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Star Wars: Rogue One Drucken E-Mail
Der erste – teuer erkaufte – Erfolg der Rebellen Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 20 September 2021
 
Titel: "Rogue One"
Originaltitel: "Rogue One"
Bewertung:
Autor: Alexander Freed
Übersetzung: Andreas Kasprzak
Umfang: 448 Seiten
Verlag: Penhaligon (D), Del Rey (E)
Veröffentlicht: 16. April 2018 (D), 16. Dezember 2016 (E)
ISBN: 978-3-7341-6160-5 (D), 978-0-3991-7845-0 (E)
Buch kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: Jyn Erso wird von der Rebellenallianz aus einem Gefangenenlager befreit. Mit ihrer Hilfe wollen sie Kontakt zu Saw Gerrera aufnehmen und Gerüchten einer neuen Kampfstation des Imperiums auf den Grund gehen. Dafür reist Jyn in Begleitung des Agenten Cassian Andor und dessen Droiden K-2SO nach Jedha, wo Saw jenen Piloten gefangenhält, der eine wichtige Nachricht an die Rebellion vom Todesstern geschmuggelt hat. In eben dieser Nachricht wendet sich Galen Erso an eine Tochter, und erklärt, dass er eine Schwachstelle in den Todesstern eingebaut hat. Wo sich diese genau versteckt, geht aus den Bauplänen hervor, die vom Imperium in einer großen Datenansammlung auf Scarif verwahrt werden. Jyn drängt darauf, die Basis anzugreifen und die Baupläne zu stehlen. Als es ihr nicht gelingt, die Anführer der Rebellenallianz von ihrem Vorhaben zu überzeugen, brechen sie, Andor, K-2SO, der Pilot Bohdi, sowie die beiden auf Jedha aufgelesenen ehemaligen Wächter der Whills, Chirrut Imwe und Baze Malbus, unter dem Kennzeichen "Rogue One" eigenmächtig auf, um die Pläne zu erbeuten…

Review (Kann Spoiler enthalten): "Rogue One" war für mich bislang der mit Abstand beste Film aus der Disney-Ära von "Star Wars" (und zusammen mit "Die letzten Jedi" – auch wenn der sicherlich nicht perfekt war – die einzigen beiden, in denen ich auch wirklich eine Bereicherung des von George Lucas' geschaffenen Universums sehe). Insofern habe ich mich auf die Romanfassung schon sehr gefreut. Umso mehr im Hinblick auf die Produktionshistorie, die ja eigentlich ähnlich problematisch war, wie bei "Solo"; wobei hier halt in meinen Augen ein diesem um Lichtjahre überlegenes Endprodukt herausgekommen ist. Jedenfalls, aufgrund der Reshoots, den Änderungen im Schneideraum erwartete und erhoffte ich mir eigentlich, hier einen Einblick zu erhalten, wie "Rogue One" den ursprünglich hätte sein sollen. Zumindest diesem Anspruch wird die Romanadaption leider nicht gerecht, hatte ich doch vielmehr den Eindruck, diese würde – statt wie das früher üblich war auf (frühe) Drehbuchentwürfe – vielmehr auf die fast fertige Schnittfassung des Films beruhen. So ziemlich der einzige wesentliche Unterschied ist, dass hier die im Trailer angeteaserte kurze Szene mit dem Tie-Fighter, während Jyn Erso auf der Plattform steht, enthalten ist. Es mag auch noch andere kleinere Ergänzungen und/oder Erweiterungen geben, z.B. beim Gespräch zwischen Jyn Erso und Mon Mothma, aber wenn, sind diese derart marginal, dass sie mir nicht weiter aufgefallen sind. Einzig die hier zum Abschluss mancher Kapitel eingebetteten Texte, wie z.B. Nachrichtenverkehr innerhalb des Imperiums, interne Memos und Berichte der Rebellen, sowie am Ende dann ein kurzer Nachruf Mon Mothmas auf Jyn Erso, sind neu hinzugekommen. Ansonsten sind Film und Roman aber praktisch deckungsgleich – womit "Rogue One" einen jener Reize, den solche Filmromane für mich oft ausmachen können, leider nur sehr beschränkt ausspielen kann.

Erfreulicherweise wird dies aber vom schriftstellerischen Talent des für die Adaption gewählten Autors, Alexander Freed, fast vollständig kompensiert. So sehr ich mich auf den Roman von "Rogue One" gefreut habe, so skeptisch war ich doch, da solche actionreichen, aber auch emotionalen, Geschichten (zumindest für mich) oftmals auf der Leinwand (oder dem TV-Schirm) besser funktionieren. Klar kann mich auch ein Buch mal dazu bringen, ein Tränchen zu verdrücken, aber Filme oder Serien tun sich hier, mit ihrer Kombination aus Inhalt, Inszenierung, Musik, schauspielerischen Leistungen usw., ja doch vergleichsweise leichter. Insofern war ich mir unsicher, ob die Geschichte nicht vielleicht, wenn ich ihr nur zulese, nicht mehr ganz so gut für mich funktionieren wird. Und mit einem anderen Autor wäre das vielleicht auch der Fall gewesen. Freed hingegen – von dem ich hier nun mit "Rogue One" zum ersten Mal etwas gelesen habe – versteht es sehr gut, die Vorlage zu nehmen und an das neue Medium anzupassen. Er gibt den Figuren doch noch etwas mehr Tiefe, und setzt sich generell sehr mit ihrem Innenleben auseinander. Wo andere Romanadaptionen von Filmen teilweise wie eine lieblose Wiedergabe des Drehbuchs wirken (und in erster Linie aus den Dialogen sowie einer oberflächlichen Beschreibung der Handlung bestehen), merkt man ihm an, wie er sich bemüht, der durchaus vorhandenen emotionalen Tiefe der Vorlage (mehr als) gerecht zu werden. Darüber hinaus versteht er es aber auch, die Action sehr mitreißend zu beschreiben. Natürlich profitiert er dabei zweifellos davon, dass (bzw. wenn) man den Film gesehen hat, und somit beim Lesen automatisch die passenden Bilder im Kopf entstehen (und als Filmmusikliebhaber hatte ich stellenweise auch den dazugehörigen Soundtrack von Michael Giacchino im Ohr). Und doch muss ich ihm sowohl für die schriftstellerische Qualität des Romans, die Charaktertiefe, aber eben auch die Beschreibung der Handlung/Action, Lob zollen.

Fazit: Eigentlich hatte ich beim Roman von "Rogue One" ja gehofft, einen Einblick in die Änderungen durch die "Pickup"-Dreharbeiten zu erhalten – basieren solche Romanadaptionen doch oft auf (frühe) Drehbuchentwürfe. Jedoch (wie schon bei "Solo", wo die Unterschiede ebenfalls schon kaum vorhanden haben) scheint Alexander Freed hier vielmehr der fertige (zumindest Roh-)Schnitt vorgelegen sein. Was seine Romanadation dadurch aufgrund der mangelnden Unterschiede (zusätzliche/alternative Szenen, usw.) verlor, kompensierte er jedoch durch sein schriftstellerisches Talent. Ich habe mittlerweile doch schon einige solche "novelizations" gelesen, und auch wenn der große (und -artige) Peter David für mich was diese betrifft wohl immer unerreicht bleiben wird, kann sich das, was Freed hier vorliegt, absolut sehen lassen. Er versteht es, den Figuren durch den Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt noch etwas mehr Tiefe als im Film zu verleihen, zugleich aber auch, die Action/Handlung mitreißend zu beschreiben. Natürlich profitiert er hier davon, wenn man den Film schon kennt, und so die dortigen Szenen quasi drüberlegen kann. Aber sein Roman zu bzw. von "Rogue One" ist so gut geschrieben, dass er letztendlich dem Kinofilm (der meines Erachtens immer noch der beste "Star Wars"-Film ist, den uns Disney bislang beschert hat) in nichts nachsteht. Chapeau!

Bewertung: 4.5/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2018 Penhaligon, gestaltet von Elizabeth A. D. Eno)





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