Originaltitel: The Bloody Doors Off Episodennummer: 2x06 Bewertung: Weltweite Internet-VÖ: 24. September 2020 (Amazon Prime) Drehbuch: Anslem Richardson Regie: Eric Kripke Besetzung:
Karl Urban als Billy Butcher,
Jack Quaid als Hughie Campbell,
Antony Starr als Homelander,
Erin Moriarty als Starlight / Annie January,
Dominique McElligott als Queen Maeve,
Jessie T. Usher als A-Train,
Laz Alonso als Mother's Milk,
Chace Crawford als The Deep,
Tomer Capon als Frenchie,
Karen Fukuhara als Kimiko Miyashiro,
Colby Minifie als Ashley Barrett,
Aya Cash als Stormfront,
Shawn Ashmore als Lamplighter,
Andrew Jackson als Love Sausage,
Jason Gray-Stanford als Dennis,
Jordana Lajoie als Cherie,
Nicola Correia-Damude als Elena,
Laila Robins als Grace Mallory,
Goran Visnjic als Alastair Adana,
Christopher Lennertz als Christopher Lennertz,
Ess Hödlmoser als Cindy,
Connie Wang als Deanna,
Simon Henderson als Husband on Flight 37,
Michael Ayres als Jay,
Luis Fernandes als Perp,
Tanner Zipchen als Interviewer,
Gordon Harper als Phillip,
Will Carr als Tim u.a.
Kurzinhalt:
Die Boys haben vom Sage Grove Center erfahren, eine psychiatrische Anstalt, die von Vought betrieben wird. Sie wollen die dort lauernden Geheimnisse aufdecken. Annie, welche die Informationen überhaupt erst besorgt hat, als sie in Stormfronts Unterlagen stöberte, schließt sich ihnen an. Während Hughie, Butcher und Annie – die man zu leicht identifizieren könnte – draußen warten, brechen Frenchie, Mother's Milk und Kimiko in die Anstalt ein. Doch gerade als sie die Daten des Servers kopiert und sich wieder davonschleichen wollen, werden sie vom ausgemusterten Lamplighter, der nun in der Anstalt seinen Dienst verrichtet, entdeckt. Beim darauffolgenden Kampf kommt es dann schließlich zu einer Fehlfunktion, die dafür sorgt, dass sich alle Türen öffnen. Und die im Sage Grove Center gefangenen sind nicht einfach nur gewöhnliche geistig Kranke, sondern vielmehr das Ergebnis der von Vought initiierten und Stormfront angeführten Versuchsreihe, erwachsene Superhelden zu erschaffen – was jedoch bislang immer zu mentaler Instabilität führte. Während die Boys verzweifelt versuchen, im allgemeinen Chaos irgendwie am Leben zu bleiben, und sich dafür wohl oder übel kurzfristig mit Lamplighter verbünden, kommen sich Homelander und Stormfront zunehmend näher…
Review:
Ich kann es nur immer wieder sagen/schreiben: Bei Stormfront/Homelander haben sich ja wirklich zwei gefunden. Das zeigte sich unter anderem gleich zu Beginn wieder, als sie den einen Dieb in der Gasse stellen und brutal ermorden. Danach bekommt Homelander einen kleinen Wutanfall, als ihn Stormfront länger als gedacht warten lässt (da er offenbar von der Anstalt nichts weiß, kennt er natürlich auch den Grund dafür nicht), woraufhin gleich mal der Wohnwagen explodiert. Am Ende erfährt er dann schließlich – und damit auch wir als Zuschauer – die Hintergründe rund um ihre Person. Dass sie 1919 in Berlin geboren wurde, Vought ihr Mann war, sie somit die erste Testperson für Compound-V – vor allem aber natürlich, dass es sich bei ihr um eine richtiggehende Nazi-Braut handelt. Doch obwohl Homelander eine amerikanische Flagge als Umhang hat, scheint ihn dies nicht weiter zu stören – ganz im Gegenteil. Jedenfalls fragt man sich am Ende unweigerlich, wer die beiden nun da sie sich zu ihrem schrecklichen Ziel verbündet haben aufhalten soll – und wie.
Im Mittelpunkt von "Reif für die Klapse" steht aber der Einbruch in eben diese Einrichtung, und hier insbesondere die gemeinsame Vergangenheit von Frenchie und Lamplighter. Ersterer war ursprünglich nur ein normaler Kleinkrimineller (und – so wie seine Freunde – Drogen-Junkie), in einer Welt voller Superhelden bedeutet dies aber natürlich unweigerlich, dass man sich auch überlegen muss, wie man diese außer Gefecht setzt, um sein krummes Ding durchziehen zu können, ohne erwischt zu werden. Sein betreffendes Talent machte dann schließlich die Superhelden-Jägerin Grace Mallory auf ihn aufmerksam. Ein paar Jahre später war er Teil ihrer Truppe, als man Lamplighter als Spion rekrutierte. Doch dieser spielte ein falsches Spiel. Als just am Abend des Anschlags auf Grace, der dann vielmehr ihre Familie traf, Frenchies Freund an einer Überdosis zu sterben drohte, nahm das Unheil seinen Lauf. Die Aufrollung der damaligen Ereignisse, und nicht zuletzt auch deren Bedeutung für die Gegenwart, fand ich enorm spannend. Nicht zuletzt, als nicht nur Frenchie, sondern eben auch Lamplighter von Schuldgefühlen geplagt wird, war es doch nie seine Absicht, unschuldige Kinder zu ermorden. Und auch Frenchie macht am Ende deutlich, dass er noch nicht dazu bereit ist, sich selbst zu vergeben ("What makes you think I want to be left off the hook?"). Eingebettet ist diese wundervolle Handlung wieder einmal in enorm viel Gore, Chaos und Absurdität (der meterlange Tentakel-Schwanz!), als ihr Einbruch in die Anstalt eine überaus blutige Wendung nimmt. Und auch, dass Lamplighter just von Shawn Ashmore gespielt wird, der in der "X-Men"-Filmreihe noch statt mit Feuer vielmehr mit Eis hantierte, wertete die Figur (und die Folge) für mich auf.
Abgerundet wird der wieder einmal überaus positive Gesamteindruck von den netten Szenen zwischen Hughie, Annie und Butcher. Die letzteren beiden sind sich zwar auch am Ende der Folge lange noch nicht grün, haben aber in ihrem Verlauf doch etwas mehr Wertschätzung füreinander gefunden. Vor allem aber eint sie ihre Liebe für Hughie – auch wenn dieser, wie Annie nachdenklich meint, eigentlich zu gut für sie beide ist. Zugleich hoffe ich, dass Annie nicht dabei ist, sich auf einen dunklen Pfad zu begeben. Natürlich kann man sagen, dass ihr Dennis (der mir noch aus "Monk" bekannte Jason Gray-Stanford in einer Mini-Nebenrolle) letztendlich keine andere Wahl gelassen hat, und es notwendig war, um Hughie rasch zu einem Krankenhaus zu schaffen und ihm damit das Leben zu retten. Die Tat an sich war für mich somit, so brutal sie auch war, noch nicht einmal das Problem. Wie sie diese dann aber auf der Fahrt ins Krankenhaus mit einem Schulterzucken abzutun schien, erfüllte mich dann doch ein wenig mit Sorge. Wer zynisch ist, könnte sagen: Bei Homelander hat es einst vielleicht auch so angefangen. Bleibt zu hoffen, dass solche Taten bei Annie die absolute Ausnahme bleiben werden.
Fazit:
"Reif für die Klapse" hat mich wieder einmal bestens unterhalten. Angefangen bei der immer noch höchst bedenklichen Liebesbeziehung zwischen Homelander und Stormfront, über den packenden und wieder mal höchst brutalen Ausbruch in der psychiatrischen Anstalt, bis hin zur Aufrollung der Vergangenheit von Frenchie und Lamplighter. Wunderbar auch die "Golden Girls"-Referenz, sowie das Einspielen der Titelmelodie am Ende. Und auch alles rund um Annie, Hughie und Butcher fand ich spannend; wobei mir die Art und Weise, wie Annie die Ermordung des Autofahrers als notwendiges Übel abtat, doch auch ein bisschen mit Sorge erfüllte. In erster Linie fragt man sich aber am Ende, wie die Welt eine Allianz der beiden Super-Psychopathen Homelander und Stormfront überstehen soll.