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Das Haus Atreides Drucken E-Mail
Der erste Teil der Prequel-Trilogie zu "Dune" Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 07 November 2021
 
Titel: "Der Wüstenplanet - Die frühen Chroniken 1: Das Haus Atreides"
Originaltitel: "Prelude to Dune: House Atreides"
Bewertung:
Autoren: Brian Herbert & Kevin J. Anderson
Übersetzung: Bernhard Kempen
Umfang: 832 Seiten (D)
Verlag: Heyne (D), Spectra (E)
Veröffentlicht: 01. Mai 2001 (D), 1999 (E)
ISBN: 978-3-453-52159-5 (D)
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Fünfunddreißig Jahre vor den Ereignissen aus "Der Wüstenplanet": Leto Atreides wächst auf Caladan als Sohn des Herzogs Paulus heran. Dieser schickt ihn, damit er etwas mehr von der Welt sieht, zum Planeten Ix, welcher von der befreundeten Familie Vernius kontrolliert wird. Doch nur kurz nach seiner Ankunft wird der Planet von den Tleilaxu – unterstützt von den Truppen von Imperator Elrood Corrino IX – überfallen und übernommen. Zum Missfallen seiner Frau Helena bietet Paulus daraufhin den Kindern von Dominic Vernius, Rhombur und Kailea, Asyl. Ein paar Monate später wird Paulus dann Opfer eines Mordkomplotts, was Leto dazu zwingt, früher als erwartet sein Erbe anzutreten. Baron Vladimir Harkonnen hat indes von seinem jüngeren Bruder Abulurd die Spice-Ernte auf Arrakis, dem Wüstenplaneten, übernommen. Doch die einheimischen Fremen verüben immer wieder Anschläge, um sich gegen die brutalen Unterdrücker zu wehren. Der Planetologe Pardot Kynes wird indes vom Padishah Imperator damit beauftragt, den Planeten zu untersuchen. Dann jedoch fällt Elrood einer Intrige seines Sohnes und dessen engstem Vertrauten Hasimir Fenring zum Opfer, und Prinz Shaddam übernimmt daraufhin den Thron. Und die Bene Gesserit nähern sich der entscheidenden Phase eines Generationen übergreifenden Plans zur Erschaffung des Kwisatz Haderach; doch um ihr Ziel zu erreichen, brauchen sie das Erbgut von Vladimir Harkonnen…

Review: Wenn der erste Prequel-Roman zu "Der Wüstenplanet" dem Original in einem Aspekt in nichts nachsteht, dann ist es der Umfang. Mit 832 Seiten (in der deutschen Taschenbuchausgabe) hat man hier nämlich einen dicken Wälzer vor sich, der es mit den längsten Romanen der "Dune"-Saga aufnehmen kann. Leider aber ist das auch schon das Einzige, wo sich der erste Band von "" mit den Romanen von Frank Herbert messen kann. Zugegeben, von "Gottkaiser" und "Ketzer" war ich selbst auch wenig begeistert. Aber selbst diese zeichneten sich durch einen ganz eigenen Stil aus, den ich hier – wie schon bei "Jäger" und "Erlöser", schmerzlich vermisste. Die besagten beiden Romane profitierten allerdings enorm davon, dass sie an das offene Ende aus "Ordensburg" anknüpfen und die komplette Saga zu einem stimmigen und zufriedenstellenden (wenn auch zu ausgedehnten; die beiden Bücher auf einen Band zusammenzustutzen hätte auch gereicht) Abschluss führten. Hier hingegen handelt es sich um ein Prequel, welches letztendlich nur – für meinen Geschmack viel zu ausführlich – die Vorgeschichte zu "Der Wüstenplanet" darlegt. Und wie schon bei ihren Sequel-Romanen dominiert auch hier ein sehr gewöhnlicher Schreibstil. Das mag "Das Haus Atreides" zugänglicher und massentauglicher machen als Frank Herberts Original-Romane, zugleich aber halt auch deutlich gewöhnlicher. Wie man generell anmerken muss, dass es hier irgendwie an hervorstechenden Ideen mangelt. Bei Frank Herbert hatte man immer das Gefühl, dass die Geschichte und auch die Figuren eigentlich nur Mittel zum Zweck sind, bzw. den Rahmen für philosophische Diskussionen oder auch gesellschaftliche Betrachtungen liefern. Es ging um Imperien – und Personen – die aufsteigen und fallen, um die Entwicklung von Zivilisationen, um Religion, und noch vieles mehr. Von all dem fehlt bei "Das Haus Atreides" leider jede Spur. Dieser ist nämlich vielmehr, ganz im Gegensatz zu Frank Herberts Romanen, enorm plot-getrieben. Und in der Tat, wie man an der Seitenzahl als auch der umfangreichen Inhaltsangabe erkennen kann, als Handlung mangelt es "Das Haus Atreides" nun wahrlich nicht. Letztendlich hat die Story rund um verschiedenste Familien, Fehden, Intrigen und so weiter für mich aber mehr von "Dallas", "Denver Clan", "Falcon Crest" und Konsorten, als von "Dune". Was Frank Herbert dazu wohl sagen würde, dass sein philosophisches Epos hier zu einer Seifenoper im All verkommt?!

Unabhängig davon fand ich die mehr als 800 Seiten auch einfach viel zu lang. Ich fand die hier erzählte Story nur bedingt interessant, und musste mich teilweise richtiggehend durchkämpfen, weil sie sich stellenweise doch ordentlich zieht. Zumal einzelne Entwicklungen auch sehr vorhersehbar waren. Vor allem aber kamen Brian Herbert und Kevin J. Anderson in meinen Augen hier nicht ganz gegen das typische Problem solcher Prequels an, nämlich dass wir den Schlusspunkt, den die Erzählung hier erreichen wird, schon kennen, und dadurch einzelne Entwicklungen von vornherein klar sind. Dementsprechend kommt z.B. auch am Ende, wenn Leto des Angriffs auf ein Schiff der Tleilaxu verdächtigt wird, und ein Prozess abgehalten wird, keine Spannung auf. Zuletzt muss ich als Kritikpunkt auch noch die eine oder andere Entscheidung nennen, wo ich mir nicht sicher bin, ob mir diese gefällt (bzw. was Frank Herbert davon gehalten hätte). So ging bisher wohl nicht nur ich davon aus, dass die Korpulenz des Barons ein Zeichen seiner Dekadenz sein soll (wobei ich eingestehe, dass man dies durchaus auch kritisch sehen kann; Stichwort "fat-shaming"). Hier hingegen erweist sich seine spätere Gestalt als Rache der von ihm vergewaltigten Bene Gesserit-Schwester. Diesen "Twist" kann man mögen – muss man aber nicht. Immerhin, eines muss ich "Das Haus Atreides" attestieren – was dann auch jener Punkt ist, der ihn in meinen Augen doch noch ansatzweise rettet: Wir lernen hier einige wichtige Figuren aus der "Dune"-Saga weitaus besser kennen, als dies bei z.B. "Der Wüstenplanet" (der doch sehr auf Paul fokussiert war) der Fall war. Nicht zuletzt natürlich auch, da einige dort nur relativ kurz vorkamen. Dies betrifft natürlich insbesondere Leto, der in "Der Wüstenplanet" in erster Linie als Vater von Paul, und aufgrund der familiären Bindung zwischen beiden, Eindruck machte, aber als Charakter selbst dort eigentlich kaum zur Geltung kam. Aber auch viele, teils kleine Nebenfiguren aus "Dune" erhalten hier nun deutlich mehr Profil. Das ist immerhin etwas.

Fazit: Von ersten Teil der "Prelude to Dune"-Reihe war ich leider nicht wirklich begeistert. Wie schon bei ihren beiden Fortsetzungen zur "Dune"-Saga – die aber immerhin das Plus hatten, die dort offen gelassene Story zu einem zufriedenstellenden Abschluss zu führen – fällt der im Vergleich zu Frank Herberts Romanen deutlich einfachere Schreibstil aus. Einigen mag dies gefallen, und ich gebe zu, dass "Das Haus Atreides" zweifellos flüssiger und einfacher zu lesen war, als Frank Herberts Romane, die selbst mir teilweise etwas zu trocken waren. Aber mir fehlten die dortigen philosophischen Diskussionen, sowie generell das Gefühl, dass die Story hier eigentlich nur Mittel zum Zweck wäre, um den Leser bestimmte Gedanken zu vermitteln, bzw. auch selbst zum Denken anzuregen. Stattdessen reduzieren Brian Herbert und Kevin J. Anderson den "Dune"-Mythos auf eine Seifenoper im All. Kann man mögen, muss man aber nicht. Zumal ich die Story die sie hier erzählen leider selten bis nie wirklich packend fand (dass der Ausgang der Erzählung bis zu einem gewissen Grad – Prequel-typisch – vorgegeben ist, hilft hier sicherlich auch nicht), und man sich mit über 800 Seiten für meinen Geschmack auch viel zu viel Zeit/Platz für diese nahm. Was ich aber anerkennen kann und muss, und "Das Haus Atreides" doch zumindest ansatzweise rettet: Wir lernen hier Figuren kennen, die in der größeren "Dune"-Saga zwar eine große, wichtige Rolle spielen, dort teilweise aber – teilweise auch story-bedingt – zu kurz kamen. Dies gilt insbesondere für Leto Atreides, aber auch die Vorgeschichte einiger andere Figuren fand ich durchaus interessant. Mir persönlich war "Das Haus Atreides" aber zu banal, als dass er mich ähnlich hätte begeistern können wie die besseren Werke von Brians Vater.

Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel





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