Mit: Sara Canning, Osric Chau, Gracie Gillam & Barbara Crampton
Kurzinhalt:
Claire und Teddy sind Reise-Vlogger, die Kritiken zu Airbnb-Unterkünfte posten, jedoch zuletzt an Abonnementen verloren haben. Mit ihrem jüngsten Bericht über ein abgelegenes Traumhaus mitten in den Wäldern in Nevada hoffen sie, diesen Trend wieder umkehren zu können. Doch bereits bei ihrer Ankunft läuft die Sache nicht rund, funktioniert doch der Code, der ihnen von ihrer Gastgeberin Rebecca genannt wurde, nicht. Zudem handelt sich bei dieser um eine ausgesprochen schrille, überdrehte, schräge, aufdringliche und dann auch zunehmend gruselige Person. Genau darin sieht Claire jedoch ihre Chance, mit ihrem Kanal wieder auf die Erfolgsspur zurückzukehren. Sie will Rebecca aufnehmen und, zusammen mit einem kritischen Bericht, bloßstellen. Teddy ist diese Vorgehensweise zwar nicht unbedingt recht, da er jedoch plant, Claire an diesem Wochenende einen Heiratsantrag zu machen, fügt er sich ihrem Plan – solange sie dieser nur glücklich macht, und sich damit die Wahrscheinlichkeit steigert, dass sie seinen Antrag annimmt. Doch Rebecca ist längst nicht so harm- und hilflos, wie es den Anschein hat…
Review:
"Superhost" rechnet auf durchaus kritische Art und Weise mit Vloggern, YouTubern, TikTokern usw. ab. Nun gebe ich offen zu, mit diesem ganzen Trend wenig bis gar nichts anfangen zu können (mit sehr sehr wenigen Ausnahmen). Möglicherweise bin ich deswegen auch etwas voreingenommen; so oder so muss ich aber bestehen, mit diesem doch eher kritischen Blick auf einer Wellenlänge gewesen zu sein. Wobei ich damit keinesfalls alle Leute, die im Internet mit Videos versuchen Geld zu verdienen, in einen Topf werfen und/oder verdammen will; wie gesagt bin ich auch einfach mit der Materie bei weitem nicht gut genug vertraut, um mir ein (faires) Urteil bilden zu können. Ich denke aber, selbst die größten Fans dieses Internet-Trends werden nicht umhin kommen, anzumerken, dass Claire und Teddy mit die schlimmsten Eigenschaften dieser Video-Blogger in sich vereinen. Eben dies machte für mich auch die erste Stunde doch noch etwas mühsam, da ich einfach mit keinem der beiden etwas anfangen konnte, der Film an dieser Stelle für mich aber den Eindruck erweckte, dass wir uns mit ihnen identifizieren und dementsprechend auch mit ihnen mitfiebern sollen.
Und eben dies hat in meinem Fall halt so überhaupt nicht funktioniert. Claire ist einfach derart egozentrisch, und nur auf Likes und Klicks fokussiert. Andere Menschen – ihr Freund eingeschlossen – scheinen für sie nicht weiter von Belang zu sein, weshalb sie eben auch kein Problem damit hat, die offensichtlich problemgebeutelte Rebecca für ihre eigenen Zwecke auszunutzen und vor der breiten Öffentlichkeit bloßzustellen. Hauptsache, ihre Zugriffszahlen gehen wieder nach oben. Bezeichnend auch, wie fake vieles an ihr ist; nicht zuletzt auch beim Heiratsantrag. Teddy mag im ersten Moment weniger schlimm wirken – ist aber einfach so strunzdumm, naiv, und letztendlich in der Art und Weise, wie er nur auf sich und seine Bedürfnisse schaut (sprich, den Heiratsantrag), dabei es jedoch an jeglichem Gespür für Claire vermissen lässt (und in der Hoffnung auf ein "Ja" auch Claires Pläne im Hinblick auf Rebecca in Kauf nimmt, obwohl er im Gegensatz zu ihr zumindest noch über ein Gewissen verfügen würde, dass deswegen aufschreit), nicht minder selbstbezogen als sie. Eben dies machte zwar zugegebenermaßen die erste Stunde für mich doch noch etwas mühsam – dafür aber die letzte halbe Stunde dann umso unterhaltsamer. Denn zumindest ich gewann den Eindruck, dass man hier dann durchaus Rebecca anfeuern sollte, wenn sie die beiden terrorisiert. Es ist bezeichnend, wenn bei einem Film die mörderische Psychopathin letztendlich die mit Abstand sympathischste Figur im Ensemble ist (wenn dies zugegebenermaßen auch in diesem Fall, mit den teilweise echt unausstehlichen Claire und Teddy, nicht weiter schwer ist). Zwar mag auch Rebecca vereinzelt fast schon etwas zu viel des Guten sein, aber trotzdem: Wann immer sie zu sehen ist, dreht "Superhost" so richtig auf. Gracie Gillam ist in der Rolle einfach großartig, und dominiert den Film. Und so macht "Superhost", nach zähem und teils mühsamen Beginn, insbesondere im letzten Drittel dann doch nochmal ordentlich Laune.
Fazit:
Wenn man so wie ich mit diesen ganzen YouTubern, Vloggern, TikTokern und wie sie nicht alle heißen, nicht viel anfangen kann, sollte einem insbesondere die letzte halbe Stunde von "Superhost" Spaß machen. Wobei er diese genau genommen eigentlich eh schon ab der ersten Minute kritisch aufs Korn nimmt. Dennoch gilt es, die erste Stunde noch so ein bisschen zu durchtauchen, was nicht zuletzt durch die unsympathischen Figuren deutlich erschwert wird – fand ich Claire und Teddy doch überwiegend unausstehlich. Dafür dreht er im letzten Drittel dann nochmal ordentlich auf, und wird man in Form eines überaus launigen Finales für die zuvor aufgebrachte Geduld belohnt. Das schöne dabei ist, dass ich denke, dass der Film letztendlich auch dann funktioniert, wenn man im Gegensatz zu mir nicht auf der Seite von Rebecca, sondern – trotz ihrer Schwächen – auf jener der beiden Reise-Vlogger steht. So oder so wird man beim Finale jemanden finden, den man anfeuern und mit dem man mitfiebern kann. Der Weg dorthin ist aber halt doch ein bisschen zäh und mühsam.