Mit: Annabelle Wallis, Maddie Hasson, George Young, Michole Briana White, Jean Louisa Kelly, Susanna Thompson, Jake Abel, Jacqueline McKenzie, Christian Clemenson, Amir AboulEla, Mercedes Colon, Ingrid Bisu u.a.
Kurzinhalt:
Nur kurz nachdem ihr Mann ihr gegenüber gewalttätig wurde, wird dieser von einem Eindringling ermordet, und Madison schwer verletzt. Für die Polizei ist sie daraufhin logischerweise die Hauptverdächtige – doch der Sachverhalt ist nicht ganz so simpel, wie es im ersten Moment erscheint. Vielmehr ist eine dunkle Präsenz aus Madisons Vergangenheit zurückgekehrt – und diese ist nach dem Mord an ihrem Ehemann noch lange nicht fertig. Zwischen dem Täter und Madison scheint dabei eine Art telepathische Verbindung zu bestehen, muss sie doch die von ihm begangenen Morde als Visionen miterleben. Um ihre Unschuld zu beweisen, und das Töten zu beenden, begibt sich Madison auf eine Reise in ihre eigene düstere Vergangenheit…
Review:
Gleich vorweg: "Malignant" ist sicher nichts für jeden. Ich kann zwar verstehen, dass der Verleih alles daran setzt, ihn als "klassischen" James Wan-Film à la "Insidious" und "The Conjuring" zu verkaufen, angesichts deren Erfolge und Popularität. Dennoch halte ich den/die Trailer – zumindest teilweise – für irreführend, da man sich dort auf die (massenwirksamen) Horrorszenen eben genau im Stil dieser Filme konzentriert. "Malignant" ist aber eben nur zur Hälfte ein geradliniger Grusel-Thriller; die andere Hälfte ist deutlich trashiger, mit einem eindeutigen Augenzwinkern versehen, und insgesamt den Midnight Movies auf diversen Genre-Filmfestivals wie dem SLASH oder dem FFF näher, als der massentauglichen Horror-Standardkost, die üblicherweise breitflächig im Kino ausgerollt wird. Die Bruchlinie liegt dabei ziemlich genau bei der Hauptprotagonistin selbst. Wann immer wir etwas aus Madisons Sicht erleben, finden wir uns in einem recht gewöhnlichen und geradlinigen Gruselfilm wieder. Doch sobald wir von ihr wegschwenken, dominieren dann die bewusst überspitzten, trashigen Elemente. Wan zieht das sehr bewusst und konsequent durch, und schafft so einen interessanten Hybriden – der jedoch eben, wie eingangs erwähnt, sicher nicht für jeden funktionieren wird.
Und doch halte ich diese Vorbereitungsarbeit im Hinblick auf die große Offenbarung, auf die der Film hinsteuert, sowie das generell dann ziemlich abgefahrene Ende, für wichtig. Es wird so schon für viele nicht funktionieren, und bleibt trotz der verhaltenen trashigen Elemente (wenn sich auch diese wie gesagt durch den Film ziehen, und nicht zuletzt der Retro-Einstieg aus Wans Absicht, hier mal keinen geradlinigen Horrorfilm vorzulegen, sondern ihn mit einer ordentlichen Portion Humor, Ironie und bewusster Überzeichnung zu unterlegen, keinen Hehl macht) immer noch ein ziemlicher tonaler Bruch. Zumal die Gruselszenen wieder einmal derart gut funktionieren (Wan versteht es halt einfach, atmosphärische Horrormomente zu erschaffen), dass man in diesen Momenten die bewusst eingestreuten trashigeren Elemente völlig vergisst/ausblendet. Aber ohne diese Vorbereitung wäre ich an besagter Stelle dann wohl ebenfalls hochkant aus dem Film geflogen. So hingegen war man doch irgendwie schon vorgewarnt. Ich bin jedenfalls davon überzeugt, dass "Malignant" mit dieser Offenbarung nicht als klassischer, bierernster Horrorfilm funktioniert hätte, da sich wohl kaum jemand darauf hätte einlassen können. In einem doch eher trashigen, mit Augenzwinkern versehenen B-Movie hingegen fällt es schon wesentlich leichter, sie zu schlucken. Der Nachteil dessen ist dann allerdings, dass auch Szenen wie die Versöhnung am Ende – da sie von vornherein so bewusst überzeichnet sind, dass man sie zumindest in meinen Augen gar nicht ernst nehmen soll – auch keine emotionale Wirkung zu entfalten vermögen. Und doch hat diese ganz eigene (und eigenwillige) Mischung etwas, und lässt "Malignant" aus dem Horror-Einheitsbrei hervorstechen. Ich fühlte mich jedenfalls von ihm von Anfang bis Ende gut unterhalten.
Fazit:
Lasst euch von den Trailern nicht täuschen: Abseits der Gruselszenen rund um (bzw. aus der Perspektive von) Madison ist "Malignant" nämlich kein typischer, geradliniger und ernst gemeinter Gruselstreifen à la "Insidious" und/oder "The Conjuring", wie man sie von James Wan kennt. Vielmehr ist der Film ein rund um eine absurde Grundidee gebautes trashiges B-Movie voller Augenzwinkern, bewusster Überzeichnung, und zum Ende hin auch ein paar ordentlichen Splatter-Einlagen. Und auch wenn der Film eigentlich von Anfang an aus dieser Absicht keinen Hehl macht, sind die tonalen Schwankungen etwas, auf das man sich einlassen können muss. Wans Inszenierung ist jedenfalls sehr überlegt, gerade auch was die tonalen Unterschiede betrifft, und zeichnet sich darüber hinaus auch wieder mit einigen für ihn so typische, ausgefeilte Kamerafahrten aus. Trotz der trashig-humorvollen Elemente schafft er es zudem auch wieder, einige wirklich effektive Gruselmomente auf die Leinwand zu bannen. Die Filmmusik von Joseph Bishara knüpft daran nahtlos an; mal bewusst übertrieben, dann wieder ruhig, und damit die Stimmung der jeweiligen Szene perfekt unterstützend. Und auch schauspielerisch gibt es – gerade auch im Bewusstsein, dass eben auch diese teilweise bewusst überzeichnet sind – keinen Grund zur Klage. Nur eins bedaure ich im Hinblick auf "Malignant": Weil in der Mitternacht-Schiene eines Horror-Filmfestivals – und somit mit dem für diese Art von Film genau richtigen, gut aufgelegten Publikum – hätte er doch nochmal für deutlich mehr Stimmung gesorgt, als "versteckt" im regulären Kinoprogramm; insbesondere, wenn die Besucher, nicht einmal zu Unrecht, einen deutlich gewöhnlicheren und massentauglicheren Film erwarten.