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The Trouble With Being Born Drucken E-Mail
Herausfordernder Indie-SF-Film Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Donnerstag, 16 Dezember 2021
 
Advent-SPECiAL

 
The Trouble With Being Borns
Originaltitel: The Trouble With Being Born
Produktionsland/jahr: Österreich/Deutschland 2021
Bewertung:
Studio/Verleih: Panama Film/Hoanzl/eksystent filmverleih
Regie: Sandra Wollner
Produzenten: David Bohun, Lixi Frank, Andi G. Hess, Timm Kröger, Astrid Schäfer & Viktoria Stolpe
Drehbuch: Sandra Wollner & Roderick Warich
Filmmusik: Peter Kutin & David Schweighart
Kamera: Timm Kröger
Schnitt: Hannes Bruun
Genre: Science Fiction/Drama
Kinostart Deutschland: 01. Juli 2021
Kinostart Österreich: 18. Juni 2021
Laufzeit: 94 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen: DVD
Mit: Lena Watson, Dominik Warta, Ingrig Burkhard, Jana McKinnon, Simon Hatzl, Susanne Gschwendtner, Nikolai Klinkosch, Ilvy Steinbach u.a.


Kurzinhalt: Elli ist ein Roboter in der Gestalt seiner Tochter. Elli wurde nach seinen Wünschen gestaltet, sowohl äußerlich als auch ihrer Programmierung her, die auf Georgs Erinnerungen basiert. Doch eines Tages scheint sich etwas in Elli zu regen, und so wie ihr Vorbild folgt sie dem Impuls, davonzulaufen. Daraufhin fällt sie schließlich Frau Schikowa in die Hände, die sie zu einem Jungen umgestaltet, um so den Verlust ihres Sohnes zu verarbeiten…

Spoiler-Warnung! Ich bemühe mich normalerweise, spoilerfreie Besprechungen zu schreiben, im vorliegenden Fall muss ich aber eine bestimmte Wendung, die ohnehin nach einer Viertelstunde offenbart wurde, vorwegnehmen, da es einfach so ein zentraler Bestandteil des Films ist. In diesem Sinne: Seid gewarnt!

Review: Szenenbild. "The Trouble With Being Born" ist interessante, zugleich aber auch schwierige und in vielerlei Hinsicht herausfordernde Kost. Er ist zugleich ein Film, der mir im Nachhinein mit etwas Abstand deutlich besser gefällt, als damals, kurz nachdem ich ihn gesehen habe. Wovon ich bereits damals schon begeistert war, ist die erste Hälfte des Films, die einige wirklich schwierige moralische Fragen aufwirft. Denn es wird sehr rasch klar, dass Elli – ein Roboter in der Gestalt eines jungen Mädchens – dafür geschaffen wurde, dass Georg seine sexuellen Gelüste gegenüber seiner eigenen Tochter ausleben kann. Die Gretchenfrage ist hierbei: Ist das in Ordnung? Immerhin ist Elli ja "nur" ein Roboter. Allerdings: Wenn sie mit den Erinnerungen an seine echte Tochter gefüttert ist, inwiefern spiegelt ihre Programmierung auch deren Persönlichkeit wider, und macht sie somit eben doch zu einem empfindsamen Wesen? Darf ein Roboter überhaupt für etwas verwendet werden, dass, wenn man es einem echten Menschen antun würde, illegal wäre? Die moralischen Fragen, die "The Trouble With Being Born" in der ersten Hälfte aufwirft, könnte ganze Doktorarbeiten füllen – und waren für mich auch ganz klar das Spannendste am Film.

Ganz davon abgesehen ergibt sich aufgrund von Georgs Umgang mit dem Elli-Roboter natürlich auch unweigerlich die Frage, was mit der ursprünglichen Elli geschehen ist. Eine spätere Szene scheint darauf eine Antwort zu geben, ich selbst war mir allerdings nicht sicher, wie "ernst" wir diesen Moment nehmen sollten, und ob es sich hierbei nicht vielmehr um einen Traum bzw. eine Wunschvorstellung von Georg gehandelt hat. Auch dies fand ich spannend. Und generell fand ich die erste Hälfte des Films sehr herausfordernd (ich fühlte mich hier teilweise an einen anderen starken österreichischen Film mit ähnlicher Thematik, "Stillleben", erinnert). Leider aber fand ich die zweite Hälfte des Films dann deutlich schwächer. Zwar ist es nicht uninteressant, wie Sandra Wollner hier dann den sexuellen, physischen Missbrauch durch Georg in Relation durch den psychologischen Missbrauch durch Frau Schikowa – die Elli nicht nur eine männliche Gestalt zwingt, sondern ihr auch versucht, die Erinnerungen an ihren eigenen Sohn einzuimpfen, und damit ihre Programmierung/Persönlichkeit quasi zu überschreiben) in Relation zueinander setzt. Ich schätze auch Ingrid Burkhard als Schauspielerin ungemein, und fand es dementsprechend sehr schön, sie in diesem Film zu sehen. Und doch mäandert die zweite Hälfte des Films dann doch ziemlich vor sich nicht. Das Problem ist dabei weniger, dass das Erzähltempo auf einmal langsamer wäre, weil die erste Hälfte war auch schon sehr geruhsam erzählt, als vielmehr, dass mich alles rund um Georg und Elli nun mal inhaltlich wesentlich mehr ansprach, während ich die zweite Hälfte dann doch mit nur eher verhaltenem Interesse verfolgte. Und so begann sich "The Trouble With Being Born" leider zunehmend zu ziehen. Das Ende ist dann zwar wieder sehr spannend. Und generell bietet der Film auch abseits der aufgeworfenen moralischen Fragen noch ein paar sehr interessante Denkansätze. So kann man das Geschehen durchaus so interpretieren, dass letztendlich auch wir "Roboter" sind, die ihrer "Programmierung" (unseren Erinnerungen, Bedürfnissen und Verhaltensweisen) nicht entkommen können. Dass ich mich in der zweiten Hälfte dann aber zunehmend mehr mit potentiellen Logiklöcher beschäftige (wie z.B., ob diese individuell gestalteten Roboter echt nicht mit einem GPS-Tracker kommen, mit dem man – analog zur iPhone-Suche – ihren Standort auslesen kann; oder auch, ob es eine Möglichkeit gibt, sie – wenn sie so wie hier gestohlen werden – quasi auf die Werkseinstellung zurückzusetzen), als der Story an sich, macht deutlich, dass mich diese in dem Teil dann leider nicht mehr ganz so zu packen vermochte.

Fazit: Szenenbild. Nachdem ich mich ans doch etwas eigenwillig (und beliebig) wirkende Bildformat gewöhnt hatte, fand ich "The Trouble With Being Born" sehr interessant, und aufgrund der sich aufdrängenden moralischen Fragen auch zunehmend fordernd. Weil diese eine bestimmte, frühe Offenbarung war zweifellos sehr arg. Insofern fand ich es schade, dass der Film eben diese spannende Thematik in der zweiten Hälfte dann völlig aus den Augen verlor, und eine gänzlich andere Richtung einschlug, die ich um einiges weniger interessant fand. So sehr ich Ingrid Burkhard auch schätze, und auch wenn es hier ebenfalls noch interessante Ansätze gegeben haben mag, dahingehend, wie uns bestimmte Ereignisse aus der Vergangenheit nie loslassen; zumindest was das betrifft, so scheint Sandra Wollner zu sagen, unterscheiden wir uns letztendlich nicht von diesen Robotern, denen bestimmte Erinnerungen und Verhaltensweisen einprogrammiert wurden, und die aus diesen auch nicht ausbrechen können. Und doch begann er sich in der zweiten Hälfte für mich dann leider zunehmend zu ziehen, und drängten sich statt der in der ersten Hälfte dominierenden moralischen Fragen vielmehr einige potentielle Logiklöcher in den Vordergrund – was ich doch ziemlich schade fand. Letztendlich halte ich ihn jedenfalls – leider – als (spannenden, moralischen) Denkansatz besser und gelungener, denn als Erzählung/Film.

Wertung:5 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2021 eksystent filmverleih)


Weiterführende Links:
Advent-SPECiAL 2021





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