Kurzinhalt:
Das sich über Generationen erstreckende Zuchtprogramm des Bene Gesserit-Ordens, mit dem sie den Übermenschen, den Kwizatz Haderach erschaffen wollen, ist nun da Lady Jessica das Kind von Leto Atreides in sich trägt, in der alles entscheidenden Phase. Um sicherzugehen, dass nichts schief geht und weder Jessica noch dem Kind etwas zustößt, verfügt der Orden, dass Lady Jessica während ihrer Schwangerschaft an den Hof von Imperator Shaddam IV nach Kaitain kommen soll, damit man sie beschützen kann. Noch ahnen sie nicht, dass sich Jessica der Anordnung des Ordens widersetzt hat, eine Tochter zu zeugen, und sie vielmehr dabei ist, Leto einen gemeinsamen Sohn zu schenken. Der Herzog von Caladan unterstützt indes die Kampagne seines guten Freundes, Prinz Vernius, den Planeten Ix von den Tleilaxu zurückzuerobern. Als er mit einer großen Streitmacht loszieht, übersieht er allerdings, dass er damit den Erzfeinden der Atreides, den Harkonnen, die Gelegenheit zu einem verheerenden Angriff auf Caladan eröffnet. Und der geheime Plan von Shaddam IV und seinem engsten Vertrauten, Graf Fenring, geht in die entscheidende Phase: Von den Tleilaxu auf Ix wird verkündet, dass das künstliche Spice, Amal genannt, nun kurz vor der Fertigstellung geht. Und so beginnt der Imperator seinen großen Gewürz-Krieg: Er lässt einen illegalen Spice-Vorrat nach dem anderen vernichten, und steht am Ende sogar kurz davor, Arrakis selbst auszulöschen – auf das in Zukunft alle auf sein künstliches Spice angewiesen sind…
Review:
Grundsätzlich hat mir "Das Haus Corrino" wieder eine Spur besser gefallen als der sehr schwache mittlere Band der Reihe. Zwar bin ich nach wie vor vom extremen Stilbruch im Vergleich zu Frank Herberts Romanen enttäuscht; alles an dieser "Die frühen Chroniken"-Reihe war leider im Vergleich zu dessen Büchern, wo immer die philosophischen Ansätze und Diskussionen dominierten, erschreckend banal. Dafür passierte hier, im Gegensatz zum Mittelteil, wieder etwas, und hatte ich generell das Gefühl, dass alles in dieser Trilogie letztendlich auf das packende letzte Viertel hier hinauslief, angefangen von der Rückeroberung von Ix, dem gerade noch so verhinderten Angriff auf Caladan, bis hin zu Imperator Shaddams Besuch von Dune, mit den er Baron Harkonnen ordentlich in die Bredouille bringt, zugleich aber mit der Auslöschung der dortigen natürlichen Spice-Vorkommen fast eine intergalaktische Katastrophe ausgelöst hätte (da sich sein Vertrauens ins künstliche Spice als unberechtigt herausstellt). All das war wirklich gut. Der Weg dorthin war allerdings sowohl diesmal wieder, als auch insgesamt über die Trilogie betrachtet, zu lang. Etwas enttäuscht war ich zudem, als ich eigentlich erwartet hätte, dass sich die Geschichte in "Das Haus Corrino", so wie bei den Vorgängern, wieder über mehrere Jahre erstrecken würde, und man dementsprechend mit der Erzählung hier näher an "Der Wüstenplanet" heranrücken, ja vielleicht sogar direkt in diesen überleiten würde.
In erster Linie war es aber ein Punkt, der mir "Das Haus Corrino" doch etwas verdorben hat. Weil dass die Bene Gesserit-Schwestern Jessica zwar nach Kaitain holen, weil sie ja eine so entscheidende Rolle im Kwisatz Haderach-Zuchtprogramm spielt, dann aber das Geschlecht des Kindes nicht eruieren lassen (und es auch von den Ärzten nicht erfahren), war derart konstruiert und an den Haaren herbeigezogen, dass es jeder Beschreibung spottet. Das war weniger ein Fall für "Wie dumm kann man sein" als eher "Für wie blöd halten uns die Autoren eigentlich"? Oder auch gerne von absoluter Hilflosigkeit seitens Brian Herbert und Kevin J. Anderson. Ganz ehrlich: Da hätte man sich nun wirklich einen anderen, besseren Grund überlegen können, warum der Orden von Lady Jessica überrumpelt und vor vollendete Tatsache gestellt wurde. Last but not least: Dass sie am Ende denken, ihnen könnte im Zuchtprogramm ein Fehler unterlaufen sein, wollte nicht zur Vision der einen Schwester aus dem Band davor (glaube ich) passen, das wenn der Kwisatz Haderach eine Generation zu früh geboren wird, der Galaxie eine Katastrophe – nämlich der Jihad – droht. Hätten sich die beiden Autoren diese Vision gespart, wäre damit "Das Haus Corrino" schon sehr geholfen gewesen. So aber viel es mir schwer, die Handlung rund um Jessica und den Orden hier ernst zu nehmen.
Fazit:
Zwar wieder besser als der unmittelbare Vorgänger, empfand ich leider auch den dritten Teil der "Die frühen Chroniken"-Trilogie als kein Highlight. Neben dem starken stilistischen Bruch zu Frank Herbert störte ich mich insbesondere am Ablauf der Geschichte rund um Jessicas Schwangerschaft, die ich nicht einfach nur unplausibel, sondern geradezu unglaubwürdig fand. Ohne diesen Kritikpunkt wäre "Das Haus Corrino" möglicherweise sogar der beste Teil der Trilogie gewesen; nicht zuletzt, als ich die Handlung hier kurzweiliger fand, und insbesondere das letzte Drittel dann einiges an Laune machte. Allerdings fand ich es schade, dass man hier nicht etwas direkter in "Der Wüstenplanet" überleitete – sprich auch hier wieder eine Geschichte erzählt hat, die sich über Jahre erstreckte. Zudem kann ich auch dem dritten Teil der Trilogie den Vorwurf der Banalität nicht ersparen. Wem jedoch vielleicht die Geschichten von Frank Herbert schon immer zu schwer, kopflastig und trocken waren, findet mit "Die frühen Chroniken" im Allgemeinen und "Das Haus Corrino" im Besonderen zweifellos eine gefällige Vorgeschichte zum großen SF-Epos "Der Wüstenplanet" vor.
Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel
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