Mit: Vince Vaughn, Anne Heche, Viggo Mortensen, Julianne Moore, William H. Macy, Robert Forster, Philip Baker Hall, Anne Haney, Chad Everett, Rance Howard, Rita Wilson, James Remar, James Le Gros u.a.
Kurzinhalt:
Marion Crane hat ihre Mittagspause mit ihrem Liebhaber Sam Loomis verbracht. Sie würde ihre Beziehung gerne auf die nächste Ebene bringen, dieser wiegelt jedoch nicht zuletzt aufgrund seiner finanziellen Verpflichtungen – leistet er doch Unterhaltszahlungen an seine Ex-Frau – ab. Zurück im Büro, übergibt ein Kunde ihr auf einmal 400.000 Dollar. Ihr Chef weist sie an, diese zur Bank zu bringen. Marion wiederum bittet darum, aufgrund akuter Kopfschmerzen früher ins Wochenende gehen zu können – doch statt das Geld wie angeordnet in einem Safe in der Bank zu verstauen, packt sie vielmehr einen Koffer, setzt sich ins Auto, und fährt los. Als sie müde wird, stellt sie das Auto an den Straßenrand, wo sie dann schließlich von einem Polizisten aufgeweckt wird. Sie beschließt daraufhin, sich ein neues Auto zu kaufen, und setzt ihre Fahrt mit diesem fort. Dann jedoch wird es wieder dunkel, und sie beschließt, in einem Motel einzukehren. Dieses wird von einem etwas seltsam anmutenden jungen Mann namens Norman Bates betrieben, der unter der Fuchtel seiner Mutter zu stehen scheint. Kurz darauf verschwindet Marion spurlos. Ihre Schwester Lila, Sam Loomis, sowie der Privatdetektiv Milton Arbogast, der von ihrem Arbeitgeber angeheuert wurde, um Marion und das gestohlene Geld aufzuspüren, machen sich daran, ihr Verschwinden aufzuklären – was sie schließlich unweigerlich ebenfalls ins Bates Motel führt…
Review:
Zwar sind Remakes selten für ihre Originalität bekannt, aber was Gus van Sant bei "Psycho" gemacht hat, kommt einer kreativen Bankrotterklärung gleich. Es war von ihm wohl als Hommage gedacht, auf mich wirkte es aber einfach nur einfallslos. Ich meine, als Fan-Projekt eines Filmstudenten wäre ein solches fast Shot-für-Shot-Remake von "Psycho" – inklusive einigen Momenten, die direkt aus dem Original entnommen wurden (wie der Gastauftritt von Alfred Hitchcock) – ja vielleicht ganz niedlich, aber dies tatsächlich kommerziell zu vermarkten ist einfach nur zynisch. Was bitte schön ist der Grund, warum sich jemand diese Neuauflage ansehen sollte, statt des Originals? Und kommt mir jetzt bitte nicht mit dem Schwarz/Weiß-Argument. Wer so oberflächlich ist, sich daran zu stören, bzw. allein deshalb keine alten Filme anzuschauen, der hat diese nicht verdient, Punkt. Und von diesem Nicht-Argument abgesehen sehe ich einfach keinen Grund, warum diese Kopie existieren sollte, die selbst in ihren besten Momenten bzw. Elementen die Vorlage kaum erreicht, und dieser im schlimmsten Fall haushoch unterlegen ist.
Letzteres betrifft nicht zuletzt die Besetzung. Ich habe grundsätzlich nichts gegen Vince Vaughn, und beneide ihn (so wie auch Anne Heche) nicht um die Aufgabe, in eine derart ikonische Rolle zu schlüpfen (wobei er es in meinen Augen sogar insofern noch einmal schwerer hat als sie, als Anthony Perkins der Figur seinen Stempel in vier Filmen, und nicht nur einem halben, aufgedrückt hat). Aber seine Darstellung hier kommt leider zu keinem Zeitpunkt an Perkins subtile Performance heran. Anne Heche ist ebenfalls kein würdiger Ersatz für Janet Leigh. Und der Rest der Besetzung macht letztendlich kaum Eindruck; wie die zweite Hälfte hier in meinen Augen generell noch einmal deutlich mehr abfällt, als dies schon beim Original der Fall war. Aber auch optisch, inszenatorisch und produktionstechnisch (man nehme allein das Haus, welches im Vergleich zum ikonischen Original viel zu gewöhnlich und langweilig aussieht) reicht Gus van Sants Remake eigentlich nur dann ans Original heran, wenn es dieses direkt kopiert. Die eine einzige Ausnahme ist die allererste Einstellung, die in der Tat begeistert. Alfred Hitchcock hätte den Einstieg gerne damals schon so umgesetzt, allerdings überstieg dies die damaligen technischen Möglichkeiten, weshalb er immer wieder Schnitte und Überblendungen einsetzen musste. Hier hingegen verfolgen wir die Kamera, wie sie ohne erkennbaren Schnitt ins Hotelzimmer schwebt. Das war schon beeindruckend; nur war halt eben selbst das nicht auf Sants Mist gewachsen, da er letztendlich nur Hitchcocks damalige Wunschvorstellung umsetzte. Und alles, was er an neuen Ideen einbaut, wie die komischen Einblendungen bei den Morden, wirkt eher störend, als dass es den Film aufwerten würde. Womit wir eben wieder bei meiner Einschätzung zurück wären, dass ich echt keinen Grund sehe, warum sich irgendjemand dieses Remake ansehen/antun sollte, statt das Original.
Fazit:
Zugegebenermaßen dominieren bei Remakes ja eigentlich fast immer eher finanzielle als künstlerische Interessen – es ist selten, dass tatsächlich ein Filmemacher gefunden wird, der einen neuen, spannenden Zugang findet (wie z.B. Martin Scorsese bei "The Departed") – aber eine derart kreative Bankrotterklärung wie sie Gus Van Sant hier mit seiner fast 1:1-Kopie von Hitchcocks Klassiker vorgelegt hat, hat selbst im überwiegend unoriginellen Bereich der Remakes Seltenheitswert. Abseits der coolen ersten Einstellung, mit der Van Sant Hitchcocks alten, mit den damaligen technischen Möglichkeiten aber nicht umsetzbaren, Traum verwirklicht, sehe ich nämlich absolut keinen Grund, dieses in praktisch allen Belangen (die Besetzung, die Inszenierung, das Design des Bates-Hauses usw.; einzig die Musik, da de facto ident – nur halt neu eingespielt – hält dessen Niveau) unterlegene Remake dem ikonischen, unvergesslichen Original vorzuziehen – und damit auch keinen (guten) Grund, warum dieser Film existieren muss/soll, und/oder man ihn sich ansehen sollte.