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Ein emotional mitreißendes, modernes Märchen Kategorie: Filme - Autor: Bettina Schwarzkopf - Datum: Mittwoch, 24 November 2021
 
 
Die Schöne und das Biest
Originaltitel: Encanto
Produktionsland/jahr: USA 2021
Bewertung:
Studio/Verleih: Walt Disney Pictures
Regie: Jared Bush, Byron Howard & Charise Castro Smith
Produzenten: U.a. Yvett Merino & Clark Spencer
Drehbuch: Charise Castro Smith & Jared Bush
Filmmusik: Germaine Franco
Kamera: Alessandro Jacomini, Daniel Rice & Nathan Detroit Warner
Schnitt: Jeremy Milton
Genre: Fantasy/Komödie
Kinostart Deutschland: 24. November 2021
Kinostart USA: 24. November 2021
Laufzeit: 99 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 0
Trailer: YouTube
Kaufen: Noch nicht erhältlich
Mit: Stephanie Beatriz, María Cecilia Botero, John Leguizamo, Mauro Castillo, Jessica Darrow, Angie Cepeda, Carolina Gaitan, Diane Guerrero, Wilmer Valderrama u.a.


Gewinnspiel: Bis 05. Dezember 2021 habt ihr bei uns die Chance, eines von zwei Fan-Paketen zum Film zu gewinnen. Jetzt mitmachen!

Kurzinhalt: Versteckt in den Bergen Kolumbiens lebt die Familie Madrigal in einem kleinen Dorf namens Encanto. Seit Generation wird dank eines Wunders jedes Mitglied mit einer besonderen Fähigkeit gesegnet – sei es unglaublich stark zu sein, in die Zukunft sehen oder das Wetter beeinflussen zu können. All diese Gaben wurden so verliehen, dass sie der Gemeinschaft in Encanto helfen. Um die besonderen Talente zu verfeinern, schenkt Casita, das magische Haus der Madrigals, jedem Angehörigen einen Raum mit einer unverwechselbaren Tür. Einzig Mirabel bleibt beides verwehrt. Doch ohne Gabe ist sie scheinbar nicht außergewöhnlich genug und kämpft Tag für Tag um die Anerkennung ihrer Großmutter und dem Oberhaupt der Familie. In der Nacht, in der Mirabels jüngerer Cousin seine Fähigkeit in einer zauberhaften Zeremonie erhält, bemerkt sie, wie Casita sich verändert. Die Wände des Hauses bekommen Risse und das Wunder in Form einer Kerze beginnt stark zu flackern. Alarmiert durch dieses Ereignis, unterbricht Mirabel den feierlichen Akt. Doch ihre Großmutter findet Casita wunderschön geschmückt und in einem tadellosen Zustand wieder. Enttäuscht wendet sie sich von Mirabel ab, welche scheinbar aufgrund ihrer fehlenden Begabung nur Aufmerksamkeit erzeugen möchte. Aber Mirabel ist sich sicher, das, was sie gesehen hat, war keine Einbildung. Daher beschließt sie herauszufinden, was hinter ihrer Vision steckt, um die Magie und das Wunder der Familie zu retten…

Review: Szenenbild. Mit "Encanto", dem 60. Animationsfilm der Walt Disney Animation Studios, haben die MacherInnen so ziemlich alles richtig gemacht, was in den letzten Jahren immer wieder versäumt wurde: "Encanto" ist ein lebendiges, mitreißendes, modernes, digital animiertes Märchen mit wunderbarer Musik und zauberhaften Leinwandeindrücken. Das Spektakel wurde von Byron Howard, Jared Bush und Charise Castro Smith inszeniert und geschrieben. Auf den Spuren einer jungen Frau namens Mirabel wird der Zuschauer bereits zu Beginn in die Familiengeschichte auf musikalisch unterhaltsame Weise eingebunden. Während der Fan klassischer Disneyfilme nun vergebens auf den Auftritt des Schurken wartet, geht "Encanto" neue Wege. Im Zentrum der Geschichte stehen umfassende Familienkonflikte, die viel nahbarer und authentischer wirken als der klassische Kampf Gut gegen Böse. Unterstützt durch Magie wird die Erzählung lustiger und für alle Altersschichten zugänglich gemacht.

Angetrieben von dem Verschwinden der Magie der Madrigals, begibt sich Mirabel auf die Suche nach der Lösung, das Wunder zu retten. Doch mit jedem Stein, den sie umdreht, mit jeder Tür, die sie öffnet und wieder schließt, scheint das Problem an Komplexität zu gewinnen und die Geheimnisse innerhalb der Familie größer zu werden. Innerhalb dieses eng gestrickten Rahmens muss Mirabel zudem feststellen, dass die Fähigkeiten ihrer Verwandten oft im Kontrast zu dem stehen, wie sie agieren sollen und wie sie sich selbst dabei fühlen. Dies verdeutlicht dem Zuschauer einmal mehr, dass die Bedrohung nicht wie gewohnt von außerhalb auf das Dörfchen einfallen wird, sondern ein innerer Zwiespalt das kleine Paradies bedroht zu zerstören. Trotz dieser sehr düsteren und deprimierenden Elemente ist "Encanto" ein farbenfrohes, spannendes und humorvolles Märchen, welches sich nach mehr als 80 Jahren immer noch dem klassischen Schema des Außenseiters als Protagonist bedient, dargestellt durch Mirabel Madrigal. Das Mädchen ist äußerst charmant und glaubwürdig, sodass sie sofort das Herz des Zuschauers erobert. Das liegt zum einen an der optischen Gestaltung des Charakters – Mirabel entspricht nicht der klassischen Disney-Schönheit oder der hart gesottenen Disney-Kriegerprinzessin, sondern ist schlicht und ergreifend "eine von uns" – und zum anderen an der Art, wie sie mit ihren Mitmenschen und den eigenen Gefühlen umgeht. Ursprünglich sind genau das die Eigenschaften, mit denen der lustige Side-Kick, der meist auch Zuschauerliebling ist, versehen wird. Umso mutiger finde ich den Schritt, den Disney mit "Encanto" und seiner "Heldin" gewagt hat. Für mich hat es sich ausgezahlt.

Szenenbild. Aber auch die anderen Charaktere und es sind bei Weitem nicht wenige, wirken durch ihre Fähigkeiten, ihrer persönlichen Geschichte und ihren inneren Konflikten sehr authentisch. Nichts von dem, was jede einzelne Person ausmacht – bis auf die Magie natürlich – ist an den Haaren herbeigezogen. Es handelt sich stets um Probleme, die jeden von uns belasten können. Und auch die Madrigals sind auf der Suche nach einer Lösung und vielleicht auch auf der Suche zu sich selbst. Einzig die Tatsache, dass eher die weiblichen als die männlichen Madrigals, da diese angeheiratet sind, eine Gabe erhalten haben, könnte den einen oder anderen Zuschauer nicht gefallen. Um die Handlung nicht zu überladen, verzichteten die Macherinnen weitestet gehend auf zusätzliche Charaktere nebst der recht großen Madrigal-Familie. Offensichtlich gibt es in "Encanto" auch andere Dorfbewohner und Haustiere, welche allerdings nicht vorgestellt werden, sofern sie der Handlung nicht zutragend sind. Somit kann der Film sich ausschließlich auf die Familie konzentrieren.

Die sehr ausgeklügelte Geschichte für sich genommen ist bereits großartig. Umso phänomenaler ist die Tatsache, dass die Grafik und die Musik dem in nichts nachstehen. Die besonderen Fähigkeiten der Madrigals sorgen für eine abwechslungsreiche Bildgestaltung. In jeder Ecke der Leinwand, in jedem Raum von Casita warten kleine, unglaublich liebevolle Details entdeckt zu werden. Die Magie als zentraler Gegenstand springt den Zuschauer förmlich an. So zum Beispiel, wenn Isabela das Haus mit Blumen verziert, wenn Antonio seine Tür öffnet und der Raum sich vor ihm entfaltet oder wenn Pepa ihre Emotionen nicht im Griff hat und die kleine Regenwolke sich aufbläht zu einer Gewitterwolke. Aber auch ohne die ganze Magie ist Casita mit der kleinen Küche, den mit traditionellen Kacheln verkleideten Innenhof oder Maribels einfach eingerichtetes Zimmer wunderschön und gemütlich. Darüber hinaus, wirkt auch das Design der Charaktere durchdacht. Denn jede Person besitzt nicht nur eine Gabe, ihr Körper und ihre Kleidung repräsentiert diese auch. So ist die superstarke Luisa mit prallen Muskeln gesegnet. Dolores, welche noch fernab versteht, was die Dorfbewohner sagen, hat riesige Lauscher. Oder Alma als Matriarchin wirkt durch ihren Gang und ihren teils herablassenden Blick stark und fordernd. Und trotz oder gerade wegen dieser sehr individuellen Umsetzung erkennt der Zuschauer, dass die Madrigals untereinander verwandt sind; also zusammenbetrachtet aus einer Familie stammen. Um noch einmal das Lied zu Beginn des Films aufzugreifen; so wirkt es äußerst einladend und die lateinamerikanischen Rhythmen regen zum Mitwippen auf dem Kinositz an. Dies ist bei allen anderen Songs ebenfalls gegeben – okay vielleicht nicht unbedingt das Mitwippen, aber die Musik ist trotzdem in jeglicher Hinsicht gefällig. Eventuell ist das dadurch bedingt, dass sie bewusst eingesetzt wurde, dass die Liedtexte immer Teil der Handlung sind und an unterschiedlichen Stellen im Film Aufschluss über die inneren Konflikte einzelner Charaktere geben. Es gibt also keinen Zeitpunkt, wo man nicht genau hinhören muss oder es nicht möchte.

Fazit: Szenenbild. "Encanto" ist ein emotional mitreißendes und modernes Märchen, welches wagt neue Schritte zu gehen. Nicht nur in der Gestaltung der Charakter wurden Disney-untypische Persönlichkeitsmerkmale verwendet, sondern auch in der Handlung haben sich die MacherInnen von der klassischen Fehde zwischen Gut und Böse abgewandt. So ist Mirabel, dem einzigen Madrigal-Mädchen ohne Gabe, zwar die Außenseiterin, aber durchweg sympathisch und glaubwürdig. Sie ist die freundliche junge Frau von nebenan, die zu keinem Zeitpunkt wirklich ausgeschlossen ist. Sie ist es auch, die Teil einer Familie ist, die sich liebt, aber im Umgang miteinander versagt hat. Und Sie ist es, die die dadurch entstandenen Familiengeheimnisse aufdröseln will, um das Wunder der Madrigals zu retten.

Wertung:9 von 10 Punkten
Bettina Schwarzkopf
(Bilder © 2021 Walt Disney Pictures)





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