FilmRückblick 2021 - Zur Lage der Filmnation: Fazit eines Kinojahres
Einleitende Worte zum großen JahresrückblickKategorie: DVD & Kino - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 10 Januar 2022
FilmRückblick 2021 – Einleitung
Einleitende Worte
Bevor wir loslegen ein Wort der Warnung: Der nachfolgende Jahresrückblick ist schonungslos subjektiv, er stellt meine persönliche Meinung dar, die weder mit den anderen Autoren von fictionBOX noch mit euch übereinstimmen muss. Ich stelle keinesfalls den Anspruch einer allgemeingültigen Bewertung und spreche hier wirklich nur für mich.
Zur Lage der Filmnation – Mein Fazit zum Filmjahr 2021
Gleich vorab: Der Text ist heuer kürzer als in den Vorjahren. Dies liegt einerseits daran, dass das abgelaufene Jahr in meinem Fall von einem schweren persönlichen Verlust überschattet wurde; vor allem aber an der Tatsache, dass 2021 letztendlich irgendwie wie das "more of the same"-Sequel zu 2020 wirkte, und sich viele Themen und Entwicklungen wiederholten. Denn: Ich weiß ja nicht, wie es euch ging, aber zum Jahreswechsel von 2020 auf 2021 war ich eigentlich noch recht hoffnungsfroh, und fühlte doch irgendwie eine Aufbruchsstimmung – davon ausgehend, dass sich die Pandemie mit den langsam anlaufenden Impfungen in absehbarer Zeit erledigen würde. Mittlerweile wissen wir, dass das leider zu optimistisch war, hatte uns doch COVID-19 – dank anfänglichen Impfstoff-Lieferverzögerungen, später dann den stagnierenden Impfzahlen, und zuletzt der Omicron-Variante – auch 2021 noch voll und ganz im Griff. Etwas, dass selbstverständlich auch wieder Auswirkungen auf Filmveröffentlichungen, Kinos und so weiter hatte. Und natürlich, im Vergleich zu den finanziellen und insbesondere gesundheitlichen Auswirkungen sind diese natürlich eine vergleichsweise unwichtige Nebenerscheinung. Und doch gehe ich mal davon aus, dass uns alle hier die Liebe zum Film verbindet (weil wenn nicht, warum lest ihr das hier eigentlich?!), und uns dies dementsprechend trotz allem doch auch bis zu einem gewissen Grad ge- oder zumindest betroffen hat. In meinem Fall waren das nicht zuletzt die im Frühjahr noch lange Zeit geschlossenen Kinos (zumindest hier in Österreich; ich habe die Entwicklung in Deutschland nicht so genau verfolgt, sorry). Ich kann mich echt nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal in einem Filmjahr so spät mit meinem ersten Kinobesuch dran war, wie 2021 (es war der 17.06.; und auch das nur dank des /slash einhalb Filmfestivals) – was zusammen mit ein paar weiteren kurzzeitigen Schließungen im Verlauf des Jahres (zuletzt Mitte/Ende November für drei Wochen) – dafür sorgen sollte, dass die Anzahl meiner Kinobesuche mit 69 im abgelaufenen Jahr noch einmal etwas niedriger war, als im diesbezüglich schon deutlich unterdurchschnittlichen 2020.
Generell hatten es die Kinos im vorangegangenen Jahr zweifellos nicht leicht. Wie gerade erwähnt, mussten sie lange Zeit geschlossen bleiben, und als sie dann endlich wieder öffnen durften, fehlte es an den ganz großen Publikumsmagneten, da die Filmstudios teilweise aufgrund der international unterschiedlichen Pandemie-Lage zögerlich waren, ihre heißen Eisen in den Ring zu werfen. Dadurch fehlte es aber halt eben an den echten Zugpferden, welche das Publikum – gerade auch im Hinblick auf einige nach wie vor aktive Maßnahmen (Masken usw.), aber auch der Gefahr, sich anzustecken – in größerem Rahmen dazu hätte animieren können, ins Kino zurückzukehren. Erst im Sommer begann sich die Lage dann langsam zu normalisieren. Der erste größere Publikumsmagnet war wohl der (in meinen Augen ja eigentlich ziemlich furchtbare) neunte Teil der "Fast & Furious"-Reihe. Mehr noch als dieser sollte dann im Herbst der letzte Einsatz von Daniel Craig als 007, "Keine Zeit zu sterben", weltweit die Kassen zum Klingeln bringen. Und zum Jahresabschluss machte dann auch der dritte MCU-Spider-Man-Film "No Way Home" deutlich, dass die von manchen Medien zu Beginn der Pandemie verorteten Totenglocken für das Kino verführt waren. Natürlich wäre es naiv zu sagen/glauben, dass die Entwicklungen der letzten Jahre – die immer besser werdende Heimkino-Technologie, die Verbreitung von Streaming-Diensten, das Verkürzen des Verleihfensters auf maximal drei Monate – keine Auswirkungen auf das Kinoverhalten, und damit auch die Kinolandschaft, haben werden. Ihr werdet kaum einen größeren Kinofan finden als mich, und selbst ich habe z.B. "Shang-Chi und die Legende der zehn Ringe" und "Eternals" aufgrund der mich nicht wirklich ansprechenden Trailer, sowie im Wissen, dass sie mir in Kürze gratis in meinem Disney-Abo zur Verfügung stehen werden, im Kino ausgelassen – nachdem in den Vorjahren jeder neue Marve-Film eigentlich ein Kino-Pflichttermin war.
Man darf somit (nicht unironischerweise, da Multiplex-Kinos lange Zeit als Totengräber der unabhängigen Einsaalkinos galten) davon ausgehen, dass insbesondere die Multiplex-Kinos in absehbarer Zeit ums Überleben kämpfen werden, und es ein paar Standort-Konsolidierungen geben wird, (so dass sich an den verbliebenen Spielstätten dann die Auslastung – und damit die Rentabilität – erhöht). Oder zumindest ist das die Entwicklung, die sich für mich momentan abzeichnet. Die Kinobesuche werden aus mehreren Gründen immer seltener: Einerseits aufgrund der steigenden Preise, die es immer mehr zu einem Luxus machen. Aufgrund der leichteren, früheren Verfügbarkeit im Heimkino. Aber auch, weil die Schere zwischen günstigen Independent-Filmen und den großen Blockbustern immer weiter aufgeht, und das Mid-Budget-Segment verstärkt von den Streaming-Anbietern (insbesondere Netflix) abgegrast wird. Und so prophezeie ich, dass sich die großen Kinos mit zehn oder mehr Sälen in 2-3 Jahren schon schwer tun werden, überhaupt noch genug Filme zu bekommen, um jeden Saal bespielen zu können. Ironischerweise sehe ich hier die Einsaalkinos – sofern diese die Multiplex-Welle der letzten 20-30 Jahre überlebt haben – sogar im Vorteil; denn Independent-Filme und/oder einen gewissen Kern eingeschworener Cineasten, welchen das Kinoerlebnis heilig ist, wird es immer geben. Insofern wird es diesen vergleichsweise leichter fallen, rentabel zu bleiben. Und doch behaupte ich, dass es auch in 20, ja 50 Jahren, immer noch Kinos geben wird. Nicht zuletzt, wie viel sich noch knapp zwei Wochen nach Kinostart bei "No Way Home" abspielt hat, überzeugt mich davon, dass zumindest "unsere" Generation (ich bin 1980 geboren) keine Angst davor haben muss, dass völlige Aussterben der Kinos mitzuerleben. Im Gegenteil, ich denke, gerade auch die Pandemie hat gezeigt, dass wir alle das Kino brauchen, vielleicht sogar mehr denn je. Sowohl zur Ablenkung von der tristen Realität, als auch als Raum für soziale Zusammenkünfte.
Und doch, die Kinoeinnahmen werden sinken – was nicht nur die Kinos selbst, sondern auch die Filmstudios spüren werden. Nicht umsonst versucht mittlerweile jedes größere Studio, einen eigenen Streaming-Dienst zu etablieren, um die betreffenden Ausfälle durch laufende Einnahmen in Form von Abonnements (über-)zu kompensieren. Insofern darf man davon ausgehen, dass sich der zuletzt angelaufene Streaming-Krieg in den kommenden Jahren weiter verschärfen wird. Zugleich stellt sich für mich die Frage: Wie viele Streaming-Anbieter wird sich der Ottonormalverbraucher zugleich leisten können und/oder wollen? Oder werden wir in Zukunft, um die laufenden Kosten zu reduzieren, immer zwischen den Streamingdiensten hin- und herspringen? Ein Monat Netflix und Disney+, das nächste dann Amazon Prime und Sky, dann wiederum Paramount+ und MUBI?! Oder werden illegale Angebote wie Torrents – nachdem viele daran aufgrund der Streaming-Angebote das Interesse verloren haben – eine Renaissance erleben? Oder werden wir halt einfach doch fünf Anbieter auf einmal abschließen, und die dadurch anfallenden Zusatzkosten durch weniger Kinobesuche einsparen? Eins ist jedenfalls unbestreitbar: Die ganze Film- und Serienlandschaft ist aufgrund der Streaming-Angebote im Umbruch begriffen. Und so wie alle Veränderungen bringt auch dies sowohl Nach-, aber durchaus auch Vorteile mit sich. Denn so viel Auswahl wie aktuell, jederzeit und nach unserem eigenen Gutdünken verfügbar, das gab es noch nie. Und ja, in diesem Überangebot kann es teilweise schwer sein, nicht den Überblick zu verlieren. Und auch wenn die Algorithmen immer besser werden, halte ich es für wichtig, sich nicht zu sehr auf die Vorschläge von Netflix und Co. zu verlassen, sondern auch weiterhin die Augen und Ohren offen zu halten, sei es im privaten Umfeld, in sozialen Medien, einschlägigen Fachzeitschriften, oder gerne auch bei Webseiten wie z.B. der unseren. Insgesamt leben wir aber in einem goldenen Film- und insbesondere Serienzeitalter, das hoffentlich noch lange andauern und uns noch viele schöne Stunden und denkwürdige Momente bescheren wird.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein hoffentlich endlich besseres 2022. Lasst euch impfen und/oder boostern, schaut auf euch und andere, und vor allem: Bleibt gesund. Wir sehen uns im Kino!
In Memoriam
Auch 2021 sind wieder so manche Filmschaffende von uns gegangen. Die nachfolgende Liste stellt dabei keinesfalls den Anspruch der Vollständigkeit, sondern stellt lediglich einen kleinen Auszug jener Personen aus dem Film- und Fernsehbereich dar, von denen wir uns im abgelaufenen Jahr verabschieden mussten. Falls wir aus eurer Sicht jemanden vergessen haben sollten, der hier auch unbedingt angeführt gehört, so freuen wir uns über eure Ergänzungen in den Kommentaren!
Michael Apted, Ed Asner, Ned Beatty, Jean-Paul Belmondo, Sonny Chiba, Henry Darrow, Richard Donner, Thomas Fritsch, Mira Furlan, Willie Garson, Charles Grodin, Hal Holbrook, Sally Ann Howes, Yaphed Kotto, Joanne Linville, Norm Macdonald, Gavin MacLeod, Helen McCrory, Peter Patzak, Christopher Plummer, Tanya Roberts, Peter Scolari, Barbara Shelley, Cliff Simon, Stephen Sondheim, Dean Stockwell, James Michael Tyler, Melvin Van Peebles, Jessica Walter, Michael K. Williams & Betty White.
Die Filme
Wie in der Einleitung schon erwähnt: Im direkten Vergleich zum Vorjahr (135) hat sich – trotz der länger geschlossenen Kinos, und einer damit einhergehenden Reduktion bei den von mir besuchten Vorstellungen – die Anzahl der in meinem FilmRückblick berücksichtigten Filme wieder erhöht, nämlich auf 154, womit ich mich in etwa auf dem Niveau der Jahre vor der Pandemie befinde. Wie immer gilt: Zugelassen waren nur jene Filme, die im abgelaufenen Jahr in Deutschland und/oder Österreich auf irgendeine Art und Weise (Kino, TV, Streaming) regulär (erst-)veröffentlicht wurden. Hier nun also die komplette Liste, alphabetisch sortiert:
A Classic Horror Story, A Pure Place, A Quiet Place 2, Aftermath, Alone - Du kannst nicht entkommen, Ammonite, Annette, Army of the Dead, Army of Thieves, Awake, Bad Hair - Waschen, schneiden, töten, Beckett, Being the Ricardos, Benedetta, Black Widow, Blood Red Sky, Boss Level, Candyman, Censor, Chaos Walking, City of Lies, CODA, Conjuring 3: Im Bann des Teufels, Cosmic Sin - Invasion im All, Crisis, Cruella, Cyst, Das blutrote Kleid, Das letzte Land, Der Mauretanier, Der Rausch, Der Spion, Die Ausgrabung, Die Schlange - Killer vs. Killer, Die Tanzenden, Don't Look Up, Drive My Car, Dune, Encanto, Encounter, Falling, Fast & Furious 9, Fast Color - Die Macht in dir, Fear Street - Teil 1: 1994, Fear Street - Teil 2: 1978, Fear Street - Teil 3: 1666, First Cow, Frau im Dunkeln, Freaky, Free Guy, Fried Barry, Frühling in Paris, Gaia - Grüne Hölle, Ghostbusters: Legacy, Great White - Hol tief Luft, Große Freiheit, Halloween Kills, Hunted - Waldsterben, I Care A Lot, Ich bin dein Mensch, Iron Mask, James Bond 007 - Keine Zeit zu sterben, Jolt, Judas and the Black Messiah, Jungle Cruise, Kandisha - Der Fluch, Kate, Killer's Bodyguard 2, Last Night in Soho, Love and Monsters, Love Hard, Macbeth, Malcolm & Marie, Malignant, Matrix: Resurrections, Memory - Über die Entstehung von Alien, Minari - Wo wir Wurzeln schlagen, Mortal Kombat, Moxie, Neues aus der Welt, Nobody, Nomadland, One Night in Miami, Online für Anfänger, Outlaws, Oxygen, Palm Springs, Pieces of a Woman, Pig, Possessor, Prisoners of the Ghostland, Project Rainfall, Promising Young Woman, Psycho Goreman, Quo Vadis, Aida?, Raya und der letzte Drache, Red Notice, Run, Satanic Panic, Scare Package, Sechzehn Stunden Ewigkeit, Seitenwechsel, Sentinelle, Shadow in the Cloud, Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings, She Dies Tomorrow, Silent Night, Single All the Way, Sirenengesang, Skyfire - Eine Insel in Flammen, Skylin3s, Sommer 85, Son, Spider-Man: No Way Home, Stowaway - Blinder Passagier, Strange Dreams, Superdeep, Sweet Girl, Ted Bundy: No Man of God, Teddy - Das Tier in dir, The 800, The Cleanse, The Clone - Schlüssel zur Unsterblichkeit, The Empty Man, The Fable, The Father, The Green Knight, The Hand of God, The Harder They Fall, The Last Duel, The Night House, The Power, The Power of the Dog, The Protégé - Made for Revenge, The Reckoning, The Tomorrow War, The Trouble With Being Born, The Unforgiveable, The Woman in the Window, Things Heard & Seen, Thunder Force, Titane, To All the Boys: Always and Forever, Venom 2: Let There Be Carnage, Vicious Fun, Violation, Voyagers, West Wide Story, What Lies Below, Willy's Wonderland, Wonder Woman 1984, Yamato - Schlacht um Japan, Yara, Zack Snyder's Justice League.