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Zutiefst unangenehmer Rape-Revenge-Thriller Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Donnerstag, 28 Oktober 2021
 
Halloween-SPECiAL

 
Censor
Originaltitel: Violation
Produktionsland/jahr: Kanada 2020
Bewertung:
Studio/Verleih: DM Films/Shudder
Regie: Dusty Mancinelli & Madeleine Sims-Fewer
Produzenten: U.a. Dusty Mancinelli & Madeleine Sims-Fewer
Drehbuch: Dusty Mancinelli & Madeleine Sims-Fewer
Filmmusik: Andrea Boccadoro
Kamera: Adam Crosby
Schnitt: Keine Angabe
Genre: Thriller/Drama
Kinostart Deutschland: Noch nicht bekannt
Internet-Release UK: 25. März 2021
Laufzeit: 107 Minuten
Altersfreigabe: Noch nicht geprüft
Trailer: YouTube (Englisch)
Kaufen: Noch nicht erhältlich
Mit: Madeleine Sims-Fewer, Anna Maguire, Jesse LaVercombe, Obi Abili, Jasmin Geljo & Cynthia Ashperger


Kurzinhalt: Zwischen Miriam und Caleb kriselt es. Die frühere Anziehung ist fort, und die beiden scheinen sich immer mehr voneinander zu entfernen. Trotzdem fahren sie gemeinsam los, um sich mit Miriams Schwester Greta und ihrem Ehemann Dylan in deren Ferienhaus zu treffen. Zwischen den beiden wiederum scheint die Flamme nie erloschen zu sein. Eines Abends bleiben Miriam und Dylan, die sich seit der Schulzeit kennen, allein am Lagerfeuer zurück, als es Miriam spontan überkommt, und sie Dylan küsst. Obwohl sie sich gleich dafür entschuldigt, meint, es sei ein Fehler gewesen, und sofort wieder zu ihm auf Distanz geht, sieht er dies als Einladung, um sie am nächsten Morgen zu vergewaltigen. Miriam ist in weiterer Folge mit der Situation völlig überfordert – und sieht letztendlich nur mehr einen Ausweg: An Dylan auf brutale Art und Weise Rache zu üben…

Review: Szenenbild. Rape-Revenge-Thriller haben im Horrorgenre mittlerweile eine lange Tradition (einer der berühmt-berüchtigsten Filme des Genres ist sicherlich Meir Zarchi's "Ich spuck' auf den Grab"). So wie bei Filmen allgemein und bei Horrorfilmen im Speziellen dominierten aber auch in diesem Subgenre bislang ganz klar die männlichen Einträge. Diese nahmen üblicherweise eine klassisch, männlich-archaische "Auge um Auge, Zahn um Zahn"-Mentalität, und spinnten aus dieser dann brutale Rachedramen, wo man als ZuschauerIn mit der Protagonistin mitfiebern und sie dann anfeuern soll, wenn sie sich für die zuvor erlittene Vergewaltigung bei ihrem Peiniger rächt. In den letzten Jahren fanden dann aber auch zunehmend Regisseurinnen Einzug ins Genre, die an dieser maskulin geprägten Sicht doch etwas rüttelten. Wo Coralie Fargeats "Revenge" noch ein recht klassischer Vertreter war, schlug Anfang des Jahres Emerald Fennell mit ihrem oscarprämierten Werk "Promising Young Woman" schon deutlich andere Töne an.

Auch an "Violation" sticht nun in erster Linie die Art und Weise hervor, wie Madeleine Sims-Fewer der von ihr selbst gespielten Protagonistin die Erlösung/Heilung, die bei solchen Filmen üblicherweise im Mittelpunkt steht und eben durch die blutige Rache am Vergewaltiger erreicht wird, verwehrt. Denn ja, Miriam nimmt in weiterer Folge für die Vergewaltigung durch Dylan bittere, blutige Rache, die von Sims-Fewer auch bis in letzter Konsequenz und mit allen brutalen Details gezeigt wird. Doch auch danach ist es nicht so, als wäre sie auf einmal über den Vorfall hinweg. Vor allem aber macht "Violation" deutlich, dass Miriams Rache letztendlich weniger auf Hass gegenüber ihren Peiniger zurückzuführen wäre, sondern auf Hilflosigkeit: Sie weiß einfach keinen anderen Weg, um sich zu helfen. Immerhin ist es im persönlichen, familiären Umfeld, wenn es einen Bekannten betrifft (und ein Großteil der sexuellen Übergriffe und Vergewaltigungen finden auch in der Tat genau in diesem Kreis statt), noch einmal schwerer, die Vorwürfe öffentlich zu machen, da zur Person ja doch eine gewisse Bindung besteht (weshalb zur sexuellen Gewalt auch noch der Verrat bzw. der Vertrauensverlust in diese Person hinzukommt). Zumal Dylan nicht einsehen will, dass er etwas Unrechtes getan hat, und ihre eigene Schwester ihr ebenfalls nicht glaubt (bzw. es sich vielleicht auch einfach nicht eingestehen will/kann, dass ihr Mann zu so etwas fähig wäre). Und so ist der Rachefeldzug hier eben nicht einfach nur die logische Konsequenz, das "Auge um Auge, Zahn um Zahn", sondern einfach der letzte, einzige Ausweg den sie sieht, und von dem sie sich hofft, mit dieser Tat abschließen zu können – und selbst das will ihr letztendlich, nur rein durch ihren Racheakt, nicht gelingen. Eben dies macht "Violation" zu einer überaus unangenehmen und deprimierenden Erfahrung – lässt ihn aber eben auch aus der Riege an Rape-Revenge-Filmen hervorstechen.

Szenenbild. Neben der durchgehend düster-deprimierenden Atmosphäre, die vom Regie-Duo Dusty Mancinelli und eben Madeleine Sims-Fewer – unterstützt vom atmosphärischen Score von Andrea Boccadoro – erzeugt wird, wissen aber auch die schauspielerischen Leistungen zugefallen, wobei auch hier in erster Linie Sims-Fewer mit einer eindringlichen Performance hervorsticht. Abzüge gibt es in erster Linie für die unnötig verschachtelte Erzählweise, die ich vor allem auch hier teilweise als störend empfand, und die mir den Zugang ein bisschen erschwerte. Gerade auch hier hätte ich denke ich dann doch eine chronologische Erzählweise vorgezogen; das hätte es aus meiner Sicht leichter gemacht, in Miriams Schuhe zu schlüpfen, und mit ihr mitzufühlen und zu -leiden. Ich habe es schon des Öfteren erwähnt: Wenn mein Kopf damit beschäftigt ist, sich die Handlung zusammenzureimen, dann kann ich nicht so recht in diese eintauchen. Und gerade auch "Violation" hätte eben davon profitieren können, statt uns einige Zeit lang fragen zu lassen, was genau am Lagerfeuer denn eigentlich passiert ist. Von diesem nicht unerheblichen Manko abgesehen hat "Violation" bei mir aber definitiv Eindruck hinterlassen.

Fazit: "Violation" reichert das Rape-und-Revenge-Genre um einen weiteren gelungenen – und zudem von einer Frau zumindest mitverantworteten – Eintrag an. Der Film verweigert sich dabei größtenteils den üblichen Klischees. Zwar wird es im weiteren Verlauf durchaus brutal, aber die Erlösung/Heilung, welche die Figuren sonst durch den Racheakt erhalten, bleibt Miriam doch eher verwehrt. Darüber hinaus besticht vor allem die sachlich-unaufgeregte Darstellung der Vergewaltigung, die eben deshalb umso erschreckender (da "alltäglicher") wirkt. Neben Story und Inszenierung bestechen auch die schauspielerischen Leistungen – insbesondere von Sims-Fewer selbst – sowie die eindringliche Musik. Einzig die verschachtelt-unchronologische Erzählweise hat mir nicht gefallen, da sie zumindest mir das Eintauchen in die Handlung, und damit auch das Nachfühlen von Miriams Leid, unnötig erschwerte. Davon abgesehen ist "Violation" aber zwar schwere (und schwer verdauliche), aber dennoch definitiv sehenswerte, Kost.

Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2020 Shudder)


Weiterführende Links:
Halloween-SPECiAL 2021





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