Mit: Craig Warnock, Sean Connery, Shelley Duvall, John Cleese, Katherine Helmond, Ian Holm, Michael Palin, Ralph Richardson, Peter Vaughan, David Warner, David Rappaport, Kenny Baker, Malcolm Dixon, Mike Edmonds, Jack Purvis, Tiny Ross u.a.
Kurzinhalt:
Eines Nachts erscheint durch den Kleiderschrank im Kinderzimmer des 11-jährigen Kevin ein Ritter auf seinem Pferd. Als sich der Junge in der darauffolgenden Nacht mit seiner Sofortbildkamera auf die Lauer legt, erscheinen allerdings sechs Zwerge. Diese haben dem sogenannten "Obersten Wesen" eine Karte gestohlen, mit der sie durch die Zeit reisen können. Das nutzen sie für Raubzüge quer durch die Geschichte. Kevin schließt sich ihnen an und begleitet die Zwerge u.a. zu Napoleon und Robin Hood. Jedoch ist ihnen das Böse in Person auf den Fersen, um die Karte in seinen Besitz zu bringen. Schließlich geraten sie auf der Festung des Bösen in eine Falle. Dort kommt es zum Showdown…
Review:
Terry Gilliam erlangte nicht nur als Mitbegründer von Monty Python einen beachtlichen Ruhm, sondern auch als Macher einiger hochgelobter, aber ebenso eigentümlicher, bisweilen geradezu exzentrischer Filme wie beispielsweise "12 Monkeys" (1995). Viele seiner Filme polarisieren jedoch. Die einen lieben sie, die anderen können mit ihnen nichts anfangen. Mir persönlich erging es so mit "Das Kabinett des Dr. Parnassus" (2009), in dem der viel zu früh verstorbene Heath Ledger in seiner letzten Filmrolle aufspielt und der aufgrund dessen übermäßig gehyped wurde. Ich kann den Film – man möge es mir verzeihen – nicht ausstehen. Insofern war für mich die Frage, wie ich auf Terry Gilliams ersten Kinoerfolg als Regisseur, "Time Bandits" aus dem Jahr 1981, reagieren würde, recht interessant. Selbstverständlich war mir der Titel schon vorher geläufig, jedoch hatte ich ihn nie zuvor gesehen.
"Time Bandits" kommt als mannigfaltige Mischung aus Fantasy-Abenteuer, Komödie und Persiflage daher. Erzählt aus der Perspektive des 11-jährigen Kevin, womit sich der Film als Familienfilm empfehlen möchte. Dabei jedoch sehe ich zwei gewaltige Probleme: Zum einen sind der schräge, gelegentlich aber auch tiefersinnige Humor kaum kindgerecht, zum anderen sind einige Passagen wie z.B. die Exekutionen in der Napoleon-Episode oder der blutige Kampf zwischen Agamemnon und dem Minotaurus eher verstörend als unterhaltsam. Episode ist übrigens ein gutes Stichwort: Durch die Sprünge durch die Zeit und zwischen Realität und Fantasie ist der Film zwar sehr abwechslungsreich, jedoch ist das Ergebnis tonal und stilistisch ausgesprochen uneinheitlich. So wird Napoleons historische Schlacht bei Castiglione mehr satirisch betrachtet, während die Begegnung mit Robin Hood vergleichsweise sketchhaft daherkommt und der Exkurs ins antike Griechenland dann ziemlich nüchtern-sachlich dargeboten wird. All das ist in eine abstruse Story um zwielichtige Zwerge, das übergeschnappte personifizierte Böse und schlussendlich das gottgleiche, sogenannte "Oberste Wesen" eingebettet, wobei es mehr als bedauerlich ist, dass die erzählerischen Möglichkeiten des eigentlich doch reizvollen Zeitreiseplots zugunsten des abgedroschenen Fantasy-Klamauks in der Gesamtbetrachtung kaum genutzt werden. Fatalerweise verpufft dadurch am Ende auch die große Auflösung um die Beweggründe des "Obersten Wesens" ohne Wirkung. Das hätte dem Film immerhin noch eine tiefergründige Botschaft geben können, doch so bleibt der Zuschauer mit dem Abspann ziemlich ratlos zurück. Mühselig ist auch die Laufzeit von 112 Minuten, die durch so entbehrliche Sequenzen wie dem Landgang des Riesen oder dem Abstecher auf die Titanic zustande kommt. Da hätte der Film gerne mehr gestrafft werden können, um Langeweile zu vermeiden.
Gelungen hingegen ist die Optik. Der Film ist sehr aufwendig ausgestattet, angefangen bei den überzeugenden Kostümen bis hin zu den großartigen Kulissen, die sich um historische Authentizität bemühen und schließlich in der Festung des personifizierten Bösen denkwürdig bizarr aussehen. Auch wenn die visuellen Effekte selbst für damalige Verhältnisse ziemlich simpel und kaum zeitgemäß gestaltet sind, weist der Film insgesamt einen ansprechenden, stimmigen Look auf. Vorzüglich ist auch der prominent besetzte Cast, dem seine Spielfreude deutlich anzumerken ist, allen voran David Warner als das Böse, Ian Holm als Napoleon und – last but not least – Sean Connery als Agamemnon. Ein besonderes Bonbon ist noch die Performance von Kenny Baker – Genre-Fans natürlich bekannt als R2D2 – als Zwerg Fidgit. Bemerkenswerterweise stemmt auch der 11-jährige Craig Warnock seine Hauptrolle recht gut, obwohl er sowohl vor als auch nach "Time Bandits" so gut wie keine Berührungspunkte mit der Schauspielerei hatte.
Fazit:
Der ausgezeichnete Cast und die stimmige Optik täuschen nicht darüber hinweg, dass der erste bedeutende Kinohit von Terry Gilliam eine unausgewogene Aneinanderreihung einzelner Sequenzen ist, die mal mehr, mal weniger gut gelungen sind und die keinem schlüssigen roten Faden folgen. Es bleibt offen, was das eigentliche Anliegen des Films ist. Fantasy? Persiflage? Familienkomödie? Abenteuer? Von allem ist etwas vorhanden, doch nichts davon ist ausgereift genug, um den Film glänzen zu lassen. Bei allem Respekt vor Terry Gilliam und auch vor den Genre-Filmen der 1980er Jahre ist "Time Bandits" ein vergleichsweise schwaches, stellenweise langatmiges Opus. Schade, wenn man berücksichtigt, welches Potenzial verschenkt wird.