgrund des Echtzeit-Charakters – bis (fast) zuletzt nicht mehr loszulassen. Ich fieberte mit Liz angesichts ihrer Notlage von Beginn an mit. Zudem hatte das Ganze, da sie sich ja an ihr Leben davor nicht erinnern kann, einen netten Mystery-Charakter, und mir gefiel, wie wir Liz quasi zusammen mit ihr selbst kennenlernen. Einzig das Ende fand ich dann nicht ganz optimal. Davon abgesehen zählt "Oxygen" für mich aber zu den Genre-Highlights des Filmjahres 2021. 8/10
Platz 16: Benedetta
Regie-Enfant-Terrible Paul Verhoeven meldet sich mit einem für ihn wieder einmal typisch-erotischen Stoff zurück. Zwar dürfte der Film über zwei ihren (homo)sexuellen Trieben freien Lauf lassenden Nonnen in der heutigen Gesellschaft nicht mehr ganz das Skandal-Potential besitzen, wie das vielleicht noch vor ein paar Jahrzehnten der Fall gewesen wäre. Dennoch dürfte es selbst heute noch Zielgruppen geben, die darin einen Affront sehen. Ich hingegen war vom Film fasziniert, und das sogar weniger von der im Mittelpunkt stehenden lesbischen Liebesgeschichte, denn vielmehr als Charakterdrama. Denn davon ausgehend, dass a) Benedetta all dies nicht nur vorspielt, und b) wir jetzt mal ausschließen, dass tatsächlich Jesus zu ihr spricht, haben wir hier die Geschichte einer psychisch erkrankten Person vor uns, die in einer Zeit lebte, als man eine solche noch nicht in dieser Form diagnostizieren konnte. Das Ergebnis ist ein faszinierendes Charakterportrait einer problemgebeutelten Figur, die ganz in ihrer eigenen Wahnvorstellung aufgeht. Angereichert mit einer ordentlichen Portion Erotik, und getragen von ein paar wirklich beeindruckenden schauspielerischen Leistungen, insbesondere von Virginie Efira, ist Paul Verhoeven mit "Benedetta" in einem Alter, wo andere schon längst in Pension gehen, eine weitere spannende Erweiterung seiner Filmographie geglückt. 8/10
Platz 15: Keine Zeit zu sterben
Mit "Keine Zeit zu sterben" geht Daniel Craigs Ära als James Bond mindestens so mutig, melodramatisch und vor allem auch kontrovers zu Ende, wie sie begonnen hat. Man setzt hier den in "Casino Royale" begonnenen, im Vergleich insbesondere zur Brosnan-Ära deutlich bodenständigeren, Weg konsequent fort, und erreicht letztendlich was die Vermenschlichung dieser Heldenfigur betrifft den Höhepunkt. Nach einem ungewöhnlichen – und ungewöhnlich langen – Prolog gibt es zwar noch eine launige Mission in Kuba, die für unbeschwerte Unterhaltung sorgt, danach dominieren jedoch zunehmend die ernsten und dramatischen Töne, bis der Film zuletzt eine emotionale Tiefe erreicht, die zumindest ich im Bereich der Bond-Filme (bislang) für beispiellos halte. Produktionstechnisch gibt es dabei, angefangen bei Cary Joji Fukunagas Inszenierung, über Hans Zimmers Musik, Linus Sandgrens Kameraarbeit bis hin zu den schauspielerischen Leistungen nichts zu mäkeln. Inhaltlich wiederum hatte es mir vor allem die sich durch den Film ziehende Thematik der Sünden der Väter bzw. ganz allgemein der Vergangenheit angetan, und wie Gewalt weitere Gewalt auslöst. Der zwar nicht ganz so emotionale, dafür aber stringenter erzählte "Skyfall" bleibt zwar auch von Daniel Craigs letztem Einsatz als James Bond unerreicht – was nicht zuletzt auch daran liegt, als man sich hier mit knapp drei Stunden für seine letzte Mission als Doppelnull-Agent doch eine Spur zu viel Zeit nimmt. Dennoch ist "Keine Zeit zu sterben" ein würdiger und hochdramatischer Abschluss (s)einer Ära. 8/10
Platz 14: The Power of the Dog
Der ist ein bisschen ein "slow burn", sprich, er braucht etwas, bis er so richtig Fahrt aufnimmt. In weiterer Folge entspinnt sich jedoch ein höchst spannendes Charakterdrama, dessen Ausgang einem einen kalten Schauer über den Rücken jagen sollte. Der Film brilliert dabei vor allem mit seinen komplexen, vielschichtigen Figuren. Hier ist niemand ein Heiliger, und niemand (nur) ein Teufel. Phils Verhalten Rose gegenüber mag zwar absolut verachtenswert und indiskutabel sein, erklärt sich aber sowohl aufgrund seiner Eifersucht als auch seiner eigenen verdrängten Sexualität. George wiederum muss man den Vorwurf machen, gegenüber dem Leid seiner Frau blind zu sein; zudem muss er sich generell die Frage gefallen lassen, warum er denn nicht einfach mit Rose in deren Saloon geblieben ist. Rose selbst ist wohl noch am wenigsten anzulasten, da sie von Phil und den allgemeinen Umständen in ihre Alkoholsucht getrieben wird. Und dann ist da noch Peter, den ich für eine der spannendsten Filmfiguren der jüngeren Zeit halte; warum und wieso, sollte allen, die den Film gesehen haben, klar sein, und alle anderen sollten es besser selbst entdecken. Insgesamt ist "The Power of the Dog" eine so spannende wie kritische Auseinandersetzung mit traditionellen Rollen- und Männerbildern, eingebettet in ein ansprechendes Western-Setting, angereichert um ein paar überaus nette Landschaftsaufnahmen, und getragen von phantastischen schauspielerischen Leistungen. 8/10
Platz 13: Censor
Die beiden besten Horrorfilme/Thriller des letzten Jahres stammen für mich aus England. Mit "Censor" ist Regisseurin Prano Bailey-Bond ein beachtliches Debüt geglückt, dass sie für mich auf Anhieb zu einer der interessantesten neuen Stimmen im Genre macht. Zugegeben dominiert bei "Censor" doch eher der ruhige, psychologische Horror; wer sich also wieder mal so richtig Gruseln will, ist bei anderen Genre-Beiträgen besser aufgehoben. Hier spielt sich der Schrecken doch eher im Kopf – sei es nun des Zuschauers, oder auch von Enid – ab. Das Ende ist dabei zwar durchaus kontrovers, hat für mich persönlich aber sehr gut funktioniert. Der Film besticht darüber hinaus mit Bailey-Bonds stilsicherer, optisch beeindruckender, atmosphärisch dichter und im weiteren Filmverlauf mit einigen netten Einfällen (wie dem wechselnden Bildformat) auftrumpfendes, und für einen Erstling beachtlich souveräne Inszenierung, sowie einer famosen zentralen Performance von Niamh Algar. Mich hat jedenfalls "Censor", mit der interessanten Hauptfigur, dem spannenden Rätsel rund um das Video, den schönen Bildern, sowie der bedrückenden Stimmung, von Anfang an in den Bann gezogen, und bis zuletzt nicht mehr losgelassen. 8/10
Platz 12: Quo Vadis, Aida?
Ich war damals zu jung, um allzu viel vom verheerenden Krieg mitzubekommen, der sich vor fünfundzwanzig Jahren quasi vor unserer Haustür abgespielt hat. "Quo vadis, Aida?" rollt nun nicht nur die historischen Ereignisse rund um die Vertreibung aus Srebrenica und den darauffolgenden Massenmord auf, sondern verpackt diese in eine – fiktive – Geschichte, die das Grauen greifbar und nachfühlbar macht. Mit Aida als unser Hauptanker ergaben sich in weiterer Folge einige Momente, die mir doch ordentlich unter die Haut gingen, angefangen bei den Menschenmassen vor den Toren der UN-Basis, über ihre verzweifelten Versuche, ihre Familie zu retten, bis hin zu gleich mehreren eindringlichen Momenten während des Epilogs (auf die ich jedoch aus Spoilergründen nicht näher eingehen will). Der Film prangert dabei nicht zuletzt auch das Versagen der UN-Truppen an, und zwar sowohl auf militärischer als auch politischer Ebene. Vor allem aber steht das Leid der Bevölkerung, und dabei insbesondere das damals praktisch vor den Augen der Blauhelme stattfindende Massaker, im Mittelpunkt – und dieses macht einen gleichermaßen traurig wie wütend. Eine Spur zu lang mag er vielleicht sein; davon abgesehen ist "Quo vadis, Aida?" allerdings das eindringliche Mahnmal eines furchtbaren Kriegsverbrechens, getragen von einer phantastischen zentralen Performance von Jasna Djuricic, mit einigen nahegehenden Momenten, und vor allem zum Ende hin nochmal ein paar sehr emotionalen Szenen. 8/10
Platz 11: Stowaway – Blinder Passagier
Hier kommt zweifellos wieder meine Vorliebe fürs Science Fiction-Genre zum Tragen; sonst wäre der in dieser Liste wohl nicht ganz so weit nach vorn gerückt, dass er nur arschknapp die Top 10 verpasst. Tatsächlich halte ich "Stowaway – Blinder Passagier" aber für den besten SF-Film des letzten Jahres. Die Ausgangssituation erinnert dabei ein bisschen an die Kurzgeschichte "The Cold Equations " von Tom Godwin: Ein Techniker hat vor dem Abflug einen Stromschlag erlitten, und verlor so das Bewusstsein. Als er wieder aufwacht, befindet man sich bereits im All. Aufgrund eines beschädigten Moduls hat das Schiff aber nicht genug Sauerstoff, um die dreiköpfige Crew plus den unfreiwilligen blinden Passagier an ihre Destination zu bringen. Aus dieser packenden Prämisse entspinnt sich eine faszinierende Charakterstudie, wie diese vier sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten mit der Situation umgehen. All dies kumuliert dann schließlich in einer packenden Szene, die sich immerhin über den Verfolger-Preis als "Nägelbeißer des Jahres" freuen konnte. Mit seiner sehr bodenständigen Natur zwar zweifellos Weltraum-Thrillern wie "Apollo 13" oder "Gravity" näher als der futuristisch-epochalen Science Fiction Marke "Dune", ist Joe Penna hier nach "Arctic" ein weiterer mitreißender Survival-Thriller geglückt. 8/10